31 Mär
Erfahrungsbericht von Johannes L.

University of California, San Diego


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kommunikationswissenschaften, Politikwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die Hochschule UC San Diego (UCSD) gehört zu dem Universitätsverbund der Universities of California (UC), die allesamt einen ausgezeichneten akademischen Ruf genießen. Ihr könnt mit der UCSD also nichts falsch machen, und sie hat mit San Diego, meiner Meinung nach, eindeutig den attraktivsten Standort aller UCs. Im Vergleich zu der San Diego State (SDSU) hat man in der Uni mehr zu tun, was einen allerdings weder feiermäßig noch ausflugtechnisch einschränkt. Die Noten, die ihr braucht, sind auch relativ entspannt erreichbar, solange man kontinuierlich ein bisschen was tut. Mir ist kein Fall bekannt, in dem jemand in einem (für ein Auslandssemester) angemessenen Umfang was gemacht hat und dann keine gute Note bekommen hat. Es ist auch nicht so wie in Deutschland, dass eine verhauene Klausur eine schlechte Note bedeutet. Die Endnote jedes Kurses setzt sich immer mindestens aus dem Midterm, dem Final Exam und der Mitarbeit während den Vorlesungen beziehungsweise Seminaren zusammen. Manchmal kommen noch Clicker-Quiz (fließen mit in die mündliche Mitarbeit ein) oder kleinere Hausarbeiten/Paper dazu. Die mündliche Mitarbeit wird, ob mit oder ohne Quiz, eigentlich immer sehr gut bewertet, wenn man sich nicht daneben benimmt und auch mal mit dem Prof spricht.

Die Studieninhalte kommen natürlich auf die Kurse an, die ihr wählt, und auf die Herangehensweise des jeweiligen Profs. Ich habe von jedem meiner Kurse viel mitgenommen. Gerade weil jeder Kurs mindestens zweimal in der Woche stattfindet und man immer Assignments zu erledigen hat, bleibt schon während des normalen Studienbetriebs ordentlich was hängen. Die Art, wie an den Stoff herangegangen, ist wesentlich praxisorientierter als ich es aus Düsseldorf kannte. Ob das jetzt kleine Simulationspaper an politische Akteure sind oder die grundsätzliche Ausrichtung sämtliche Theorien unmittelbar und extensiv mit Fallstudien und auch mal historischen Anekdoten zu verbinden. Das Verhältnis zu den Professoren ist wesentlich enger als in Deutschland; man spricht freundschaftlich, auch in den Sprechstunden, falls es Fragen gibt, manche Profs. wollen geduzt werden. Es geht mehr darum, den Studenten zu einer guten beziehungsweise verbesserten Leistung und Note zu führen, als ihn zu prüfen und zu bewerten.

Die Studienbedingungen könnten nicht besser sein. Der Campus bietet alles, was man sich wünscht, was die Gefahr birgt, sollte man auf dem Campus wohnen, den Rest San Diegos zu verpassen. Es gibt zahlreiche Restaurants, unzählige Sportmöglichkeiten (wirklich alles, wenn ihr bereit seid, zusätzliche $100 für einen Recreation-Pass zu zahlen), die Bibliothek ist mit allem Notwendigen ausgestattet (ihr bekommt u.a. auch Ladekabel und Adapter an der Rezeption, wenn ihr fragt) etc. Zusätzlich ist das Wetter in San Diego nicht zu übertreffen: Temperaturen im Herbst um die 20 Grad bei trockener Luft und Sonnenschein. Negativ ist, dass man als Extension Student die letzte Geige spielt, wenn es am Anfang des Semesters darum geht, die Kurse zu belegen. Das gilt für jeden, der von einer Uni kommt, die kein vollwertiges Austauschprogramm mit der UCSD besitzt (z.B. Maastricht). Ist ein Kurs voll, seid ihr raus. Sind in einem Kurs vor Ende der Eintragungsphase für die Kurse nur noch 1,2 Plätze frei, können euch die Plätze manchmal erst gegeben werden, wenn alle Studenten von Partneruniversitäten und Vollzeitstudenten ihre Kurse haben - in der Reihenfolge. Das ist oft nervig, und kann die ersten zwei Wochen stressig sein, weil man bei mehr als drei Kursen die Assignments machen muss bis sich rausstellt, welche Kurse man endgültig besuchen kann. Letztendlich hat das aber keinen, den ich kenne, davon abgehalten, durchweg Kurse zu bekommen, die ihnen was gebracht und sie interessiert haben.

Wenn ihr euch in eurer Freizeit in San Diego langweilt und keinen Spaß habt, macht ihr was falsch. Ob State oder UC, ihr habt auf jeden Fall genug Zeit, um Sachen zu unternehmen. In San Diego selber sind die populärsten Stadtteile Downtown, Pacific Beach und La Jolla, wo sich der Campus befindet. Downtown, im Süden der Stadt, hat viele Bars, den bekanntesten Club der Stadt, OMNIA, und ist immer gut für eine Rooftop-Party. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir Little Italy mit vielen wirklich guten Restaurants und das Gaslamp Quarter. Ihr werdet um den ein oder anderen Abstecher in den Süden nicht herumkommen. Pacific Beach (PB), mittig angesiedelt, ist freizeittechnisch wohl "der" Stadtteil. Ich würde empfehlen, hier nach einem Zimmer zu gucken, wenn ihr noch die Möglichkeit habt. Zur Uni kommt man mit dem Bus (3-Monatsticket ca. §130), wenn ihr euch nicht eh ein Auto holt. Der Bus brauch was (35-40 Min.), hat mir aber völlig gereicht. PB hat die besten Essensläden: u.a. Dirty Birds $15 All You Can Eat Chicken Wings jeden Montag; Baked Bears Eissandwiches (Cookie, Eis, Cookie, Streusel drum herum), oder Cheba Hub mit den besten Sandwiches der Stadt. PB hat die coolsten Bars: Ale House, PB Shore Club, Duckdive (hat am Taco Tuesday das günstigste Bier) oder auch PB Local (geht auf den Dachboden!). Ist nur ein Auszug, aber ich glaube es wird klar, dass ihr nach PB müsst. Das Ganze liegt natürlich direkt am Strand. La Jolla, im Norden der Stadt, ist der wohlhabendste Stadtteil San Diegos. Hier ist die Uni, und auf den Küstenfelsen findet ihr "hunderte" Robben, die sich sonnen. Zusätzlich habt ihr während der Tigerhai-Saison die Chance mit den völlig friedlichen Haien zu schnorcheln. Ansonsten ist La Jolla eher ruhiger, aber wunderschön. An der Uni solltet ihr mindestens einmal zum Salk Institute und weiter zu Torrey Pines für einen Sonnenuntergang.

Die Kosten sind das Manko an der ganzen Geschichte. Die Semestergebühren betragen alles in allem ein wenig mehr als 8000 Euro. Die monatliche Miete bewegt sich zwischen $650 für ein mit zwei Iren geteiltes Zimmer und einem Private Room für $1000. Durchschnittlich würde ich sagen, zahlt man so $750 für einen Shared Room (zu zweit) und $900 für einen Private Room. Die Lebenshaltungskosten sind unverhältnismäßig teurer als in Deutschland. Soll heißen, wenn ihr euer Semester wirklich genießen wollt - mal zur NFL, NBA, MLS oder MLB, zu Sixflags, einem überragenden Freizeitpark in L.A., in den Norden nach San Francisco oder über Thanksgiving nach Las Vegas, Grand Canyon, Zion etc. - würde ich das Budget über 15Tsd. Euro Gesamtkosten ansiedeln. Die Kosten unterscheiden sich dabei nicht zwischen der State und der UC. Einzig das Semester ist länger an der State, weil es bereits im August anfängt. Für mich war die UC die richtige Entscheidung, weil sie beides bietet, ein hohes akademisches Niveau und dennoch genug Freizeit, um "Americas finest City" zu genießen.