10 Sep
Erfahrungsbericht von Robin D.

Nebrija Universidad

Hochschule: Nebrija Universidad
Stadt: Madrid
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2008 bis 12/2008

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

¡Hasta siempre la capital!

Ich studierte im 5. Semester Angewandte Fremdsprachen und Wirtschaft, also Englisch, Spanisch und Betriebswirtschaftslehre. Dieser sprachlichorientierte Wirtschafsstudiengang sieht ein Auslandssemester als obligatorisch an. Und in der Tat, wenn man sich mal umhört und Expertenmeinungen zu Rate zieht, empfiehlt sich ein Auslandssemester, wenn es nicht schon - wie der Studiengang es auslegt - obligatorisch ist, um den Lebenslauf abzurunden.

Selbstverständlich gab es zu Beginn der Planung den idealistischen Wunsch, sich von allen Kommilitonen ab zu heben und in ein drittes Weltland zu ziehen. Eine andere Welt, dass war im Großen und Ganzen, was ich erfahren wollte. Die Organisation erwies sich allerdings als sehr schwierig. Wie jeder von uns, musste ich mit ausländischen Universitäten Kontakt aufnehmen. Hierbei konnte man allerdings nicht mit der aus Deutschland gewöhnlichen Respons rechnen. Im Gegenteil, die wenigsten antworteten mir auf zufrieden stellende Art und Weise. Ich begann zu begreifen, dass es wohl üblich schien, eine Vorauskasse zu leisten, was mich, und auch das Auswärtige Amt meiner Heimatuniversität, verblüffte.

Es wurde immer später, meine Kommilitonen hatten schon einen Studienplatz gefunden. Viele gingen in die Vereinigten Staaten, was nun wirklich nichts für mich gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt redeten viele überCollege Contact“, und wie einfach und sorgenfrei diese Institution Studenten ihre Unterstützung anbieten. Keine Diskrepanzen, bürokratische Schwierigkeiten, keine Vorauskasse. Ich wurde neugierig und begann Kontakt aufzunehmen. Lisa meldete sich umgehend bei mir und konnte mich hervorragend beraten. Nach einem kleinen Beratungsgespräch fanden wir gemeinsam heraus, dass ein Ziel tatsächlich besonders für mich geeignet war: Madrid! Es ist zwar kein drittes Weltland, allerdings eine hervorragende Möglichkeit, meine Sprachen optimal zu entwickeln und Pflichtveranstaltungen in Betriebswirtschaftslehre zu absolvieren. Eine Hauptstadt, die mit ihren fünf Millionen Menschen kulturell und traditionell sehr viel zu bieten. Im Gegensatz zu Barcelona ist La Capital sehr spanisch. Man hört sehr viel über Madrid, und ich muss sagen: Es ist alles wahr! Eine bunte Stadt, die mehr zu bieten hat als Sightseeing Highlights, Museen und Theater. Doch noch war ich gar nicht da.

Lisa schrieb mir all die nötigen Information, um eine erfolgreiche Bewerbung an der Antonio Nebrija Universität einzureichen. Es war sehr leicht und ich konnte mich perfekt auf die Abschlussklausuren des laufenden Semesters in Deutschland konzentrieren. Es dauerte nicht lange, da hatte ich die Zusage im Briefkasten. So leicht und so schnell hätte ich das alleine nie auf die Reihe bekommen…..und mein Spanisch war schon sehr passabel.

Was mich dann in Madrid rettete. Ich bin schon einen Monat vor Semesterbeginn, also Ende August, nach Madrid geflogen. Ich wollte vor allen anderen Studenten mit der Wohnungssuche beginnen, um einen kleinen Vorteil zu haben. Den Tipp hatte mir auch schon Lisa gegeben. Tatsächlich, im Nachhinein war ich sehr Glück, sehr schnell eine Wohnung zu finden. Ich habe schon nach drei Tagen eine Wohnung bei zwei Spaniern gefunden. Hierbei spielt Glück eine sehr große Rolle. Es gibt Kommilitonen, die tatsächlich 40 Wohnungen angeschaut haben und drei Wochen ein Zimmer im Hostal zahlen mussten. Auch mir wurden selbstverständlich Zimmer angeboten, die wirklich fern von jeglichen Vorstellungen über Hygiene und Ordnung waren. Die Wohnungssuche ist tatsächlich sehr ermüdend und deprimierend. Die Angebote der Universität sind nicht bezahlbar, bei einer Familie unterzukommen ist auch nicht das Ideal, da man an viele Pflichten gebunden ist. Meine Kommilitonen waren damit nicht glücklich. Prinzipiell liegt ein guter Preis zwischen 320 und 380€, plus Gastos. Ich persönlich kann hierzu die Seite www.loquo.es empfehlen. Eine sehr übersichtliche Seite, mit täglichen Updates über neue Wohnungen. Ich habe damals in der Nähe von Principe Pio gewohnt, wirklich nahe der Stadt und war sehr zufrieden. Spanischkenntnisse sind bei der Wohnungssuche fast unabdingbar, es sei denn, man begnügt sich mit einer Wohnung mit Erasmus Studenten. Da ist natürlich immer was los, und mit Sicherheit auch sehr unterhaltsam. Allerdings haben die Kommilitonen dieser WGs sehr wenig Spanisch gelernt, während sie in Madrid lebten.

Die Universität Nebrija ist eine private Universität. Da ich in Deutschland an einer öffentlichen Universität eingeschrieben bin, war es für mich sehr interessant die Unterschiede zu erkennen. Ich habe zu Beginn direkt mit der Frau gesprochen, die den Intensivkurs anbietet. Sie sagte mir, ich müsste nicht teilnehmen. Ich dachte zu diesem Zeitpunkt, dass der Intensivkurs 245€ kostet und habe deshalb verzichtet. Dem war nicht so, er ist kostenlos und ich empfehle jedem diesen Kurs zu belegen. Dort hat man schon die Gelegenheit, Leute kennen zu lernen. Die beiden Lehrgebäude sind etwas weit entfernt und werden wirklich voneinander getrennt. Man darf nicht erwarten, dass die Einen irgendeine Idee haben, was an dem anderen Campus passiert. Man muss sehr oft zwei bis drei Mal nachfragen und die Dame, die für ausländische Studenten zuständig ist, scheint völlig überarbeitet und reagiert deshalb ein bisschen gereizt.

Positiv ist vor allem der Spanischunterricht für Ausländer. Ich war in dem höchsten Niveau mit zwei anderen Studenten. In zwei Kursen waren wir also zu dritt. Ich denke, so intensiv habe ich wirklich noch Unterricht gehabt. Grammatikalisch hat mir diese Zeit definitiv sehr viel helfen können. Die Betriebswirtschaftskurse sind nicht mit deutschem Niveau zu vergleichen. Hier gibt es auch völlig unterschiedliche Prüfungsvoraussetzungen. Manchmal hat man vier „examenes parciales“, manchmal nur eins. In dem einen Kurs muss man Bücher tatsächlich lesen, in dem anderen reicht quasi die Anwesenheit. Prinzipiell darf man sich nicht erhoffen, besonders viel aus diesem Unterricht mit zu nehmen. Und das, obwohl die Professoren angeblich direkt aus der Branche kommen. Mein Dozent aus International Marketing war Marketing Chef bei Coca Cola in Argentinien. Er war ein Philosoph und ein wirklich weiser, lebendiger Mann. Er war allerdings sehr antiautoritär, und da er auf sehr unkonventionelle Lehrmethoden zurückgriff, erlangte er nicht immer vollste Aufmerksamkeit.

Prinzipiell war Madrid eine unvergessliche Zeit. Ich konnte Englisch und Spanisch optimal verbinden. Sicherlich gibt es Städte, in denen es mehr Sehenswürdigkeiten gibt. Aber eine Stadt, in der das Leben derart auf den Straßen pocht, die Energie der zahlreichen Tavernas, der kulturelle Cocktail im Retiro am Sonntag, der spanische Rhythmus aus dem rot geschminkten Kussmund der zahlreichen Marias, Elenas, Natalias, Lorenas, Julianas…..¡hasta siempre la capital!