29 Dez
Erfahrungsbericht von Nadine M.

University of Newcastle


Stadt: Newcastle
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Marketing
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 06/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Hamm-Lippstadt HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Von Juli bis Dezember 2016 hatte ich die Chance, im Rahmen eines Auslandssemesters an der University of Newcastle in Australien zu studieren. Nach langer und aufwendiger Vorbereitungszeit fing das nächste Semester in Newcastle, anders als in Deutschland, schon ab Mitte Juli an und so ging das Abenteuer Australien für mich direkt nach den Prüfungen des 4. Semesters los.

Im Rahmen meiner Vorbereitung fiel meine Entscheidung schon früh auf eine Unterbringung On-Campus, da mir dies als beste Möglichkeit erschien, schnell Kontakte zu knüpfen und Teil des Unilebens zu werden. Nach meiner Ankunft lernte ich so bald die ersten australischen Kommilitonen kennen und freundete mich mit meinen Mitbewohnern an. Besonders zu schätzen wusste ich dabei die Hilfe und auch die vielen Tipps, mit welchen mir die Eingewöhnung in dem mir unbekannten Land um einiges leichter fiel. Während einiger Orientierungsveranstaltungen für internationale Studenten lernte ich außerdem nicht nur andere Deutsche, sondern auch und vor allem Studenten aus den unterschiedlichsten Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, China und Schweden, kennen. Dies brachte mir neben der australischen auch viele andere Kulturen näher. Unterschiede zur Heimat wurden tagtäglich verglichen und man erkannte gleichzeitig zahlreiche Gemeinsamkeiten. Aber nicht nur die internationalen Studenten, sondern insbesondere meine Mitbewohner interessierten sich sehr für Deutschland. Oft durfte ich Fragen beantworten, die von unserer Sprache über unseren Unialltag bis hin zu unseren Schnitzeln reichten. Ich kann sagen, dass mir dies auch mein eigenes Land nochmal aus einem anderen Blickwinkel nahegebracht und meine Englischkenntnisse auf einige spannende und unterhaltsame Proben gestellt hat.

Während meines Auslandssemesters habe ich die folgenden drei Kurse belegt: „Academic Language Skills For International Students“, „Cross-Cultural Management And Negotiations“ und „Advertisment And Marketing-Communications Strategy“. Anders als in Deutschland zählt in Australien schon eine Belegung von drei Kursen als Vollzeitstudium, so dass mir mein Stundenplan zunächst ziemlich leer vorkam. Diese Annahme kann ich heute jedoch mit Sicherheit wiederlegen, denn Aufgaben wie Assignments, Mid-Semester-Exams, Quizzes und Etliches mehr gehören für Studenten in Australien zum täglichen Unileben und erfordern ein gelungenes Zeitmanagement. Um auf die von der HSHL für das 5.Semester vorgesehenen 30 CP‘s zu kommen, erstellte ich zudem eine Projektarbeit zum Thema „Der digitale Wandel in Australien“. Inhaltlich befassten sich meine Kurse leider mit einigen mir bereits bekannten Themen. Allerdings brachte mir dies den Vorteil, mich voll auf fachspezifische Begriffe in der englischen Sprache konzentrieren zu können und auch die Erstellung einiger Essays wird für zukünftige berufliche Korrespondenz von außerordentlichem Vorteil sein. Die belegten Vorlesungen ergänzten mein vorhandenes Wissen zudem um einige interessante Aspekte, die sich vor allem auf internationale Märkte beziehen. Im Rahmen meiner Analyse des digitalen Wandels in Australien war es mir außerdem möglich, dessen Einflüsse in Australien mit denen in Deutschland zu vergleichen und so vorhandene und neu gewonnene Kenntnisse zu kombinieren.

Doch das Leben in Newcastle unterscheidet sich nicht nur bezüglich des Lehrplanes von dem in Hamm. Auch der Unialltag selbst weist einige Dinge auf, die ich von Deutschland so nicht gewohnt war. So gab es auf dem, aus meiner Sicht, riesigen Campus nicht selten „Free Food“ oder Musik und auch, dass die Mittagspause in einem Sonnenstuhl verbracht wurde, war für mich eine positive Überraschung. Dinge wie diese machten es für die Studenten leichter, abzuschalten und auch die typische „Flucht nach Feierabend“ habe ich in Australien selten gesehen, da Studenten oft noch geblieben sind, um in der Bibliothek Dinge zu erledigen. Im Endeffekt lenkten die lockeren Events also nicht ab, sondern förderten das Leben auf dem Campus.

Im Allgemeinen kann ich behaupten, recht gut mit der fremden Sprache zurechtgekommen zu sein, denn abgesehen von den erwarteten Schwierigkeiten mit spezifischeren Vokabeln ist es mir vor allem schwer gefallen, meine Muttersprache und das Englische nicht andauernd zu kombinieren. Dies sehe ich allerdings eher als Zeichen dafür an, dass ich immer weniger über meine Worte im Englischen nachdenken musste und eine gewisse Routine bei der Verwendung dieser Sprache entwickelt habe.

Wenn man ein halbes Jahr auf der anderen Seite der Welt studiert, muss man natürlich auch einige Hindernisse überwinden. Von kleineren Problemen wie Verständnisschwierigkeiten bis hin zu größeren Katastrophen (das Streiken der Kreditkarte), alle Situationen müssen irgendwie geregelt werden. Dabei hat mir nicht nur die australische Gelassenheit („No worries!“), sondern vor allem auch die Tatsache geholfen, dass meine Familie nicht sofort zur Stelle sein konnte. Das mag erst einmal komisch klingen, doch Zuhause ruft man bei Schwierigkeiten schnell einmal die Eltern an, aber in Down Under nutzt einem das eigentlich wenig. Also lernt man zwangsläufig, ruhig zu bleiben, nachzudenken, Probleme zu lösen und erst dann die Daheimgebliebenen mit im Nachhinein doch spannenden Geschichten zu konfrontieren. Ich muss sagen, dass ich in diesem Punkt wohl am meisten gewachsen bin. Schon vor meiner Zeit in Newcastle habe ich mich als selbstständige Person angesehen, doch erst durch die nicht immer ganz so kleinen Hindernisse, die ich in meinem 5. Semester zu überwinden hatte, kann ich wirklich behaupten, meine Selbstständigkeit unter Beweis gestellt zu haben.

Natürlich bin ich auch auf einige kulturelle Unterschiede gestoßen. Nicht nur, dass auf dem fernen Kontinent die Läden andere Öffnungszeiten haben, sondern insbesondere die Mentalität der beiden Nationen unterscheidet sich mehr als man auf den ersten Blick meinen mag. So werden Lehrkräfte geduzt, E-Mails beginnt man mit einem lockeren „Hi“, Pünktlichkeit wird nicht ganz so ernst genommen und Probleme werden zunächst einmal mit einem „No worries, mate!“ abgeschwächt. Die Mehrheit der Australier strahlt eine Grundgelassenheit gepaart mit einer allgemeinen Freundlichkeit aus, die einen als Deutschen schon das ein oder andere Mal verwundert. Für mich persönlich waren besonders das Ignorieren meiner deutschen Pünktlichkeit und das Abweichen des von Zuhause gewohnten Umgangs mit Lehrkräften und Unbekannten nicht immer einfach. Doch mit der Zeit habe ich auch diese Aspekte der australischen Kultur zu schätzen gelernt und versuchte sie mit meinen Gewohnheiten zu kombinieren.

In dem vergangenen halben Jahr habe ich außerdem so viel Zeit wie möglich damit verbracht, zu reisen. So habe ich die Semesterferien dafür genutzt, von der Ostküste, in den Norden und in die südlichen Ausläufer des Outbacks zu gelangen. Vor allem letzteres hat mich sehr beeindruckt, da es eine unendliche Weite mit viel ruhiger Natur aufweist, wie ich sie von Europa nicht kenne. Ein für mich schier unbeschreibliches Erlebnis war es außerdem, Tiere wie Kängurus, Adler, Pinguine oder Wale außerhalb von Gehegen, in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Aber auch die vielen anderen Reisenden, die ich während meiner Trips kennengelernt habe, haben mich fasziniert. Man trifft Menschen mit den unterschiedlichsten Geschichten und Plänen und findet mit den meisten sofort Themen, über die man sich stundenlang unterhalten kann. Das Wissen, das ich auf diese Weise über die verschiedensten Länder und deren Einwohner angesammelt habe, hätte ich ohne mein Auslandssemester wohl nie erlangt.

Nun neigt sich meine Zeit in Newcastle dem Ende und neben der Vorfreude, die Familie und Freunde wieder außerhalb eines Computers zu sehen, stellt sich doch ein mulmiges Gefühl ein. In den vergangenen vier Monaten habe ich vieles an Australien zu schätzen gelernt und Freunde gefunden, die bald mehr als nur eine Flurlänge entfernt sein werden. Ich weiß, dass ich diese Dinge vermissen werde und auch, dass ich vieles Zuhause wohl mit einem anderen Blickwinkel betrachten werde. Zudem wird man erst wohl in der gewohnten Umgebung feststellen, inwiefern man sich nun wirklich verändert hat und auch wie dies das Leben in Hamm beeinflusst.

Zum Schluss wollte ich Ihnen noch einmal danken! Danke, dass Sie mir geholfen haben, meinen Wunsch von einem Auslandssemester zu verwirklichen. Und danke, dass ich die Möglichkeit hatte, all diese Dinge zu erleben und so viele neue Menschen kennenzulernen! Das halbe Jahr in Australien wird mich wohl mein restliches Leben, sowohl in akademischer als auch in privater Hinsicht, prägen und ich bin froh, diese Chance erhalten zu haben.