18 Jul
Erfahrungsbericht von Susanne B.

Riga Stradins University


Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Zeitraum: 01/2016 bis 12/2021

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hallo,

mein Name ist Susanne, ich bin 21 Jahre alt und studiere seit Januar 2016 Medizin in Riga.

Aufmerksam wurde ich auf die Uni und auf College Contact durch meine etlichen verzweifelten Recherchen im Internet, um doch noch eine Möglichkeit zu finden, Medizin studieren zu können.

Ich habe meine Unterlagen relativ zu Beginn der Bewerbungszeit an die RSU geschickt und circa Mitte November meine Zusage erhalten. Vor Weihnachten bin ich dann zusammen mit meinen Eltern ein paar Tage nach Riga geflogen, um mir eine Wohnung zu suchen. Ich hatte vorher schon in Facebook über eine bestimmte Gruppe mit einigen Leuten Kontakt aufgenommen, die noch Mitbewohner oder Nachmieter suchten. Ich kann jedem nur empfehlen, vor Studienbeginn einmal nach Riga zu gehen, um einfach dann letztendlich nicht gänzlich ins „Ungewisse“ zu fliegen. Mir hat das damals sehr geholfen zu wissen, wo und mit wem ich wohnen werde. Die meisten jedoch suchten sich erst Vorort eine Wohnung oder gründeten zusammen eine neue WG und wohnten vorübergehend erst einmal im Hostel oder Hotel.

College Contact war mir während der Bewerbungszeit eine große Hilfe und stand mir jederzeit mit Rat zur Seite. Am Anfang steht man vor einem riesigen Berg an Fragen und wundert sich, wie die anderen das alles gemacht und den komplizierten Bewerbungsprozess gemeistert haben, aber es ist tatsächlich machbar!

Die Betreuung in der ersten Woche unseres Studiums durch die RSU war sehr gut und wir erhielten allerlei nützliche Information und genaue Anleitungen bezüglich einiger Formalien. Nach der Orientierungswoche war ich erst einmal mit über vierzig Grad Fieber im Bett gelegen und musste einen Arzt aufsuchen und so verpasste ich gleich die ersten Tage des ersten Semesters.

Generell ist das Studium anders aufgebaut, als man es aus Deutschland kennt. Im ersten Semester sind die Fächer Anatomie, Molekularbiologie, Chemie, Physik, Erste Hilfe, History of Medicine, Latein, Lettisch, Bioethics und noch ein Kurs nach Wahl. Die Vorlesungen sind wie in Deutschland in der Regel freiwillig und unterschiedlich gut. Manche Professoren sprechen sehr gut Englisch, andere weniger. Man darf nicht vergessen, dass von den wenigsten hier die Muttersprache Englisch ist. Die Verständigung Dann gibt es noch sogenannte Practises/classes, die man zusammen mit seiner Gruppe hat. Eine Gruppe besteht in der Regel aus ungefähr 10-14 Studenten. Die Practises sind verpflichtend und das nehmen die meisten Lehrer auch sehr ernst. Wer fehlt (auch wenn er krank ist und ein Attest vorzeigen kann) muss die Stunde wann anders nachholen oder wird über den Stoff der Stunde abgehört. Es gibt zusätzlich zu den eigentlichen Examen am Ende des Semesters auch noch alle paar Wochen Colloquien (schriftlich), die einem gerade in Anatomie und Molekularbiologie am Anfang doch ziemlich unter Druck setzen. Zwischendurch verzweifelt man schon mal an der Stoffmenge, die man sich in kürzester Zeit in den Kopf drücken soll, aber man lernt damit umzugehen. Jedem, der mit dem Gedanken spielt Medizin zu studieren, sollte bewusst sein, dass es ein sehr zeit- und lernintensives Studium ist und dass man auch in Riga nichts geschenkt bekommt. Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass das erste Semester auf jeden Fall machbar ist und ich jedem, der unbedingt Medizin studieren möchte, Riga bisher nur empfehlen kann!

Ich persönlich finde Riga super schön und man kann hier wirklich ein tolles Studentenleben führen. Keine Sorge, hier gibt es Zivilisation: fließend Wasser, Strom und sogar Internet! Es gibt die Altstadt und das Center, beide überfüllt mit gemütlichen Cafés und Restaurants. Es gibt sehr tolle Wohnungen, viele alte Häuser im Jugendstil, die nach und nach renoviert werden. Meistens sind sie riesig groß und doch bezahlbar (es lohnt sich, Preise zu vergleichen und sich nicht übers Ohr ziehen zu lassen, da viele Vermieter ausländische Studenten gerne mehr zahlen lassen). Einkaufsmöglichkeiten findet man überall, die Preise sind eigentlich vergleichbar mit denen in Deutschland. Man kann viel unternehmen und sollte (wenn man mal Zeit hat) Riga und Umgebung erkunden gehen.

Mir ist der Schritt, ins Ausland zu ziehen, nicht leicht gefallen, Freund und Familie zurücklassen und ganz alleine in ein neues Leben starten. Doch ich kann nur sagen, wenn es Medizin ist, was ihr unbedingt studieren möchtet, dann solltet ihr diesen Schritt wagen. Mit Ryanair und anderen Billigairlines sind Wochenendbesuche auch auf jeden Fall erschwinglich und helfen sehr! Die Distanz ist letztendlich ja nicht entscheidend, sondern die Zeit die ihr braucht, um nach Hause zu fliegen.

Lasst euren Traum wahr werden!smiley