13 Okt
Erfahrungsbericht von Christiane D.

RMIT University Vietnam

Stadt: Ho Chi Minh Stadt
Land: Vietnam
Kontinent: Asien
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2017 bis 06/2017
Heimathochschule: Koblenz FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Warum Vietnam und die RMIT?

Für mich stand von vorneherein fest, dass ich gerne mein Auslandssemester in Südostasien verbringen möchte. Leider haben mir die Partnerhochschulen der Hochschule Koblenz in dieser Region nicht zugesagt, deshalb war mir schnell klar, dass ich als Freemover ins Ausland gehen werde und mir auch meine Wunschuniversität selber aussuchen werde. Bei einem Vortrag an der Hochschule Koblenz bin ich auf die Agentur College Contact aufmerksam geworden. Auf der Website habe ich mehrere australische Universitäten entdeckt, welche einen Campus in Südostasien haben, darunter die RMIT (Royal Melbourne Institute of Technology) in Ho Chi Minh City, Vietnam. Die RMIT ist eine australische Universität mit dem Hauptstandort in Melbourne und mit zwei Standorten in Vietnam, in Hanoi (Norden) und Ho Chi Minh City (Süden). Die Vorstellung mit australischen Standards und nur englischen Vorlesungen in Vietnam zu studieren hat mir sehr zugesagt. Auch war ich bis dahin noch nie in Vietnam gewesen und sehr an dem Land interessiert. Viele Studenten gehen für ein Auslandsemester nach Bangkok oder Phuket in Thailand, aber Vietnam ist doch noch um einiges ursprünglicher und exotischer, was ich als Herausforderung betrachtet habe. So kam ich letzten Endes zu dem Entschluss, für ein Semester nach Vietnam zu gehen.

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Bewerbungsverfahren

Das Bewerbungsverfahren war dank College Contact sehr einfach. Ich habe die nötigen Formulare von College Contact per Email zugeschickt bekommen, ausgefüllt und zusammen mit meinem Motivationsschreiben zurückgeschickt. Die Bestätigung kam dann erst recht spät, was aber an der RMIT liegt. Alle Austauschstudenten mussten recht lange auf die Bestätigung warten, was etwas ungünstig war, da ich meinen Flug dann recht kurzfristig buchen musste. Am Ende hat aber alles gut geklappt!


Anreise nach HCMC

Am 10.02.2017 bin ich am frühen Abend vom Nürnberger Flughafen aus in Richtung Vietnam gestartet. Mit Turkish Airlines flog ich zuerst nach Istanbul und dann weiter nach Ho Chi Minh City. Am Flughafen wurde ich dann von meinem Buddy Vy abgeholt. An der RMIT gibt es das so genannte "Buddy-Programm“, welches aus vietnamesischen Studenten besteht die sich das gesamte Semester über um die internationalen Studenten kümmern. Jeder Austauschstudent ist einem Buddy zugewiesen, welcher einen vom Flughafen abholt, beim Kauf von einer vietnamesischen SIM-Karte unterstützt, in bestimmten Fällen übersetzt und generell für alle Fragen offensteht. Zusammen mit Vy bin ich dann erstmal in mein Hotel gefahren und habe mein Gepäck in mein Zimmer geräumt. Danach ging es weiter mit dem Taxi zu meinem ersten Abendessen in einem vietnamesischen Restaurant. Die Taxikosten am ersten Tag übernimmt übrigens komplett die Uni.


Unterkunft

Für die erste Woche hatte ich ein günstiges Hotel nahe der Uni gebucht. Zwar gibt es ein Studentenwohnheim direkt auf dem Campus, jedoch wohnen dort kaum internationale Studenten. Wer allerdings in Kontakt mit vielen Vietnamesen kommen möchte und sich den Stress mit der Wohnungs-/ WG-Suche vor Ort sparen möchte, kann dort sicher gut wohnen. Allerdings gibt es sehr strenge Hausregeln. Jungs und Mädchen sind strikt getrennt und dürfen sich nicht gegenseitig in deren Bereichen des Wohnheimes besuchen, externe Besucher sind auf den Zimmern nicht erlaubt und bevor man länger verreist muss man Bescheid geben. Die meisten internationalen Studenten bilden WGs vor Ort. Die RMIT und das Buddy Team unterstützen dabei bei der Suche nach passenden Wohnungen und vermitteln Makler. Auch ist beim Abschluss des Mietvertrages ein Buddy anwesend, damit alles reibungslos funktioniert. So habe ich schon an meinem zweiten Tag in Saigon andere Mitbewohner und eine super möblierte Wohnung gefunden. Für rund 240 € Miete zzgl. Strom/ Gas und Fernsehen pro Zimmer, hatten wir zu fünft eine 150 m² Wohnung über zwei Stockwerke mit vier Badezimmern und einem riesigen Wohnzimmer mit großer offener Küche. Besonderes Highlight war der große Kronleuchter (Vietnamesen stehen auf Kronleuchter) und die goldene Tapete. Die Wohnung befand sich im 27. Stockwerk in einem Komplex mit vier Hochhäusern. Es gab 24 Stunden Security-Service, einen sehr großen Gemeinschaftspool und mehrere Cafés und Supermärkte gleich vor der Haustür. Jedoch muss ich zugeben, dass wir die mit Abstand schönste Wohnung hatten. Die anderen Wohnungen der Austauschstudenten waren zwar auch groß und teilweiße mich riesiger Dachterrasse, allerdings nicht in dem besten Zustand. Meist waren die Wohnungen eher spärlich eingerichtet und des Öfteren ging mal etwas kaputt, das dann wieder schnell aber halbherzig repariert wurde. Auch sind Kakerlaken vergleichbar mit Ameisen in Vietnam und öfters mal in den Wohnungen zu finden. Aber all das gehört zu Vietnam dazu und wenn man dort für ein Semester leben möchte, muss man sich darauf einlassen.


Studienbeginn

Zu Beginn des Studiums organisierte die Uni zusammen mit dem Buddy-Team mehrere Veranstaltungen zum gegenseitigen Kennenlernen. So gab es in der Woche vor der Vorlesung eine Veranstaltung, bei der zuerst alle internationalen Studenten begrüßt, wichtige Dinge erklärt und Kennenlernspiele gespielt wurden. Zudem gab es mehrere kleine Showeinlagen von vietnamesischen Studenten. Danach gab es eine Begrüßung für alle neuen Studenten und die Stundenplansoftware und Emailverteiler, sowie die Bibliothek, wurden erklärt. Außerdem gab es in der Woche noch einen vietnamesischen Kochkurs und eine Stadttour mit kleinen Aufgaben. Nach der Stadttour hat die RMIT alle internationalen Studenten noch zum Abendessen in ein sehr schönes Restaurant eingeladen. Alle Verantwortlichen von der Uni waren sehr darum bemüht, den Einstieg in das Semester so reibungslos wie möglich zu gestalten. In der Woche vor den Vorlesungen konnte man sich dann auch den Stundenplan zusammenstellen. Ich habe mir meine Vorlesungen so gelegt, dass ich nur von Montag bis Mittwoch zur Uni gehen musste. Die meisten Austauschstudenten haben versucht, sich ein verlängertes Wochenende frei zu halten. Zudem organisierte das Buddy-Team wöchentlich einen Sprach-/ und Kulturkurs, welcher sehr zu empfehlen war. Das beliebteste Verkehrsmittel zur Uni hin war mit "Uber Motorbike" oder "Grab Motorbike" (die asiatische Version von Uber), einige Studenten haben sich aber auch für mehrere Monate einen Roller gemietet. Bei der Miete von einem Roller bewegt man sich aber in einer gesetzlichen Grauzone, da man zum Fahren einen vietnamesischen Führerschein benötigt und dieser auch nur in vietnamesischer Sprache gemacht werden kann. Dem zu Folge fährt man ohne gültigen Führerschein, jedoch sind vietnamesische Polizisten leicht zu bestechen. In der Einführungsveranstaltung wird einem sogar gezeigt, wie man Polizisten richtig besticht und andere kleine Tricks wie man ein Bußgeld umgehen kann, was in Vietnam total normal ist. Ungefähr die Hälfte der int. Studenten hatten sich einen Roller gemietet und es gab nie größere Probleme.


Studieninhalte

Alle Vorlesungen an der RMIT werden auf englischer Sprache gehalten und die Dozenten kommen aus der ganzen Welt. Die Anzahl an Studenten pro Vorlesung beträgt nicht mehr als 30 Studenten, wobei ab der ersten Woche die Anwesenheit stetig abnimmt, da die Vietnamesen sehr gerne schwänzen. Es gibt unzählige Kurse zur Auswahl, wovon ich mir vier ausgesucht habe. Bei allen Kursen hat man klar die Unterschiede zwischen westlichen und asiatischen Lernmethoden gesehen. Fast alle Hausarbeiten/ Präsentationen mussten in der Gruppe bearbeitet werden, was ich persönlich nicht so gut fand. Auch werden bei Vietnamesen selbst die kleinsten Entscheidungen kollektiv entschieden, was auf Dauer recht anstrengend war. Aber auch das gehört zum kulturellen Unterschied und man muss sich darauf einfach einlassen. Mein erster Kurs war "New Media New Asia", welches ein Wahlfach für Kommunikationsstudenten war. Mein Dozent war ein sehr intelligenter und in Sachen Medien sehr erfahrender Amerikaner, der allerdings sehr hohe Ansprüche hatte. Der Kurs beinhaltete wöchentliche "Reading Reflections" über sehr lange und anspruchsvolle Sachtexte, eine Präsentation im Team und eine Hausarbeit. Inhaltlich wurden Medien-Basics behandelt und an asiatischen Fallbeispielen erläutert. Ich würde den Kurs allerdings nicht weiterempfehlen, da er zu viel Zeit in Anspruch nimmt und auch sehr anspruchsvoll war. Außerdem belegte ich den Kurs "Business Computing 1". Inhaltlich lernt man Grundlagen in Microsoft Excel, Access und das Schreiben von Businessemails. Während des Semesters gab es drei kleinere Tests und eine große Klausur am Ende. Ich kann den Kurs weiterempfehlen, da er sehr interessant war und vor allem wichtig für das Arbeitsleben. Des Weiteren belegte ich "Marketing for Fashion and Textiles“, in welchem die Grundlagen von Marketingmodellen erklärt wurden. Der Kurs war im Prinzip eine Mischung aus "Case Studies" und "Marketing Communications", wobei all die besprochenen Fallbeispiele mit der Modewelt zu tun hatten. Benotet wurden zwei Hausarbeiten in der Gruppe, sowie eine Präsentation. Für Menschen, die modeinteressiert sind kann ich diesen Kurs auf jeden Fall weiterempfehlen. Mein letzter Kurs war "International Human Ressources", welcher mit Abstand der interessanteste Kurs war. Inhaltlich ging es vor allem darum, wie Unternehmen international expandieren können und wie die Personalabteilung Mitarbeiter ins Ausland schicken kann. In diesem Kurs gab es eine Hausarbeit und Präsentation in der Gruppe und eine Klausur am Ende des Semesters.


Freizeitaktivitäten in und um HCMC

Ho Chi Minh City bietet unzählige Freizeitmöglichkeiten. So gibt es in Distrikt 7 (der Distrikt in dem die RMIT ist und auch die meisten internationalen Studenten wohnten) zwei riesige Einkaufszentren mit zahlreichen Restaurants, Geschäften und Kinos. In Distrikt 1 gibt es Attraktionen wie den Ben Tanh Markt, auf dem man einfach alles kaufen kann und natürlich gibt es in Distrikt 1 sehr viele Geschäfte und Restaurants (oft mit Rooftop-Terrasse). Zudem gibt es einen sehr coolen Wasserpark, Hipster-Flohmärkte und mehrere interessante Museen und Kunstausstellungen.
Zudem bietet die RMIT kostenlose Fitnesskurse im eigenen Fitnessstudio an und auch sonst kann man vielen Gruppen (Schauspielgruppe, Musikgruppe etc.) beitreten und für wenig Geld gibt es auch die Möglichkeit Sportkurse, wie MMA, Fußball, Frisbee oder Judo zu belegen.

Zum Feiern ist man abends dann in die Innenstadt (Distrikt 1) gefahren. In der Party-Straße "Bui Vien" gibt es unzählige Bars und Clubs, welche jedoch überfüllt sind mit Backpackern. Aber ein bisschen Abseits des Backpacker-Viertels gibt es aber auch sehr coole Clubs, wie das Piu Piu, wo hauptsächlich Expats und Vietnamesen feiern. Das Nachtleben in HCMC im Allgemeinen ist sehr ausgelassen und wer nach Schließung des Clubs immer noch nicht nachhause möchte, hat die Möglichkeit in After-Club Partys weiterzufeiern.
Ein weiteres Highlight in HCMC ist das unglaublich gute Essen. Das Beste dabei ist, dass man schon für ca. 1€ lecker essen kann. Auf jeden Fall muss man das Streetfood probieren, auch wenn es am Anfang ein bisschen Überwindung kostet, in schäbigen Straßen etwas zu essen, aber es lohnt sich! Im Allgemeinen habe ich fast nie gekocht, da es günstiger und besser war sich etwas zu bestellen oder in das nächste Restaurant/ Imbiss an der Ecke zu gehen. Auch das Essen an der Uni ist super lecker, vor allem die Banh Mis (vietnamesisch belegte Baguettes).
Wenn man einen kleinen Wochenendausflug von HCMC ausmachen möchte, sollte man sich unbedingt die Chu Chi Tunnel anschauen. Diese sind ca. 2h mit dem Bus von der Stadt entfernt und ein geschichtliches Muss für jeden Westler in Vietnam. Auch kann man mit dem Bus (ca. 3 Stunden) zum Mekong Delta fahren, oder man fährt zum nächsten Strand von der Stadt aus (ca. 1,5 Stunden).


Reisen

Da Saigon recht zentral in Südostasien liegt, kann man von dort aus prima verreisen, sowohl mit dem Flugzeug, als auch mit dem Bus. So sind in der zweiten Woche alle int. Studenten gemeinsam nach Mui Ne gefahren. Mui Ne ist ein Fischerdorf direkt 200 km nördlich von HCMC, welches vor allem für das Kitesurfen und für das wilde Nachtleben bekannt ist. Außerdem bin ich während des Semesters nach George Town in Malaysia und Kuala Lumpur, sowie nach Hong Kong geflogen. Aber wenn man schon mal in Vietnam ist, sollte man auf jeden Fall das Land bereisen! Zusammen mit neun anderen Austauschstudenten bin ich mit Roller und Fähre nach Phu Quoc (ca. 3 Tage) gefahren und später nochmal nach Dalat (ca. 2 Tage). Beide Trips gehören zu meinen absoluten Highlights! Ein anderes Wochenende bin ich nach Hoi An geflogen, ein super süßes Städtchen mittig von Vietnam. Auch Hoi An kann ich sehr empfehlen!
Nach Ende des Semesters habe ich mit anderen Studenten noch den Norden Vietnams (Hanoi, Sapa und die Halong Bay) bereist. Danach ging es weiter nach Myanmar, Thailand, für einen Tag noch einmal nach HCMC und dann weiter für drei Tage nach Peking. Von Peking aus bin ich über Moskau wieder nach München geflogen.


Bewertung der Gastschule

Ich kann ein Semester an der RMIT Vietnam auf jeden Fall empfehlen. Alle an der Universität waren sehr darum bemüht, dass Semester so schön und reibungslos wie möglich zu gestalten. Die Betreuung der Austauschstudenten ist sehr gut. Es gibt sogar eine Mitarbeiterin der RMIT, die nur für die int. Studenten verantwortlich und immer erreichbar war. Die meisten Dozenten sind sehr kompetent, wobei es bei den vietnamesischen Dozenten manchmal am Englisch gehapert hat. Auch hatte ich das Gefühl, dass Austauschstudenten strenger bewertet wurden als einheimische Studenten. Die Uni an sich ist super modern und top ausgestattet. Sehr gut fand ich auch die zwei Ärzte, welche nur für Studenten am Campus eine kleine Praxis hatten.


Tipps/ Hinweise

Tipps, die ich für internationale Studenten an der RMIT/ in Vietnam hätte:

  1. Das Studium an der RMIT ist in Trimester eingeteilt. Versucht wenn möglich im ersten Trimester (Start im Februar) oder im dritten Trimester (Start im Oktober) zur RMIT zu gehen, da in diesen Trimestern viele internationale Studenten kommen. Im Trimester 2 (Start im Juni) gibt es kaum Austauschstudenten und zudem beginnt die Regenzeit.
  2. Versucht noch so viel wie möglich bis zur fünften Uniwoche zu verreisen, da es bis dahin kaum Hausarbeiten gibt. Ab der fünften Woche wird das Studium stressiger
  3. Seid vorsichtig mit offenem Alkohol, wie Cocktails oder Longdrinks, da diese ab einer bestimmten Uhrzeit nachts gerne mal mit Methanol gestreckt werden. Gerade in Partyorten wie Mui Ne müsst ihr vorsichtig sein. Lieber auf Bier in Flaschen zurückgreifen.
  4. Keine Rollertaxis verwenden, da diese einen viel zu hohen Preis verlangen und einen nur abzocken wollen. Lieber ein Motorradfahrer bei Uber oder Grab bestellen.
  5. Highways und größere Landstraßen mit Rollern unbedingt vermeiden, da die LKWs wie Verrückte fahren. Lieber einen Umweg über kleinere Straße nehmen. So kann man zudem die ländlichen Gegenden entdecken.
  6. Mein letzter Tipp: Seid abenteuerlustig und lasst euch auf das Land ein. Die Vietnamesen sind super herzliche und hilfsbereite Menschen. Lernt zwei, drei Wörter auf Vietnamesisch und die Einheimischen werden euch lieben. Und probiert unbedingt das Streetfood aus! Vietnam ist berühmt für das Streetfood und wer kein Streetfood in Vietnam gegessen hat, hat definitiv etwas verpasst!

Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass ich das beste Semester meines Lebens hatte, wenn nicht sogar das beste halbe Jahr und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen!