20 Feb
Erfahrungsbericht von Carla V.

Saint Marys University


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Religionswissenschaft, Anglistik / Amerikanistik, Lehramt für Sek I / Sek II
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Münster U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Informationen zum Bewerbungs­prozess

Ich habe über Facebook das erste Mal von College Contact gehört und bin zu einer Infoveranstaltung in Münster gegangen. Kanada hat mich sehr gereizt aufgrund der freundlichen Menschen und der tollen Reisemöglichkeiten. Nach einer Einzelberatung von Katharina, die die College-Contact-Beauftragte für Kanada ist, habe ich mich für die SMU in Halifax entschieden. Die Bewerbungsunterlagen wurden mir direkt per E-Mail zugeschickt. Nachdem ich sie ausgefüllt hatte, hat Katharina diese an die SMU weitergeleitet. Auch mit dem Schreiben für das Auslands-Bafög hat sie mich gut unterstützt, sodass alles reibungslos und schnell geklappt hat. Antworten erhält man bei College Contact immer innerhalb kürzester Zeit, so bleiben keine Fragen offen.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Das Studium an der SMU

Im Vorfeld habe ich mir über den Self-Service Banner der SMU zwei Kurse in Englisch heraus gesucht und einen Kurs in Religious Studies, die ich  mit den Studienberaterinnen meiner Fachbereiche abgesprochen habe. Genaue Informationen zur Kurswahl an der SMU habe ich ebenfalls von College Contact erhalten. Man muss drei Kurse belegen, um Vollzeitstudent zu sein, erst dann erhält man Auslands-Bafög. Jeder Kurs ergibt drei Credit Hours, die ungefähr sechs Leistungspunkten entsprechen.

Die Kurse an der SMU sind verschulter als in Deutschland, da wir alle zwei Wochen kurze Essays einreichen mussten, die die Literatur thematisierten, die wir im Kurs gelesen haben. Größere Arbeiten oder Klausuren wurden während der Mid-Terms und der Finals geschrieben, jedoch setzt sich die Endnote aus allen Leistungen zusammen und nicht nur aus einer Klausur wie in Deutschland. Unsere Kurse in Englisch waren sehr klein mit 10-15 Leuten. Diese Zahl machte lebhafte Diskussionen möglich, sodass ich mein Englisch definitiv verbessern konnte. Besonders gut in Erinnerung geblieben ist mir der Kurs Indigenous Literature of Canada, indem wir über Literatur gesprochen haben, die von kanadischen Ureinwohnern geschrieben wurde. Die Dozentin heißt Sandra Muse Isaacs und kommt aus dem Cherokee Stamm in den USA. Sie ist ein sehr herzlicher Mensch und hat den Kurs immer interessant und lebendig gestaltet. Allgemein ist das Verhältnis zu den Dozenten in Kanada entspannter als in Deutschland.

Einige Kommilitonen im Kurs waren aus dem Mi’kmaq Stamm in Cape Breton, Nova Scotia oder gehörten zu den Inuits. Vor dem Kurs war mir nicht bewusst, dass die Ureinwohner immer noch unter Diskriminierung oder Generationstraumata zu leiden haben, da sie z.B. noch bis 1996 zu sogenannten Residential Schools geschickt wurden, in denen ihnen ihre Kultur ausgetrieben wurde. Der Kurs in Religious Studies war größer, da es eine Einführungsvorlesung war. Dort haben wir Spannendes zu allen Weltreligionen gelernt. Die kulturelle Vielfalt an der SMU ist sehr groß, sodass man Leute aus aller Welt kennenlernt. Die meisten Internationals kommen aus Asien und Deutschland, was manchmal schade ist, wenn man sein Englisch verbessern möchte. Aber in unseren Kursen hatten wir auch mehrere Kanadier. Die anderen deutschen Kommilitonen, die eher im wirtschaftlichen Bereich waren, hatten oft größere Kurse mit vielen Gruppenarbeiten und Präsentationen.

Die Betreuung an der Uni war auch gut. Das International Office hat uns bei Fragen immer unterstützt und an die richtigen Leute weitergeleitet. Falls etwas mit der Kurswahl nicht geklappt hat, stand Paul Dixon, der Studienberater für die Internationals, zur Unterstützung zur Verfügung.


Unterkunftssuche

Es besteht die Möglichkeit entweder auf dem Campus in den Residences zu wohnen oder off-campus. Ich selbst habe off-campus gewohnt und die Wohnung über kijiji.ca gefunden. Hier bieten viele Vermieter ihre Zimmer an. Die Schwierigkeit in Halifax ist, dass sich oft nicht die Mitbewohner das neue WG-Mitglied aussuchen dürfen, sondern die Vermieter selbst. Diese bevorzugen immer Jahresmieten und schlagen beim Monatspreis gerne nochmal 100 Dollar drauf, wenn es Kurzzeitmieten sind. Es empfiehlt sich, auch selbst eine Anzeige unter kijiji.ca freizuschalten und zu sagen, was man sucht. Dann erhält man auch Angebote. Für die Zeit der Unterkunftssuche ist Airbnb eine tolle Möglichkeit zur Überbrückung, da man so noch wertvolle Tipps von den Gastgebern bekommt. Ich habe schließlich mit einer Freundin zusammen ein Basement Apartment für 525 CAD pro Person im Monat gefunden im zentralen South End, 15 Gehminuten von der SMU entfernt und 5 Minuten von der Spring Garden Road. Dort wohnten wir zusammen mit einer Inderin und einer Chinesin. Allerdings mussten wir uns Möbel und Ausstattung leider noch selbst besorgen. Dafür empfiehlt sich immer der Walmart. Grundsätzlich sind die Mieten in Halifax recht teuer. Von 650 CAD bis 1000 CAD für ein Zimmer ist alles dabei.

Einige Deutsche wohnten auch in den Residences der Uni. Schön an den Residences ist, dass man noch mehr Kontakt zu den anderen Internationals und Studenten hat und so mehr Englisch spricht. Außerdem hat man keinen Stress mit der Wohnungssuche. Jedoch sind die Preise für die Residences sehr hoch und es bleibt einem nichts anderes übrig als den Meal Plan dazu zu buchen, da die Küchen nicht ausgestattet sind. An Essensmöglichkeiten gibt es außer der Mensa auch noch den Food Court, für die Leute ohne Meal Plan, einen Tim Hortons (kanadische Fast Food Kette, ähnlich wie Dunkin Donuts), und ein Café in der Bib. Alles ist recht teuer außer vielleicht Tim Hortons, aber man kann ja nicht jeden Tag Fast Food essen. Die Supermärkte Sobey’s und Atlantic Superstore sind aber nur 1 - 2km entfernt und bieten dienstags einen Studentenrabat von 10%. Bettzeug mussten sich die Studenten in der Residence selbst kaufen. Selbst im 19. Stock ist man vor Mäusen nicht sicher, da sie durch die Heizungsschächte kommen, aber dieses Problem hat man in ganz Halifax. Wir haben zum Glück nie eine Maus gesehen in unserer Wohnung, nur es öfter mal rascheln gehört oder eine durch die Bib flitzen sehen. Aber man gewöhnt sich an alles smiley.


Leben in Halifax

Die Leute in Nova Scotia haben den Ruf die freundlichsten Menschen in Kanada zu sein. Es ist kein Klischee, dass sie stehen bleiben und Hilfe anbieten, wenn man verloren auf eine Stadtkarte guckt. Sogar ein Busfahrer ist mit uns ausgestiegen und hat uns den Weg gezeigt und alle anderen im Bus haben freundlich gelächelt :-D. Als wir das erste Mal eine viel befahrene Straße überqueren wollten, waren wir ganz verdutzt, dass die Autos abbremsten und gewartet haben, bis wir die Straße überquert hatten. Die Kanadier halten einem die Tür auf und entschuldigen sich, wenn man sie aus Versehen anrempelt. Es war toll in dieser freundlichen Atmosphäre leben zu dürfen. Wir fühlten uns direkt willkommen und man wird selbst freundlicher und offener zu den Menschen.

Halifax liegt auf der Landzunge im Staat Nova Scotia, dem kleinsten Staat Kanadas. Viele kleine Geschäfte und Bars machen die Stadt lebendig. In den meisten Bars treten Live Bands auf, wodurch eine tolle Atmosphäre entsteht, z.B. im Split Crow, im Alehouse oder sonntags im Lower Deck. Im August war es am Hafen noch sehr lebendig. Wir hatten sehr gutes Wetter und konnten sogar im Atlantik schwimmen. Der Point Pleasant Park ist sehr schön und sehr nahe an der SMU. Er erstreckt sich direkt an der Atlantikküste. Der Sir Sandford Fleming Park ist etwas außerhalb aber auch zu empfehlen. Wenn der Winter immer näher kommt, gegen Ende Oktober, wird es ruhiger in der Stadt. Donnerstags am “Thirsty Thursday“ gibt es viele Studentenspecials in den Bars. Abends waren wir oft im Freemans (Pitcher Bier nur $10), auf der Argyle Street, im Niche, im Seahorse oder im Oasis Karaoke singen. Ihr solltet euch auf jeden Fall ein Spiel der Eishockeymannschaft von Halifax ansehen, den Mooseheads. Die Karten kosten für Studenten nur $13 und es ist ein tolles Spektakel.

Einkaufen in Nova Scotia ist recht teuer. Zusätzlich zum Preis kommen immer 15% Steuern hinzu, Ausnahmen gibt es z.B. bei frischen Lebensmitteln wie Gemüse. Wenn man essen geht, muss man zu den 15% Steuern noch 15% Trinkgeld rechnen, da die Kellner davon hauptsächlich leben. Besonders Käse und Alkohol sind im Vergleich zu Deutschland sehr teuer. Ihr braucht auf jeden Fall eine Kreditkarte, denn damit könnt ihr bei vielen Banken kostenlos Geld abholen. Das geht z.B. mit der Prepaid Kreditkarte für Studenten von der DKB. Ich brauchte kein kanadisches Konto, da ich meinem Vermieter die Miete immer bar geben durfte und für mein Handy einen Prepaid Vertrag bei Rogers hatte, jedoch ist es z.B. bei der Scotia Bank möglich ein Konto gebührenfrei zu eröffnen. Den Handyanbieter Rogers würde ich nicht empfehlen. Die Dame in der Spring Garden Road hat nicht gut beraten und man hatte nicht wirklich oft Netz. Für 1 GB Datenvolumen habe ich $30 bezahlt. Ich denke, dass Bell vom Netz besser ist, jedoch kenne ich die Preise nicht.


Ausflugsmöglichkeiten

Die SMU selbst bietet einige Ausflüge an, z.B. zum kleinen Fischerdorf Peggy’s Cove, in dem der meist fotografierteste Leuchtturm der Welt steht. Auch wenn es etwas überlaufen ist, ist es toll über die Steine zu klettern und ein bisschen im Dorf zu spazieren. Außerdem waren wir in Annapolis Valley Äpfel pflücken, aus denen wir später Apfelkuchen gebacken haben. Wir Deutschen haben viele Wochenendausflüge gemacht. Dazu haben wir uns einfach einen Van geliehen bei Budget oder Enterprise und haben uns über Airbnb Unterkünfte gebucht. Es ging z.B. zum Städtchen Lunenburg, das Weltkulturerbe ist, und zur Bay of Fundy zur Whale Watching Tour. Das war ein besonderes Erlebnis, da wir Delfine, Buckelwale und einen Orca gesehen haben. In der Bay of Fundy ist der größte Gezeitenunterschied der Welt. Außerdem waren wir im Cape Breton Highlands Nationalpark, mit dem berühmten Skyline Trail, auf dem man auch Elche sehen kann.

Man kann viele Wasserfälle bestaunen, Strände sehen und im Oktober die bunte Blätterpracht bewundern, die Indian Summer genannt wird. Toll war auch unser Tagesausflug zum Kejimkujik Nationalpark. Dort konnten wir Kanu fahren und es war sehr beeindruckend, wie sich die bunten Blätter im Herbst im klaren Wasser gespiegelt haben. Mit etwas Glück kann man Biber sehen. Man sollte möglichst am Anfang die Chance nutzen die Nationalparks zu sehen, da diese Ende Oktober schließen. Im November hatten wir eine Woche frei, wegen des Remembrance Day, an dem die Kanadier den Gefallenen im ersten und zweiten Weltkrieg gedenken und alle eine rote Mohnblüte tragen. Eigentlich wird diese Woche zum Lernen genutzt, da danach bald die Finals anstehen. Viele von uns Internationals sind jedoch gereist. Ich bin mit Freunden nach Ottawa geflogen und von da aus nach Toronto und zu den Niagara Fällen gefahren. Das würde ich jedem empfehlen. Toronto ist die größte Stadt Kanadas und erinnert mit den Wolkenkratzern ein bisschen an New York. Allerdings ist alles viel näher beieinander. Fahrt vor Sonnenuntergang rüber mit der Fähre zur Toronto Island, denn dann habt ihr einen tollen Blick auf die Skyline und den Sonnenuntergang. Die Schwierigkeit ist immer, aus Nova Scotia raus zukommen, denn von Halifax aus geht das eigentlich nur mit dem Flugzeug oder dem Maritime Bus, der im Vergleich zum Greyhound recht teuer ist.

Nach den Klausuren Anfang Dezember sind wir dann noch die Ostküste entlang gereist. Angefangen sind wir in Québec, das ich zur Weihnachtszeit allen empfehlen kann. Es gibt einen tollen Weihnachtsmarkt und man kann Hundeschlitten oder Ski fahren. Von da aus ging es über Montréal nach Boston und New York City. Montréal war sehr schön und eine ziemlich junge Stadt mit vielen Studenten. Bei -25 Grad war es sehr kalt, aber auch ein Erlebnis wert. Es ist ungewohnt, dass die meisten dort französisch sprechen, aber mit Englisch kommt man trotzdem immer weiter. In Boston sind wir den Freedom Trail gelaufen, bei dem man viel über die amerikanische Revolution lernen kann. New York ist von Halifax für nordamerikanische Verhältnisse recht nahe (1-2 Flugstunden), deshalb würde ich es jedem empfehlen dort hinzureisen, denn es ist wirklich beeindruckend mit den großen Wolkenkratzern, die man sonst nur aus Filmen kennt. Auch Washington, DC haben wir gesehen. Beendet haben wir unsere Reise in Florida, damit wir nach dem kanadischen Winter nochmal Sonne tanken konnten. Die weißen Sandstrände und das türkise Wasser waren ein krönender Abschluss. Am besten reist man mit Greyhoundbussen oder Mietwagen. Schön ist, wenn jemand aus der Gruppe über 25 ist, denn dann ist die Versicherung für den Mietwagen günstiger. Für die USA braucht man einen internationalen Führerschein, für Kanada nicht. Benzin ist allgemein sehr günstig. Die Inlandsflüge in den USA sind auch nicht so teuer wie in Kanada. Ich würde jedem raten, reist so viel ihr könnt, denn auf Reisen macht man die besten Erfahrungen.

Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit in Halifax und auf Reisen! Kanada hat so weite beeindruckende Landschaften, dass man die Natur neu zu schätzen lernt. Ich habe tolle Leute kennen gelernt und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Ich würde jedem ein Auslandssemester in Kanada empfehlen! Besonders jetzt in 2017, denn Kanada wird 150 Jahre alt und somit ist der Eintritt in alle Nationalparks for free smiley