Verwaltungs­wissenschaft im Ausland studieren

„Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam“. Seit langem heißt es, das deutsche Verwaltungssystem sei umständlich und veraltet. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels, einem stärker zusammenwachsenden Europa und Geldknappheit in den öffentlichen Haushalten scheint eine Umstrukturierung der öffentlichen Verwaltung unumgänglich.

Damit die Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen, aber auch überstaatlichen Institutionen wie der EU, zukünftig reibungslos funktioniert, sind weniger Bürokratie, eine größere Serviceorientierung und der Einsatz moderner Informationstechnologien erforderlich. Studiengänge aus dem Bereich Verwaltungswissenschaften sollen Experten ausbilden, die den aktuellen und künftigen Herausforderungen in der öffentlichen Verwaltung gewachsen sind.


Möglichkeiten für ein Studium der Verwaltungswissenschaft: Uni oder FH?

Beim Studium der Verwaltungswissenschaft lernen die Studierenden unter anderem, wie verwaltungstechnische Vorgänge effizient organisiert werden.

Wer sich zum Verwaltungsexperten ausbilden lassen möchte, hat die Wahl zwischen einem Studium an einer Universität und einem Studium an einer Fachhochschule. Letztere werden zum Teil vom Bund oder einzelnen Bundesländern unterhalten und bilden speziell für den gehobenen Dienst in der öffentlichen Verwaltung aus. Bereits während ihres Studiums werden die Studierenden zu Beamten auf Widerruf erklärt und erhalten ein Anwärtergehalt. Die Studiengänge an den unabhängigen Hochschulen sind inhaltlich breiter gefächert. Die einzelnen Hochschulen setzen dabei ganz unterschiedliche Schwerpunkte, beispielsweise auf Europäisches Verwaltungsmanagement oder Politikwissenschaft.


Das Bachelorstudium

Zu Beginn des Bachelorstudiums lernen die Studierenden zunächst, wie politische Steuerung grundsätzlich funktioniert. Dabei werden Inhalte aus den Bereichen Soziologie, Politikwissenschaft, Wirtschaft und Jura behandelt. Die Studierenden pauken beispielsweise Kommunalrecht und setzen sich mit den Verwaltungsstrukturen der EU auseinander. Sie lesen aber auch die Klassiker der Soziologie und lernen die Methoden der Sozialforschung kennen. Auch wirtschaftliche Inhalte wie Managementlehre stehen auf dem Lehrplan. In den höheren Semestern können die Studierenden einen Schwerpunkt wählen. Je nach Hochschule können sie diesen auf ein Teilgebiet der Verwaltungswissenschaft oder auf die Europäische oder Deutsche Verwaltung legen.


Das Masterstudium

Mit dem Bachelorabschluss können Absolventen direkt in den gehobenen öffentlichen Dienst einsteigen. Wer allerdings eine Laufbahn im höheren Verwaltungsdienst anstrebt oder sich für Führungspositionen in der freien Wirtschaft qualifizieren möchte, muss noch ein Masterstudium anhängen. Dabei besteht die Möglichkeit, sich noch weiter zu spezialisieren.

Fachhochschulstudiengänge wie Public Management qualifizieren beispielsweise für leitende Tätigkeiten in der staatlichen und kommunalen Verwaltung. In den letzten Jahren ist auch eine große Zahl international ausgerichteter Studiengänge entstanden, die das Europäische Verwaltungsmanagement näher beleuchten. Viele dieser Masterstudiengänge werden auf Englisch angeboten. Teilweise sind sie als berufsbegleitende Studiengänge konzipiert.


Voraussetzungen für ein Studium der Verwaltungswissenschaft

Für ein Studium der Verwaltungswissenschaften sollte man Interesse an sozialwissenschaftlichen Zusammenhängen mitbringen. Wer schon in der Schule Spaß an Fächern wie Sozialwissenschaft, Politik und Geschichte hatte, hat auch im Studium gute Karten. Auch ein grundlegendes Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen sollte vorhanden sein. Insbesondere für die international konzipierten Masterstudiengänge sind darüber hinaus gute Englischkenntnisse erforderlich.


Berufsfelder

Die meisten Verwaltungswissenschaftler treten nach ihrem Studium in den gehobenen beziehungsweise höheren öffentlichen Dienst ein. Sie arbeiten etwa in den Verwaltungen von Gemeinden Städten oder Landkreisen, in Landesministerien oder in Landesbehörden wie etwa Polizeidirektionen oder Schulbehörden. Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, rechtliche Vorgaben in die Praxis umzusetzen, Rechtsgutachten zu erstellen oder Bürger zu beraten.

Wer nicht in den öffentlichen Dienst gehen möchte, hat auch Chancen auf eine Karriere in der freien Wirtschaft. Absolventen arbeiten etwa bei Energiekonzernen, Sozialversicherungsträgern oder Politik- und Unternehmensberatungen. Den Absolventen der auf Europa ausgerichteten Studiengänge stehen außerdem Arbeitsfelder in Institutionen der EU, bei internationalen Organisationen und NGOs offen. Masterabsolventen können außerdem promovieren und eine wissenschaftliche Karriere einschlagen.


Gründe für ein Auslandsstudium

In den Verwaltungen der EU, aber auch in großen Unternehmen bewegen sich Verwaltungswissenschaftler auf internationalem Parkett. Interkulturelle Kompetenzen und Fremdsprachenkenntnisse werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Aber auch im deutschen öffentlichen Dienst müssen sich die Verwaltungswissenschaftler mit immer mehr europäischen Rechtsnormen auskennen. Um optimal auf diese künftigen Anforderungen vorbereitet zu sein, ist es in jedem Fall empfehlenswert, ein oder mehrere Semester im europäischen Ausland zu verbringen. Denn ein Auslandstudium bietet Studierenden die Gelegenheit, ihre fachlichen Kompetenzen zu erweitern, ihre Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern und interkulturelle Kompetenzen zu sammeln.