10 Jan
Erfahrungsbericht von Nathalie N.

California State University Long Beach


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychotherapie
Studientyp: Masterstudium
Zeitraum: 08/2016 bis 11/-1

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Dieser Erfahrungsbericht handelt hauptsächlich über das erste Semester meines Masterstudiums an der California State University, Long Beach. Da ich zuvor schon ein Auslandsjahr in meinem Bachelorstudium an einer deutschen Universität an der CSUF verbracht habe, werden ein paar Tipps und Erfahrungen von meinem ersten Jahr in den USA mit in diesen Bericht einfließen. Bevor ich etwas detaillierter auf einzelne Bereiche eingehen werde, möchte ich gleich zu Beginn den für mich persönlich wichtigsten Tipps teilen: Ich kann allen zukünftigen Studenten nur ans Herz legen, nicht mit anderen deutschsprachigen Studenten zusammen zu ziehen. Das ist meist die einfachste Lösung und alles andere benötigt mit Sicherheit mehr Zeitaufwand und Geduld, es zahlt sich aber alles extrem aus! Alleine in einem neuen Land zu sein ist oft beängstigend und es hilft, wenn man sich mit anderen Deutschsprachigen die Unsicherheit und neuen Eindrücke teilt. Mit anderen englischsprachigen Studenten zusammen zu wohnen hat mein Jahr jedoch extrem beeinflusst. Aus meiner Erfahrung, freunden sich die meisten Austauschstudenten mit anderen Deutschsprachigen gleich zu Beginn an, was dann jedoch leider dazu führt, dass man viel Zeit zusammen verbringt und hauptsächlich Deutsch spricht. Leider formen die meisten dann auch keine richtigen Freundschaften mit Amerikanern, da sie mit den Deutschen reisen, leben und oft auch ein Auto teilen. Natürlich kommt es auch darauf an, was man von einem Auslandsaufenthalt erwartet. Wenn man aber als Ziel hat, sein Englisch signifikant zu verbessern und das amerikanische Leben richtig kennen zu lernen, sollte man versuchen, viel Zeit mit Amerikanern zu verbringen.

Hochschule

Die CSULB bzw. Long Beach State bietet alles was das Herz begehrt. Prinzipiell habe ich diese Uni als sehr strukturiert und unterstützend kennen lernen dürfen. Im Gegensatz zur Fullerton ist das International Office (welches ein Student im Auslandssemester öfter kontaktieren muss als einer, der das ganze Studium im Ausland belegt) sehr viel besser organisiert und ich habe an der CSULB bis jetzt immer korrekte und schnelle Antwort und Hilfe bekommen. Auch andere Anlaufstellen für Hilfe wie das Graduate Office sind extrem hilfsbereit und zuverlässig. Da mein Studiengang jedoch nur 25 Studenten angenommen hat, sind wir alle sehr eng im Kontakt mit unseren 3 leitenden Professoren, welche uns bei Fragen auch immer zuverlässig zur Seite stehen. Auch der Beginn des Studiums war hervorragend organisiert mit einer Orientierungsveranstaltung des Studiengangs ca. 5 Monate vor Beginn des Studiums und einer Orientierungswoche für alle internationalen Studenten.

Der Campus der CSULB ist sehr groß und schön angelegt. Mein persönliches Highlight ist das neu erbaute Student Recreation and Wellness Center (SRWC), welches fast 24 h am Tag geöffnet ist. Das SRWC bietet jede Menge verschiedener Möglichkeiten an, sich sportlich zu betätigen. Dazu gehören unter anderem eine Kletterwand mit kostenlosen Equipment zum Ausleihen, mehrere Pools, ein 25-Mann-Whirlpool, eine In-Door-Laufbahn, Basketball, Volleyball und Squash Räume, ein riesen Gym und verschiedene Räume, in denen kostenlose Kurse wie Yoga, Kickboxen, Karate, Pilates, Meditationen, etc. stattfinden. Außerdem können Studenten auch 2 kostenlose Stunden mit einem Personal Trainer bekommen. Dazu muss jedoch erwähnt werden, dass das SRWC nur kostenlos für Studenten eines kompletten Studiengangs an der CSULB ist. Studenten im Auslandssemester oder Auslandsjahr müssen rund $30 pro Monat für die Nutzung des SRWC bezahlen.

Studieninhalte

Mein Studiengang Marriage and Family Therapy an der CSULB ist absolut empfehlenswert. Da die CSULB nur 25 bis maximal 28 Studenten pro Jahr in diesem Studiengang zulässt, ist dies der kleinste seiner Art in ganz Süd-Kalifornien. Das kann man deutlich spüren und dies wirkt sich positiv auf die Qualität des Studiums aus. Prinzipiell sind die Kurse sehr klein (20-35 Studenten) und die Inhalte sehr angewandt. Im Vergleich zu Deutschland war das auch an der CSUF schon so der Fall, hängt aber auch etwas vom Studiengang ab. Am Anfang des Semesters wurden wir sofort ins kalte Wasser geschmissen. In unserer allerersten Stunde des Studiums sollten wir sofort unsere Klassenkameraden in den Therapieräumen des Klinikums interviewen, während uns unsere zwei Professoren hinter den verspiegelten Wänden beobachteten.

Für alle Interessenten dieses spezifischen Studiengangs sei gesagt: Ihr werdet bewusst von Professoren bis an eure Grenzen gebracht, was emotional und nervlich höchstwahrscheinlich schwieriger sein wird als das zuvorige Studium, was ihr absolviert habt. Während das an anderen Unis gutmöglich nicht der Fall sein wird, ist dies jedoch unter anderem ein Grund, warum dieser Studiengang besonders gute Therapeuten ausbildet. Von der Orientierungsveranstaltung ab wurde uns verdeutlicht, dass das Ziel nicht ist, durchschnittliche Therapeuten auszubilden und es deswegen schwerer werden wird als an manch anderen Unis. Ehrlich gesagt habe ich das am Anfang nicht zu ernst genommen, da ich mir dachte, dass bestimmt jede Uni von sich behauptet, sehr gut und schwierig zu sein. Nach mehreren Gesprächen mit Studenten aus den älteren Jahrgängen scheint dieses Programm jedoch wirklich im Großraum Los Angeles und Orange County dafür bekannt zu sein, qualitativ hochwertige Praktikanten und Absolventen zu „produzieren“. Den Statistiken zufolge schaffen außerdem 85% der Absolventen den Test des Staats Kalifornien für den Therapeutentitel „MFT“ beim ersten Mal, womit die CSULB die Beste innerhalb Süd-Kaliforniens ist. All diese Dinge habe ich erst nach Beginn des Studiums gelernt, für zukünftige Bewerber könnten das aber hilfreiche Informationen sein.

Allgemein ist zu sagen, dass die Kursnoten zum Großteil aus jeweils mehreren Ausarbeitungen (1-12 Seiten) zustande kommen und zukünftige Studenten sich darauf gefasst machen sollten, viel schreiben zu müssen. Im kostenlosen Writing-Lab kann man diese kostenlos in 45-minütigen Sitzungen korrigieren lassen und nach einem Semester sollten auch deutsche Studenten einfacher englische Ausarbeitungen verfassen können. Prinzipiell müssen im Durchschnitt pro Woche 2 Ausarbeitungen abgegeben werden, was manchmal stressig werden kann. Außerdem muss für fast jeden Kurs zur Vorbereitung jede Woche mehrere Kapitel in Büchern oder Forschungsartikeln gelesen werden, womit man leicht mal auf 400 Seiten pro Woche kommt.

Zukünftige Studenten sollten sich davon aber nicht abschrecken lassen: Es ist auf jeden Fall mehr Arbeit als ein deutscher Studiengang, dafür bestehen die Endnoten in den verschiedenen Klassen jedoch aus so vielen verschiedenen Dingen, dass leichter als in Deutschland eine 1,0 erzielt werden kann. Wenn man alles macht, was von einem verlangt wird, stehen guten Noten nichts im Wege. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass man so gelernte Inhalte viel tiefer verarbeitet und damit viel mehr lernt. Das tolle Verhältnis zwischen den Studenten dieses Studienganges ist außerdem besonders erwähnungswert. Da die Kohorte so klein ist, lernt man sich gegenseitig sehr gut kennen. Die Unterstützung von Mitstudenten, besonders in stressigen Wochen, ist unbezahlbar und wir sind innerhalb eines Semesters schon zu einer kleinen Familie geworden. Besonders für internationale Studenten ist dies ein riesen Plus!

Freizeit & Spaß

Da ich mir sicher bin, dass andere Erfahrungsberichte von Studenten an der CSULB sich in diesem Punkt sehr einig sind, werde ich nicht allzu viel auf diesen Punk eingehen. Dennoch gehört die Lebensqualität hier in Süd-Kalifornien zu einem der top Gründe, hierher zum Studieren zu kommen. Vor allem Leute aus Deutschland, die es nicht gewohnt sind jeden Tag warmes Wetter, Sonne und Meer zu haben, werden all das noch viel mehr schätzen. Auch wenn man sich mit der Zeit etwas daran gewöhnt, fühlt sich für mich immer noch jeder Tag etwas wie Urlaub an. Auf dem Weg zur Uni rein zufällig am Meer vorbeifahren und Delfine schwimmen zu sehen, Palmen an jeder Ecke, oder abends für einen kleinen Spaziergang zum Strand sind hier alltägliche Erlebnisse, von denen ich davor noch nicht einmal hätte träumen können.

Die Menschen hier sind super hilfsbereit und offen, wodurch man schnell Anschluss findet und gemeinsam tolle Erlebnisse erfahren kann. Das Essen ist auf jeden Fall teurer als in Deutschland, wenn man nicht plant, sich nur von Fast Food zu ernähren. Dafür gibt es jedoch unschlagbar leckeres Essen mit extrem großer Auswahl. Außerdem gehören für viele junge Leute, besonders natürlich für internationale Studenten, kleine Wochenendtrips zu nahen (oder auch weiteren) Destinationen zum Lifestyle.

Long Beach selbst ist aber auch eine tolle Stadt. An der 2nd Street findet man viele Restaurants, kleine Geschäfte und Bars. Außerdem ist der Strand (leider ohne Wellen) auch sehr nahe. In meinem Austauschjahr an der CSUF habe ich lustigerweise viel mehr Zeit in Long Beach verbracht als ich es jetzt mache. Da konnte ich aber besonders Long Beach Downtown und 2nd Street kennen und schätzen lernen. Grundsätzlich würde ich Studenten, welche für ein ganzes Studium an der CSULB sind jedoch empfehlen, dorthin zu ziehen, wo es ihnen ab besten gefällt. Ohne Auto ist man in Süd-Kalifornien eh total unflexibel bis fast schon aufgeschmissen (obwohl Long Beach ein sehr gutes öffentliches Verkehrssystem hat, im Vergleich zu fast allen anderen Städten) und für mich hat es sich gelohnt, etwas weiter weg von Long Beach zu ziehen und dafür etwas mehr Verkehr in Kauf zu nehmen.  

Insgesamt kann ich ein Studium an der CSULB und die Zusammenarbeit mit College Contact als Unterstützung nur wärmstens empfehlen.