University of California, Davis
Die Entscheidung, ein Auslandssemester zu absolvieren, fiel bei mir gegen Ende meines Masterstudiums. Da ich unbedingt ins englischsprachige Ausland wollte und meine Heimathochschule leider keine passende Partnerhochschule hatte, musste ich mich als Freemover auf die Suche machen. Durch einen Kommilitonen wurde ich zum Glück auf College Contact aufmerksam gemacht. In einigen E-Mails stellte ich dem Team meinen Hintergrund, Voraussetzungen und den Zeithorizont vor, in dem ein Auslandssemester für mich in Frage kam. Nach einigen Mails und Vergleichen von verschiedenen Hochschulen entschied ich mich, mich an der UC Davis für das Global Study Program zu bewerben. Die Unterstützung von College Contact war dabei wirklich hilfreich, vor allem als es um die Bewerbung an der Hochschule und mein Visa ging.
Nachdem ich die Zusage bekommen hatte, ging es auf Zimmersuche in Davis. Da ich nur das Springquarter (Ende März bis Anfang Juni) dort verbringen wollte, gestaltete sich die Zimmersuche von Deutschland aus etwas schwierig. Zu empfehlen sind die Websites www.craigslist.com und www.uloop.com. Allerdings kann man sich bei Uloop nur mit seiner UC Davis Email-Adresse anmelden, die erst kurz vor Quarterbeginn freigeschaltet wird. Ich hatte das Glück, dass sich eine Familie auf mein Gesuch bei craigslist gemeldet hat und wir via Skype ein Gespräch über die Details führen konnten. In Davis muss man mit Mietkosten in Höhe von 500-800$ pro Monat rechnen, je nach dem welchen Anspruch man an Wohnanlage, Lage und Ausstattung hat. Ich habe in einem vollmöblierten Zimmer in einem Haus am Stadtrand gewohnt und 700$ Miete bezahlt. Allerdings heißt Stadtrand in Davis, dass man innerhalb von 10-15 Minuten an der Uni bzw. im Stadtzentrum ist. Im Nachhinein würde ich das Zimmer nicht mehr von Deutschland suchen, sondern mit via Airbnb ein Zimmer in der Stadt nehmen und dann dort auf die Suche gehen.
Bevor ich auf die Studienbedingungen und den Campus eingehe, werde ich noch ein paar Informationen über Davis als Stadt geben. Die Stadt ist recht klein mit ca. 60.000-70.000 Einwohnern, wovon der Großteil allerdings Studenten sind. Dadurch findet man sich sehr schnell in der Stadt und auf dem Campus zurecht, auch wenn der am Anfang unendlich groß erscheint. Ein weiterer Vorteil ist, dass man auf den Feiern in der Stadt immer Leute trifft, die man kennt, auch wenn man noch nicht lange dort ist. Das ist bei einem Aufenthalt von 1-2 Quartern sehr schön, bei einem längeren Aufenthalt könnte es aber vielleicht langweilig werden. Falls es jemanden in die größeren Städte zieht, ist Sacramento nur ca. 20 Minuten entfernt und die Bay Area mit San Francisco nur ca. 1,5 Stunden. Davis gilt zu recht als Fahrradhauptstadt Amerikas! Auf dem Campus braucht man eins, um rechtzeitig von einem Gebäude zum anderen zu kommen. In der Stadt ist jede Straße mit einer Fahrradspur ausgestattet und da es keinen Berg in der Stadt gibt, ist man schnell von A nach B unterwegs. Die Stadt ist außerdem bekannt für ihre nachhaltige Ausrichtung, unter anderem die Hippiebewegung wurde dort geboren, von der noch einige Kommunen in der Stadt übrig geblieben sind. Davis ist zwar eine Kleinstadt, aber die Lebenshaltungskosten in Kalifornien sind keineswegs mit denen in Deutschland zu vergleichen. Neben der Miete muss man mit Kosten von 700-1000$ pro Monat rechnen, zumindest wenn man nicht wie ein Asket leben will und öfter Feiern oder Essen geht. Die Stadt ist außerdem total sicher! Man kann abends/nachts sicher mit dem Fahrrad nach Hause radeln ohne Angst haben zu müssen!
Jetzt aber zur Uni, dem Uni-Leben und den Studienbedingungen. Wie bereits erwähnt, ist der Campus richtig groß und besteht aus vielen kleinen Gebäuden, in denen manchmal nur ein Vorlesungssaal untergebracht ist. Um sich am Anfang zurechtzufinden und die richtigen Gebäude für die Kurse zu finden, würde ich GoogleMaps für die Routenfindung empfehlen. Der Campus ist ebenfalls von den vielen Fahrrädern geprägt, vor allem während der Pausen zwischen den Vorlesungen. Viel im Uni-Leben spielt sich auf dem so genannten Quad ab, das ist eine große Grasfläche vor dem CoHo (CoffeeHouse) und dem MU (Memorial Union). Hier präsentieren sich die über 700 verschiedenen Clubs der Uni, die alle Bereiche von sportlichen, sozialen, kulturellen und kuriosen Aktivitäten abdecken. Die Clubs bieten die Möglichkeit schnell Leute kennenzulernen, die sich für die gleichen Themen, wie man selbst, interessieren.
Die Studienbedingungen an der UC Davis sind wirklich hervorragend! Durch die Teilnahme am Global Studies Program kann man aus dem gesamten Bachelorkursangebot der Universität frei seine Kurse wählen, solange man die vorausgesetzten Kurse erfüllt hat (es gibt Kurse zu Weinbau und Bierbrauen, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte). Offiziell darf man nicht an Masterkursen teilnehmen, allerdings kann man in den ersten Wochen des Quarters die Professoren ansprechen und um Erlaubnis fragen, bei Zustimmung kann man auch diese Kurse belegen. Die erste Kursauswahl muss von Deutschland aus getroffen werden, aber man kann die Kurse in den ersten Wochen noch ändern, sofern noch Plätze frei sind. Hierbei ist das Team des Global Studies Program echt hilfsbereit und hat auch immer gute Kursvorschläge parat.
Aber man sollte sich nicht zu lange Zeit lassen für die Kursauswahl, da bereits nach wenigen Wochen die ersten Homeworks, Midterms, Discussions, Debates oder so anstehen. Das ist der wohl größte Unterschied zum deutschen Unisystem, dass sich die Note nicht aus der Abschlussarbeit ergibt, sondern aus sehr vielen kleinen Teilleistungen, die prozentual in die Note einfließen. Das ist am Anfang sehr ungewohnt, da man immer am Ball bleiben muss und aufpassen muss, nicht die Abgabetermine zu verpassen. Aber am Ende des Quarters ist alles etwas entspannter, da man sich vorher immer schon vorbereiten musste. Bei der Kurswahl sollte man sich auch genau ansehen, ob für die Kurse gewisse Bücher verlangt werden, da diese schnell bis zu 300$ pro Buch kosten können und für die Abgabe der Homeworks verlangt werden.
Ich hatte mich für Programmier- und Statistikkurse aus der Lower Division (Grundlagenfächer) eingeschrieben, deren Aufbau und Konzept sehr gut war und man sehr viel gelernt hat! Allerdings war das der Anspruch bei Prüfungen und Notengebung eher gering und nicht mit dem deutschen Niveau zu vergleichen. Das heißt, selbst mit viel Reisen und Feiern lassen sich sehr gute Noten erzielen!
Insgesamt lässt sich sagen, dass die UC Davis für mich persönlich die perfekte Entscheidung war! Im Spring Quarter war zudem der Vorteil, das die Regenzeit vorbei ist und man fest mit Sonnenschein und heißen Temperaturen rechnen kann, also wie man sich Kalifornien vorstellt. Die Aussage, die Davis am passendsten beschreibt ist „America for Beginners“, da man einen Eindruck des Lebens in Amerika/Kalifornien bekommt, aber gleichzeitig in einer entspannten Kleinstadt ist, in der man zu keiner Zeit Angst haben muss!