Regionalwissen­schaften Naher und Mittlerer Osten im Ausland studieren

Kaum eine Region taucht so häufig in den Medien auf wie der Nahe und Mittlere Osten. Die Region ist von großem internationalen Interesse. Es beruht vor allem auf historischen und wirtschaftlichen Verflechtungen. Aufgrund der Verantwortung Deutschlands für die Taten der Nationalsozialisten unterhält die BRD seit den 1960er Jahren enge politische und wirtschaftliche Beziehungen zu Israel.

Die internationale Wirtschaft ist auf die Erdölvorkommen in Ländern wie Kuwait, Saudi-Arabien oder dem Iran angewiesen. Gleichzeitig sind Länder wie die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate beliebte Urlaubsregionen, die mit Sonnenschein und orientalischem Flair verbunden werden. Vor diesem Hintergrund sind Experten gefragt, die sich mit der Politik, der Wirtschaft sowie der Kulturgeschichte der Region vertraut sind.

Studieninhalte

Ihre Studieninhalte erweitern viele Studierende vor Ort, indem sie die Regionalwissenschaften Naher und Mittlerer Osten im Ausland studieren.

Die Studiengänge aus dem Bereich Regionalwissenschaften Naher und Mittlerer Osten oder Nahoststudien sind in Deutschland noch recht neu. Sie werden bisher nur an wenigen Universitäten angeboten.

Von den etablierten Studiengängen Arabistik, Judaistik oder Orientalistik unterscheiden sie sich in folgender Hinsicht: Es erfolgt nicht nur eine Beschäftigung entweder mit der arabischen Sprache und Kultur oder mit der jüdischen Sprache und Kultur, sondern beide Bereiche fließen in das Studium ein.

Schwerpunkte setzen

An den meisten Universitäten können die Studierenden allerdings Schwerpunkte setzen und sich auf eine Region wie beispielsweise die Türkei oder ein Thema wie das Judentum im Nahen Osten spezialisieren.

Zudem haben die Studierenden an den meisten Hochschulen die Möglichkeit, ein Nebenfach dazu zu wählen und sich so noch weiter zu spezialisieren. Je nach Universität stehen Fächer wie Politikwissenschaften, Geschichte oder Kommunikationswissenschaften zur Auswahl.


Im Bachelorstudium

In den Bachelorstudiengängen steht zunächst der Spracherwerb im Mittelpunkt. Die Studierenden entscheiden sich für zwei Sprachen, die sie im weiteren Verlaufe des Studiums erlernen. Je nach Universität haben sie die Wahl zwischen Arabisch, Türkisch, Hebräisch, Persisch und alten Sprachen wie Altsyrisch oder Altgriechisch. In Sprachkursen pauken sie Vokabeln und Grammatikregeln, dabei werden aber immer auch landeskundliche und kulturelle Aspekte beleuchtet.

Im weiteren Verlauf des Studiums setzen die Studierenden sich dann intensiver mit der von ihnen gewählten Region oder inhaltlichen Schwerpunkt auseinander. Je nach Universität kann der Fokus dabei auf kulturellen, geschichtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder politischen Themen liegen. Die Studierenden beschäftigen sich dann zum Beispiel mit dem Nahost-Konflikt, aber auch mit dem Islam, Postkolonialen Theorien oder der Wirtschaft in den Vereinigten Arabischen Emiraten.


Im Masterstudium

Die meisten Absolventen schließen noch einen Master an ihr Bachelorstudium an. Dieses dient zum einen der weiteren inhaltlichen Spezialisierung und bereitet zum anderen auf Führungspositionen in der Wirtschaft oder eine akademische Karriere vor. Die einzelnen Hochschulen bieten Masterprogramme mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten an.

Zur Auswahl stehen Studiengänge mit sprachwissenschaftlichem Schwerpunkt, aber auch Programme, die sich auf die Politik, Kultur oder Wirtschaft des Nahen Ostens konzentrieren. In den meisten Masterstudiengängen haben die Studierenden zudem die Gelegenheit noch eine dritte Fremdsprache zu lernen.


Vorrausetzungen

Studienbewerber sollten in erster Linie Interesse an der Region mitbringen, der sie ihr Studium widmen. Auch ein gewisses Sprachtalent ist hilfreich, um zwei Fremdsprachen zu lernen. Die meisten Hochschulen setzen keine Sprachkenntnisse voraus, erste Arabisch- oder Hebräischkenntnisse bei Studienbeginn sind aber durchaus hilfreich. Außerdem müssen die Bewerber gute Englischkenntnisse mitbringen, um die englischsprachige Fachliteratur zu verstehen.


Berufsperspektiven für Nahost-Experten

Das Studium der Regionalwissenschaften Naher und Mittlerer Osten bildet für kein bestimmtes Berufsfeld aus. Umso wichtiger ist die Wahl des Nebenfachs. Auch neben dem Studium absolvierte Praktika sind hilfreich, um sich beruflich zu orientieren und Zusatzqualifikationen zu erwerben.

Mit ihren Sprachkenntnissen und ihrem kulturellen Hintergrundwissen stehen Absolventen dann durchaus vielfältige Berufsmöglichkeiten offen. Viele streben die Arbeit bei einer internationalen Organisation, einer NGO, einer Stiftung oder einer anderen Institution der Entwicklungszusammenarbeit an.

Dort üben Absolventen zumeist wissenschaftliche und beratende Tätigkeiten aus. Mit Arabisch-Kenntnissen sind auch Stellen im Diplomatischen Dienst möglich.

Auch die innerdeutsche Migrationspolitik ist auf die Kenntnisse von Nahost-Experten angewiesen. Wer eher im kulturellen Bereich arbeiten möchte, kann zum Beispiel in Museen und anderen Kultureinrichtungen mit Nahost-Bezug arbeiten.

Auch eine journalistische Tätigkeit ist denkbar. Darüber hinaus können Absolventen als Übersetzer oder in der Tourismusbranche arbeiten. Masterabsolventen steht es offen zu promovieren und eine akademische Karriere einzuschlagen.


Auslandsaufenthalt

Ein Auslandsaufenthalt in einem Land des Nahen beziehungsweise Mittleren Ostens ist für Studierende obligatorisch. Er dient zum einen der Verbesserung der Sprachkenntnisse. Zum anderen gibt ein Auslandssemester den Studierenden die Möglichkeit, die Kultur des jeweiligen Landes wirklich zu erleben und zu begreifen.

Ein oder zwei Auslandssemester sind aber auch empfehlenswert, weil das Studium vor Ort einen neuen Blick auf das Fach eröffnet. Dies kann auch im Rahmen von Abschluss- oder Forschungsarbeiten interessant sein. Zudem haben die Studierenden die Gelegenheit internationale Kontakte zu knüpfen, die sich beim Berufseinstieg als wertvoll erweisen können.