21 Mär
Erfahrungsbericht von Marius W.

Xi'an Jiaotong-Liverpool University


Stadt: Suzhou
Land: China
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Umweltmanagement
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 10/2017 bis 01/2018
Heimathochschule: Weihenstephan-Triesdorf HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Schon bevor ich mein Studium aufgenommen habe, wusste ich, ich möchte ins Ausland. Während meines ersten Semesters kristallisierte sich immer mehr heraus, dass China das Land meiner Wahl sein würde. Schon zum Ende des ersten Semesters informierte ich mich beim Auslandssamt über meine Möglichkeiten und recherchierte selbstständig nach möglichen Aufenthaltsorten.

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Bewerbung

Da die Hochschule für den Studiengang „Management erneuerbarer Energien“ keine Partnerschaften mit Universitäten in China unterhält, war ich von Anfang an bei der Suche weitgehend auf mich gestellt. Unzählige Stunden verbrachte ich im Web, mit E-Mails schreiben oder am Telefon, um eine Hochschule zu finden, die für ein Auslandsemester geeignet war, nach dem ich idealerweise nicht ein ganzes Semester wiederholen muss. Als ich die Hoffnung auf ein Auslandssemester schon fast aufgegeben hatte, stieß ich auf die Website „College Contact“, welche kostenlos Kontakte zwischen Hochschulen im Ausland und Studenten herstellt. Anfangs war ich etwas skeptisch, aber fragte einfach mal an, um herauszufinden ob sie Universitäten kennen, welche meine Wünsche erfüllen. Zu meiner großen Überraschung gab es eine Universität und zwar die Xi’an Jiaotong-Liverpool University (kurz: XJTLU). Hinter dem doch sperrigen Namen verbirgt sich eine relativ junge Universität, die aus einem Zusammenschluss der Jiaotong University aus Xi’an und der britischen Liverpool University entstanden ist. Deren Ziel ist es, westliche oder konkret britische Lehrkonzepte nach China zu bringen und dort eine Alternative zu den doch eher starren chinesischen Lehrmethoden zu bieten. Diese Idee gefiel mir und ich entschied mich, mit der Hilfe von College Contact an der XJTLU zu bewerben. Bei jeglichen Fragen konnte ich mich immer ganz einfach an meinen Betreuer bei College Contact wenden. Die Bewerbung an sich ging dann relativ schnell, sofern man alle Dinge die gefragt waren, zügig zusammen hatte. Dazu gehörten:

  • Bewerbungsformular
  • Englischnachweis (DAAD Test)
  • Transcript (Notenbescheinigung)
  • 2 Empfehlungsschreiben
  • Kopie des Reisepasses

Nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen eingereicht hatte, ging alles ganz schnell und ich erhielt nach wenigen Wochen die Zusage, dass ich als sogenannter „Visiting Student“ an der XJTLU studieren darf. Die Fächer, die ich in China studieren würde, habe ich mir vorher aus dem sehr übersichtlichen Vorlesungsverzeichnis herausgesucht und mit dem Dozenten abgeklärt, sodass die Anerkennung gewährleistet ist. Das habe ich in einem einfachen Learning Agreement festgehalten.


Finanzierung

Leider musste ich mit meinem Wunsch, ohne direkte Partnerschaft der Hochschulen nach China zu gehen, auch in Kauf nehmen, dass gegebenenfalls Studiengebühren auf mich zukommen. Dies war auch der Fall. Die Hochschule in China berechnete eine Gebühr von 44.000RMB was ca. 5600€ entspricht. Natürlich war das ein gewaltiger Haufen, aber mit Hilfe meiner Eltern und Freunde konnte ich dies stemmen. Zusätzlich bewarb ich mich für das PROMOS-Stipendium beim Auslandsamt der HSWT, welches ich schlussendlich auch bekam. Außerdem gewährte mir die XJTLU ein „Visiting Student Scholarship“, welches meine Mietkosten in China für ein halbes Jahr fast komplett abdeckte. Die Kosten in China waren unter der Bedingung, dass man chinesisches Essen mag, sehr günstig. Westliche Restaurants waren meist teurer oder genau so teuer wie in Deutschland.


Visum

Für einen Bürger der Bundesrepublik Deutschland war es für mich sehr einfach, ein Studentenvisum für China zu bekommen. Ich musste lediglich mit dem Invitation Letter, den die Uni mir zugeschickt hat, zu dem Visa Service Center der Volksrepublik China in München gehen und dort nach 5 Tagen meinen Reisepass wieder abholen. Dann war alles bereit für mein großes Abenteuer.


Anreise

Ungefähr eine Woche, bevor die Uni in China anfing, flog ich von München aus über Peking nach Shanghai.


Abholung

Nachdem ich in Shanghai gelandet war, warteten schon engagierte Studenten der XJTLU auf mich und die anderen internationalen Studierenden. Schon in den ersten Minuten konnte ich Kommilitonen aus sechs verschiedenen Ländern begrüßen. Wir gingen dann alle gemeinsam zum Bus, der uns in das circa anderthalb Stunden entfernte Suzhou brachte. Dort wurde uns geholfen unsere Unterkünfte zu beziehen, die wir vorher schon gebucht hatten.


Erste Tage

Die ersten Tage nutzte ich, um meinen neuen Campus und die Gegend zu erkunden. Natürlich wurden von der Uni auch unzählige Events organisiert, bei denen wir unsere Kommilitonen kennenlernen konnten und auch an die Abläufe an der Uni gewöhnt wurden. Der Campus war riesig. Um mich zurecht zu finden habe ich doch schon einige Tage gebraucht.

Als eine der ersten Handlungen besorgte ich mir eine SIM-Card für mein Telefon (mit 32 GB Daten) für ein paar Euro im Monat. Außerdem eröffnete ich mit Hilfe vom International Office ein Bankkonto.

Kulturell ist China natürlich eine ganz andere Welt. Dabei hat es mir geholfen, mit allem was passiert einfach offen umzugehen und so wenig wie möglich Dinge mit Deutschland zu vergleichen. So musste ich mich erstmal an die lokale Küche gewöhnen (die ich mittlerweile liebe) mit ihrer ganz besonderen Esskultur. Außerdem fiel mir sofort auf, dass ein Handy das Wichtigste für Chinesen ist. Man bezahlt damit (es gab so gut wie kein Bargeld) oder man schickt sich süße Bilder per WeChat – dem Chinesischen Whatsapp. Praktisch sämtliche Kommunikation lief über WeChat. Auch die Uni hatte einen offiziellen Channel.


Unterkunft

Suzhou( 苏州)

Die Stadt Suzhou, welche auch „Venedig des Ostens“ genannt wird, befindet sich östlich von Shanghai. Sie hat ca. 10 Millionen Einwohner und ist ein bedeutendes Wirtschaftszentrum in China. Viele bekannte Unternehmen wie Apple, Logitech oder auch General Electric unterhalten Fabriken an diesem Standort.

Wencui Plaza (文萃广场)

Ich lebte im Parfait International Apartment am Wencui Plaza, wo fast alle Internationals untergebracht waren. Dort war ich in einer Wohnung mit fünf anderen Studenten aus Australien, den Niederlanden und Korea untergebracht. Jeder hatte sein eigenes kleines Zimmer mit Nasszelle, was ich völlig in Ordnung fand.


Universität

Der Campus war neu und unglaublich modern. Außerdem wurde gegenüber vom Nordcampus, auf dem ich hauptsächlich Unterricht hatte, noch ein zweiter Campus gebaut, der architektonisch noch spektakulärer war.


Vorlesungen

Die Vorlesungen liefen im groben genauso ab wie in Deutschland. Ich hatte zwei Chinesische und zwei ausländische Dozenten, welche alle auf Englisch unterrichtet haben.
Die Fächer die ich Belegt habe waren:

  • MAN203 E-Business Systems
  • ACF215 Business Law
  • ACF215 Management Accounting
  • MAN101 Fundamentals of Marketing

Assignments

Ein kleiner Unterschied war, dass man während des Semesters im Gegensatz zu Deutschland deutlich mehr Abgaben hatte, die auch für die finalen Noten relevant waren. Dies variiert aber natürlich von Fach zu Fach. Diese sogenannten Assignments waren meist Gruppenprojekte von größeren Umfangs.


Sprachkurs

Der Sprachkurs war für mich eine der wertvollsten Erfahrungen des Semesters. Hier hat man nicht nur die Sprache gelernt, sondern auch Freunde gefunden und viel über die Chinesische Kultur gelernt. Mit geringen Vorkenntnissen ging ich in diesen Kurs und muss sagen, dass ich am Ende wenigstens schon auf Chinesisch kommunizieren konnte, was das Reisen nach meinen Prüfungen und allgemein alles was nicht auf dem Campus war (der komplett auf Englisch betrieben wurde) enorm erleichterte.


Allgemeine Organisation

Die Organisation des gesamten Betriebs der Hochschule war im Allgemeinen okay. Manchmal passierte es, dass man bei gewissen Dingen genauer nachhaken musste, aber das ging mit gewisser Eigeninitiative ganz gut.


Reisen

Natürlich sitzt man während seinem Auslandssemester nicht nur in der Uni. An Wochenenden habe ich immer „kleinere“ Städte in der Region erkundet oder bin nach Shanghai gefahren. Andere Kommilitonen haben schon während des Semesters immer größere Reisen unternommen. Ich hingegen entschied mich eher Locals kennenzulernen und dadurch zum Beispiel viele versteckte oder wirklich lokale Dinge in Shanghai oder Suzhou zu erleben.

Nachdem ich alle meine Prüfungen geschrieben hatte, ging es für mich dann einen Monat auf Reise durch China. Auf meiner Liste standen Städte wie Shenzhen, Guangzhou, Guilin, Zhangjiajie (Avatar Mountains), Chengdu, Xi’an und Peking. In dieser Zeit reiste ich durch verschiedene Klimazonen und durch unterschiedlichste Landschaften.

Reisen in China habe ich grundsätzlich mit dem Zug absolviert. Tickets sind leicht zu buchen, wenn man das System einmal verstanden hat. Tickets können online oder am Bahnhof gekauft werden. Als Ausländer muss man jedoch immer zum Schalter, um die Tickets mit seinem Reisepass abzuholen. Flüge konnte man auch relativ günstig über gängige Buchungsplattformen buchen.


Fazit

Abschließend kann ich sagen, dass dieser Aufenthalt ein unglaubliches Erlebnis war und mein Leben für immer beeinflussen wird. Ich kann jedem, der darüber nachdenkt nach China zu gehen, empfehlen dieses Abenteuer zu wagen und damit eine komplett neue Welt kennenzulernen und unglaublich viele neue Erfahrungen zu machen und Freunde von der ganzen Welt zu finden.