8 Sep
Erfahrungsbericht von Jascha R.

California State University Fullerton


Stadt: Fullerton
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2017 bis 05/2017

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Ein Auslandssemester stand für mich nie wirklich auf der To-Do-Liste. Das Einzige, was ich mir als echter Schwabe gedacht habe war „das ist doch viel zu teuer“. Und ja, es ist tatsächlich sehr teuer. Alleine die Studiengebühren betragen an der CSU Fullerton knapp 5200 €. Dazu kommen weitere Kosten für Wohnen, Essen, Unternehmungen usw. Viele meiner Freunde hatten allerdings bereits ein Auslandssemester absolviert und ich habe die genau gleiche Aussage von jedem Einzelnen gehört: „Es lohnt sich“. Also habe ich mich letzten Endes dazu entschlossen meine Bedenken beiseite zu legen und mich für das Auslandssemester in Amerika zu bewerben. Dafür war jedoch einiges an Papierkram und Vorbereitungen nötig. Angefangen von der Bewerbung bei der Partneruniversität bis hin zur Beantragung des Visums, Flug, etc. Die Bewerbung läuft über die College Contact GmbH, die Mitarbeiter dort übernehmen die direkte Kommunikation mit der CSUF und machen es auch so relativ einfach. Zeitintensiv ist es dennoch. BAföG habe ich auch beantragt und letztendlich auch einiges an Zuschüssen bekommen, trotz Einkommen. Vor allem für die Krankenversicherung, Flug und Studiengebühren bekommt man dennoch Geld vom BAföG-Amt. Zum Packen für das Auslandssemester kann ich euch nur raten, nicht zu viel mitzunehmen. Die meisten Sachen könnt ihr ganz einfach vor Ort kaufen. Lediglich die Standardausrüstung an Klamotten und Hygiene-Artikel haben für mich ausgereicht. Dickere Jacken können außerdem getrost zu Hause gelassen werden. Einige Wochen vor Semesterstart habe ich einen Link der CSUF bekommen, über welchen man dann seine gewünschten Kurse für das Semester angeben kann. Da das Learning Agreement zwischen der DHBW und CSUF vorgegeben ist, habt ihr keine freie Wahl was die Kurse angeht. Es gibt jedoch für die meisten Kurse Alternativkurse.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Studium an der CSUF

Am Tag des offiziellen Semester-Starts wurden wir auf die Einführungsveranstaltung für Austauschstudenten und Semester-Abroad-Studenten eingeladen. Dort wurden wir dann mit allen wichtigen Informationen zum kommenden Semester versorgt. Dabei wird außerdem auch das „Class-Crashing“ beschrieben. Obwohl ich bereits vor Semesterstart online alle meine Kurse angegeben hatte, habe ich nur zwei davon letztendlich bekommen. Das System der CSUF besagt nämlich, dass erst alle US-amerikanischen Studenten für die Kurse in Betracht gezogen werden. Erst dann werden internationale Studenten berücksichtigt. Andere hatten da weniger Glück und hatten gar keine ihrer gewünschten Kurse bekommen. Leider wird dieses System mit dem Crashing nicht besser. Letztendlich müsst ihr im Online-Portal checken, welche Kurse noch Platz haben und zu diesen persönlich erscheinen und um eine Unterschrift bitten. Auch wenn ein Kurs bereits voll ist könnt ihr es trotzdem noch probieren. Allerdings könnte euch ein amerikanischer Student dennoch noch den Platz wegnehmen, auch wenn ihr schon eine Unterschrift habt, da diese immer noch höher priorisiert werden. Dazu kommt noch, dass internationale Studenten das Doppelte an Studiengebühren zahlen müssen. Außerdem waren die Kurse von der DHBW nicht mit der CSUF abgestimmt, weshalb wir einen Kurs nicht bekommen haben, obwohl wir eine Unterschrift hatten, da die Vorkenntnisse laut CSUF nicht erfüllt waren. Letztendlich haben wir es dann aber doch alle geschafft in die geforderten Kurse reinzukommen. Leider mussten wir für einen Kurs jede Woche in den 30 km entfernten Irvin-Campus fahren, was dann aber letzten Endes nicht allzu schlimm war. An der California State University Fullerton werden internationale Studenten übrigens nicht, wie man es von manch anderen Universitäten hört, bevorzugt behandelt. Ich wurde genau wie alle anderen Studenten benotet. Deshalb ist es auch wichtig, dass euer Englisch zumindest auf einem guten Niveau ist.

ACCT 301A

Dies ist der erste von zwei „Intermediate Accounting“ Kursen an der CSUF. Dieser wurde von der DHBW vorgegeben und es gab auch keine Alternativen dazu. Im Kurs sitzen ausschließlich Studenten dessen Hauptfach Accounting ist. Des Weiteren wird in den USA mit einem anderen Accounting-System, als das welches wir aus Deutschland kennen, gearbeitet. Keine guten Voraussetzungen also. Die Parallelen zu dem bereits abgeschlossenen Accounting-Kurs an der DHBW im ersten Semester waren dennoch gut zu erkennen. Das System ist zwar anders, kann aber einfach hergeleitet werden, da die Grundprinzipien sehr ähnlich sind. Das Buch welches hier benötigt wurde kostete 200 USD. Solche Preise sind in den USA leider normal und da es ein neues Buch ist gab es auch keine gebrauchten Bücher zu kaufen. Das Buch habe ich letztendlich auch nur für die Übungsaufgaben benutzt. Die Texte sind für meinen Geschmack viel zu ausführlich und vor allem für Nicht-Accountants schwer zu verstehen.Durch regelmäßiges Erledigen der Hausaufgaben und Übungsaufgaben habe ich in diesem Kurs letztendlich doch ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis erreichen können. Es war jedoch mit einigem Lernaufwand verbunden. Insgesamt gab es 12 Hausaufgaben, 7 Quizzes, zwei Midterms und ein Final. Noch ein Tipp: Checkt unbedingt ratemyprofessors.com bevor ihr euch für einen Kurs einschreibt. Der richtige Professor kann über B oder A entscheiden.

MGMT 444

Die Note in diesem Kurs setzt sich zu über 50 % aus einem großen Gruppenprojekt zusammen. Hierfür werdet ihr mit zufälligen Kommilitonen zusammengewürfelt. Dabei geht es um die komplette Abwicklung eines klassischen Projekts. Leider nicht im IT-Bereich sondern auf normales Projektmanagement abgezielt. Hier werden die Quizze nicht im Unterricht, sondern online von zuhause aus mit Zeitlimit gelöst. Der Lernaufwand für das Fach hielt sich in Grenzen. Hier war das Hauptaugenmerk eher auf dem Gruppenprojekt. Am Ende muss der komplette Projektordner abgegeben werden und dazu eine Präsentation gehalten werden. Die Amerikaner haben übrigens eine ganz andere Vorstellung von so einer Präsentation als wir es hier gewohnt sind. Dort kommen alle in Ihren besten Anzügen und verteilen Speisen, Wein, etc. während der Präsentation. Ganz wie eine echte Präsentation vor dem Kunden eben.

ISDS 409

Unser Lehrer in diesem Fach war zugegebenermaßen eine ziemliche Niete. Sein Klassenmaterial war total veraltet, seine Vorlesungen langweilig und seine Quizze und Prüfungen keinerlei anspruchsvoll. Was hier natürlich besonders stört ist, dass man theoretisch über 1300 € dafür zahlt. Hier war es erlaubt ein vier-seitiges „Cheat-Sheet“ zu den Prüfungen mitzubringen. Da konnten wir dann natürlich so ziemlich den kompletten Stoff draufdrucken und hatten diesen dann in der Prüfung dabei. Die meisten Themen die behandelt wurden, kannte ich auch schon von der DHBW. Auch hier gab es ein Gruppenprojekt, welches aber nur 10 % der Gesamtnote ausmachte. Meist waren die Abgaben auch nur effektive Arbeit von 1-2 Stunden, also alles halb so wild.

ISDS 402

Hier hat sich der große Unterschied zwischen dem US-amerikanischen und dem europäischen Studiensystems gezeigt. Anstatt mal selbst in SQL ein wenig auszuprobieren wurden erst einmal mehrere Wochen nur über die Theorie von Datenbank-Systemen gesprochen. Dadurch empfanden es die meisten Studenten als sehr schwierig, im späteren Verlauf der Vorlesungen dann tatsächlich SQL anzuwenden. Dank unserer Vorkenntnisse von der DHBW gestaltete sich das für uns als sehr einfach. Es gab ein Quiz zu Beginn jeder Vorlesung. Dadurch „zwingt“ euch der Professor sozusagen das Buch zu lesen.Allerdings sind die Quizze „Open-Book“, also man darf sein Buch während des Quizz verwenden. Dadurch kommt es dann auch oft nur darauf an wie effektiv man im Buch suchen kann, anstatt auf Wissen. Die entsprechenden Kapitel jeweils zu lesen dauert im Schnitt etwa zwei Stunden. Auch hier war es erlaubt ein Cheat-Sheet zu verwenden. Da die Prüfungen zu 80 % aus recycelten Fragen aus den vorigen Semestern besteht, könnt ihr euch ganz einfach alle Fragen aus dem Internet holen und aufs Cheat Sheet kopieren. Lediglich das Gruppenprojekt in diesem Fach gestaltete sich als anspruchsvoll. Hier müsst ihr eine Datenbank planen und umsetzen. Aber wie in jedem Gruppenprojekt gibt es auch in den USA meistens ein paar Leute, die mehr machen und ein paar Leute. die weniger bis gar nichts machen. Da muss man dann eben einfach etwas Glück haben mit der Auswahl.


Aufenthalt in Kalifornien

Vom Flughafen LAX habe ich einen SuperShuttle nach Fullerton genommen, diesen habe ich im Vorfeld online gebucht. Es hat ca. 45 € gekostet, wird günstiger wenn ihr mehrere Reisende seid. Zum Wohnen habe ich mich für das University Village entschieden. Das UV ist ein Apartment-Komplex, bestehend aus ca. 120 einzelnen Apartments, jedes mit drei verschiedenen Räumen. Ich habe mich für den kleinsten Raum entschieden und zahlte 995 USD pro Monat. Das ist ganz schön viel, aber doch jeden Cent wert, dazu gleich mehr. Im Preis inbegriffen ist das Essen in der Kantine. Dies ist sozusagen der „Hotspot“ aller Studenten. Hier trifft sich jeden Morgen, Mittag, Abend die gesamte Einwohnerschaft des UVs. Dadurch hat man die Möglichkeit sehr schnell Kontakte zu anderen zu knüpfen. Ich kann euch hier nur empfehlen unbedingt offen auf andere Leute zuzugehen. Jede Mahlzeit ist eine Chance für euch, neue Leute kennenzulernen und Gleichgesinnte zu finden. Außerdem hat das UV eine liberale Einstellung zu Partys, bzw. allgemein Regeln, perfekt für Studenten also.

Ein Auto ist in den USA leider gewissermaßen ein Muss. Entweder man mietet sich immer ein Auto wenn man einen Ausflug machen will, oder man hat Freunde mit einem Auto, oder man kauft sich selbst eins. Ich habe mir auch gleich zu Beginn ein Auto gekauft, dazu kann ich euch nur „Standard Auto“ in Fullerton empfehlen. Geht dort hin und fragt nach „Chicho“. Sagt Chicho, dass er euch von Studenten aus vorigen Semestern empfohlen wurde und er wird euch sicher ganz gut behandeln. Prüft das Auto vor dem Kauf genau und sagt Chicho was noch repariert werden sollte bevor ihr es mitnehmt. Er wird euch auch helfen mit Auto anmelden, Versicherung etc. Außerdem repariert er innerhalb der ersten 30 Tage nach dem Kauf das Auto komplett kostenfrei, sollte etwas kaputtgehen. Wir haben im Laufe des Semesters oft mit Chicho zu tun gehabt und auch für Vegas, San Francisco etc. ein Auto sehr günstig gemietet. Wir waren später auch in einer Bar mit seinen Freunden und Mittagessen mit ihm. Am Ende des Semesters habe ich das Auto auch wieder problemlos verkaufen können.

Da die Vorlesungen und Hausaufgaben nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, hatten wir noch einiges an Zeit für Unternehmungen. Hier mal seine Liste von Dingen die wir während des Aufenthalts unternommen haben: Laguna Beach, San Diego, Las Vegas, Huntington Beach, San Francisco, Newport Beach, mehrere Festivals, und, und, und... Vor allem open-minded zu sein, hilft enorm beim Entdecken dieses Landes. Hier macht man Dinge, die man in Deutschland vielleicht nicht unbedingt gemacht hätte. Sogenannte „Naysayers“ sind in Kalifornien völlig an der falschen Stelle, umso mehr man alles probiert was das Land zu bieten hat, umso mehr Spaß wird man letzten Endes haben. Zu meinen Highlights gehörte ein Festival auf einem abgelegenen Wald-Campingplatz und natürlich Las Vegas.

  • Laguna Beach: Sehr schöne Strand-Gegend. Wenn man die Strände entlangläuft und die steinigen Abschnitte überquert kann man einige coole Stellen entdecken. Dort gibt es zum Beispiel versteckte „Pools“ im Gestein.
  • Venice Beach: Kulturgeprägter Standabschnitt in LA. Hier erkennt man viele Dinge aus diversen Filmen wieder. Geht hier an einem warmen Tag hin da es dort sehr windig ist.
  • Las Vegas: Genauso wie man es sich vorstellt. Eine große Stadt mitten in der Wüste mit einem Kasino an dem anderen. Deutsche Partys sind eine Lachnummer gegen die Partys dort. Und man sollte doch zumindest einmal in seinem Leben in Vegas Blackjack oder Poker gespielt haben.
  • San Francisco: Auf jeden Fall einen Besuch übers Wochenende wert. Viele Sehenswürdigkeiten und einen einmaligen Flair in der ganzen Stadt. Nicht weit entfernt findet man noch das Silicon Valley und die Stanford University.
  • San Diego: Liegt direkt an der Grenze zu Mexiko und ist immer einen Besuch wert. Neben den zahlreichen Stränden glänz die Gegend vor allem mit ihrer Natur. Dort findet man zahlreiche wunderschöne Campingplätze.

Noch ein ganz wichtiger Tipp von mir: Vermeidet Deutsche! Ich weiß es ist einfach „komfortabel“ wenn man gerade zu Beginn nicht allein ist und schnell mit anderen Deutschen in Kontakt treten kann. Aber ihr seid nicht in die USA geflogen um dort Deutsch zu sprechen. Solltet ihr euch auch für das UV entschieden haben, könnt ihr bei der Bewerbung auch anmerken, dass ihr möglichst internationale Mitbewohner haben möchtet. Ihr werdet es nicht bereuen, seid einfach offen gegenüber anderen und versucht möglichst viele internationale/amerikanische Studenten kennenzulernen, dann kommt der Rest von ganz alleine. Natürlich werdet ihr auch deutsche Freunde finden, was auch cool ist, aber der Großteil sollte meiner Meinung nach nicht daraus bestehen.


Fazit

Am Ende des Semesters habe ich nicht nur auf die besten Monate meines Lebens zurückblicken können, sondern auch auf viele neue Freundschaften, die sich im Laufe der Zeit verfestigt haben. Die Zeit hat mir gezeigt, dass es viel mehr gibt als das was wir aus Deutschland und Europa kennen. Auch ein Urlaub in einem fremden Land ist nicht zu vergleichen mit einem mehrmonatigen Aufenthalt. Man muss es selbst erlebt haben um es zu verstehen. Das Semester hat mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet und meine Persönlichkeit erweitert. Wenn es euch irgendwie finanziell möglich ist, auch wenn ihr einen Kredit dafür aufnehmen müsst, macht es. Solltet ihr irgendwelche Fragen zum Auslandssemester an der CSUF haben, könnt ihr mich gerne kontaktieren.