6 Sep
Erfahrungsbericht von Lennard B.

Boston University


Hochschule: Boston University
Stadt: Boston
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 05/2016
Heimathochschule: Hannover FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Eine Info-Veranstaltung meiner Hochschule ließ mich erstmals ernsthaft darüber nachdenken, ein Semester im Ausland zu studieren. Nachdem ich mir einige Gedanken gemacht hatte, wo ich denn gerne studieren würde, entschied ich mich für die Ostküste der USA, genauer für die Boston University. Bei dieser Entscheidung half es mir vor allem, mich mit Kommilitonen aus höheren Semestern über ihre Auslandserfahrungen zu unterhalten, aber auch intensive Gespräche mit Freunden und Familie waren wichtig und nicht zuletzt die Informationen und Erfahrungen, die ich über College Contact erhielt.

Schon während der ersten Info-Veranstaltung und in den vielen Gesprächen wurde immer wieder der hohe organisatorische Aufwand thematisiert. Im Nachhinein kann ich dies nur bestätigen. Ihr solltet euch für die Planung etwa ein Jahr Zeit nehmen. In der Zeit der Vorbereitung, aber auch noch in den ersten Wochen in Boston, galt es vieles zu koordinieren: Vorgezogene Klausurtermine mussten mit Professoren abgestimmt werden, da sich die Semesterzeiten in Deutschland und den USA deutlich unterscheiden, Bedingungen für die Bewerbung mussten geklärt werden und Informationen über Stipendium und Auslands-BAföG mussten eingeholt werden, um nur die Wichtigsten zu nennen.

Bei der Bewerbung an der Boston University hat mir das Info-Paket und der E-Mail-Kontakt mit College Contact sehr geholfen. Nachdem ich in etwa wusste, wie die groben Schritte sind, startete ich mit dem Englisch-Test.

TOEFL-Test

Die Boston University akzeptiert sowohl den IELTS als auch den TOEFL-Test als Nachweis über angemessene Englischkenntnisse. Ich entschied mich für den TOEFL-Test, da Testtermine für diesen Test in meiner Heimatstadt häufiger angeboten werden. Soweit ich gehört habe, unterscheiden sich beide Tests nicht sonderlich in ihren Ansprüchen und auch die Kosten belaufen sich etwa auf das Gleiche. Für den TOEFL-Test habe ich etwa 250€ gezahlt. Zur Vorbereitung auf den TOEFL-Test habe ich mir die offizielle Vorbereitungslektüre in meiner Bibliothek ausgeliehen und diese in etwa 2 Wochen entspannt durchgearbeitet. Der TOEFL-Test besteht aus vier Sektionen – Lesen, Schreiben, Hören, Sprechen – die jeweils gleich gewertet werden. Für jede Sektion habt ihr eine bestimmte Zeit zur Verfügung.

Insgesamt dauert der Test 3 bis 4 Stunden, mit einer 10-minütigen Pause nach den ersten beiden Sektionen. In der Pause könnt ihr auf die Toilette gehen und euch die Beine in einem bestimmten Bereich vertreten, allerdings durften wir das Gebäude nicht verlassen. Wenn ihr während einer der Sektionen eine Pause braucht, gibt es leider keine Möglichkeit die Zeit anzuhalten.

Rückblickend würde ich mich wieder so auf den Test vorbereiten und kein Geld für zusätzliche Materialien ausgeben.

Bewerbung

Für den Bewerbungsprozess an der Boston University stellt euch College Contact ein detailliertes Paket mit Dokumenten und Informationen zusammen. Diese gilt es dann schrittweise abzuarbeiten. Wichtig ist, dass ihr dabei auch immer die Bewerbung für ein Auslandssemester an eurer Universität oder Hochschule in Deutschland im Blick behaltet. Informiert euch hier frühzeitig über Bewerbungsfristen.

Ich habe meinen Auslandsaufenthalt teilweise durch das Hin-Und-Weg-Stipendium (HUW) und durch eine Förderung des Auslands-BAföG-Amtes finanziert. Informiert euch am besten bei eurem International Office über das HUW-Stipendium oder andere Möglichkeiten. Der Antrag auf Auslands-BAföG war eine Qual. Wenn ihr Inlands-BAföG beantragt, kennt ihr euch ja schon etwas mit den Dokumenten aus, dazu kommen allerdings noch jede Menge andere Details, die einzureichen sind. Ich empfehle deshalb, den Antrag so früh wie möglich zu stellen. Viele Dokumente und Informationen, die vom Amt gefordert werden, stehen euch noch nicht zur Verfügung. Teilt denen dann einfach mit, wann diese voraussichtlich verfügbar sein werden. Wichtig ist auch hier, dass ihr die Fristen beachtet. Für das Nachreichen von Dokumenten habt ihr in der Regel 4 Wochen Zeit. Auch wenn ihr kein Inlands-BAföG bekommt, kann es sich lohnen den Antrag zu stellen, da die Richtlinien für eine Auslandsförderung geringer sind als für die inländische.

Visum

Auch für den Antrag des Visums stellt euch College Contact ein Dokument mit allen wichtigen Informationen bereit. Es ist nun schon etwas her, dass ich mich für das Visum beworben habe, aber ich versuche mal das, was ich noch weiß, zusammenzufassen. Zunächst müsst ihr euch online bei zwei US-Portalen anmelden, eines davon, um euer SEVIS-Formular zu beantragen, das andere, um euer F1-Visum zu beantragen. Für das SEVIS-Formular müsst ihr einen Fragebogen beantworten; das hat einige Zeit gedauert. Für das F1 müsst ihr ebenfalls einige Fragen beantworten und anschließend einen Termin mit einem der US-Konsulate in Deutschland vereinbaren. Für beide Formulare müsst ihr an dieser Stelle schon rund $350 zahlen, habt zu diesem Zeitpunkt also am besten schon eine Kreditkarte bereit.

Meinen Termin im US-Konsulat hatte ich in Berlin, da dies für mich am Nächsten war. Je nachdem, zu welcher Uhrzeit euer Termin ist, müsst ihr eventuell eine Übernachtung in der entsprechenden Stadt einplanen. Beachtet jedoch, dass ihr so gut wie NICHTS! mit in das Konsulat nehmen dürft. Das bedeutet: keine Taschen oder Rucksäcke, auch keine Handtaschen, keine Handys oder andere elektronische Geräte, keine Flüssigkeiten, etc... Falls ihr keine Übernachtungsmöglichkeit habt, wo ihr eure Sachen lassen könnt, schließt sie am besten am Hauptbahnhof ein, da es in den Konsulaten keine Möglichkeiten gibt, irgendetwas einzuschließen oder abzugeben (zumindest in Berlin nicht). Ich hatte für meinen Besuch nur eine Tüte mit allen notwendigen Unterlagen und Kleingeld für Bus und Bahn dabei und keine Probleme. Seid etwas früher da (30min), als euer eigentlicher Termin angesetzt ist, da sich am Security-Check meistens eine Schlange bildet. Alles in allem hat der Besuch etwa zwei Stunden gedauert, was sehr schnell gewesen ist.

Wohnungssuche

Die Wohnungssuche in Boston war eine der stressigsten Aufgaben der Vorbereitung. Ich habe mit der Suche etwa zwei Monate vor Beginn des Semesters angefangen und bis drei Tage vor Beginn des Semesters gesucht und bis dahin noch im Hostel übernachtet. Prinzipiell müsst ihr euch allerdings zunächst entscheiden ob ihr On-Campus oder Off-Campus leben möchtet, also ob ihr in einem Dorm-Room der Boston University (On-Campus) wohnen möchtet, oder ob ihr euch auf eigene Faust ein Zimmer in einer WG sucht. Die Preise und Konditionen des On-Campus-Housing findet ihr auf der Website der BU. Die günstigste Option wäre für mich ein Dorm-Room mit zwei bis drei Personen gewesen. Da die meisten Dorms keine Küche haben, sondern nur eine Mikrowelle und einen Kühlschrank, müsst ihr einen Foodplan dazu buchen, mit welchem ihr dann in einer der drei Dining-Halls essen könnt. Auch bei den Foodplans gibt es unterschiedliche Varianten zu entsprechenden Preisen. Die günstigste Kombination hätte mich immer noch $7.500 gekostet.

Da ich gerne koche, mein eigenes Zimmer bevorzuge und möglichst wenig Geld ausgeben wollte, habe ich mich dazu entschieden, mir ein Zimmer in einer WG zu suchen. Leider ist diese Option auch nicht gerade günstig. Boston ist allgemein eine sehr teure Stadt und besonders das Wohnen ist teuer. Im Endeffekt hatte ich Glück und habe ein Zimmer für $650 pro Monat gefunden. Das Zimmer war allerdings in Cambridge und ich hatte somit jeden Tag einen ordentlichen Weg zurückzulegen. Mit Bus uns Bahn zwischen 30 Minuten und 1,5 Stunden, je nach Verkehr und Uhrzeit. Ein Zimmer für $650 ist allerdings extrem günstig! Im Schnitt würde ich sagen, ist eine Miete von $800 pro Monat plus Nebenkosten (je nach Jahreszeit zwischen $50-150) realistisch. Stellt euch dafür allerdings auf eine intensive Suche ein. Ich habe viele Freunde gefunden, die für ihr Zimmer $1000 und mehr gezahlt haben.

Wenn ihr euch also dafür entscheidet, euch ein eigenes Zimmer zu suchen, gibt es mehrere Online-Portale, auf denen ihr suchen könnt. Zunächst empfehle ich euch das Off-Campus-Housing-Portal der BU. Dort bieten BU-Studenten ihre Zimmer zur Übernahme oder Zwischenmiete an. Die Chancen, hier ein Zimmer mit den passenden Daten zu finden, ist groß. Da Mietverträge in den USA mindestens ein Jahr laufen, suchen hier viele Internationals oder Transfer-Studenten nach Nachmietern.

Unabhängig von der BU habe ich noch regelmäßig vier weitere Portale durchsucht: craigslist.com, roommates.com, easyroommate.com und roomster.com. Die Suche auf diesen Portalen kostet etwas Zeit, aber besonders craigslist.com hat viele Angebote. Passt bei der Suche auf Fake-Angebote auf! Lasst euch nicht darauf ein, ein Security-Deposit im Voraus zu zahlen, wenn ihr das Zimmer vorher nicht gesehen habt, oder ihr keine ernsthaft vertrauenswürdigen Dokumente bekommen habt.

Eine weitere Möglichkeit, die ihr nutzen solltet, sind Facebook-Gruppen. Es gibt jede Menge Housing-Gruppen, ob allgemein für Boston oder speziell für BU-Studenten. Ich habe mein Zimmer im Endeffekt über Craigslist gefunden, aber auch erst als ich in Boston war. Mich hat die Wohnungssuche, wie gesagt, sehr gestresst und das wird euch wahrscheinlich auch so gehen, aber ihr könnt euch sicher sein, dass ihr am Ende was finden werdet, auch wenn ihr zum Zeitpunkt eures Abfluges noch keine Zusage für ein Zimmer habt. Im Notfall könnt ihr auch ein Zimmer im ESL Townhouse mieten. Diese sind allerdings sehr teuer ($450 pro Woche).

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Das Auslandssemester

Boston

Boston ist eine sehr schöne Stadt, geprägt von vielen alten Backsteinbauten. Allerdings trotzdem nicht zu vergleichen mit europäischen Städten oder New York. Die Stadt Boston hat etwas über 600.000 Einwohner, zählt man die angrenzende Stadt Cambridge und die Region dazu, kommt man auf über eine Million. Da mein Semester im Januar begonnen hat, habe ich die kalten Monate in Boston mitgenommen. Auch wenn mein Winter vergleichsweise mild war, kann die Temperatur ohne Probleme auf minus 20 Grad sinken und ordentlich schneien. Die kalte Zeit beginnt ähnlich wie bei uns im Oktober/November und zieht sich bis in den April. Dennoch ist auch der Winter in Boston sehr schön, zwar sehr kalt aber vergleichsweise viel Sonnenschein. Der Sommer dagegen ist etwas wärmer als in Deutschland.

Auf mich hat Boston in meinen fünf Monaten doch eher konservativ gewirkt, beispielsweise müssen Clubs, Bars und Pubs per Gesetz um 2:00 Uhr nachts schließen. Trotz der vielen Universitäten und einem hohen Prozentsatz an Studenten, habe ich den studentischen Einfluss auf die Stadt etwas vermisst, was wohl daran liegen mag, dass Studenten und auch die restliche Bevölkerung sehr fokussiert auf ihr Studium oder ihren Job sind. Aber keine Sorge, je nachdem, was ihr sucht, könnt ihr hier auch eure Zeit auf Hauspartys verbringen, oder euch eben ins Studium stürzen.

Auch wenn die Jugendkultur in Boston nicht sehr ausgeprägt ist, hat die Stadt doch einiges zu bieten, was Kunst angeht. Das Museum of Fine Arts ist definitiv einen Besuch wert und für BU-Studenten ist der Eintritt frei. Das Isabell Steward Gardner Museum hat mir persönlich auch sehr gut gefallen. Wenn ihr einige Tage oder Wochen vor Beginn des Semesters anreist, was ich sehr empfehlen würde, bietet der Freedome-Trail, eine Stadtführung entlang der historischen Sehenswürdigkeiten, eine optimale Chance, die Stadt kennen zu lernen. Boston Common und der Public Garden, beides Parks im Zentrum der Stadt, sind Besuche zu jeder Jahreszeit wert. Ich habe es außerdem sehr genossen meine Zeit in den Stadtteilen Beacon Hill und South End oder entlang des Charles Rivers zu verbringen.

Das öffentliche Verkehrsnetz ist für amerikanische Verhältnisse relativ gut ausgebaut. Ich habe mir am Anfang des Semesters das Semesterticket (T-Pass) über die BU bestellt. Das Ticket kostet etwa $260 und ist gültig von Februar bis Ende Mai. Dies lohnt sich allerdings nur, wenn ihr jeden Tag mit der Bahn fahren müsst. Eine reguläre Monatskarte kostet, soweit ich mich erinnere, auch nur $80.

Wie schon erwähnt, ist Boston eher eine teure Stadt. Ich habe monatlich $600 für Essen und Sonstiges (ohne Miete und T-Pass) eingeplant und bin damit mehr oder weniger hingekommen, habe aber auch sparsam gelebt und häufig zu Hause gekocht. Auswärts essen geht in etwa bei $10 pro Mahlzeit los, ein Cappuccino im Café kostet $4-5 und auch die Lebensmittel im Supermarkt kosten häufig mal das Doppelte, von dem, was wir gewohnt sind. Wer sehr günstig Obst und Gemüse kaufen möchte, sollte freitags oder samstags zum Haymarket gehen.

Boston University

Der Campus der Boston University erstreckt sich auf drei Kilometern entlang der Commonwealth Avenue. Die Universität ist in 12 Colleges für die Fachrichtungen unterteilt. Je nachdem, ob eure Heimatuniversität ein Partnerabkommen mit der BU hat, könnt ihr entweder frei aus dem Kursangebot der BU auswählen oder werdet beschränkt auf Kurse eines bestimmten Colleges. Auf dem Campus findet ihr unglaublich viele Sport- und Freizeitangebote, über die ihr euch am besten auf der BU Website informiert. Die wichtigsten Informationen bekommt ihr auch bei der Einführungsveranstaltung am Anfang des Semesters. Ich führe hier kurz die Gebäude des Campus auf, die ich am häufigsten genutzt habe. Die meiste Zeit des Semesters habe ich in der Mugar Library verbracht, wie die meisten anderen internationalen Studenten auch. Mugar ist die Hauptbibliothek der BU. Sie befindet sich relativ mittig des Campus. Direkt neben der Mugar befindet sich die GSU, eine Food Mall der BU. Wenn ihr keinen Foodplan gebucht habt und mittags nicht zum Kochen nach Hause fahrt, werdet ihr wahrscheinlich dort essen. Die GSU bietet neun Stände mit unterschiedlichen Gerichten an. Ihr könnt hier Sushi, Burger, Salate, Sandwiches, Asiatisches, Suppen und andere Sachen bekommen. In der Regel zahlt man für eine Mahlzeit zwischen 6 und 10 USD. Die BU bietet euch außerdem ein Fitnesscenter, das ihr kostenlos nutzen könnt. Dafür müsst ihr zum FitRec (Fitness & Recreation Center) und euch dort an einem der Computer registrieren. Anschließend könnt ihr das komplette Angebot des FitRec nutzen. Dies umfasst das Fitness Center, eine Kletterwand, zwei Schwimmbecken, eine 400m Indoor Bahn, mehrere Basketballplätze und Hallen für andere Sportarten. Auch das Angebot für Outdoor-Sportarten ist enorm, wie ein Ruder- und Segel-Bootshaus. Da ich allerdings im Winter dort war, habe ich nur das Fitness-Center genutzt.

Da meine Hochschule keine Partneruniversität der BU ist, durfte ich nur Kurse des Metropolitan (MET) Colleges wählen. Welche Voraussetzungen genau eure Universität erfüllen muss, um freie Auswahl auch an den anderen Colleges zu haben, weiß ich leider nicht genau. Das MET wurde eigentlich eingerichtet, um Berufstätigen die Möglichkeit zu geben, nebenbei Kurse zu belegen oder einen Abschluss nachzuholen. Zusätzlich werden die Vorlesungen mit internationalen Studenten gefüllt. Dies führt dazu, dass man relativ wenig Kontakt zu amerikanischen Studenten findet. Mich hat es im Nachhinein nicht sonderlich gestört, da ich die Zeit mit den internationalen Studenten sehr genossen habe. Auch unabhängig von der Kurseinteilung würde ich den Zusammenhalt zwischen Internationalen als sehr stark bezeichnen, da doch alle die gleichen Probleme bewältigen müssen, die amerikanische Studenten nicht haben.

Allerdings hatte ich häufig das Gefühl, am MET eine eher zweitklassige Lehre zu bekommen. Einige Studenten, die zuvor an der Questrom School of Business (BU Business College) studiert haben, haben dies immer wieder bestätigt. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, sowohl persönlich am MET als auch aus Erzählungen von Studenten an anderen Fakultäten der BU oder von meinen Mitbewohnern, die an der Harvard, Columbia und Duke studiert haben, dass der wissenschaftliche Anspruch und die damit zusammenhängende wissenschaftliche Genauigkeit um einiges geringer ist, als an europäischen Universitäten und Hochschulen. Dies spiegelt sich zum einen wider in der inhaltlichen Tiefe der Vorlesungen, wobei es häufiger darum ging, möglichst viele Aspekte zu besprechen, als komplexe Modelle zu hinterfragen und zu verstehen. Auf der anderen Seite ist dies an der Gestaltung der Vorlesungen zu merken. Diese sind zum Beispiel weniger durchdacht oder werden nur anhand der Vorgaben eines Buches geplant; Diskussionen fallen kürzer aus und vor allem die Benotung ist zum Großteil willkürlich und subjektiv. Aber keine Angst, damit meine ich eine starke Tendenz zu guten Noten.

Auch wenn der wissenschaftliche Anspruch geringer ist, heißt das nicht, dass man nichts tun müsste. Mit Hausaufgaben, wie Hausarbeiten, Präsentationen oder Lesen und Aufarbeiten von Informationen könnt ihr jede Woche rechnen. Wie intensiv ihr diese Aufgaben wahrnehmt und wie viel Zeit ihr dafür verwendet, ist euch überlassen. An dieser Stelle würde ich empfehlen, genau darauf zu achten, was der Professor für die Assessments, also die Prüfungen zwischendurch, von euch erwartet und mich speziell darauf vorbereiten. Wenn ihr alle Aufgaben in der gewohnten Qualität erledigen wollt, verbringt ihr schnell mehr als 40h in der Bibliothek. Ich habe diesen Fehler gemacht und hatte auch, nachdem ich ihn erkannt habe, Schwierigkeiten damit, die Aufgaben weniger ordentlich zu bearbeiten, sodass ich teilweise doppelt so viel Zeit in der Bibliothek verbracht habe, als einige meiner Kommilitonen. Es gab allerdings auch einige, denen es ebenso erging wir mir, sodass ich schnell Freunde gefunden habe, die meinen Bibliotheksalltag mit mir geteilt haben.

Kurse

Wie oben bereits beschrieben, habe ich meine Kurse am MET belegen müssen. Dafür gibt es auch leider keine Ausnahmen. Ich habe mich im Vorfeld durch das Angebot des MET gearbeitet und die Kurse mit denen verglichen, die ich an meiner Heimatuniversität noch belegen musste, sodass ich mir die Credits dann anrechnen lassen konnte. Dies ist manchmal nicht so einfach, da es auf der BU Website nur sehr kurze Beschreibungen zu den jeweiligen Kursen gibt. Ich habe mir für eine engere Auswahl dann die Syllabi über College Contact schicken lassen. Dies ging ohne Probleme und sehr zügig. Die Syllabi wurden dann individuell von den Professoren an meiner Hochschule geprüft. Bei den an der BU angebotenen Kursen müsst ihr euch zunächst auf das Angebot verlassen, was im vergangen Spring- bzw. Fall-Semester zur Verfügung stand. Welche Kurse dann tatsächlich zu welchen Zeiten stattfinden, wird erst einige Wochen vor Beginn des Semesters bekanntgegeben, sodass ihr dann möglicherweise noch einige Änderungen vornehmen müsst, da Kurse nicht stattfinden oder parallel liegen. Da das MET auch für Abendstudenten ist, finden die meisten Kurse zwischen 18:00 und 21:00 Uhr statt. Dabei kommt es sehr häufig zu Überschneidungen. Für die Kurse an der BU gibt es in der Regel 4 amerikanische Credits, die an meiner Hochschule für 8 ECTS angerechnet wurden. Informiert euch am besten vorher bei eurem International Office, wie viele ECTS ihr für einen amerikanischen Credit bekommt und wie viele Kurse oder Credits ihr mindestens belegen müsst. Ihr könnt eure Auswahl allerdings auch noch an der BU in den ersten Wochen des Semesters ändern. Beachtet dabei allerdings, dass ihr den verpassten Stoff dann natürlich nachholen müsst.

Ich habe mich dann nach dem oben beschriebenen Vorgang für die folgenden vier Kurse entschieden:

MET MG 410 Entrepreneurial Management – Istvan Bonyhay

Diesen Kurs habe ich nicht lange belegt. Ich habe ihn nach der zweiten oder dritten Vorlesung nicht mehr besucht, hauptsächlich, weil ich mit den Methoden des Professors nicht zurechtkam. Leider hatte ich den Dozenten auch in einer anderen Veranstaltung, die ich nicht abwählen konnte, und es stellte sich heraus, dass der Professor tatsächlich sehr schlecht war. Damit ihr euch eurer eigenes Bild machen könnt, werde ich kurz die Situation beschreiben, die mich letztendlich dazu veranlasst hat den Kurs abzuwählen: In der zweiten Vorlesung haben wir über psychologische Theorien zur Persönlichkeit von Menschen gesprochen. Dabei hatte der Professor eine eindeutige Meinung zur Richtigkeit einer bestimmten Gruppe von Theorien und lehnte die anderen Theorien strikt ab. Die von ihm abgelehnten Theorien habe ich im Semester zuvor intensiv im Kurs Personalpsychologie behandelt, sodass sich an dieser Stelle eine Meinungsverschiedenheit entwickelt hat. Leider ließ der Professor keine alternativen Meinungen und Erklärungen zu, brach meine Argumentation mitten im Satz ab, mit der Begründung, dass sie falsch sei... keine weitere Erläuterung seinerseits. Dieses Verhalten setzte sich in dieser und auch in der nächsten Vorlesung fort. Meinungen oder Ansätze, die nicht dem Material der Vorlesung folgten, wurden nicht zugelassen und Diskussionen wurden schnell unterbrochen. Für mich spiegelt dies das Gegenteil von dem wieder, was ich unter Lernen an einer Universität verstehe. Inhaltlich mag der Kurs interessant sein, jegliche Veranstaltung mit diesem Professor kann ich allerdings nicht empfehlen.

MET MG 520 International Business Management – Istvan Bonyhay

Wie bereits beschrieben, konnte ich diesen Kurs leider nicht abwählen. Ich kann vorwegsagen, dass ich auch diesen Kurs nicht empfehlen würde, wenn von Istvan unterrichtet. Der Professor ist eigentlich ein Neurologe und arbeitet als Forscher im Harvard Krankenhaus in Boston. Er hat seinen Master am MET in Business gemacht, ansonsten aber ausschließlich medizinische Abschlüsse und meines Wissens nach nie in der Wirtschaft gearbeitet. Wie man mit diesem Lebenslauf als Professor für International Business Management eingestellt werden kann, ist mir bis heute schleierhaft. In den Vorlesungen wurde ich leider auch nicht positiv überrascht. Der Professor konnte nur lückenhaftes Wissen, abseits von dem was das Buch behandelt, vorweisen. Damit wurde mir auch klar, warum weiterführende Diskussionen schnell abgebrochen wurden. In etwa der Hälfte der Vorlesungen wurde über Geldpolitik, den Devisenmarkt und volkswirtschaftlich zusammenhängende Aspekte gesprochen. Die restlichen Aspekte des International Business kamen eindeutig zu kurz, oder wurden teilweise gar nicht behandelt. Ich habe bereits zwei Semester VWL belegt, sodass mir schnell auffiel, dass zum Großteil nur eine von vielen Theorien zu bestimmten Themen besprochen wurde. Der Professor war zudem nicht sicher im Umgang mit dem gelehrten Material. Er musste häufiger in den nachfolgenden Vorlesungen Aussagen korrigieren, die er zuvor falsch erklärt hatte oder bemerkte grundlegende Fehler nicht. Nachdem ich in einer Vorlesung versuchte, über einige der Modelle zu diskutieren und andere Theorien zum selben Thema einzubringen, mahnte er mich am Ende der Vorlesung vor dem gesamten Kurs ab, indem er sagte, dass ich doch bitte den Inhalt der Vorlesung nicht kritisieren oder hinterfragen solle, solange ich kein absoluter Experte auf dem Gebiet bin. Für mich gehört es zu einer universitären Ausbildung dazu kritische Fragen zu stellen und Diskussionen anzuregen.

Hinzu kommt, dass der Bewertungsrahmen, der im Syllabus angegeben wurde, nicht eingehalten wurde. Der Professor hat willkürlich unangekündigte Pop-Up-Quizzes schreiben lassen und die Zusammensetzung der Gesamtnote aus den verschiedenen Assessments erst nach der letzten Klausur mitgeteilt.

Trotz der inhaltlichen und organisatorischen Mängel hatte ich immer überdurchschnittlich viel zu tun für diesen Kurs. Die zwei vorgesehenen Quizzes und die Abschlussklausur bestanden jeweils aus rund 150 Multiple-Choice-Fragen und 20-30 Short-Answer-Fragen und dauerten zwei bis drei Stunden. Abschließend: ein inhaltlich, organisatorisch und pädagogisch schlechter Kurs mit enormem Zeitaufwand und dementsprechend nicht zu empfehlen, wobei ich überraschenderweise eine relativ gute Note (A-) bekommen habe, aber nicht viel mitgenommen habe.

MET MG 530 Business Strategy – Walter Sylvia

Dies war mit Abstand der beste Kurs, den ich belegt habe. Walter Sylvia hat unglaublich viel Erfahrung in der Praxis gesammelt. Diese Erfahrungen vermittelt er in seinem Kurs sehr anwendungsbezogen weiter an die Studenten. Gerade, weil Walter Sylvia viel Wissen anzubieten hat, erwartet er von seinen Studenten auch eine entsprechende Arbeitsleistung und ist in seinem Umgang eher autoritär. Der Kurs ist sehr zeitintensiv, da besonders viele Berichte und Präsentationen in Einzel- und Gruppenarbeiten angefertigt werden müssen. Ist man bereit einen entsprechenden Arbeitsaufwand zu investieren, kann man in diesem Kurs sehr viel lernen. Ich würde Business Strategy definitiv weiterempfehlen.

MET MG 550 International Business Law and Regulation – Robert Barry

Robert Barry ist ein sehr entspannter Dozent. An der BU ist er dafür bekannt seinen Studenten besonders wenig Stress zu bereiten und auch selbst besonders wenig Stress haben zu wollen. Das meiste Wissen habe ich mir dafür allerdings auch anhand des Buches angeeignet, da die Vorlesung sehr trocken gestaltet ist und man sehr schnell abschaltet. Dies ist definitiv ein Kurs um mit wenig Aufwand eine gute Note zu bekommen. Das Lernpensum ist dafür eher gering.

Ich habe versucht meine Erfahrungen, vor allem auch die negativen, so objektiv wie möglich darzustellen. Allerdings ist ein gewisses Maß an Subjektivität nicht zu vermeiden.

Abschließend kann ich sagen, dass es nicht das Erlebnis war, von dem andere erzählen, wenn sie aus einem Auslandssemester zurückkommen. Es war eine sehr wichtige und gute Erfahrung, aber eben auch eine mit Höhen und Tiefen. Ich denke, darauf sollte sich jeder, der ein solches Projekt plant, einstellen. Dennoch würde ich jedem empfehlen Auslandserfahrung zu sammeln. Ob in den USA und an der BU muss jeder selbst entscheiden.