21 Jan
Erfahrungsbericht von Lara P.

University of California, San Diego


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychologie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2021 bis 12/2021

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Auslandssemester an der University of California San Diego (UCSD) habe ich im Rahmen des University and Professional Studies (UPS) Programms absolviert. Ich habe mich als Freemover im letzten Semester meines Psychologie-Masters an der WWU Münster beworben.

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Vorbereitung

Die Planung meines Aufenthalts an der UCSD wurden deutlich von den Pandemieentwicklungen beeinträchtigt, sodass ich mein zunächst für Frühjahr 2021 geplantes Auslandssemester auf den Herbst 2021 verschieben musste und auch zu diesem Zeitpunkt die Pandemie viele Unwägbarkeiten mit sich brachte. Somit habe ich mich zweimal bei der UCSD beworben und habe Anfang 2021 alle notwendigen Dokumente, die ich bereits für meine erstmalige Bewerbung im Vorjahr benötigte, noch einmal eingereicht. College Contact war mir eine große Hilfe im Bewerbungsprozess und vor allem bei der Visumsbeantragung.

Für die UCSD habe ich mich entschieden, weil sie zum einen für herausragende Lehr- und Forschungstätigkeit bekannt ist und ich bereits aus einem Auslandssemester im Bachelor an der University of Hawai’i sehr gute Erfahrungen mit dem amerikanischen Universitätssystem gemacht hatte. Darüber hinaus hat man als internationaler Studierender an der UCSD die Möglichkeit, Kurse aus verschiedenen Fachbereichen zu belegen und kann sich dabei auch für Kurse auf Masterniveau einschreiben, was an anderen amerikanischen Universitäten nicht immer möglich ist.

Die Checklisten von College Contact bieten einen guten Überblick über die benötigten Bewerbungsunterlagen. Als Sprachnachweis akzeptiert die UCSD neben dem TOEFL Test auch das deutlich günstigere DAAD Zertifikat. Darüber hinaus muss man ausreichend finanzielle Mittel für seinen Aufenthalt nachweisen können. Mit der Zusage der UCSD kann man sich dann für ein F1 Visum bewerben. Eine Auslandskrankenversicherung muss man über die UCSD abschließen. Außerdem sollte man sicherstellen, dass man über alle von der Universität geforderten Impfungen verfügt.

Ich entschloss mich vor Ort eine Wohnung zu suchen, was laut der Erfahrungen ausländischer Studierender in den vergangenen Jahren sehr gut funktioniert hat. Seit dem Sommer 2021 herrscht in San Diego jedoch eine Housing Crisis, die die Situation auf dem ohnehin sehr angespannten Wohnungsmarkt noch einmal verschärft hat und die Preise extrem hat steigen lassen. Ich habe letztendlich für das gesamte Semester mit sechs anderen internationalen Studierenden in einem drei-Zimmer AirBnB gewohnt. Dadurch konnten wir es uns leisten im beliebten Stadtteil Pacific Beach fußläufig zum Strand zu wohnen. Von Pacific Beach sind es circa zwanzig Minuten mit dem Auto zum Campus, ich musste jedoch aufgrund meiner dreistündigen Veranstaltungen nur zwei Mal die Woche zur Uni und konnte ansonsten von Zuhause arbeiten. Seit November 2021 gibt es auch eine Tram, die die Uni mit vielen Stadteilen verbindet, die zuvor mit dem öffentlichen Nahverkehr vom Campus aus kaum zu erreichen waren. Für visiting students ist es nicht möglich auf dem Campus zu wohnen. Vom Campus aus weiter ins Inland sind die Preise etwas günstiger, La Jolla hingegen, der Stadtteil, der an der Küste direkt neben dem Campus liegt, ist der teuerste Stadtteil San Diegos. Mir war es wichtiger, nah am Meer zu wohnen und in einem Stadtteil, in dem viel los ist, als besonders nah am Campus zu sein. Ich habe mir, ebenso wie fast alle internationalen Studierenden, die ich kannte, beim Autoverleih „Dirt Cheap Car Rental“ für das ganze Semester ein Auto gemietet, das ich mir mit einem Freund geteilt habe.


Kurse

Wer sich an der UCSD bewirbt sollte sich im Klaren darüber sein, dass man nicht als regulärer Studierender eingeschrieben ist, sondern dem UCSD Extension Department zugeordnet ist. Man ist dadurch von bestimmen Gebühren befreit und die Studiengebühren sind insgesamt mit $8000 pro Quarter zwar sehr hoch, aber deutlich niedriger als an anderen Universitäten, vor allem des UC Systems. Das bedeutet allerdings zum einen, dass man von so gut wie allen Angeboten für reguläre Studierende wie kostenlosen Bustickets und vielen Sportangeboten ausgeschlossen ist. Zum anderen funktioniert die Kurswahl nach dem sogenannten class crashing system. Man kann sich also nicht im Voraus für seine Wunschkurse einschreiben, sondern muss in den ersten zwei Wochen zahlreiche Kurse besuchen, bis man für drei Kurse (entsprechen in der Regel den vorgeschriebenen zwölf credits, die man für den Visumsstatus benötigt) eine Zusage erhält. Dazu benötigt man die Bestätigung der Lehrenden, welche in der Regel kein Problem darstellt, sowie die Bestätigung des entsprechenden Departments, dass man mögliche prerequisites (bestimmte Studieninhalte, die man nachweisen muss) erfüllt.

In der Praxis belegt man also in der ersten Woche circa acht bis zehn Kurse. Sind in diesen Kursen noch freie Plätze, kann man sich sehr zeitnah offiziell dafür einschreiben. Für die Mehrzahl der Kurse gibt es jedoch eine Warteliste, sodass man warten muss, bis genügend reguläre Studierende diesen Kurs wieder abgewählt haben (das sind in großen Kursen oft über vierzig Personen in den ersten zwei Wochen). Wenn man Glück hat, kann man also bereits nach der ersten Woche seine drei Kurse fest belegen, wenn man Pech hat, muss man bis zur dritten Woche im Semester deutlich mehr Kurse belegen, um sicherzugehen, dass man am Ende in drei Kurse wirklich reinkommt. Ich hatte mich auf diesen Prozess im Voraus eingestellt und mich nicht zu sehr davon stressen lassen, sodass es dann auch ganz spannend war in der ersten Woche viele verschiedene Kurse zu besuchen und ich am Ende genau wusste, was mich in meinen Kursen erwartet. Während ich zu Beginn Kurse aus verschiedensten Fachbereichen besucht habe, entschied ich mich letztendlich doch für drei psychologische Kurse, da ich in allen anderen Fachbereichen nur Kurse auf Bachelorniveau hätte belegen konnte. Die Kurse auf Masterniveau dagegen hatten nur eine Kursgröße von circa zehn Personen und damit deutlich mehr Raum für Interaktion im Kurs. Mit allen drei meiner Kurse war ich sehr zufrieden und kann sowohl die Kurse als auch die Lehrenden sehr empfehlen. Die Betreuung durch die Lehrenden ist sehr gut und der Kontakt sehr viel enger als ich aus Münster gewohnt war. Wie an amerikanischen Universitäten üblich, verteilt sich der Arbeitsaufwand über das ganze Semester in Form von wöchentlichen Essays oder mehreren Zwischenprüfungen, dafür hält sich der Prüfungsstress in der Finals Week sehr in Grenzen.

PSYC 269. Topics in Cognitive Development (Digital Technology and Early Cognitive Development)

In diesem Kurs ging es um den Einfluss verschiedener digitaler Technologien auf die frühe kognitive Entwicklung von Kindern. In Vorbereitung auf die wöchentlichen dreistündigen Seminarsitzungen lasen alle Teilnehmer einige Studien, welche dann unter Leitung einer der Teilnehmenden in der Gruppe diskutiert wurden. Die behandelten Themen waren, insbesondere angesichts der Entwicklungen im Rahmen der Pandemie, von großer aktueller Relevanz. Prof. Adena Schachner legte sehr viel Wert auf ein gutes Diskussionsklima und schuf viel Raum für die Interessen der Teilnehmenden. Zum Abschluss des Kurses erarbeiteten alle Teilnehmenden ein eigenes Research Proposal.

PSYC 272. Selected Topics in Cognitive Psychology (Social Psychology of Collective Action on the Climate Crisis)

Prof. Adam Aron ist ursprünglich Kognitionspsychologe. Er hat sich allerdings angesichts der akuten Bedrohung durch den Klimawandel dazu entschlossen alle seine bisherige Forschung aufzugeben und sich der Erforschung der Klimabewegung zu widmen. Diesen Kurs unterrichtete er mit sehr großer Leidenschaft und zu großen Teilen auf Basis eines Buches, das er selbst aktuell zu diesem Thema schreibt. Der Kurs war durch sehr umfangreiche wöchentliche Lektüren, sowie dazugehörige Essayfragen und Reflektionsfragen nach jeder wöchentlichen dreistündigen Sitzung sehr zeitintensiv. Die anderen Teilnehmenden waren alle selbst auch in der Klimabewegung aktiv und die Diskussionen im Kurs waren stets sehr intensiv. Die Kursinhalte deckten ein weites Spektrum von den naturwissenschaftlichen Grundlagen über wirtschaftliche politische Entwicklungen in Bezug auf die Erderhitzung sowie soziologische Theorien sozialer Bewegungen ab. Dieser Kurs hat meine Zeit an der UCSD vermutlich am meisten geprägt, da ich mit den anderen Teilnehmenden auch über den Kurs hinaus Kontakt hatte und viele Fragen aus den Seminarsitzungen während privater Treffen weiter vertieft habe. Dieser Kurs hat mir, neben meinen Erfahrungen im Alltagsleben in Kalifornien, noch einmal vor Augen geführt wie sehr ich, trotz aller bestehender Probleme, den politischen Diskurs und das Bewusstsein für die Bedrohung durch den Klimawandel, in Deutschland zu schätzen weiß.

PSYC 181: Psychopharmacology: Drugs & Behavior

Die ersten Sitzungen haben mich so überzeugt, dass ich mich entschieden habe, diesen Kurs zu wählen, obwohl er vollständig digital stattfand. Prof. Stephan Anagnostaras hat sehr viel Detailwissen zu allen im Kurs behandelten Drogen- und Medikamentenklassen und gestaltete die Vorlesungen sehr unterhaltsam. Da Psychopharmakologie in meinem Studium in Münster nur sehr randständig behandelt wurde, konnte ich sehr von diesem Kurs profitieren. Die Prüfungsleistung bestand aus drei Midterms, welche als Open-Book Multiple-Choice Quiz online durchgeführt wurde.


San Diego

Die Zeit vor und nach dem Semester an der UCSD habe ich genutzt, um in Kalifornien zu reisen und während ich begeistert war von der Schönheit vor allem der Nationalparks, habe ich keine Stadt gefunden, die mir besser gefallen hätte als San Diego. Die Stadt hat nicht nur das beste Wetter und die besten Surfbreaks Kaliforniens zu bieten, sondern auch für so ziemlich jede andere Outdoorsportart ideale Bedingungen. San Diego wird also nicht umsonst auch als „America‘s Finest City“ bezeichnet. Das macht sich jedoch auch in den Lebenshaltungskosten bemerkbar. Neben den bereits erwähnten extrem hohen Mieten sind auch die Preise für Lebensmittel deutlich höher als in Deutschland. Zur Planung der Kosten für das Semester an der UCSD kann man sich gut an den auf der Website des UPS Programms des Uni angegebenen Zahlen orientieren.


Fazit

Ich bin sehr dankbar dafür, durch die Förderung der Studienstiftung die Möglichkeit erhalten zu haben, an der UCSD zu studieren und für einige Monate in San Diego leben zu können. Aus meiner Zeit an der UCSD werde ich, ebenso wie aus den Begegnungen mit zahlreichen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern sehr viel, nicht nur für meine berufliche Zukunft, mitnehmen.