28 Mär
Erfahrungsbericht von Andre T.

Saint Marys University


Stadt: Halifax
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2016 bis 12/2016
Heimathochschule: Münster FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Für mich stand früh fest, dass ich mein Auslandssemester in einem englischsprachigen Land verbringen möchte. Als ich dann durch eine Kommilitonin auf College Contact aufmerksam geworden bin und das umfangreiche Angebot studiert habe, bin ich schnell auf Kanada gestoßen. Nachdem ich mich schließlich im Rahmen eines persönlichen Beratungsgesprächs mit Katharina getroffen habe, hat sich mein Interesse an einem Aufenthalt in Kanada verstärkt. Ausschlaggebend für die Saint Mary’s University in Halifax war der hohe Anteil internationaler Studenten sowie die durchweg positiven Erfahrungsberichte. Zudem erschien mir die Stadt sehr attraktiv und natürlich spielten auch die Höhe der Studiengebühren eine Rolle sowie die Tatsache, dass ich auf das Ablegen eines Sprachtests verzichten konnte.

Während des gesamten Bewerbungsprozesses hat mich College Contact unterstützt und meine Fragen geduldig beantwortet. Nachdem ich mich schließlich fest entschlossen hatte, war nur noch ein wenig Papierkram zu erledigen und bald schon konnte ich mit der Kurswahl beginnen.

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Wohnen

Aus den zahlreichen Erfahrungsberichten habe ich entnommen, dass die Wohnheime der Universität in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis eher nicht zu empfehlen sind und stattdessen die Wohnungssuche vor Ort auf eigene Faust die bessere Wahl ist. Auf dieser Grundlage habe ich mich schließlich auch gegen einen Platz im Wohnheim entschieden und diese Entscheidung zu keinem Zeitpunkt bereut.

Nach meiner Erfahrung läuft die Wohnungssuche nahezu ausschließlich über das Portal kijiji ab. Dort finden sich zahlreiche Inserate sowohl für short – als auch long-term rentals.

Grundsätzlich gilt bei der Wohnungssuche: Haltet euch nicht damit auf, E-Mails zu schreiben, sondern ruft direkt an, auch wenn es zu Beginn möglicherweise etwas Überwindung kosten mag. Auf Anfragen via E-Mail werdet ihr aller Wahrscheinlichkeit nach keine Antwort erhalten.

Ich selbst habe nach einem Tag und drei Telefonaten ein Zimmer in einem Basement-Apartment in unmittelbarer Nähe der SMU gefunden (5 Gehminuten). Kostenpunkt 495 CAD/Monat (überdurchschnittlich günstig). Das Zimmer war klein, aber dafür möbliert und hat in erster Linie durch seine Lage bestochen. Diese ist meiner Meinung nach auch wesentlich wichtiger als der Standard, denn den Großteil meiner Zeit habe ich auf dem Campus verbracht (Vorlesungen, Library, Essen, Sport) oder unterwegs. Natürlich verfügt auch Halifax über öffentliche Verkehrsmittel, die ihr als Fulltime-Student (mind. 3 Kurse) mit eurer Student ID nutzen könnt. Jedoch sind diese nicht immer zu 100% zuverlässig und fahren insbesondere abends in den äußeren Bezirken nicht sehr regelmäßig bis gar nicht. Daher empfehle ich, im Zweifel eine höhere Miete in Kauf zu nehmen, dafür aber zentral zu wohnen. Das Preisniveau liegt je nach Lage und Standard irgendwo zwischen 500 und 1.000 CAD/Monat und ist natürlich auch immer ein bisschen Glückssache. Ich habe übrigens keinen Studenten kennengelernt, der wirklich große Schwierigkeiten hatte, eine Unterkunft zu finden. Eher hatte ich den Eindruck, dass das Wohnungsangebot sehr groß ist und auch während des Semesters noch einige Zimmer frei standen. Nach Möglichkeit solltet ihr versuchen, ein möbliertes Zimmer zu finden, da ihr euch damit einiges an Besorgungsstress spart.

Während meiner Zeit an der SMU habe ich auch das ein oder andere Wohnheimzimmer gesehen. Diese sind relativ klein und nicht immer sauber. Je nachdem kann es in der Residence auch sehr laut werden, zudem habe ich einige Leute getroffen, die Schwierigkeiten mit ihren Zimmernachbarn bzw. Mitbewohnern hatten. Außerdem verpflichtet man sich, einen Meal-Plan der Dining Hall (Mensa) zu buchen. Auf der anderen Seite wohnt man dafür sehr zentral und die Atmosphäre ist möglicherweise etwas „amerikanischer“. Hinzu kommt, dass man mit einem sichereren Gefühl anreist und der Einstieg etwas stressbefreiter ist.


Studium

Das Auslandssemester habe ich in meinem vierten BWL Bachelor Semester absolviert. Da ich das Studienniveau nur schwer einschätzen konnte und die Studiengebühren pro Kurs anfallen, habe ich lediglich drei Kurse belegt (auf die ich noch im Einzelnen eingehen werde).

Grundsätzlich glaube ich, dass je nach Auswahl auch vier Kurse gut zu schaffen und mit einem erlebnisreichen Auslandssemester zu vereinbaren sind. Aber, wie in Deutschland auch, können sich die Kurse in ihrem Arbeitsaufwand natürlich stark unterscheiden. Der wesentliche Unterschied gegenüber dem deutschen System besteht darin, dass sich die Endnote aus verschiedenen Prüfungsleistungen zusammensetzt. Hierbei zählt das Final Exam, welches zum Ende eines Semesters geschrieben wird, meist zwischen 30% bis maximal 50%. Die übrigen Punkte können auf Assignments, Tests/Quizze, Essays oder Gruppenpräsentationen entfallen. Das Niveau ist insgesamt niedriger als an deutschen Hochschulen, da man insbesondere durch die Assignments und Tests schon sehr viele Punkte im Laufe des Semesters sammeln kann.

Money & Banking (ECON)

Wie der Name bereits erschließen lässt, geht es in diesem volkswirtschaftlichen Kurs um Geldpolitik, Wechselkurse, Anleihen, Funktionen von Geld, Zentralbanken etc.

Die Vorlesung wurde zu meiner Zeit von der indisch stämmigen Professorin Najma R Sharif gehalten. Inhaltlich fand ich den Kurs durchaus interessant, die Vorlesung allerdings hat mir weniger gefallen und war zwischendurch wenig spannend und etwas leidenschaftslos. Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass die Teilnahme an der Vorlesung keine Voraussetzung für eine gute Note in dem Kurs ist, da es im Vergleich zu einigen anderen Kursen auch keine Punkte für die reine Anwesenheit gibt. Ich persönlich habe die Vorlesung zum Ende hin kaum noch besucht und hatte nicht das Gefühl, dadurch einen Nachteil zu haben. Die Struktur des Kurses war wie folgt: Assignment 1 (8%), Assignment 2 (12%), Test 1 (20%), Test 2 (20%), Final Exam (40%)

Das Niveau war zunächst recht niedrig, ist allerdings im Laufe der Zeit und vor allem im letzten Drittel stark gestiegen. Eine gute Note ist auf jeden Fall drin, da man insbesondere in den ersten beiden Dritteln viele Punkte mitnehmen kann.

Intermediate Macroeconomics Theory (ECON)

Dieser Kurs wurde ebenfalls von einem indischen Professor (Wimal Rankaduwa) gehalten, welcher mir persönlich sehr sympathisch war. Allerdings muss ich auch hier sagen, dass die Vorlesung eher langweilig war, was aber vermutlich nicht zuletzt daran lag, dass ich die Blockveranstaltung besuchen musste, d.h. 2 1/3 h am Stück. Inhaltlich ging es um typische Themen der Makroökonomie.

Struktur: 4 Assignments (die besten 3 zählen) à 10%, Mid-Term Exam 30%, Final Exam 40%

Das Niveau würde ich als durchschnittlich bezeichnen. Die Assignments und das Mid-Term waren sehr dankbar und auch das Final war absolut in Ordnung.

Development Economics (ECON)

In diesem Kurs ging es um verschiedene Gebiete und Ansätze der Entwicklungsökonomie sowie empirische Experimente und deren Interpretation. Anders als bei den o.g. Vorlesungen war die Anwesenheit notwendig, da das Skript im Prinzip vom Professor in der Vorlesung angeschrieben wurde und von den Studenten übernommen wurde. Zusätzlich stand ein umfangreiches ausformuliertes Skript auf der Homepage des Professors zur Verfügung. Mir schien, dass deutsche Studenten beliebt waren, da der Professor (Vincent Chandler) selbst einige Zeit in Deutschland studiert hat und die Sprache gut spricht.

Die Struktur sah wie folgt aus: 4 Quizze à 5% (open book=alle Unterlagen erlaubt, Skript, Laptop etc.), Mid-Term Exam 30%, Final Exam 50%.

Die Quizze sind relativ einfach, das Mid-Term fand ich recht anspruchsvoll, das Final wiederum sehr dankbar. Gute Noten sind auf jeden Fall mit vergleichsweise wenig Aufwand möglich.


Freizeit

Da der Freitag meines Wissens grundsätzlich kein Vorlesungstag ist, habt ihr maximal eine 4 Tage Woche. Je nach Kurswahl sind es unter Umständen auch nur zwei oder drei Tage. Freizeit kommt also keinesfalls zu kurz, ein gutes Zeitmanagement vorausgesetzt. Wochenendausflüge zu diversen Nationalparks (z.B. Cape Breton oder Kejimkujik), Whale Watching (z.B. Bay of Fundy) oder schönen Landschaften (z.B. Prince Edward Island) bieten sich sehr an, insbesondere während des Indian Summer. Zu beachten ist hierbei, dass die meisten Nationalparks im Oktober schließen, daher solltet ihr Ausflüge vor allem in der Anfangszeit machen. Im November habt ihr dann nochmal die Gelegenheit für größere Ausflüge bzw. Trips, da ihr anlässlich des Remembrance Day gut eine Woche frei habt bzw. euch freinehmt, indem ihr ein, zwei Tage die Vorlesungen schwänzt. In dieser Zeit sind viele Studenten in die großen kanadischen Städte geflogen/gefahren (Toronto, Ottawa, Montreal, Quebec) oder auch in die USA. Allerdings ist hier anzumerken, dass diese Zeit, die auch als „study week“ bezeichnet wurde, mitunter zur Vorbereitung auf die Finals gedacht ist.

Die diversen Sportangebote von Seiten der Uni kann ich jedem sehr empfehlen, das Fitnessstudio ist ebenfalls gut ausgestattet. Vor allem die Mannschaftswettbewerbe eignen sich hervorragend dazu, in Kontakt mit kanadischen oder anderen internationalen Studenten zu kommen. Die Angebote sind im Übrigen kostenfrei bzw. vielmehr bereits in den Studiengebühren enthalten, sofern ihr Fulltime-Student seid.

Gefeiert wird in Halifax in erster Linie donnerstags („Thirsty Thursday“), freitags und samstags (im Lower Deck auch sonntags). „Günstig“ trinken kann man vor allem im Oasis auf der Spring Garden Road, im Freemans oder im Niche. Die typischen Clubs sind Dome, Pacifico, Seahorse und Toothy Moose, wobei ich vor allem erst genannte besucht habe. Zu beachten ist, dass die Clubs in Kanada deutlich früher schließen als wir es in Deutschland gewohnt sind. Die meisten Lokalitäten schließen um halb 2, das Dome ist mit 3:30 Uhr die Ausnahme.

Weiterhin würde ich jedem empfehlen, ob Fan oder Laie, ein Spiel der heimischen Eishockeymannschaft „Mooseheads“ zu besuchen. Für Studenten sind die Tickets ermäßigt und man wird definitiv gut unterhalten.

Shoppen kann man ein wenig in der Innenstadt, aber in erster Linie in den Malls in Halifax sowie auf der anderen Seite in Darthmouth. Beide sind gut mit dem Bus zu erreichen, wobei das Halifax Shopping Center näher liegt. Dort findet man zahlreiche Markenstores und die Outletkette „Winners“. Ein Walmart befindet sich ebenfalls nebenan.

Falls ihr eine gute Joggingstrecke oder einfach einen schönen Park zum Spazieren sucht, geht ihr in den Point Pleasant Park, welcher sich in Uni Nähe befindet. Dieser ist wirklich schön, da er sehr gepflegt ist und am Wasser liegt und somit eine sehr schöne Aussicht bietet.

Des Weiteren würde ich jedem Studenten empfehlen, in der Welcome Week den kostenfreien Tagesausflug zum Fischersdorf Peggys Cove mitzumachen. Dort habt ihr eine Tolle Aussicht über Wasser, Felsen und einen der meist fotografierten Leuchttürme der Welt.


Gemischtes

Hier noch ein paar allgemeine Hinweise. Lebensmittel sind in Kanada teurer als in Deutschland. Ihr müsst also davon ausgehen, dass eure Lebenshaltungskosten höher sind als ihr es von zuhause gewohnt seid.

In der Welcome Week wird euch empfohlen, die Nova Scotia ID zu beantragen. Dabei handelt es sich um eine Art Personalausweis. Diese ist angeblich regelmäßig in Bars, Clubs etc. vorzuzeigen, da nicht-kanadische Ausweise nicht ausreichen würden. Dazu kann ich sagen, dass ich während meines gesamten Aufenthalts weder in noch außerhalb von Nova Scotia nach einer solchen ID gefragt wurde, geschweige denn, dass mein deutscher Personalausweis nicht akzeptiert wurde.

Wenn ihr eure Sprachkenntnisse wesentlich verbessern wollt, ist es natürlich ratsam, nicht zu viel Kontakt zu deutschen Mitstudenten zu haben. Natürlich ist es vor allem in der Anfangszeit schön, wenn man Leute hat, die im gleichen Boot sitzen. Jedoch solltet ihr darauf achten, zumindest zusätzlich internationale Kontakte aufzubauen. Deswegen rate ich, darauf zu verzichten, mit anderen Deutschen zusammen zu wohnen.


Fazit

Ich hatte eine tolle Zeit in Halifax, an die ich mich gerne und mit positiven Gefühlen zurück erinnere.

Es ist nicht bloß ein Klischee, die Menschen in Kanada sind tatsächlich super nett und hilfsbereit. Die Landschaft mit ihren vielen Seen und grünen Landstrichen sucht ihresgleichen und auch das Studieren mitten unter so vielen verschiedenen Menschen unterschiedlicher Nationen war eine absolut lohnenswerte Erfahrung. Darüber hinaus habe ich viele neue Freunde gefunden, die mein Auslandssemester maßgeblich geprägt haben. Daher kann ich das Land, die Stadt als auch die Saint Mary’s University definitiv weiterempfehlen.