19 Jan
Erfahrungsbericht von Timo G.

San Diego State University


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Duisburg-Essen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

In meinem 6. Semester im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen entschied ich mich relativ spontan dazu, noch innerhalb des Bachelors ein Auslandssemester an der San Diego State University zu machen. Mitte November besuchte ich an meiner Uni eine Veranstaltung, die Studenten über die Möglichkeit eines Auslandsemesters informierte. Dort erfuhr ich, dass man sowohl im Bachelor als auch im Master ein Auslandssemester in den USA bestreiten kann, jedoch ein Aufenthalt während des Masters mit größeren Hürden verbunden ist. 9 Monate später - Anfang August - saß ich im Flieger nach Kalifornien.

Dem voraus gegangen war ein langer, teilweise nervenaufreibender Prozess der Informationsbeschaffung, Fristeneinhaltung, Bewerbung und vielen anderen kleinen lästigen Dingen, die erledigt werden mussten. Doch in all diesen Sachen bietet euch College Contact kostenlose Beratung und sorgt dafür, dass man im August endlich mit freiem Kopf in den Flieger steigen kann. Einige der Dinge, um die man sich im Vorfeld kümmern muss, sind zum Beispiel: Visum beantragen, Kursbeschreibungen zur Klärung der Anrechenbarkeit raussuchen, Bewerbung an der SDSU und Auslandskrankenversicherung abschließen.

Ein Punkt den ich NICHT aufgezählt habe ist die Wohnungssuche. Hier kann ich keinen allgemeinen Ratschlag geben. Wir (ich und 3 weitere Kommilitonen) haben uns dazu entschieden, erst vor Ort eine Unterkunft zu suchen. So würde ich es im Nachhinein auch immer wieder machen. Die erste Woche ist zwar alles andere als angenehm, weil man endlich Gewissheit haben will und was Festes finden möchte, aber die Strapazen haben sich in unserem Fall gelohnt. Nach 5 Tagen Wohnungssuche haben wir endlich das passende Objekt gefunden. Der große Vorteil bei der Suche vor Ort ist, dass man jede Unterkunft vorher mit eigenen Augen begutachten kann, bevor man unterschreibt. Wir haben in diesen 5 Tagen Unterkünfte angeschaut, die auf CraigsList vielversprechend aussahen, in der Realität aber einfach inakzeptabel für den geforderten Preis waren. Andere deutsche Studenten (Jungs) erzählten mir, dass sie 7 Tage lang ihre aus Deutschland reservierte Wohnung putzen mussten, weil es einfach so dreckig war. Aber bestimmt gab es auch welche, die auf diese Weise eine gute Unterkunft ergattert haben. Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Bei der Wohnungssuche würde ich mir eigentlich nur zwei wichtige Fragen stellen: 1. Wo liegt meine preisliche Schmerzgrenze für die Monatsmiete? 2. Möchte ich nah an der Uni oder nahe am Beach wohnen? Bei der zweiten Frage bin ich mir bis heute nicht sicher. Wir haben in Uni-Nähe gewohnt. Vorteil: Man ist schnell am Campus und kann auch mal mit dem Fahrrad hinfahren. Ich hatte 5 Tage die Woche Uni, da war die Nähe zur Uni schon sehr praktisch. Und man wohnt nicht weit von Studentenwohnheimen wie dem Boulevard63 und den Sterling Apartments weg. Nachteil ist, dass man zum Beach 20-25min mit dem Auto fahren muss, mit dem Bus im schlechtesten Fall 60min. Zudem lassen sich Vermieter die Lage am Beach gut bezahlen und man bekommt für das gleiche Geld weniger als in Uni-Nähe. Wir haben für ein komplettes Haus mit 4 Schlafzimmern, 3 Bädern und Garage zu fünft pro Person 700$ Monatsmiete gezahlt inklusive Strom, Wasser und Internet.

Ein Auto zu haben ist mehr als praktisch. Zwar kann man in San Diego relativ gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln verkehren, aber sobald das Wochenende und Trips anstehen, steht man ohne Auto relativ doof da bzw. die Aktivitäten beschränken sich auf San Diego. Wir waren in der zweiten Ankunftswoche schon unterwegs und waren im Yosemite-Nationalpark und in San Francisco. Geheimtipp: Wer sich für Flugzeuge und Jets interessiert MUSS unbedingt zur Miramar Air Show, die 30min außerhalb von San Diego liegt!

Unser Auto haben wir komplett über 4 Monate dauergemietet bei Dirt Cheap CarRental und haben hier pro Person ca. 700 $ für die kompletten 4 Monate bezahlt. Dabei haben wir den Travel Plan 2 ausgewählt, womit wir bis San Francisco und zum Grand Canyon fahren durften. Im Nachhinein hätte man eventuell pro Person 100 $ sparen können, wenn wir einen günstigen Tarif, der nur San Diego und Los Angeles einschließt, genommen hätten. Für Trips kann man nämlich das Auto kurzzeitig upgraden. Hier muss man abwägen und durchrechnen, wie oft man plant weiter weg zu fahren und was sich eher lohnt.

Die Lebenshaltungskosten sind ein wenig höher als in Deutschland, aber ich war erstaunt wie gesund man sich doch dort drüben ernähren kann. Bio ist auch bei den Amis angekommen und wer selbst kocht, kann sich 4 Monate lang gesund ernähren. Fast Food ist günstig, aber nicht unbedingt günstiger als selber zu kochen. Unterm Strich habe ich ca. 15.000 € insgesamt für diese 4 Monate ausgegeben. Eine stolze Summe, wovon man auch eine Weltreise machen kann. Als Tourist findet man es überall schön. Aber für mich war wichtig zu spüren, wie sich Leben in Kalifornien anfühlt. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dort irgendwann mal zu arbeiten und dauerhaft zu leben.

Der Campus an der SDSU ist zu meinem in Duisburg nicht vergleichbar. Die Farben, die Studentinnen, das Wetter - einfach alles lässt das Herz höher springen, wenn man nach 90 Minuten den Vorlesungssaal verlässt und den Campus betritt. Vor Ort ist das ALI erster Ansprechpartner. Egal was für Probleme oder Fragen man hat, hier wird einem immer versucht zu helfen. Mit dem amerikanischen Uni-System hatte ich bis zum Ende meine Schwierigkeiten. Es ähnelt mehr dem System Schule, das Verhältnis von Dozenten zu Studenten ist wie von Lehrern zu Schülern. Anwesenheitspflicht, wöchentliche Tests, Hausaufgaben und Zwischenklausuren fordern ständiges Fleißig-sein. Man lernt kontinuierlicher, aber auch oberflächlicher. Wer fleißig ist, erntet gute Noten - in Deutschland muss man auch inhaltlich den Stoff dafür beherrschen. Am Ende wird dann auch sehr wohlwollend benotet. Belegt habe ich die Fächer: Fluid Mechanics, International Economic Problems, Solid Modeling 2 und Control Systems Lab. Beim Class Crashing habe ich teilweise Glück gehabt (in Int. Econ. Prob. bin ich nur per Losverfahren reingerutscht), aber habe alle Fächer bekommen, die ich haben wollte.

In Erinnerung behalten habe ich am Ende alles das, was ich abseits von Vorlesungen erlebt habe. Ausgenommen ist das Fach Surfen, das ich belegt habe und jedem nur empfehlen kann. Für 175 $ kann man 4 Monate lang so oft man möchte an Surf-Klassen teilnehmen und den kalifornischen Life-Style perfekt machen.

Ich habe mich in Kalifornien und vor allem in Los Angeles verliebt. Es ist alles wirklich so, wie man es aus Film und Fernsehen kennt. Prägendster Eindruck ist für mich Kalifornien als „Golden State“. In den Abendstunden, wenn die Sonne untergeht, zeigt sich die volle Schönheit. Die Menschen an den Supermarkt-Kassen sind mega-entspannt. Hetze oder Eile kennt man nicht (man wird auch nicht an der Kasse vorgelassen, wenn man nur 2 Artikel hat - wozu? Zeitdruck gibt es hier nicht!). Und man wird immer und überall von jedem angesprochen. Smalltalk ist bei den Amerikanern das A & O. Das typische Smalltalk-Gespräch in Deutschland, wo über das zu kalte oder zu heiße Wetter gestöhnt wird, gibt es drüben nicht. Hier wird immer nur positiv erzählt - was wiederum natürlich ziemlich oberflächlich ist, aber mir ist das lieber - und alle haben gute Laune.

Ich könnte noch so viel mehr berichten, aber anschaulicher sind meine Videos, die ich in der Zeit gedreht habe: www.youtube.com/user/timorinosblog

Jeder, der in Erwägung zieht in Kalifornien zu studieren, sollte nicht länger zögern und einfach machen. Es wird die Zeit eures Lebens!