University of California, San Diego
Die Vorbereitungen
Wie bei jeder Bewerbung ist zunächst eine Menge Papierkram zu erledigen, jedoch nimmt einem College Contact viel Arbeit ab. Man erhält eine Checkliste, sodass man auch sicher ist, nichts vergessen zu haben. Ist die Bewerbung einmal abgeschickt, beginnt der eigentliche Aufwand: der Erhalt eines Visums. Man muss für ein F-1-Studentenvisum neben verschiedenen Gebühren Fragebögen ausfüllen und sogar in einer US Botschaft in Berlin, Frankfurt oder München vorbeischauen, um an einem „Visa-Interview“ teilzunehmen. Ein paar kurze Fragen mussten beantwortet werden und im Anschluss hat man das Visum erhalten. Im meinem Fall war es drei Monate vor der Reise ins Abenteuer. Damit ist die größte Hürde überwunden. In den nächsten Monaten sind noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, wie zum Beispiel das Beantragen einer Kreditkarte.
Meine Wohnung habe ich über die Agentur „Anatolia Housing“ gebucht. Dies war sehr einfach, da man es schon von Deutschland aus buchen konnte. So habe ich die ersten Wochen mit Reisen verbracht und nicht mit Wohnungssuche. Es hat allerdings Vor- und Nachteile. Auf der einen Seite hat man eine Wohnung sicher, die in meinem Fall sauber und relativ geräumig ist, allerdings kann man auch Pech haben. Ich habe von vielen gehört, dass sie Probleme mit Ungeziefer hatten. Zudem wirkt diese Agentur nicht besonders vertrauenswürdig, weil man keinen Ansprechpartner hat; es läuft alles über E-Mail. Zu guter Letzt kann man sich seine Mitbewohner nicht aussuchen. Man hat die Wahl zwischen „shared room“ und „private room“. Die Apartments bestehen aus Wohnzimmer, Küche und zwei Bädern sowie zwei Zimmern mit jeweils zwei Betten. „Shared room“ bedeutet, man teilt sich ein Schlafzimmer. Diese Zimmer sind jedoch sehr klein und es gibt nur einen Schreibtisch und viel zu kleine Schränke, sodass ich das auf keinen Fall weiterempfehlen würde! Die „private room“- Variante ist die einzig angemessene. Dennoch wohnen 1-2 weitere Studenten aus aller Welt in deinem Apartment. In meinem Fall waren es zwei freundliche Brasilianer. Wir kamen gut miteinander aus, auch wenn unser Tagesrhythmus sehr unterschiedlich war, was gegen Ende anstrengend war, während man sich auf Klausuren vorbereitet hat.
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Die Ankunft
Bevor die Uni anfing, plante ich einen längeren Trip, der in San Francisco losging. Von dort aus fuhr ich in den Sequioa National Park und weiter an die Küste, den 101 Highway hinunter nach Los Angeles. Dann noch einen Abstecher in die Wüste und schließlich nach San Diego. Dies sind nur ein paar der vielen Touristenziele Kaliforniens. Die Reise war sehr abwechslungsreich und wird eindeutig in bester Erinnerung bleiben, denn man erlebt einzigartige Landschaften, die Europa so nicht zu bieten hat.
Die ersten Wochen
Pünktlich zum Orientierungstreffen der neuen internationalen Studenten traf ich in San Diego ein. Hier hat man alles Wichtige erfahren und viele Leute kennengelernt, mit denen man im Laufe des Semesters etwas unternommen hat. Eine Woche später begann das Quarter an der UCSD offiziell und ein kritischer Punkt stand an: die Kurswahl. Bei der Bewerbung hatte man keinerlei Sicherheit, seine Wunschkurse belegen zu können, denn als internationaler Student ist man der Letzte, der in die Kurse kommt - die Einheimischen haben Vorrang. Man musste zu jedem Professor gehen und ihn fragen, ob man in den Kurs aufgenommen werden kann oder nicht. In Mathematik stellte dies glücklicherweise kein Hindernis dar, denn die Professoren waren froh, einen internationalen Studierenden willkommen zu heißen. Ich konnte also meine Wunschkurse belegen, was jedoch nicht bei allen Studenten der Fall ist. Viele haben Probleme, gerade beliebte Kurse aus Departments wie z.B. Engineering zu belegen. Deshalb sind die ersten Wochen für viele sehr stressig, da man in mehreren Kursen gleichzeitig sein muss, bis man weiß, wo man bleiben darf.
Meine Kurse
Ich habe zwei Englischkurse an der UCSD Extension belegt und zwei Graduate-Kurse im Mathematik Department, über Topologie und Differentialgeometrie. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass nicht jeder Graduate-Kurse belegen durfte. Es hängt davon ab, ob man bei der Bewerbung für solche Kurse zugelassen wurde oder nicht. Dies erfährt man in der Regel direkt in der Bewilligungs-E-Mail.
Die Englischkurse waren an Fortgeschrittene gerichtet und boten im Wesentlichen einen Chrash-Kurs in Englischer Grammatik und Schreibtechniken, was für mich sehr hilfreich war, da ich seit der Schule so etwas nicht mehr gelernt habe. Die Professoren waren überaus freundlich und aufgeschlossen und die Atmosphäre sehr entspannt. Das Niveau lag genau richtig, weil man mit wenig Aufwand eine gute Note bekommen hat, aber weitere Materialien zu Verfügung gestellt wurden, falls man gerne weiter üben wollte.
Das Niveau der Mathematikkurse hingegen lag deutlich höher, was darauf zurückzuführen ist, dass die Kurse an graduierte Studenten gerichtet sind. Man trägt eine hohe Eigenverantwortung, dass man dem Kurs folgen kann und nicht hinterher hängt. Insbesondere muss man damit rechnen, zu Hause viel nachzuholen. Dafür sind die Kurse jedoch sehr klein - keine 10 Teilnehmer pro Kurs. Die Atmosphäre ist sehr informell und man steht in engerem Kontakt zu den Professoren als man das in Deutschland gewohnt ist. Man ist freundlich zueinander und verfängt sich schnell in Gesprächen nach der Vorlesung. Inhaltlich waren die Mathekurse großartig! Die Professoren sind international berühmt und können ihren Stoff sehr gut vermitteln. Innerhalb der 10 Wochen haben sich meine Mathematik-Kenntnisse stark weiterentwickelt. Ich konnte viel für meine Bachelorarbeit und weitere Kurse in Köln mitnehmen.
Das Folgende sei noch angemerkt: Das Niveau der Bachelor-und Graduate Kurse unterscheidet sich in Mathematik (bzw. generell in Naturwissenschaften) sehr stark. Während letztere anspruchsvoll sind, sind die Bachelorkurse im Vergleich zu Deutschland von sehr niedrigem Niveau, z.B. lernen Studenten in Mathematik an der UCSD Dinge, die wir in den ersten Semesterwochen lernen, erst ab dem zweiten Jahr. Deshalb möchte ich eine Warnung aussprechen: Möchte man diesen Aufenthalt machen, um sich in einem naturwissenschaftlichen Bereich weiterzubilden und ist NICHT für die Graduate Kurse akzeptiert worden, so muss man sich auf eine Enttäuschung gefasst machen. (So ging es z.B. meinen Mitbewohnern). Andererseits ist man an der UCSD herzlich eingeladen, auch an anderen Departments Kurse zu belegen, um seinen Horizont zu erweitern.
Der Campus
Abgesehen davon, dass das Mathematische Institut im Inneren trostlos wirkt, ist der Campus an sich sehr schön gestaltet. Er ist - anderes als das restliche Stadtbild - geprägt von Natur - viele Bäume und Wiesen machen es angenehm, sich dort aufzuhalten, insbesondere, weil man von dem Lärm der Straßen nichts mitbekommt. Im Herzen des Campus liegt die Geisel-Library, eines der Wahrzeichen der UCSD. Im 8. Stockwerk hat man einen wunderschönen Ausblick, wenn man mal in Ruhe lernen möchte. Nahe der Bibliothek ist das Price Center gelegen, der Ort an dem man mittags zu essen bekommt. Jedoch wird man sich an die Qualität des Essens sehr gewöhnen müssen, denn man bekommt ausschließlich Fast Food! Ob Panda Express, Burger King oder Subway, eine vernünftige Mahlzeit erhält man auf dem Campus nicht.
Im Osten des Campus trennt nur eine Straße die Universität von einer Steilküste, dessen Landschaft unter Naturschutz steht. Hier gibt es ein Paar Wege zum Spazierengehen, welche einem zum Kliff führen und einen beeindruckend schönen Blick auf den Pazifik bieten. Gelegentlich zog ich mich hierhin zurück, um in Ruhe zu lernen und dabei die Sonne zu genießen. Eine steile, gewundene Straße führt hinunter zum Strand. Nicht viele Leute sind hier anzutreffen; im Vergleich sind Strände wie La Jolla Shores am Wochenende überfüllt, was den universitäts-nahen Strandabschnitt einzigartig macht.
Auch konnte ich in San Diego meinen Sport, das Turnen, ausüben. Nicht weit vom Campus entfernt gibt es eine Turnhalle, in der ich regelmäßig trainierte. Die Leute dort waren sehr offen, wie es Amerikaner generell zu sein scheinen, denn man wurde auch hier herzlich empfangen. Man hat sich sogar bereit erklärt, mich zum Training von zu Hause abzuholen. Meine Mitturner waren allerdings oft keine Studenten, sondern es war ein bunter Mix aus verschiedenen Nationen. Es war interessant etwas über ihr Leben zu erfahren und einfach zusammen Spaß an der Sache zu haben.
Freizeit
Aber auch abseits der Universität gibt es viel zu erleben. Die Recreation-Abteilung bietet für einen fairen Preis Tages- und Wochenendausflüge an, z.B. zum Kayak fahren oder zum Campen in der Wüste, wofür ich mich entschied. Man bekommt die Ausrüstung gestellt und fährt mit einer kleinen Gruppe über das Wochenende in den Joshua Tree National Park - einer meiner Lieblingsorte in Kalifornien. Dieser Park besteht aus zwei Wüsten, die dort aufeinander treffen. Die Landschaft ist atemberaubend schön und Ende Oktober nicht mehr so heiß, so dass man gut wandern und klettern kann. Es war ein unvergessliches Wochenende!
Generell ist der Freizeitwert ziemlich hoch und für jeden findet sich etwas. Man kann surfen, schnorcheln oder einfach den ganzen Tag am Strand liegen, um das nahezu konstant sonnige Wetter zu genießen. Für Naturliebhaber lohnt sich ein Ausflug in einen der zahlreichen Nationalparks, während Städteliebhaber die bekannten Städte wie Los Angeles oder San Francisco besuchen. Langweilig wird einem in Kalifornien auf keinen Fall!
Gegen Ende des Semesters nimmt der Lernstress allerdings merkbar zu, sodass man seine Freizeit vorher genießen sollte. Alle Klausuren finden innerhalb von zwei Wochen statt und es gibt keine Möglichkeit, eine Klausur nachzuschreiben. Strengt man sich ein bisschen an, so sollte man in der Lage sein, die geforderte Note „B“ zu erreichen. Im Anschluss an meine letzte Klausur hatte ich noch ein paar Tage Zeit zu feiern und das Wetter zu genießen, bevor es zurück nach Hause ging.
Damit endete mein Aufenthalt in San Diego. Es war eine wunderbare Zeit und sicherlich ein unvergessliches Erlebnis, das mich auf unterschiedliche Weise bereichert hat und nebenbei den Lebenslauf verfeinert.