Mahidol University
Vorbereitung
Bei der Bewerbung und Vorbereitung meines Auslandsaufenthalts als Freemover hat mich die Organisation College Contact unterstützt. Hierbei hatte ich kompetente Ansprechpartner, die immer schnell eine Antwort auf jede Frage hatten. Dadurch war der Bewerbungsprozess schnell und unkompliziert.
Für das Visum kann man einfach in Deutschland zum Konsulat (z.B. in Stuttgart) gehen und dort wird das Visum direkt ausgestellt. Ich habe das Multiple-Entry Visum für 150€ erworben, um gewisse Flexibilität beim Reisen zu haben.
Eine Wohnung habe ich mir vorab über das Internet gesucht, was kein größeres Problem darstellte. Allerdings haben sich viele Studenten auch erst vor Ort problemlos eine Wohnung gesucht und zahlten am Ende einen geringeren Preis für vergleichbare Wohnungen. Das ist also durchaus zu empfehlen.
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Studium (Hochschule & Kurse)
1. College of Management Mahidol University (CMMU)
Ich habe am College of Management an der Mahidol University (CMMU) am International Program Master in Management teilgenommen. Im Gegensatz zum Thai-Program ist die generelle Unterrichtssprache hierbei Englisch was die Kurswahl im Vergleich zu anderen Universitäten deutlich erleichtert. An diesem Programm, das in etwa einem MBA entspricht, haben seit 1997 über 3000 Studenten teilgenommen. Die Mahidol University gehört in verschiedenen Rankings jeweils zu den Top 3 Universitäten in Thailand und genießt einen exzellenten Ruf im Land. Ca. 80% der Studenten arbeiten während des Studiums bereits Vollzeit in Unternehmen und haben teils schon beachtliche Berufserfahrung.
Durch eine Spezialisierung auf Entrepreneurship am College gibt es besonders viele Studenten, die schon ihr eigenes Startup oder ihre eigene erfolgreiche Firma leiten, was sehr beeindruckend für mich war. Um dies zu ermöglichen, finden die Kurse abends und am Wochenende statt. Das Niveau meiner Kurse war im Gegensatz zu manchen Befürchtungen absolut auf dem Niveau meiner deutschen Fachhochschule. Die Kurse waren zum Teil durchaus anspruchsvoll. Allerdings variiert das Niveau von Kurs zu Kurs und wer von einer deutschen Universität kommt, wo insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften sehr viel verformelt ist, der wird sich hier leichter tun. Die Kurse hatten in der Regel 3 Vorlesungsstunden pro Woche und erheblichen Vorbereitungsbedarf zuhause – es gab 3 Thai Credits (6 ECTS) pro Kurs.
Während meiner Zeit am CMMU waren ca. 50 internationale Gaststudenten vor Ort, vornehmlich aus Deutschland (LMU, Mannheim), Frankreich, Belgien, der Schweiz (Universität St. Gallen) und Dänemark (Copenhagen Business School). Die thailändischen Studenten waren durch die Berufstätigkeit leider sehr beschäftigt und dadurch hatte man mehr Kontakte mit anderen Austauschstudenten als mit den Thais – jedoch gab es auch mit den Thais genügend freundschaftliche Beziehungen.
2. Financial Management
Der Kurs Financial Management wurde von Dr. Simon Zaby aus Deutschland unterrichtet. Nach Erfahrungen im Familienbetrieb und mit seiner eigenen Beratungsfirma lehrte Dr. Zaby an den Universitäten St. Gallen und Basel in der Schweiz. Seit einigen Jahren lebt er in Thailand und unterrichtet voller Leidenschaft am CMMU. Den Kurs besuchten 30 Studenten, wovon 4 Austauschstudenten waren (13%). Kurszeit war samstags: 13:30 - 16:30 Uhr.
Neben klassischen Inhalten wie Investitions- und Finanzierungsrechnung setzte dieser Kurs Schwerpunkte bei Themen wie Financial Statement Analysis, Financial Planning and Forecasting, Financial Ratios und Working Capital Management. Grundlage für die Bewertung des Kurses waren ein Assignment (15%), ein Midterm Exam (35%), ein Final Exam (40%), ein kurzer Test über ein Kapitel (5%) sowie die Teilnahme an allen Terminen (5%). Das Assignment war zum Thema Financial Statement Analysis. Hierbei wurde in Gruppen ein Jahresabschluss eines Unternehmens ausgiebig in Hinblick auf verschiedene Profitabilitäts-, Liquiditäts- sowie Bonitätskennzahlen analysiert. Es wurden Trends und Strategien analysiert sowie Handlungsempfehlungen abgeleitet. Das Assignment bestand aus einem schriftlichen Teil (ca. 30 Seiten) sowie einer 30-minütigen Präsentation. Meine Gruppe mit 6 thailändischen Mitstudenten hat sich Thai Airways als Gegenstand unserer Untersuchung ausgesucht, was eine sehr spannende Aufgabe war, bei der man selbst viel lernen konnte.
Insgesamt hat mir der Kurs sehr gut gefallen. Auch wenn einige Inhalte für mich persönlich Wiederholung waren, hat es nicht geschadet, diese aus einem anderen Blickwinkel und mit anderen Methoden zu vertiefen. Zusätzlich gab es viele neue Lehrinhalte, die mir in der Form noch nicht bekannt waren. Dr. Zaby gab sich außerdem sehr viel Mühe, dass jeder Student folgen konnte und kam immer gut vorbereitet zum Kurs.
3. International Financial and Management Accounting
Ebenfalls bei Dr. Zaby besuchte ich den Kurs International Financial and Management Accounting. In diesem Kurs ging es hauptsächlich um internationale Rechnungslegungsstandards wie IFRS und US-GAAP sowie um internes Rechnungswesen und Controlling-Methoden wie Budgetierung, etc. Von 17 Teilnehmern waren 4 Austauschstudenten (24%). Die Bewertung des Kurses setzte sich zusammen aus der Anwesenheit (5%), einem Assignment (15%), einem Midterm Exam (35%) sowie einem Final Exam (45%). Der Kurs fand Donnerstagabends von 18:00 - 21:00 Uhr statt.
Bei dem Assignment sollten wir einen Accounting-Skandal in kleinen Gruppen analysieren und Handlungsempfehlungen ableiten, wie so etwas in Zukunft vermieden werden kann. Unsere 5er Gruppe mit 3 thailändischen Studenten und 2 Deutschen suchte sich den Fall Toshiba aus, bei dem durch das missbräuchliche Anwenden von Rechnungslegungsmethoden Milliarden am Fiskus vorbeigeschleust wurden. An diesem Kurs hat mir insbesondere der zweite Teil gut gefallen, der Budgetierung und verschiedene Controlling-Methoden thematisiert hat.
4. Introduction to Business Planning
Dieser Kurs wurde von Dr. Edward Rubesch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston unterrichtet. Dr. Rubesch lebt seit ca. 20 Jahren in Thailand und hat schon viele Startups aufgebaut. Den Kurs besuchten 29 Studenten, wovon 9 Austauschstudenten waren (31%).
Entgegen meiner ursprünglichen Annahme mussten wir in diesem Kurs keinen Business Plan vollständig ausformulieren. Stattdessen ging es anfangs eher allgemein um Entrepreneurship und dessen Erfolgsfaktoren. Im Laufe des Semesters bildeten wir kleine Gruppen, um an einer Start-up-Idee zu feilen, welche am Ende des Semesters vor einem fiktiven Investoren Panel präsentiert wurde. Das Investoren Panel, vor dem wir unseren Pitch hielten, bestand aus ehemaligen Studenten des Kurses, die mittlerweile international erfolgreich sind und teilweise eigene kleine Firmen leiten. Meine Gruppe bestand aus drei thailändischen Studenten, einem Studenten aus Dänemark und mir. Unsere Geschäftsidee war eine App, mit der man mobil bezahlen kann und Rechnungen, in Restaurants oder Taxis, durch einfaches Scannen leicht mit Freunden teilen kann. Bei der Präsentation konnte unser Team überzeugen und gewann den ersten Preis des Wettbewerbs.
Bei diesem Kurs war lange nicht richtig klar, was wirklich von uns erwartet wird und wohin die Reise geht. Jedoch hat mir insbesondere das Ende viel Freude bereitet. Beim Durchspielen einer Geschäftsidee und der Vorbereitung der Präsentation vor potentiellen Investoren hat man unheimlich viel gelernt. Angefangen von der Marktanalyse bis hin zur Finanzplanung gab es außerdem reichlich Stoff für interkulturelle Diskussionen. Kurszeit: samstags, 9:00 - 12:00 Uhr.
5. Consulting Practice: Data to Intelligence
Der Consulting Practice Kurs ging nur die erste Hälfte des Semesters und gab dementsprechend nur 1.5 Thai Credits (3 ECTS). Der Kurs wurde von Amorn Pimanmas aus Thailand unterrichtet. Von 25 Teilnehmern war ich hierbei der einzige Austauschstudent (4%). Der Kurs fand sonntags, 9:00 - 12:00 Uhr statt.
Im Kurs ging es darum, Unternehmensdaten aufzubereiten, zu analysieren und interessensspezifisch darzustellen. Hierzu analysierten wir in kleinen Gruppen gegebene Verkaufs- und Kundendaten einer reellen Firma am Computer. Insbesondere die Analyse mit Excel stand hierbei im Vordergrund. Es gab bei diesem Kurs jede Woche Aufgaben, die zu erledigen waren und so musste man sich hier fast jede Woche nochmal für mehrere Stunden im Team treffen, um die Aufgaben vorzubereiten. Am Ende des Kurses sollten wir unsere Analyse und Empfehlungen, abgeleitet aus den Unternehmensdaten, präsentieren. Ein Augenmerk war hierbei nicht nur bei der visuellen Gestaltung von Charts und Folien, sondern auch bei der Präsentationstechnik.
Bei diesem Kurs hat mir insbesondere das Arbeiten mit Excel viel Spaß gemacht, wobei für mich persönlich hierbei wenig neue Inhalte dabei waren – hier hätte ich mir mehr Vertiefung gewünscht. Allerdings waren auch in diesem Kurs die interkulturellen Erfahrungen bei der Gruppenarbeit sehr wertvoll.
Thailand – Land und Leute
Das CMMU befindet sich in Bangkok (thailändisch offiziell Krung Thep), die Hauptstadt Thailands und das Zentrum einer boomenden Metropolregion mit über 14 Millionen Menschen. Dementsprechend ist die Stadt selbst vor allem laut, heiss und anstrengend. Wenn man sich an das alltägliche Verkehrschaos jedoch einmal gewöhnt hat, bietet die Stadt einem erstklassige Sehenswürdigkeiten, ein aufregendes Nachtleben und einen guten Ausgangspunkt für Ausflüge und Kurztrips ins ganze Land. Mein persönliches Highlight in Bangkok: Ein abendlicher Drink auf einer der vielen Rooftop-Bars!
In Bangkok selbst wird auch das extreme Gefälle zwischen Arm und Reich in Thailand sichtbar. Luxusapartmenthochhäuser schießen wie Pilze aus dem Boden und verdrängen immer mehr die einfachen Wellblechhütten, die inzwischen kaum noch zu sehen sind. Ich selbst habe im Casa Condo Asoke-Dindaeng gewohnt und ca. 400€ für eine 2-Zimmerwohnung bezahlt. Die Anlage ist sehr zu empfehlen, da sie nicht weit vom CMMU entfernt ist und eine wunderschöne Poollandschaft bietet, an der man den ganzen Großstadtstress sehr gut vergessen kann. Mit etwas mehr Recherche und Glück kann man allerdings auch gut Wohnungen für 350€ oder auch billiger finden. An Lebenshaltungskosten sollte man mindestens weitere 450€ pro Monat (ohne größere Shoppingtouren und Kurztrips) einplanen. Die Studiengebühren am CMMU betrugen für mich als Freemover ca. 3000€.
Durch die vielen berufstätigen Studenten hat man oft einen sehr reisefreundlichen Stundenplan, der einem viele Kurztrips in das wunderschöne Thailand erlaubt. Auch anschließend sollte man viel Zeit einplanen, um das Land und die wunderbaren Leute kennenzulernen. Meine persönlichen Reisehighlights waren: Die Similan-Inseln im Süden (unbedingt mit Übernachtung planen) und der Besuch der Nationalparks (Erawan und Khao Yai), in denen man noch echten Regenwald mit einer vielfältigen Flora und Fauna bestaunen kann. Der Norden ist definitiv auch einen Besuch wert.
Die thailändische Bevölkerung ist zu ca. 90% buddhistisch, was sich nicht nur in den vielen schönen Tempeln im Land zeigt, sondern auch in der Persönlichkeit der Menschen. Insbesondere bei der Gruppenarbeit zeigen sich hier kulturelle Unterschiede, da es den Thais häufig schwerfällt, etwas abzulehnen oder offen jemandem zu widersprechen (Gesichtsverlust). So kommt es manchmal vor, dass man denkt, sich in der Gruppe schon auf etwas verständigt zu haben und dann hinterher mitbekommt, dass mit dieser Lösung eventuell nicht alle glücklich sind. Ein besonderes Fingerspitzengefühl und Aufmerksamkeit ist daher bei den interkulturellen Projekten erforderlich. Allgemein sind jedoch die Thais, besonders auf dem Land außerhalb von Bangkok, sehr freundlich und zuvorkommend.
Abschließend lässt sich sagen, dass Bangkok und das CMMU der perfekte Platz für mein Auslandssemester war und ich jedem ein Auslandssemester dort sehr empfehlen kann.