29 Jan
Erfahrungsbericht von Sophia G.

Capilano University


Hochschule: Capilano University
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL, Sprach- und Kulturwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Passau U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo zusammen,

vergangenes Semester habe ich ein Auslandssemester an der Capilano University in Vancouver, Kanada, absolviert und teile hier gerne ein paar Erfahrungen mit euch. In Deutschland studiere ich Kulturwirtschaft an der Universität Passau und ein Auslandssemester war für mich obligatorisch. College Contact hat sich bei einem Infotag zum Auslandssemester an unserer Uni vorgestellt und ich bin so auf die Organisation aufmerksam geworden. Auf der Website kann man sich alle Freemover-Partnerunis anschauen und sich nähere Infos und Bewerbungsformulare zuschicken lassen. Da meine Uni in Deutschland keine Partnerunis im englischsprachigen Teil Kanadas hat, war das Freemover-Programm eine gute Alternative für mich. Für die Capilano University habe ich mich dann entschieden, da ich schon sehr viel Gutes von Vancouver als Stadt gehört habe, die Uni ein breites Spektrum an Kursen anbietet und die Studiengebühren im Vergleich zu vielen anderen Hochschulen in Nordamerika noch recht niedrig sind. Der Bewerbungsablauf über College Contact lief sehr unkompliziert und problemlos ab. Alle benötigten Formulare zur Bewerbung und Kurswahl werden einem mit einer ausführlichen Erklärung zugeschickt. Alle meine Rückfragen wurden sehr schnell und hilfreich am Telefon oder per Mail beantwortet.

Ende August ging es dann los nach Vancouver und Anfang September hat das Semester mit einem Einführungstag begonnen. Die Capilano Uni ist relativ klein, ist aber sehr international aufgestellt mit vielen internationalen Austauschstudenten. Wenn man möchte, kann man sich auch für das Mentorenprogramm anmelden und bekommt dann eine/n Capilano Student/in als Ansprechpartner zugewiesen. Am Einführungstag haben wir die anderen Internationals sowie unsere Ansprechpartnerin vor Ort kennengelernt. Das International Office steht einem bei allen Fragen zum Beispiel im Bezug auf die Kurswahl zur Seite.

Ich habe 3 Kurse gewählt. Manche der anderen internationalen Studenten 4. Meine Kurse waren Marketing, Human Resource Management und Contemporary Fiction. Der Marketing Kurs war ein Erstjahreskurs über die Grundlagen von Marketing. Unser Lehrer war sehr praxiserfahren und kompetent und konnte uns neben der Theorie viele praktische Beispiele geben. Der Kurs orientiert sich ansonsten sehr stark an dem Lehrbuch. Generell sind die Kurse in Kanada viel verschulter als in Deutschland. Die Gruppen sind klein mit ca. 20-30 StudentInnen und man muss regelmäßig Hausaufgaben einreichen und in Gruppen arbeiten. Die Final Grade setzt sich in den Business-Kursen meistens zusammen aus: Midterm Exam, Final Exam, Mitarbeit und Anwesenheit, kurze Online-Quizzes und 1-2 Gruppenprojekten oder anderen Hausarbeiten. Die Gruppenarbeiten sind relativ zeitintensiv und bestehen aus einer Hausarbeit und einer Gruppenpräsentation. Die Lehrbücher sind, auch wenn man sie gebraucht kauft, deutlich teurer als in Deutschland, aber man kann sie am Ende des Semesters wieder verkaufen. Der Human Resources Kurs war ähnlich aufgebaut wie der Marketingkurs. Die Lehrerin hat ebenfalls einen guten Praxisbezug hergestellt. Der Contemporary Fiction Kurs hat sich mit Kurzgeschichten und einem Roman befasst. Leider war der Unterricht manchmal etwas trocken, da viele Studenten aufgrund des umfangreichen Leseaufwands unvorbereitet waren und die Diskussionen deshalb sehr oberflächlich blieben.

Die Capilano Uni liegt in North Vancouver, ein Stadtteil etwas außerhalb und gut für Naturliebhaber. Der Campus ist sehr grün mit kleinen Waldwegen zwischen den Gebäuden. Die Atmosphäre an der Uni ist sehr angenehm. Die Räumlichkeiten sind modern ausgestattet, es gibt eine tolle Mensa und einen Sportkomplex mit Hochschulsportangebot. Ich habe dort einen Yoga-Kurs besucht, der mir sehr gut gefallen hat. Die Uni ist mit dem Bus von Downtown in ca. 50min zu erreichen. Ich habe in East Vancouver gewohnt und eine Stunde gebraucht. Da ich aber nur an 2-3 Tagen Uni hatte, war das auch gut machbar und man gewöhnt sich schnell an die Distanzen. Viele Internationals haben auch in North Vancouver bei einer Gastfamilie oder in einer WG gewohnt. Mein Zimmer habe ich schon von Deutschland aus über Vanmates, einer privaten Zimmervermietung, gefunden. Ich habe mir ein Haus mit 7 anderen jungen Leuten geteilt und war damit auch sehr zufrieden. Kontakte zu Gastfamilien können über die Uni hergestellt werden. Dazu bekommt man vorab Informationen. Viele haben ihre Unterkunft erst vor Ort über Craigslist (ähnlich wie WG-gesucht) gefunden. Die Mietpreise und Lebenshaltungskosten in Vancouver sind relativ hoch. Wenn man mit der Lage etwas flexibel ist, kann man aber schon etwas Angemessenes finden.

Vancouver ist eine sehr junge und vitale Stadt. Der Ausländeranteil ist sehr hoch, was zu der Vielfältigkeit der Stadt beiträgt. Es gibt viele tolle Restaurants, Bars und Cafés. Mein Lieblings-Stadtviertel ist Gastown. Das ist der älteste Teil der Stadt mit 2 Straßenzügen voll hübscher alter Häuser, gemütlichen Cafés, Pubs und Bars. Was einem manchmal ein ungutes Gefühl gibt, ist die hohe Obdachlosigkeit in Vancouver. Da das Klima für kanadische Verhältnisse sehr mild ist, leben dort viele Menschen auf der Straße. Wenn man die etwas zwielichtigen Gegenden kennt und dort nicht unbedingt nachts allein unterwegs ist, ist das aber kein Problem.

Freizeit und vor allem Outdoor-technisch hat Vancouver und die Umgebung sehr viel zu bieten. Mit dem Bus sind innerhalb von ca. einer Stunde die drei Berge Cypress, Grouse und Seymour zu erreichen. Dort kann man im Sommer wandern gehen und im Winter Skifahren. Downtown Vancouver liegt auf einer Art Halbinsel und rund um die Stadt gibt es tolle Strände mit schönen Spazierwegen. Der größte und wunderschöne Stanley Park bietet über 10km Rad-/Fußgängerweg direkt am Meer. Das Klima ist, wie schon erwähnt, deutlich milder als man das von Kanada erwartet. Schnee und Minustemperaturen gibt es im Winter sehr selten, jedoch regnet es sehr viel.

Ausflugs- oder Kurzurlaubsziele gibt es zahlreich. Vancouver Island ist vor allem im Sommer schön. Dort kann man z.B. Whale-Watching-Touren machen. Whistler ist ein riesengroßes Wander- bzw. Skigebiet und in nur 2 Stunden mit dem Bus zu erreichen. Dort habe ich schneereiche Weihnachten verbracht. Der Club ESL bietet verschiedene Busreisen an. Ich war mit der Organisation für 4 Tage in den kanadischen Rocky Mountains. Dort haben wir bei einer Bootstour den obligatorischen Bären gesehen. Für einen Wochenendausflug bietet sich das Okanagan Valley an. Das ist ein wunderschönes Weinanbaugebiet am Okanagan Lake. Seattle ist auch nur eine 4-stündige Busfahrt entfernt. Und wenn man mal etwas mehr Zeit hat, gibt es günstige Flüge von Seattle aus in andere amerikanische Städte.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Auslandssemester und hatte eine tolle Zeit in Vancouver.