3 Apr
Erfahrungsbericht von Eva-Maria P.

Brock University


Hochschule: Brock University
Stadt: St. Catharines
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Passau U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe im Herbst/Winter 2016 ein Auslandssemester an der Brock University in St. Catharines, in der wunderschönen Niagararegion Kanadas, verbracht.

Der Bewerbungsvorgang war unkompliziert. Mit der Hilfe von Katharina von College Contact hatte ich mich sehr bald für meine Uni entschieden, sie hat jede meiner Fragen, wie etwa zu Sprachnachweis, Einreisebestimmungen oder Unterkunft vor Ort, schnell und ausführlich beantwortet. Von ihr bekam ich die Dokumente, die auszufüllen waren, zugeschickt, auch sämtliche Informationen zu Kurswahl und Studiengebühren. Natürlich musste ich mich hier selbstständig einlesen und zurechtfinden, doch bei Fragen stand mir Katharina immer hilfreich zur Seite.

Es ist anzumerken, dass die Brock University sicherlich nicht zu den teuersten, aber auch nicht zu den günstigsten Universitäten des Landes zählt. In Kanada werden Studiengebühren pro Kurs berechnet, d.h. wer mehr Kurse belegen möchte, bezahlt dementsprechend mehr. Da ich nur das Minimum von drei Kursen belegt hatte, hielten sich die Gebühren für mich in Grenzen. Zusätzlich zu den Studiengebühren fielen noch Gebühren für Einschreibung und eine Abgabe an die Provinz Ontario an, was in Kanada aber durchaus Normalität ist. Wer Auslands-BAföG bezieht, kann davon ausgehen, dass der Großteil der Studiengebühren übernommen werden. (Kleiner Tipp am Rande: auch, wenn ihr in Deutschland nicht unter die BAföG-Verordnung fallt, so kann es trotzdem sein, dass ihr Auslands-BAföG beziehen könnt, die Richtlinien hierfür sind etwas lockerer als im Inland. Also einfach bewerben, meist lohnt sich der Aufwand!)

Die Brock University verlangt von ausländischen Studenten einen Englisch-Sprachnachweis in Form eines TOEFL- oder IELTS-Tests. Ich habe mich hier für den IELTS entschieden, da er etwas billiger war und zwei Jahre längere Gültigkeit hat. Den Test besteht man mit Abiturniveau leicht, er stellt mit einem Preis von etwas mehr als 120€ aber eine zusätzliche Belastung für den Geldbeutel dar.

Ich studiere Kulturwirtschaft an der Uni Passau – zum Zeitpunkt des Auslandssemesters im fünften Semester – und habe „Basic Marketing“ (2P51, Zweitjahreskurs), „Glory and Despair: The U.S. 1607-1865“ (HIST 2P15, 2. Jahr) und „International Business“ (3P98, 3. Jahr) belegt. Alle Kurse wurden von hervorragenden Dozenten unterrichtet und der Lernaufwand war dem Studienjahr angemessen.

Wichtig zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass der durchschnittliche Arbeitsaufwand pro Kurs in Kanada ein anderer ist als in Deutschland. An der Brock wurde – je nach Kurs verschieden – jede Woche ein Test oder Quiz durchgeführt, der Lesestoff war weit mehr als in einem vergleichbaren Kurs an meiner deutschen Uni. Dennoch – oder genau deswegen – hatte ich das Gefühl, effektiver gelernt zu haben als zuhause.

Die Organisation eines Auslandssemesters erfordert immer ein gewisses Maß an Eigeninitiative, doch ich hatte das Gefühl, besser und individueller betreut zu werden als Kommilitonen, die auf anderem Wege ins Ausland gingen. Grundsätzlich gilt für die Brock: sofern man alle Dokumente und Unterlagen fristgerecht einreicht, hat man sehr gute Chancen angenommen zu werden.

Die Brock University liegt auf der Niagarahalbinsel, nur 15 Autominuten von den weltbekannten Wasserfällen entfernt, die sowohl im Sommer wie auch im Winter ein Spektakel sind! St. Catharines ist mit circa 130.000 Einwohnern eher überschaubar, liegt aber wunderschön am Ontariosee, der mit dem Bus gut zu erreichen ist. Die Lage des Ortes am Niagara Escarpment sorgt dafür, dass hübsche kleine Seen und Wasserfälle sowie Wanderwege und Radstrecken direkt vor der Haustür liegen.

Zum Thema der Unterkunft vor Ort: ich hatte mir für die erste Woche ein AirBnB-Zimmer in St. Catharines gemietet und war in dieser Zeit auf der Suche nach einem Zimmer für das Semester. Hierfür hat die Brock eine eigene Homepage für Wohnungssuchende eingerichtet und auch in Facebook-Gruppen und auf Kijiji wurde ich fündig. Insgesamt war die Suche weniger schwierig als gedacht und ich konnte nach wenigen Tagen in mein Zimmer einziehen. Wer sich diesen Aufwand sparen möchte, der kann sich auch für ein Zimmer in einem der Wohnheime der Universität bewerben, dort trifft man viele ausländische Studenten (und sehr viele Erstsemester) an. Die Wohnheime sind meist etwas teurer als WG-Zimmer, liegen dafür direkt am Campus.

Sowohl bei der Wohnungssuche als auch bei sonstigen Fragen rund um das Unileben und die Niagararegion waren die Mitarbeiter des International Office der Uni sehr hilfreiche Ansprechpartner und sorgten dafür, dass man sich vom ersten Moment an willkommen fühlte. Außerdem wurden hier viele Kennenlern-Aktionen für ausländische und kanadische Studenten organisiert, beispielsweise Ausflüge an die Niagarafälle, nach Toronto, zum Freizeitpark Canada’s Wonderland und in der Reading Week sogar ein Trip nach Florida.

Die günstige Lage der Uni und die Nähe zur USA machen Toronto, New York, Boston oder Chicago zu guten Wochenend-Ausflugszielen. Während einer längeren unifreien Zeit wie der Reading Week kann man sich weiter in den Süden wagen, wie zum Beispiel nach Florida, oder – unter Kanadiern extrem beliebt – nach Kuba. Ich für meinen Teil habe den Osten Kanadas erkundet, habe mit Freundinnen ein Auto gemietet und bin von Toronto über Quebec-Stadt bis in den Norden Nova Scotias gefahren (SEHR empfehlenswert für alle Naturliebhaber!). Auch sehr sehenswert ist der Algonquin Provincial Park, der nordöstlich von Toronto liegt und – wie so vieles in Nordamerika – am besten mit dem Auto zu erreichen ist.

Dinge, die man in Kanada unbedingt getan haben sollte:

  1. Poutine essen: Das Gericht sieht unappetitlich aus und man fragt sich, welcher Trunkenbold sich die Kombination aus Fritten, Bratensoße und Käse hat einfallen lassen, ist aber köstlich!
  2. Eishockey schauen: Bekanntermaßen der Nationalsport der Kanadier. Nicht erschrecken, wenn die Spieler anfangen, sich auf dem Eis zu kloppen, das gehört dazu! Es muss nicht unbedingt ein Spiel der NHL sein, bei kleineren Matches, z.B. denen des Uniteams, ist weit mehr Stimmung!
  3. Ahornsirup als Mitbringsel: Ja, es ist ein Klischee, aber das zurecht: der kanadische Sirup schmeckt einfach unschlagbar gut.
  4. Raus in die Natur! Kanada bietet unglaublich schöne Natur, haufenweise Nationalparks und eine wilde Tierwelt, die man in weiten Teilen Europas vergeblich sucht. Ausflüge zum Wandern, Kajakfahren, Skifahren oder einfach nur zum Gucken und Fotografieren sind auch für Bewegungsmuffel ein Muss!
  5. Erleben, wie wunderbar sich Klischees erfüllen: Die Winter sind wirklich lang und kalt, Wildtiere im Garten sind keine Seltenheit und die Kanadier sind grundsätzlich sehr freundlich und hilfsbereit.

Egal, wohin ihr in Kanada geht, ihr werdet überall extrem nette Menschen und schöne Landschaften erleben, doch die Brock University bietet euch optimale Voraussetzungen!