7 Sep
Erfahrungsbericht von Lukas T.

University of California, Los Angeles Extension


Stadt: Los Angeles
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Technische Informatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2022 bis 06/2022
Heimathochschule: Berlin TU

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Plan

Sicherlich geht jeder von uns mit anderen Erfahrungen und Erwartungen in ein Auslandssemester, weshalb es an dieser Stelle hilfreich ist, kurz zu erfahren, wie ich meinen Aufenthalt an der UCLA geplant und welche Ziele ich dabei verfolgt hatte.

Ich bin Masterstudent im Studiengang Computer Engineering an der Technischen Universität Berlin und habe mir meinen Auslandsaufenthalt an der UCLA bis zum Ende meines Studiums aufgehoben. Um den Status des F-1 Studienvisums aufrecht zu erhalten, war es notwendig, an der Gasthochschule mindestens 12 Units zu erbringen, wobei in meinem Fall jede Unit in bis zu zwei ECTS-Credits anerkannt wird. Da ich für mein Studienprogramm nicht mehr alle dieser Credits benötigte, setzte ich mir das Ziel, neben einem der eher anspruchsvollen Kurse der Computer-Science-Fakultät auch mindestens einen fachübergreifenden Kurs aus einem anderen Themenbereich zu belegen.

Nicht zuletzt sollte natürlich auch immer etwas Zeit übrig bleiben, um neue Kontakte zu knüpfen, den typisch amerikanischen College-Alltag zu erleben und selbstverständlich Kalifornien und die benachbarten States zu erkunden. Auch wenn ich einen groben Rahmen hatte, welche Orte ich während meines Aufenthalts besuchen und was ich dabei unbedingt erleben wollte, hatte ich den Rest recht offen gehalten und wollte mich einfach überraschen lassen.

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Der Start

Ich hatte mich entschieden, einen Monat vor Programmbeginn, das heißt zum frühestmöglichen Zeitpunkt für ein F1-Visum, in die USA einzureisen. Mein Flieger landete in der Nacht und im Anflug auf Los Angeles präsentierte sich die Stadt als ein riesiger, gitterförmiger Lichterteppich - definitiv ein gelungener erster Eindruck von der “Stadt der Engel”. Im ersten Monat übernachtete ich in einem Airbnb im Stadtteil Sawtelle. Einige andere internationale Studenten quartierten sich gleich in eine Wohnung nahe der UCLA ein, welche sie zuvor aus ihrem Heimatland gebucht hatten. Ich empfand diese Option im Voraus aber entweder als zu aufwändig, zu teuer oder zu risikoreich, weshalb ich mich letztendlich für ein Zimmer in einem mit anderen Airbnb-Mitbewohnern geteilten Haus entschied.

Sicherlich weiß man auch hier nie, mit wem man das Vergnügen hat, jedoch war das Glück in diesem Fall auf meiner Seite und ich lernte einige coole Mitbewohner aus den unterschiedlichsten Teilen der USA und dem Rest der Welt kennen. Von hier aus war es zudem viel einfacher, eine Wohnung für die restliche Zeit des Aufenthalts zu finden, da Besichtigungen nun ganz unkompliziert vor Ort stattfinden konnten. Ich selbst hatte daraufhin ein eigenes Zimmer in einem Haus einer Studentenverbindung gefunden, welches in bester Lage nur einen Block entfernt vom Campus war. Auch wenn die Fraternity selbst aufgrund der Corona-Pandemie etwas zerbrochen war, kam im Haus nie Langeweile auf und ich konnte auch hier viele coole Leute kennenlernen.


Die Uni und der Campus

Der UCLA Campus befindet sich im Stadtteil Westwood, umgeben von Bel Air, Beverly Hills, Brentwood und somit auch unweit von Santa Monica und Hollywood. Der für die mir sonst bekannten Verhältnisse sehr umfangreiche Campus bietet von modernen Einrichtungen für Forschung und Lehre bis hin zu Parks und einem Botanischen Garten alles, was man sich von einer der besten Universitäten des Landes und der Welt wünschen kann. Prinzipiell müsste man sich niemals weiter als zwei Meilen vom Campus entfernen, da auch das angrenzende Westwood Village einiges zu bieten hat und sich selbst als eigene, kleine Studentenstadt inmitten von Los Angeles präsentiert.

Wie stark das College-Leben hier präsent ist, wurde für mich unter anderem auch noch einmal am Ende des Quarters deutlich, als die meisten Studenten aufgrund der sehr hohen Mieten über den Sommer wieder zurück zu ihren Eltern gezogen sind und die Straßen zeitweise denen einer Geisterstadt ähnelten. Im Übrigen bieten sich hier für jeden Anlass genügend Möglichkeiten für einen produktiven Studienalltag in einer der zahlreichen Bibliotheken, sportlichen Ausgleich bei einem der vielfältigen Fitness- und Vereinsangebote sowie die ein oder andere Party bei einer der vielen Fraternities. Auch wenn internationale Austauschstudenten regulär nicht in den UCLA-eigenen Dormitories wohnen können, so empfehle ich trotzdem jedem, sich in die dortigen Veranstaltungen - wie zum Beispiel einem Casino-Abend - einzuklinken und so die ein oder andere neue Freundschaft zu knüpfen. Das wohl verrückteste Campus-Erlebnis erwartete mich am Ende meines Quarters: der Undie-Run. Wer schon immer einmal 10.000 Studenten in Unterwäsche über den Campus rennen sehen wollte, ist hier definitiv an der richtigen Adresse.


UCLA vs. UCLA Extension

Das Study Abroad Programm der UCLA wird nicht von der Universität an sich, sondern von ihrer “Erweiterung” für primär berufstätige Studenten, der UCLA Extension, verwaltet. Dieses Vorgehen leuchtet weder mir selbst noch der dortigen Programmverantwortlichen ein, muss jedoch in diesem Fall einfach akzeptiert werden. Dies ist auch der Hauptgrund, weshalb die Auswahl der Vorlesungen primär aus dem Lehrangebot der Extension stattfindet und die eigentlichen UCLA Kurse nur nach Verfügbarkeit und nur über einen separaten und vergleichsweise aufwändigen Registrierungsprozess zugänglich sind.

Die Kurse der Extension sind zudem kostengünstiger, wenngleich trotzdem mit stolzem Preisschild versehen. Man möge es je nach Fachprofil und persönlichen Zielen als Vor- oder Nachteil sehen; die UCLA-Extension-Kurse sind auch im Niveau nicht so tiefgründig wie eigentlich erwartet, dafür hält sich aber auch der notwendige Zeitaufwand in Grenzen.

Ich selbst hatte neben dem eingangs genannten Computer-Science-Kurs (Advanced Topics in Internet Research) an der UCLA selbst auch zwei Kurse der Extension besucht - Big Data Management und als fachübergreifende Optionen einen Grundlagenkurs für Schauspiel - Hollywood lässt grüßen :)

Die Qualität der Lehre erachte ich dennoch als sehr hochwertig, insbesondere auch im Hinblick auf die Professoren, welche nicht nur aktiv eigene Forschungs- und Berufserfahrungen wiedergeben können, sondern beispielsweise auch selbst an der Entwicklung des Internets wie wir es heute kennen beteiligt waren. Die Tatsache, dass die UCLA die erste Institution war, welche am Vorgänger des Internets angeschlossen wurde, beleuchtet diesen Umstand noch einmal in ganz besonderem Licht.


Einmal quer durchs Land

Mit Sicherheit kommt kein Auslandsaufenthalt in Kalifornien ohne vielfältige Reisen aus, die jedoch aufgrund der viel zu oft unterschätzten Entfernungen ohne Zugang zu einem Auto kaum möglich sind. Ich selbst habe geplant, auch über das Studium hinaus noch in Amerika zu bleiben und habe deshalb in den ersten Tagen nach meiner Ankunft den gesamten Prozess für den amerikanischen Führerschein durchlaufen, um mir im Anschluss vor Ort ein Auto zu kaufen. Dieses Vorhaben war aufgrund der enorm gestiegenen Gebrauchtwagen- und Benzinpreise zu dieser Zeit zwar alles andere als einfach, jedoch im Großen und Ganzen eine sinnvolle Investition, insbesondere dann wenn man nie alleine verreist und sich die Fahrtkosten teilen kann.

Innerhalb von Los Angeles gibt es zwar öffentliche Busse und die U-Bahnlinien der Metro, jedoch sind diese aufgrund der teilweise recht schwachen Netzabdeckung nicht für alle Vorhaben zu gebrauchen. Enorme Preise für Uber, Lyft und Mietwagen sprechen auch nicht unbedingt für sparsame Transportoptionen, weswegen ich die Option eines eigenen PKW jedem empfehle, der etwas länger in den Vereinigten Staaten bleiben möchte.

Neben dem weltbekannten Pacific Coast Highway verbrachte ich so viele tausend Meilen auf den Highways und durchquerte verschiedene States und Zeitzonen, um die beeindruckenden Landschaften und berühmte Städte wie Las Vegas oder San Diego zu besichtigen. Trotz des Titels als gefährlichste Stadt der Welt stand auch ein Tagesausflug nach Tijuana in Mexiko auf meiner Liste. Wenn man sich an die gängigsten Tipps für Touristen hält (insbesondere im Hinblick auf die eigene Sicherheit), kann man somit - wenn auch nur für kurze Zeit - interessante Einblicke in die mexikanische Kultur gewinnen. Am beeindruckendsten war für mich wahrscheinlich die Grenze an sich - eine meterhohe Einrichtung aus Metall-Zäunen, mehrfach gesichert, welche in einer konfusen Art und Weise arm von reich trennt. Einen derartigen Kontrast konnte ich mir bis dahin insbesondere im Hinblick auf die in sich verschwimmenden europäischen Ländergrenzen einfach nicht vorstellen.

Für alle Nationalpark-Fans empfehle ich den Annual Pass, welcher Zutritt zu allen amerikanischen Nationalparks für ein ganzes Jahr gewährt und sich somit bereits ab dem dritten Besuch auszahlt. Sequoia, Yosemite & King’s Canyon, Death Valley, Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion und Joshua Tree dürften hierbei die wahrscheinlich beliebtesten Ausflugsziele sein, von denen ich aufgrund ihrer vollkommen unterschiedlichen Vielfalt keinen dem anderen vorziehen und jeden einzelnen als Must-Have betrachten würde.


Fazit

Wenn ich auf die Zeit zurückblicke, in der ich diesen Auslandsaufenthalt geplant hatte, stelle ich fest, dass eine meiner größten Fragen war, ob es sich wirklich lohnt, so viel Geld in ein halbes Jahr Übersee zu investieren. Und auch wenn diese Frage jeder individuell für sich selbst beantworten muss und ich die ein oder andere Überstunde im Vorab investieren musste, um nicht nur für Studiengebühren und Flüge, sondern auch für teilweise sehr viel höhere Lebenshaltungskosten etwas Geld anzusparen, so kann ich jedem, der die Möglichkeit hierzu hat, das Study Abroad Program der UCLA nur empfehlen!

Hinter mir liegen Monate voller neuer Erfahrungen, Abenteuer und Freunde, wobei zeitweise jeder Tag den vorherigen übertroffen hat. Ich selbst schreibe diesen Erfahrungsbericht gerade aus meinem Zimmer in Los Angeles und werde demnächst für ein Praktikum in die Nähe von San Francisco ziehen, wobei ich die Liste von Erlebnissen hoffentlich mit vielen weiteren Eindrücken ergänzen kann!