Saint Marys University
Zu allererst das Wichtigste: JA! – Traut euch, für ein paar Monate in die große, weite Welt zu ziehen! Auch bei ein paar Zweifeln, einfach machen, es lohnt sich!
Zu College Contact
Mir wurde CC von einem Kommilitonen empfohlen, der selber hiermit ein Semester in den USA war. Die Auswahl an Unis war für mich ein bisschen eingeschränkt, da ich im Master ins Ausland gehen wollte, aber trotzdem war etwas Passendes für mich dabei. Ich war vorab bei einem der Info-Termine in Münster und ich muss sagen, dass es sich für mich gelohnt hatte. Eigentlich wollte ich in die Sonne, Richtung Kalifornien, habe aber bei dem Treffen erfahren, dass das nicht das Richtige für mich wäre (sehr hohe Anzahl an deutschen Studenten, kaum Masterkurse, extrem teure Unterkünfte). Somit hab ich meine Wahl der Uni auf passende Kurse abgestimmt und dabei kam dann die SMU heraus, da sie Masterkurse für BWL und VWL anbietet. Der Kontakt mit CC war immer super freundlich und alle Fragen wurden fix beantwortet. Was den Bewerbungsprozess angeht, kann ich also nur Positives berichten.
Schon Fernweh bekommen?
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Zur Kurswahl
Im Laufe der Bewerbung hat sich herausgestellt, dass die SMU internationale Studenten leider nur an einigen Master-Programmen teilnehmen lässt. Mein angepeilter VWL-Master war da zwar nicht dabei, allerdings gab’s im Rahmen des BWL-Programms auch VWL-Kurse, sodass sich das befürchtete Problem bereits erledigt hatte. Ich habe dann zusammen mit den Professoren an meiner Heimatuni abgesprochen, welche der in Halifax angebotenen Kurse ich mir anrechnen lassen könnte, und meine Kurswahl an Leah (die Ansprechpartnerin der SMU für Masterstudenten) geschickt. Der ganze Kurse-Wählen-Prozess hat wirklich ewig gedauert und ich musste Leah mehrmals anschreiben, aber irgendwann war ich für meine gewählten Kurse freigeschaltet. Nicht alle im Academic Calendar angebotenen Kurse kommen auch wirklich zustande (ich war am Ende für vier von acht gewünschten Kursen angemeldet, also reichlich Spielraum einplanen), aber man braucht sich keine Sorgen machen, dass man in irgendeinen Kurs nicht mehr reinkommt, weil der vielleicht schon voll ist, bis man freigeschaltet ist (wie das bei manchen Bachelorkursen ist).
Ich habe mich in der ersten Woche vor Ort dann noch von einem Kurs wieder abgemeldet, weil ich sowieso nur drei Kurse machen wollte (man muss an der Uni pro Kurs bezahlen). Übrig geblieben sind dann Supply Chain Management, Managerial Economics und Organizational Behavior. Supply Chain war so lala, wir hatten alle zwei Wochen mittwochs abends von 17:30-20:15 Uhr Vorlesung, die ziemlich öde waren (der Prof hat eigentlich nur die hochgeladenen Folien vorgelesen). Zwischen den Vorlesungen musste man immer drei bis vier Kapitel aus einem Buch lesen und dazu ein Online-Quiz machen und einige Fragen für die nächste Vorlesung vorbereiten. Dafür gab es aber keine Abschlussklausur. Dazu kamen noch zwei große Gruppenprojekte, eine Casestudy aus dem Buch und eine Analyse eines örtlichen Unternehmens. Insgesamt von den drei Kursen der größte Aufwand, aber auch die beste Endnote.
Managerial Economics war ein Kurs, wie man ihn aus Deutschland kennt, zweimal die Woche reine Vorlesung (10-11:15 Uhr), Zwischen- und Endklausur. Dazu noch drei Assignments in kleinen Gruppen, die man aber zu Hause bearbeiten konnte. Wer VWL mag, wird auch diesen Kurs mögen. Die Themen hatte ich alle schon im Bachelor und mit wenig Aufwand kam am Ende eine Topnote raus.
Organizational Behavior war für mich der Kurs, an den ich mich am meisten gewöhnen musste. Zum Professor: man hasst ihn oder man liebt ihn. Dazwischen gibt’s glaub ich nichts. Ich fand ihn zum Glück wirklich gut! Er hatte eine ganz spezielle Art an sich, einen sehr eigenen Humor, hat wirklich viel erwartet und war unglaublich direkt. Wer damit klar kommt, wird in dem Kurs auf jeden Fall was zu lachen haben! Es gab zwei Vorlesungen die Woche (14:30-15:45 Uhr) und für jede Woche eine Casestudy vorzubereiten. In einer Vorlesung wurde dann der Fall besprochen (kannte ich überhaupt nicht von meiner Uni) und in der anderen hat jeweils eine Gruppe ein Thema vorgestellt, das mit dem Fall zu tun hat. Wir haben dann noch zwei Quiz geschrieben, in denen die Präsis abgefragt wurden (eigentlich stumpfes Auswendiglernen), aber keine Abschlussklausur. Insgesamt hatte ich also nur eine einzige Klausur am Ende des Semesters und während der Vorlesungen an drei Tagen Uni. Also reichlich Zeit für die Hausaufgaben und die sozialen Kontakte. Apropos Kontakte: Großen Kontakt hatte ich mit den Leuten aus meinen Kursen nicht, dazu aber gleich noch.
Zur Welcome Week
Kurz und knapp: spart sie euch! Wer lieber vorher noch Reisen möchte, sollte das tun. Damit ist die Zeit besser genutzt. Ich bin extra zum Beginn der Welcome Week rübergeflogen, weil ich gehofft hatte, dabei andere Studenten kennenzulernen, vor allem Kanadier. Aber Pustekuchen! Für die Internationals gab es eine eigene Einführungswoche! Top: Free Food! Das war grade am Anfang ganz nett, weil man vielleicht noch nicht wusste, wo man einkaufen gehen kann oder erstmal eine Unterkunft suchen musste. Der Ausflug zu Peggy’s Cove ist auch empfehlenswert, weil man ohne Auto da sonst nicht hinkommt. Flop: Der Rest! Stadtreally, Secret Party, Info-Veranstaltungen… Ich muss ehrlich sagen, dass ich in der Woche lieber etwas rumgereist wäre, vor allem, weil das Wetter super schön war!
Und noch ein ganz großes Minus: In der ersten Vorlesungswoche haben die paar Deutschen von uns, die im Master dort waren, erfahren, dass es für die Master-Studenten eigene Einführungsveranstaltungen gab. Leah hatte es aber nicht für nötig gehalten, uns dazu einzuladen (ihre Worte). Problem an der Sache war (für mich), dass sich die anderen Master-Ersties und Professoren dabei schon kennengelernt haben und man dann in der ersten Vorlesung so ein bisschen „der Neue“ war und es daher schwierig(er) war, mit den anderen in Kontakt zu kommen.
Zur Unterkunft
Ich hatte zwar überall gelesen, dass es vollkommen ausreicht, sich vor Ort um eine Bleibe zu kümmern, aber ich hatte dafür nicht die Nerven. Also habe ich mir vorher über kijiji (einfach mal per Suchmaschine suchen, ist so ähnlich wie ebay-Kleinanzeigen) eine WG organisiert. Die anderen aus unserer Truppe haben aber alle problemlos direkt in Halifax Unterkünfte gefunden :-) Ich habe in einem Haus mit drei anderen Kanadiern gelebt und das war für mich das Beste, was mir passieren konnte. Es war zwar nicht direkt in Uninähe (von Tür zu Tür ein halbes Stündchen inkl. Busfahrt und ein paar Metern an der frischen Luft), aber bei drei Tagen Uni pro Woche war das kein Problem. Ich habe ganz viele Leute aus Halifax kennen gelernt und ohne meine Mitbewohner wäre die Zeit nicht mal halb so geil gewesen! Also wer nicht unbedingt bis fünf Minuten vor Vorlesungsbeginn schlafen muss (war eigentlich kein Problem ist, weil mein frühester Kurs um 10 Uhr anfing), sollte ruhig ein bisschen weiter nördlich nach Zimmern schauen.
Zum Drumherum
Ja, Kanada ist teuer, ABER es lohnt sich! Im Vergleich zu den USA ist es immerhin noch etwas günstiger, aber die Lebensunterhaltskosten sind wesentlich höher als in Deutschland. Vor allem bei den Lebensmitteln ist mir das aufgefallen. Je gesünder das Produkt und je kleiner die Menge, desto teurer. (Vom Alkohol mal ganz zu schweigen!) Allerdings kann man sich damit arrangieren: Dienstags gab es zum Beispiel in den großen Supermärkten immer 10% für Studenten und ab und zu konnte man tax-free einkaufen. Als full-time student (also mit mindestens drei belegten Kursen) hatte man kostenlosen Zutritt zum Fitness-Center inklusive Sauna, Dampfbad, diversen Fitnesskursen und Handtüchern. So konnte man einen guten Ausgleich zu dem ein oder anderen Fast Food Meal schaffen ;-) Abends geht eigentlich immer irgendwo irgendetwas. Halifax hat unglaublich viele Bars mit special offer, Livemusik oder Karaoke. Clubs gibt es eher weniger, aber auch das Tanzbein stand nicht still! Außerdem hat sich in Halifax mein Kaffeekonsum enorm gesteigert! Es gibt mindestens so viele Cafés wie Bars und bei schönem Wetter kann ich ein Heißgetränk zum Mitnehmen und einen Spaziergang an der Waterfront jedem empfehlen. Die Waterfront ist generell eine schöne Ecke mit leckerem Eis, kleinen Souvenir-Läden und der Fähre nach Dartmouth (mit dem Buspass kann man die kostenlos nutzen). Es lohnt sich auf jeden Fall auch, mit ein paar Leuten und einem Mietwagen die nähere Umgebung zu erkunden (Chester, Mahone Bay, Lunenburg) und ein Wochenende nach Cape Breton zu fahren.
Fazit
Ich kann Halifax jedem empfehlen, der nicht grade eine Großstadt wie Hamburg oder Berlin erwartet und kein Problem damit hat, wenn der Bus mal nicht kommt oder es drei Tage am Stück gießt (das konnte man wirklich nicht mehr regnen nennen). Die ersten Wochen war super Sommerwetter (kurze Hose nicht vergessen), die restliche Zeit nicht viel anders als in Deutschland. Nur der große weiße Winter ist leider erst gekommen, als ich schon wieder zu Hause war. Aber die Leute dort sind einfach unfassbar freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit (Busfahrer warten dort sogar, wenn man noch einen Block entfernt zur Haltestelle flitzt) und trösten über jeden Anflug von Heimweh hinweg!