Klassische Philologie im Ausland studieren

Bereits mit sieben Jahren las Goethe die Illias im Original und konnte ganze Gedichte aus dem Deutschen ins Lateinische übersetzen. Ein Wunderkind war er deswegen nicht: Eine Ausbildung in den alten Sprachen gehörte unter den wohlhabendes Bürgern des 18. Jahrhunderts zum guten Ton.

Später wurde Goethe zum Befürworter des von Wilhelm von Humboldt propagierten humanistischen Bildungsideals. Humboldt strebte eine Bildung an, die den Menschen zum freien, selbstständigen und moralischen Denken und Handeln erzieht. Dies sollte vor allem durch das Studium der antiken griechischen und römischen Dichter und Denker erfolgen, deren Kultur Humboldt als vorbildhaft erachtete.

Noch heute wird an humanistischen Gymnasien Latein und Altgriechisch unterrichtet. Ihr möchtet euch intensiver mit der Kultur und Sprache der alten Griechen und Römer und den geistesgeschichtlichen Ursprüngen unserer Kultur befassen? Dann ist ein Studium der Klassischen Philologie das Richtige für euch.

Inhalt des Studiums

Wer sich zu einem Studium der Klassischen Philologie im Ausland entschließt, kann oftmals spannende Studienfachkombinationen wählen.

Die meisten Universitäten fassen die Gräzistik und Latinistik in einem Institut für Klassische Philologie zusammen. Dahinter verbirgt sich ein Studium der Lateinischen oder Griechischen Philologie. Die Studierenden beschäftigen sich in diesen Studiengängen mit der lateinischen Sprache und Kultur oder mit Sprache und Kultur der alten Griechen.

Die meisten Studiengänge befassen sich mit den Werken der Antike. Es gibt aber im Bereich Latinistik auch Studienprogramme, die sich auf die Neuzeit oder das Mittelalter konzentrieren. Die Studierenden richten ihre Aufmerksamkeit somit auf den Zeitraum, in der Latein die Sprache des Klerus und der gebildeten Schichten war.


Bachelor Klassische Philologie

Im Mittelpunkt aller Bachelorstudiengänge steht die Sprache. Diese ist Grundvoraussetzung, um die Texte griechischer und römischer Gelehrter im Original lesen zu können. Die Studierenden, die in der Schule noch keinen Latein- und Griechischunterricht hatten, müssen das Graecum und Latinum nachholen. Dafür belegen sie zu Beginn des Studiums Altgriechisch- und Lateinkurse.

Die Studierenden lernen verschiedene Formen und Dialekte des Griechischen beziehungsweise des Lateinischen kennen und übersetzen griechische oder lateinische Originaltexte ins Deutsche oder umgekehrt. Gleichzeitig setzen sie sich mit der Kultur und Mythologie der alten Griechen und Römer auseinander. Dazu belegen sie Module aus benachbarten Fächern wie Philosophie oder Archäologie und unternehmen Exkursionen zu antiken griechischen beziehungsweise römischen Kulturstätten.


Master Klassische Philologie

Auch im Masterbereich existieren es viele Studiengänge aus dem Bereich Alte Philologien. Es gibt Masterprogramme mit:

  • pädagogischem Schwerpunkt, die die Studierenden zu Griechisch- beziehungsweise Lateinlehrern ausbilden. 
  • Fokus auf eine bestimmte Epoche des Altgriechischen oder Lateinischen
  • einem Schwerpunktfach, beispielsweise Inschriftenkunde (Epigraphik)

Studienanforderungen

Studierende, die sich für ein Latinistik- oder Gräzistik-Studium interessieren, benötigen das Latinum und das Graecum. Wer diese Qualifikationen nicht in der Schule erworben hat, hat die Möglichkeit, dies vor Studienbeginn oder in den ersten Semestern an der Universität nachzuholen. Darüber hinaus sind Sprachkenntnisse in modernen Fremdsprachen wie Englisch, Französisch oder Italienisch erwünscht.


In welchen Berufsfeldern arbeiten Philologen?

Viele, die sich für das Studium einer alten Sprache entscheiden, arbeiten später als Lehrer. Nach ihrem ersten Staatsexamen beziehungsweise dem Masterabschluss gehen sie üblicherweise in das Referendariat und danach als Beamte oder Angestellte in den Schuldienst.

Für alle anderen ist der Berufsweg nicht so klar vorgezeichnet, doch es gibt durchaus Jobmöglichkeiten abseits des Klassenzimmers. Absolventen altphilologischer Studiengänge arbeiten in Museen, Bibliotheken oder Forschungsinstituten oder sind bei Verlagen angestellt. Ihre wissenschaftlichen Qualifikationen ermöglichen auch eine Arbeit in fachfremden Branchen, beispielsweise in PR-Agenturen oder im Management von Wirtschaftsunternehmen.


Vorteile eines Auslandsstudiums

Um ihre beruflichen Chancen zu verbessern, sollten Studierende bereits während des Studiums viele praktische Erfahrungen sammeln. Dazu gehören Praktika in potenziellen späteren Berufsfeldern, aber auch Auslandssemester.

Ein Auslandsaufenthalt während des Studiums ermöglicht es nicht nur, griechische und römische Kulturdenkmäler aus der Nähe kennenzulernen und das fachliche Profil zu schärfen. Ein Studienaufenthalt im Ausland trägt ebenfalls zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bei. Außerdem fördert ein Auslandsstudium Eigenschaften wie Flexibilität, Durchsetzungsfähigkeit und Organisationstalent, die bei späteren Arbeitgebern gerne gesehen werden.