18 Jan
Erfahrungsbericht von Tom T.

University of Winnipeg


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kulturwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Münster U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbungsprozess

Auf College Contact bin ich durch eine Infoveranstaltung in Münster gestoßen. Da wurde erst einmal das Konzept vorgestellt und in welche Länder überall Verbindungen bestehen. Da ich als Anglistikstudent in ein englischsprachiges Land gehen wollte und ich vorher schon mit Kanada geliebäugelt hatte, schienen mir die Angebote von College Contact hierfür sehr passend. Dann habe ich mich auch direkt vor Ort für den Newsletter zu Kanada angemeldet. Darüber habe ich dann auch Bescheid bekommen, als eine Mitarbeiterin der University of Winnipeg nach Münster kam, um die Werbetrommel zu rühren. Nach einigem Hin und Her, entschied ich mich letztendlich für Winnipeg und College Contact war dabei eine große Hilfe. Mit den bereitgestellten Dokumenten und Anleitungen war der Bewerbungsprozess sehr leicht und verlief problemlos. Einzig die Kurswahl war etwas langwierig. Ich habe erst Mitte/Ende Juli meine Kurse bestätigt bekommen.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Reisen vor, während und nach der Uni

Bevor ich mein Auslandssemester in Winnipeg begonnen habe, bin ich noch durch Westkanada gereist. Ich flog nach Vancouver direkt von Frankfurt und bin von dort nach 2 Tagen nach Vancouver Island geschippert. Dort habe ich einen Freund für 5 Tage besucht und bin danach wieder nach Vancouver. Von dort aus bin ich nach 3 Tagen mit 2 Freunden in die Rocky Mountains aufgebrochen. Auf diesem über 1000 km langen Roadtrip konnte ich faszinierende Landschaften erleben, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Wir sind mit dem Auto erst nach Whistler gefahren, wo wir Ziplining gemacht haben. Am Mount Robson sind wir dann in den Jasper Nationalpark gefahren auf den berühmten Icefields Parkway. Diesen sind wir dann am Athabasca Glacier vorbei nach Banff gefahren. Dort haben uns dann der berühmte Moraine Lake und Lake Louise erwartet und der erste Grizzlybär, den ich je gesehen habe! Am Ende sind wir nach Calgary gefahren, von wo aus ich dann nach Winnipeg geflogen bin.

In der Reading Week im Oktober habe ich einen weiteren Roadtrip gemacht, diesmal in die USA. Mit dem Auto sind wir erst 7 Stunden nach Minneapolis gefahren. Dort sind wir zwei Tage bei einer Freundin geblieben, bevor wir 6 Stunden nach Chicago gefahren sind. Die Stadt war umwerfend schön, es gibt zwar viele Wolkenkratzer, allerdings sind diese oft richtig alte Häuser und über den Straßen dazwischen fährt „The L“, die U-Bahn der Stadt. Nach 3 Tagen sind wir dann über Minneapolis wieder zurückgefahren.

Nach der Uni bin ich dann nach Toronto geflogen für 5 Tage. Neben dem CN-Tower und Ripley’s Aquarium darf auch ein Abstecher zu den Niagara-Fällen natürlich nicht fehlen. Dort gab es sogar einen Dönerladen, wo ich mir nach 4 Monaten Abstinenz endlich wieder einen ordentlichen Döner gönnen konnte. Und so gesättigt bin ich dann auch wieder von Toronto aus nach Deutschland geflogen.


Uni

Die University of Winnipeg (oft nur UW oder UofW genannt) ist eine von zwei großen Unis in der Stadt (neben der größeren Univerisity of Manitoba, kurz UM oder UofM) und durch ihre zentrale Lage unschlagbar gut gelegen. Die Gebäude liegen alle in fußläufiger Entfernung zueinander und man läuft in den hippen Exchange District in Downtown nur ein paar Minuten. Die Uni ist allgemein sehr gut ausgestattet. Die Gebäude sind schon älter, das merkt man ihnen auch an, aber es ist alles top in Schuss und gepflegt. Die Betreuung vor Ort ist auch sehr gut, der International Student Service ist DIE Anlaufstelle für alle Fragen. Die Studenten und Angestellten dort sind immer superfreundlich und gutgelaunt, man kann mit denen auch immer gut feiern und was trinken gehen. Zudem organisieren sie viele Aktivitäten, bei denen man andere Internationals aber auch Kanadier problemlos kennenlernen kann.

Auf dem Unigelände gibt es mehrere Mensen, die aber verglichen mit Deutschland recht teuer sind (naja… so wie ca. alles hier außer Klamotten, Sprit und Ahornsirup :D ). Eine Sushibox gibt’s für 7$, einen Wrap oder Chicken Fingers mit French Fries für 12$.

In der Uni gibt es ein großes und gut ausgestattetes Fitnessstudio, welches ich selbst auch rege nutzte. Die Mitgliedschaft ist in den Studiengebühren enthalten, lediglich für den Spind zahlt man 33$ pro Term. Dafür gibt’s aber auch jedes Mal ein frisches Handtuch. Neben dem Fitnessstudio, wo es alle möglichen Fitnessgeräte und Hanteln gibt, gibt es eine riesige Fußballhalle mit Kunstrasen, Squash- und Badmintonhallen und eine große Dreifeldersporthalle mit einer Laufbahn auf der Empore. So kann man auch im kalten Winter gut joggen, kicken oder Basketball spielen. Bälle kann man sich umsonst ausleihen und die Hallen können auch einfach benutzt werden, wenn nicht gerade die Wesmen trainieren oder spielen. (Wesmen heißen die Unisportmannschaften).


Fortbewegung

Seit diesem Term (Fall 2016) gibt es den sogenannten U-Pass, ein Semesterticket für Winnipeg. Das kostet 130$ und ist in den Studiengebühren enthalten. Sonst musste man sich immer eine Monatskarte für 70$ holen, dagegen ist der U-Pass ein Schnäppchen.

Die Busse fahren hier immer oft, meist im 10- oder 20-Minutentakt. Tagsüber gibt es wenigstens Expresslinien, aber sonst sind fast an jeder Kreuzung Haltestellen, was Busfahrten oft sehr langwierig macht.

Nachts fahren die wichtigsten Buslinien bis etwa 1.30 Uhr (Mo-Sa) bzw. 0 Uhr (So). Aber keine Angst, man kommt trotzdem danach noch weg: Taxifahren ist billiger als in Deutschland. Für etwa 7 km z.B. habe ich nur 16$ bezahlt.


Unterkunft

Die meisten Internationals wohnen im Wohnheim (McFeetors und Lions Manor), Studentenhäusern (Balmoral) oder machen einen Homestay, so wie ich. Man bekommt schon mehr vom Geschehen mit, wenn man im Wohnheim wohnt. Ich hatte damals die Befürchtung, dass ich von lauter 17-jährigen Kanadiern umgeben sein würde, die gerade von der High School kommen. Deswegen habe ich mich für einen Homestay entschieden, was die Uni regelt. Zwar kann es vorkommen, dass man die Gastfamilie wechseln möchte, aber die Koordinatoren der Uni sind dabei immer sehr verständnisvoll und extrem hilfsbereit. Ich musste tatsächlich die Gastfamilie wechseln, weil meine erste Gastmutter (alleinstehende 57-jährige mit zwei Hunden und einer Katze) gar sehr in ihre Hunde vernarrt war. Leider hat sie die Hunde immer in eine Box gesperrt, als sie täglich 7 Uhr auf Arbeit fuhr, woraufhin die Hunde schrecklich zu jaulen begannen und nicht mehr aufhörten und man selbst mit Oropax kein Auge mehr zudrücken konnte. Als ich fragte, ob man da was machen könnte, hat sie mir direkt geraten bzw. gesagt, die Familie zu wechseln. Am Ende ist die Sache sehr unschön im Streit zu Ende gegangen. Aber meine folgende Gastfamilie war dafür umso herzlicher. Meine Gasteltern waren philippinische Einwanderer (gutes Essen aber viel, viel Reis) und meine beiden Gastgeschwister sehr niedlich, aber auch manchmal sehr laut. Zum Lernen bin ich deshalb oft in die Bib gefahren. Nichtsdestotrotz war es sehr schön, bei ihnen wohnen zu dürfen und ich möchte diese Zeit nicht missen.

Die Gastfamilie hat den Vorteil, dass man sich nicht ums Essen kümmern muss. Drei Mahlzeiten am Tag (auch Lunchbox) sind drin, also „all inclusive“ sozusagen. Abends wird immer gekocht. Wenn man im Wohnheim wohnt, muss man sich allerdings einer Sache bewusst sein: Es gibt weder Bettwäsche, noch Geschirr und Besteck. Das muss man alles mitbringen oder hier kaufen.

Einige fahren auch einfach 1-2 Wochen vor Unibeginn nach Winnipeg und wohnen im Hostel (es gibt soweit ich weiß aber auch nur eines in Winnipeg), um von dort aus nach einem Zimmer auf craigslist oder kijiji zu suchen (beides so ähnlich wie ebay-Kleinanzeigen).


Verpflegung

Wenn ihr einen Homestay macht, müsst ihr euch darum keine Sorgen machen.

Im Wohnheim müsst bzw. könnt ihr einen Mealplan hinzubuchen. Im McFeetors ist es Pflicht, im Lions freiwillig. Da gibt es verschiedene Varianten und ihr bekommt eine Art Mensakarte, auf die ein gewisser Betrag gebucht wird. Wenn ihr im McFeetors wohnt und im „elements“ (eins der Restaurants/Mensen, das die Mensakarte akzeptiert) für über 20$ bestellt, wird es euch sogar aufs Zimmer geliefert! Ansonsten kann man mit dem Bus auch immer 10-15 min zum Walmart fahren. Es gibt noch Safeway, Superstore oder Co-Op, aber Walmart ist sicherlich der günstigste Supermarkt. Abgesehen von Junkfood sind Lebensmittel aber auf jeden Fall ein bisschen teurer als in Deutschland.


Sicherheit

Winnipeg hat wie jede große Stadt auch mit Kriminalität zu tun. Ihr solltet nur den Nordteil der Stadt meiden, westlich des Red Rivers. Dort, in North End, ist es durchaus gefährlich, nachts sollte man dort nicht allein durch die Straßen laufen. Jedoch merkt man davon im Rest der Stadt wenig. Verrückte gibt es überall und verglichen mit all den anderen Metropolen der Welt, in denen ich schon war, tut sich da nichts.


Geld/Handy

Kreditkarten sind hier unabdingbar. Sowohl zum Bezahlen als auch zum Geldabheben. Wenn ihr bei comdirect oder der DKB ein Konto eröffnet (kostet bei beiden nix), kriegt ihr eine gratis VISA-Karte dazu, mit der ihr auf der ganzen Welt umsonst abheben könnt. Das ist sehr praktisch, besonders wenn man auch noch andere Länder in Amerika bereist. Was mir beinahe einmal aber zum Verhängnis geworden wäre: im Walmart in Kanada werden keine VISA-Karten mehr akzeptiert, MasterCard hingegen schon. Zudem könnt ihr bei der CIBC-Bank hier in Winnipeg als Studenten der UW umsonst ein Konto eröffnen und bekommt auch eine gratis Kreditkarte dazu. Die braucht ihr nämlich, um einen kanadischen Handyvertrag zu bekommen.

Die kanadischen Provider akzeptieren nur kanadische Kreditkarten. Sonst müsst ihr mit Prepaid Vorlieb nehmen und Prepaid-Tarife sind hier mindestens 10-20$ teurer als Verträge. Die Verträge können aber auch monatlich gekündigt werden, wenn ihr euer eigenes Handy mitnehmt. An sich ist Handy eine teurere Angelegenheit als in Deutschland. Bei den großen Anbietern Koodo, Fido, Rogers oder MTS wie auch bei kleineren Anbietern muss man so 40-50$ pro Monat einkalkulieren. Man bezahlt hier nämlich auch, wenn man angerufen wird. Zudem ist es hier unter Kanadiern eher üblich, eine SMS und MMS zu versenden als Whatsapp zu benutzen. Deswegen beinhalten eigentlich alle Verträge endlos SMS und MMS weltweit (also auch nach Deutschland). Allerdings sind auch viele Freunde ohne Handy ausgekommen, da es relativ viele Wifi-Hotspots gibt.


Freizeit

Winnipeg ist vielleicht nicht die schönste Stadt der Welt, aber auch hier gibt es genügend Sehenswürdigkeiten. Ich würde mal behaupten, dass die ganze Stadt unterschätzt wird. Im Exchange District in Downtown gibt es noch extrem viele, gut erhaltene Gebäude aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, die in Vancouver oder Toronto längst durch Wolkenkratzer und Parkplätze verdrängt worden sind. Das gibt dem ganzen einen Hauch Vintage-Feeling und es lohnt sich zwischen all den alten Gebäuden entlang zu schlendern. Zahlreiche Cafés und Musikläden und Bars geben dem Ganzen ein bisschen Prenzlauer Berg. Ob zum „Booty Shake Monday“, „Tequila Tuesday“ oder „Thirsty Thursday“ im Shannon’s: in irgendeiner Bar in Downtown ist immer etwas los.

Daneben gibt es noch Assiniboine Zoo, der auch Eisbären beherbergt. Er liegt im Assiniboine Park, in welchem auch der Botanische Garten liegt. Bei einem Besuch darf ein Abstecher zu Sergeant Sundae nicht fehlen, dort gibt es wahrlich das leckerste Eis der Stadt und von Oreo über Pumpkin Spice bis hin zu normaler Schoki alle möglichen Geschmackrichtungen.

Direkt hinter der schönen Central Station in Downtown liegt „The Forks.“ Das ist ein riesiges Areal mit lokalen Kleiderläden und mit regionalen und internationalen kulinarischen Spezialitäten und hat den Charme einer alten Industriehalle. Sehr empfehlenswert! Nebenan liegt das Human Rights Museum, in dem der unrühmliche Umgang mit der indigenen Bevölkerung Kanadas thematisiert wird. Auch der Holocaust nimmt einen großen Teil der Ausstellung ein. Jeden ersten Mittwoch im Monat ist der Eintritt zwischen 17 und 21 Uhr umsonst.

Auf der anderen Seite des Red Rivers liegt der französisch geprägte Stadtteil St. Boniface. Die Straßen tragen französische Namen und es gibt etliche kleine Bäckereien und Cafés mit französischen Spezialitäten. Für Hobbyshopper gibt es den PoloPark, das ist Winnipegs größtes Einkaufszentrum. Das liegt ca. 4km westlich der Uni ebenfalls an der Portage Avenue. Ein Bus kommt hier fast aller 5 Minuten und braucht höchstens 10 Minuten bis dahin. Dort gibt es eigentlich alle Läden, die es auf dem amerikanischen Kontinent sonst auch gibt. Zudem befinden sich dort ein großes Kino (Scotiabank Theatre), Red Lobster, Olive Garden und Ye’s Buffet. Alles sehr zu empfehlen! smiley