29 Dez
Erfahrungsbericht von Steffen M.

University of California, Santa Barbara


Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Maschinenbau
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2021 bis 12/2021
Heimathochschule: Albstadt-Sigmaringen FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Aufgrund von Corona hat sich mein Vorhaben, ins Ausland zu gehen, um mehrere Semester verschoben. Nach zwei gescheiterten Versuchen ein Auslandssemester in Australien zu absolvieren, musste ich kurzfristig nach einer Alternative suchen. Mein Ziel war weiterhin in einem englischsprachigen Land außerhalb von Europa zu studieren. Bei meiner Web-Recherche stieß ich glücklicherweise auf College Contact, die auf der ganzen Welt mit einer großen Anzahl an verschiedensten Universitäten und Hochschulen kooperieren.

Zu Beginn ist zu erwähnen, dass College Contact einem beim kompletten Bewerbungsprozess mit Rat zur Seite steht. Die alleinige Planung eines Auslandssemesters ohne die Hilfe der eigenen Hochschule oder eben einer solchen Organisation wie College Contact ist meiner Meinung nach kaum zu stemmen.

Auf der Homepage der Organisation kann man sich einfach nach den verschiedensten Universitäten auf der ganzen Welt erkundigen. Da Australien für mich aufgrund von Corona nicht mehr möglich war, fiel meine Wahl schlussendlich auf die USA, genauer gesagt die University of California Santa Barbara. Entscheidend bei meiner Wahl waren unter anderem die Lage, die Erfahrungsberichte ehemaliger internationaler Studenten, selbstverständlich meine eigene Fachrichtung und die Empfehlungen von College Contact. Die Universität ist leider in keiner Kooperation mit meiner Heimathochschule Albstadt-Sigmaringen, weshalb ich gezwungen war als Free-Mover nach Kalifornien zu gehen. Neben den großen finanziellen Aufwendungen, die auf einen Free-Mover zukommen, bleibt die Organisation theoretisch komplett bei einem selbst hängen. Umso dankbarer bin ich deshalb, dass College Contact mich in allen Belangen unterstützt hat.

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Bewerbung

Theoretisch wird empfohlen mit dem ganzen Prozess Planung Auslandssemester 10-12 Monate vor Semesterbeginn zu starten. Da ich aber erst im März coronabegingt eine Absage der Gastuniversität in Australien erhielt und der Semesterstart in Kalifornien bereits Mitte September war, hatte ich ein entsprechend kürzeres Zeitfenster. Glücklicherweise haben sich die Voraussetzungen und Richtlinien nicht großartig unterschieden im Vergleich zu den vorangegangenen Bewerbungen, sodass ich einige Unterlagen bereits hatte. Schlussendlich wurde meine Bewerbung erst Ende Mai an die UCSB geschickt. Sämtliche notwendige Unterlagen wurden mir von College Contact mitgeteilt und im Anschluss vor dem Verschicken auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft. Die Antwort der UCSB ließ nicht lange auf sich warten, innerhalb von einer Woche erhielt ich von der Gastinstitution die Zusage.


VISA-Antrag

Um mit der Bewerbung auf das Visum starten zu können, benötigt man zuerst das mit der Zusage der Gastinstitution mitgeschickte I-20 Formular. Für ein Auslandssemester in den USA benötigt man das F1-Visum, das in Deutschland in den Städten Frankfurt, Berlin und München beantragt werden kann. Vor dem Beantragen eines Visum-Gesprächs muss zunächst das DS-160 Formular ausgefüllt werden, dass im Anschluss mit einer Reihe anderer Dokumente wie Reisepass, I-20 Formular und Nachweis der SEVIS-Registrierung und Zahlung der Gebühren mit zum Interview genommen wird. Mit dem VISA-Antrag sollte man nicht zu lange warten, da es teilweise ziemlich lange dauert einen Termin zu erhalten. Das VISA-Interview selbst ist dann aber relativ schnell durchlaufen. Der gesamte Prozess mit Abnahme von Fingerabdrücken und ein paar kurzen Fragen wie nach dem Zweck der Reise oder der beruflichen Tätigkeit der Eltern dauerte etwa 10 Minuten. Etwa fünf Tage nach dem Gespräch wurde mir bereits mein Reisepass mit dem Visum zugeschickt. Die Kosten für den VISA-Antrag setzen sich aus der SEVIS-Gebühr (350 $), der MRV-Gebühr (160 $) und der Auslieferung (20 €) zusammen.


Wohnungssuche

Hier muss ich eingehend erwähnen, dass es sich rückblickend als das schwierigste Problem während meines Auslandsaufenthaltes herausstellte. Für internationale Studenten war es während meines Quarters nicht möglich in einem Wohnheim auf dem Campus zu wohnen. Direkt neben der Universität befindet sich das kleine Studentenstädtchen Isla Vista. Generell würde ich jedem empfehlen dort nach einem Platz in einer privaten Wohnung zu suchen. Abhilfe leisten in diesem Fall Facebook Seiten wie UCSB Housing, UCSB Housing Search oder IV Housing for UCSB students. Allerdings ist hier viel Geduld gefragt, da gerade für das Fall Quarter sehr viele Studenten eine Unterkunft suchen. Aus diesem Grund ist es auch ratsam so früh wie möglich mit der Wohnungssuche zu beginnen.

Für mich war es nach etlichen Wochen nicht möglich einen Schlafplatz in Isla Vista vorab zu ergattern. Stattdessen bin ich aber auf eine Gruppe Deutsche gestoßen mit der ich anschließend ein Airbnb mietete. Das Haus war verglichen mit Isla Vista teurer, jedoch hat es sich meiner Meinung nach vollends gelohnt aufgrund der weitaus besseren Ausstattung und Qualität. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Häuser in Isla Vista teilweise stark heruntergekommen sind aufgrund der andauernden Partys. In den meisten Fällen teilt man sich das Zimmer auch mit einem Mitbewohner, um die eigenen Kosten zu senken. Jeder muss schlussendlich für sich selbst entscheiden wie viel Geduld man bei der Wohnungssuche mit sich bringt. Einige meiner internationalen Bekannten haben bis spät in das Semester hinein nach einer Wohnung gesucht und zuvor vorübergehend in Hotels gewohnt. Ich wollte das Thema Wohnungssuche vor meiner Reise nach Amerika abgeschlossen haben und bin damit einen vermeintlich teureren Weg gegangen. Das Airbnb lag etwa 15-20 min mit dem Fahrrad entfernt von der Universität in Gole​ta, was meiner Meinung nach überhaupt kein Problem war. Auch die Anbindung an den für Studenten kostenlosen öffentlichen Nahverkehr war hier sehr gut.


Stipendium

An dieser Stelle möchte ich zu Beginn erwähnen, dass ich dem DAAD sehr dankbar bin, da das Auslandssemester ohne das HAW-Stipendium für mich nicht möglich gewesen wäre. Das Stipendium hat nicht nur die Studiengebühren übernommen, sondern auch einen monatlichen Beitrag und einen Reisekostenzuschuss beigesteuert. Damit konnte glücklicherweise ein Großteil meiner Gesamtkosten von über 16.000 € abgedeckt werden.

Auf das Stipendium beworben hatte ich mich bereits für meine geplanten Auslandssemester in Australien, sodass ich nur noch einen Antrag auf eine Änderung der Zieldestination stellen musste. Kriterien sind unter anderem die bisherigen Leistungen während des Studiums und außerberufliche Tätigkeiten. Des Weiteren musste ein Motivationsschreiben, ein Gutachten eines Dozenten, ein Lebenslauf und verschiedene andere Dokumente eingereicht werden. Generell würde ich jedem empfehlen sich auf verschiedene Stipendien zu bewerben.


Kurswahl und Studienalltag

Stell dir vor, du studierst auf einem Campus direkt am Ozean gelegen, mit Palmen umgeben, die meiste Zeit strahlend blauer Himmel und Temperaturen über 20°C. Das beschreibt die University of California ziemlich gut. Auf dem ganzen Campus verspürt man eine angenehme Entspanntheit. Nichtsdestotrotz ist die Universität eine sehr gute Bildungseinrichtung und fordert einiges an Arbeit. Der Studienalltag unterscheidet sich deutlich im Vergleich zu Deutschland. Während man in Deutschland oftmals nur eine Klausur am Ende des Semesters schreibt, unterteilt sich die Kursbewertung an der UCSB in verschiedene Teilaufgaben wie Hausaufgaben, Laborarbeiten, Teilnahme am Unterricht, Projekte oder Klausuren. Da ich erst während des 7. Semesters ins Ausland gegangen bin, hatte ich bereits zuvor den Großteil meiner Kurse des Maschinenbaustudiums an meiner Heimathochschule abgeschlossen. Aus diesem Grund konnte ich meine Kurse relativ beliebig wählen. Schlussendlich muss am Ende mit allen Kursen eine Gesamtzahl von 12 Units erreicht werden, um die Voraussetzungen für das F1-VISA zu erfüllen.

An der UCSB ist es möglich zwei verschiedene Typen von Kursen zu belegen. Zum einen sind das die Professional Kurse, die hauptsächlich von internationalen aber teilweise auch von berufstätigen Amerikanern belegt werden. Diese finden oftmals erst am Abend im Online-Format statt und sind vom Niveau in der Regel einfacher als die Academic Kurse. Die Academic Kurse, die von amerikanischen Studenten besucht werden, stellen die zweite Möglichkeit der Kurswahl dar. Glücklicherweise ist die UCSB zum Fall Quarter wieder in die Präsenzlehre zurückgekehrt, weshalb ich alle Academic Kurse vor Ort begleiten durfte.

Ich habe einen Professional Kurs (Academic Reading and Writing) und zwei Academic Kurse im Fachgebiet Computer Science (Introduction to Datascience und Introduction to Programming) während meiner Zeit an der UCSB belegt und war im Nachhinein sehr zufrieden mit meiner Kurswahl.


Freizeit

Neben den Studienangeboten ist das Freizeitangebot an der UCSB verglichen zu meiner Heimathochschule um ein Vielfaches größer. Auf dem riesigen Campus ist ziemlich alles zu finden was das eigene Herz begehrt. Als Beispiel sind hier das eigene Fitnessstudio, Schwimmbäder, mehrere Fußballfelder oder die eigene Kletterhalle zu nennen. Des Weiteren ist es möglich den verschiedensten Arten von Freizeitclubs wie dem Ruderclub, Segelclub, Surfclub oder dem Waterpolo-Team beizutreten. Je nach Club wird beim Eintritt aber eine gewisse Gebühr für ein Quarter erhoben. Zu Empfehlen ist es, dem Excursion-Club für 30$ beizutreten. Hier können unter anderem Surfboards oder Camping Ausrüstung ausgeliehen werden. Zudem unternimmt der Club verschiedene Ausflüge oder organisiert verschiedene Aktivitäten wie Standup-Paddelling in den Sonnenuntergang. Ich habe während meiner Zeit die Möglichkeit mit meinen Freunden genutzt, ein Fußballteam für die Intramural Leagues der Universität zu stellen. Das Ganze ist relativ professionell organisiert, der Spaßfaktor steht jedoch an oberster Stelle. Mit der Foodbank besteht die Möglichkeit kostenlos Lebensmittel auf dem Campus zu bekommen. Dies erspart einem eine Menge an Ausgaben, da die Lebensmittelpreise in den USA sehr hoch sind.

Ziemlich zentral in Kalifornien gelegen bietet der Standort Santa Barbara die perfekte Möglichkeit, um Ausflüge zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten in Kalifornien an den Wochenenden zu unternehmen. Los Angeles ist bereits in zwei Autostunden zu erreichen. Zudem besitzt Santa Barbara auch einen eigenen Flughafen, von dem aus man beispielsweise nach Las Vegas fliegen kann. Wenn möglich würde ich jedem empfehlen, die Kurswahl so zu wählen, dass freitags keine Kurse sind, um dann bequem an den Wochenenden die verschiedenen Ausflüge durchführen zu können. Neben der fachlichen Weiterentwicklung ist es meiner Meinung nach genauso wichtig, das Gastland zu erkunden. Rückblickend waren alle meine Reisen (San Francisco, San Diego, Yosemite National Park, Los Angeles, Channel Island) sehr beindruckend. Besonders in Erinnerung werden aber vor allem der Zion National Park, Las Vegas und der Trip am Ende des Quarters nach Hawaii bleiben.

Allein die Gegend um die Universität und Santa Barbara ist sehr sehenswert. Es ist absolut nachvollziehbar, weshalb sich hier der ein oder andere Prominente niedergelassen hat. Besonders empfehlenswert ist den Sonnenuntergang von den Bergen aus zu beobachten oder eine Wanderung zu den Hot Springs zu unternehmen.


Fazit

Ich werde das Auslandssemester als die bis dato beste Zeit in meinem Leben in Erinnerung behalten. Auch mit den ganzen Sorgen, die man sich vor einer solch großen Reise macht, ist rückblickend eigentlich alles perfekt gelaufen.

Trotz der hohen Kosten, die auf einen in Kalifornien zukommen, hat sich der Aufenthalt voll ausgezahlt und ich würde es jederzeit wiederholen. Neben den ganzen Eindrücken, die man in dem fremden Land gesammelt hat, sind es vor allem die neugewonnenen Freunde, die das Auslandssemester zu einer unvergesslichen Zeit gemacht haben.