1 Feb
Erfahrungsbericht von Claudia F.

Xi'an Jiaotong-Liverpool University


Stadt: Suzhou
Land: China
Kontinent: Asien
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 01/2017
Heimathochschule: Münster U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ende August 2016 hat für mich die wohl aufregendste Reise meines Lebens begonnen. Ich studierte und lebte für ein Semester in Suzhou, an der Ostküste Chinas. Bis der Zeitpunkt der Abreise gekommen war, lagen eine Menge Vorbereitungen hinter mir. Begonnen hatte alles Anfang April 2016 als ich mich an College Contact wandte. Ich hatte mich auf der Internetseite nach Masteraustauschplätzen in China umgesehen und war dort auf die Xi’an Jiaotong Liverpool University gestoßen, an der nur Englisch gesprochen wird. Tanja war meine nette Ansprechpartnerin, mit der ich während des gesamten Bewerbungsprozesses in regem E-Mail und Telefonkontakt stand. Nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen wie Hochschulzeugnis und TOEFL-Test abgeschickt hatte, hat sie mir die angebotenen Kurse weitergeleitet und sich nach meiner Kurswahl dafür eingesetzt, dass ich auch einen Bachelorkurs aus dem 4. Jahr in China belegen konnte. Normalerweise hat die Universität dies nicht vorgesehen, sondern man sollte alle Kurse aus einem Studiengang wählen. Ich hatte Glück, dass die XJTLU eine Ausnahme machte, wodurch mir nun für das Semester fast alle Credits angerechnet werden

Nach der Kursauswahl und -bestätigung seitens der Uni ging es mit der Organisation des Studentenvisums für China weiter. Auch da hat Tanja von College Contact mir wichtige Informationen gegeben, wo das Visum zu beantragen ist und welchen Visumstyp ich brauche. Die Bearbeitungsdauer ist zwei Wochen, deshalb sollte man sich frühzeitig darum kümmern. Es ist auch empfehlenswert den Flug erst nach Erhalt des Visums zu buchen. Vor Ort hat man auch keinen Stress damit, eine Unterkunft zu suchen, denn die Studenten der XJTLU wohnen alle fußläufig zum Campus in großen Wohnheimen und internationale Studenten haben ein eigenes Wohnheim, in dem mir über College Contact ein Zimmer reserviert wurde. Die einzelnen Wohnungen werden entweder von vier oder sechs internationalen Studenten geteilt und sind nach Geschlechtern getrennt. Die Zimmer sind zwar relativ klein, aber sauber und verfügen jeweils über ein eigenes kleines Bad und der Aufenthaltsraum mit Küche ist dafür großzügig gehalten. Die Zahlung der Studiengebühren und der Miete läuft über eine Agentur vor Ort, mit der College Contact zusammenarbeitet. Obwohl alles vorab überwiesen ist, sollte man einen größeren Betrag an Yuan bar mit nach China nehmen, denn die Kaution für das Wohnheim wird am Ankunftstag bar verlangt. Aus eigener Erfahrung empfehle ich außerdem, vor der Abreise nach China eine VPN Verbindung auf Handy und PC einzurichten, denn ist man einmal vor Ort, ist das gar nicht mehr oder nur sehr schwer möglich und man möchte ja doch noch Kontakt zur westlichen Welt halten und ab und zu seine gewohnten Social-Media-Kanäle nutzen. 

An der XJTLU belegte ich Kurse aus dem Programm M.Sc. Business Analytics, obwohl ich in Münster Marketing im Master studiere. Da ich in China hauptsächlich die Wahlmodule belegte und diese sich teils mit dem M.Sc. International Management überschnitten, konnte ich so dennoch Fächer belegen, die in meinen Studienverlauf passten. So belegte ich z. B. Social Media Marketing (MAN426), Strategic Business Analysis (MAN411), International Marketing (MAN305) und Ethical Issues in Business Analytics (MAN441). Chinesische und internationale Studenten belegen alle Kurse zusammen, in manchen Kursen hatte ich sogar ausschließlich chinesische Kommilitonen. Außerdem hat man die Möglichkeit freiwillig einen Chinesisch-Kurs zu belegen. In einem Semester kommt man zwar nicht besonders weit, insbesondere, wenn man in seiner Freizeit nicht noch zusätzlich einen gewissen Aufwand betreibt. Ich würde aber dennoch empfehlen den Kurs zu belegen, da er zum einen sehr nützlich für Alltagssituationen ist und zum anderen die Chinesisch-Lehrer sehr sympathisch, lustig und engagiert sind. Zusammen mit den anderen internationalen Studenten hatten wir immer viel Spaß in den Vorlesungen. Am Ende gab es dann eine Prüfung in chinesische-Schriftzeichen-schreiben und einem Dialog auf Chinesisch, um ein Zertifikat über die Teilnahme am Kurs zu erhalten. Außer den normalen Kursen gibt es an der XJTLU jede Menge „Student Associations“, also Studentenvereine zu allen möglichen Themengebieten: Sport, Kunst, Debattieren, Gesellschaft, Mode, usw. Dort sind auch internationale Studenten sehr willkommen. 

An Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten hat China natürlich einiges zu bieten. Auch wenn Uni und Wohnheim außerhalb des Stadtkerns von Suzhou liegen (ca. 35 min Busfahrt oder U-Bahn) lohnt es sich definitiv Suzhous Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Die Pingjiang Road z. B. ist eine tolle chinesische Straße in der Altstadt, direkt neben einem der vielen Kanäle. Genauso auch die Shantang Street. Wer gerne shoppen geht, kann sich in der Guanqian Street austoben und etwas Ruhe und alte chinesische Kultur findet man in den schönen Gärten wie Lingering Garden oder Tiger Hill. Für sein Nachtleben ist Suzhou - meiner Meinung nach zu Recht – nicht sehr bekannt. Dafür Shanghai aber umso mehr! Deshalb lohnt sich am Wochenende auch allemal die 40 min Zugfahrt für umgerechnet etwa 5 EUR auf sich zu nehmen. Shanghai hat z. B. den M1NT Club zu bieten, wo ein Aquarium voller Haie vom Eingang bis zur Tanzfläche führt. Oder man fährt in fünfeinhalb Stunden mit dem Zug von Suzhou nach Peking, was für die knapp 1.200 km lange Strecke die schnellste und oft günstigste Option ist. Ich persönlich fand Peking faszinierend, besonders die Verbotene Stadt und die Chinesische Mauer. Wer sein Visum vor Ort mit Hilfe des International Office der XJTLU von X2 (Single entry) zu X1 (multiple entry) ändern möchte, sollte sich außerdem Hongkong oder Südkorea nicht entgehen lassen. 

Alles in allem war die Zeit in China eine unvergessliche Erfahrung, die mich vor allem persönlich weitergebracht hat. Kulturell muss man offen dafür sein, Unterschiede zu akzeptieren und sich in einem Land zurechtzufinden in dem man die Sprache nicht spricht und der Großteil der Menschen auch kein Englisch kann. Das war manchmal anstrengend, aber es sind auch viele lustige Situationen entstanden, in denen man nur mit Händen und Füßen weiterkam. China ist faszinierend anders und definitiv eine Reise wert!