5 Apr
Erfahrungsbericht von Sebastian W.

Boston University


Hochschule: Boston University
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Bochum U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Um vielleicht einen der wichtigsten Punkte überhaupt vorweg zu nehmen, möchte ich sagen, dass mir das Auslandssemester an der Boston University (BU) außerordentlich gut gefallen hat. Von der Organisation des Aufenthaltes mit der Unterstützung von College Contact, über das Leben in Boston selbst (Boston ist eine unglaublich tolle Stadt!) bis zum Studium an der BU kann ich fast ausschließlich Positives berichten.

Einen Punkt sollte man allerdings wirklich nicht unterschätzen und dies ist die gesetzliche Regelung, dass man unter 21 Jahren keine Clubs/ zum Teil Bars besuchen und auch keinen Alkohol trinken darf. Selbst wenn man keinen großen Wert auf einen regelmäßigen Alkoholkonsum legt, ist es einfach doch anstrengend, wenn man sich jedes Mal darüber Gedanken machen muss, wie man mit Freunden in den Club oder die Bar gelangt. Da Boston eine absolute Studentenstadt ist, sind die Kontrollen im Allgemeinen recht streng. Man findet sicher immer Wege, um das Problem zu umgehen, aber es ist auf Dauer anstrengend und daher würde ich empfehlen, sich dies vorher gut zu überlegen und im Zweifel vielleicht doch noch zu warten, bis man auch in den USA volljährig ist.

Vorbereitung

Persönlich habe ich mich ein gutes Jahr bevor es dann schlussendlich nach Boston ging mit dem Thema Auslandssemester beschäftigt. Ich denke, dass der Zeitpunkt relativ ideal gewählt war, da man auf diese Weise genug Zeit hat, sich um die benötigten Unterlagen zu kümmern. Am meisten Zeit beansprucht sicherlich das Ablegen des IELTS oder TOEFL Testes. Ich persönlich habe mich damals für den IELTS entschieden. Testtermine gibt es reichlich, der Test an sich ist sicherlich nicht als extrem schwierig einzustufen, aber schreibt sich auch nicht von selbst, besonders wenn man vielleicht keine Veranlagung für das Erlernen von Sprachen hat. Im Nachhinein würde ich aber immer den TOEFL vorziehen, da dieser noch flächendeckender anerkannt wird und wohl auch etwas einfacher sein soll als der IELTS Test.

Neben dem Sprachtest benötigt man auch noch eine finanzielle Bestätigung seiner Bank über die Deckung der Studiengebühren und Lebenshaltungskosten, eine englische Notenübersicht seiner Heimuniversität, eine Erklärung des deutschen Notensystems und schlussendlich natürlich noch einige ausgefüllte Dokumente mit Kurswahl etc.. An meiner Universität stellte sich das Erlangen einer englischen Notenübersicht als fast unlösbare Aufgabe für das Team des Prüfungsamtes heraus, je nach Uni sollte man hier vielleicht ein wenig Geduld und starke Nerven mitbringen.

Anfang Mai erhielt ich dann die Zusage von der BU und konnte mich somit mit der Unterkunftssuche, Flugbuchung und Visumsbeantragung beschäftigen.

Das Visum zu beantragen ist ziemlich simpel, kostet aber schon einmal gerne einen Nachmittag Zeit, da man zahlreiche Formulare ausfüllen muss und sich durch die verschiedenen Internetportale klicken muss (Genaue Reisedaten der letzten Auslandsurlaube, Beschäftigungszeiträume bei vorherigen Arbeitgebern und die Kontaktdaten zweier Personen außerhalb der eigenen Familie gehörten dazu.). Hat man dies aber geschafft und noch zwei Anmeldegebühren bezahlt, kann man einen Termin bei den Botschaften/Konsulaten in Frankfurt, Berlin oder München machen. Dort muss man dann einmal persönlich aufschlagen, redet maximal 30 Sekunden mit der Dame oder dem Herren am Schalter, gibt seinen Reisepass ab und kann dann wieder nach Hause fahren und bekommt den Reisepass inklusive Visum eine Woche später zugeschickt.

Die Flüge würde ich direkt nach Erhalt der Zusage buchen, da diese dann doch deutlich günstiger sind als kurz vor der Abreise. Was ich wirklich nur empfehlen kann, ist die Einreise in die USA mindestens zwei Wochen vor dem Start des Programms (Das Semester beginnt Anfang September). So hat man die Gelegenheit, Boston ganz in Ruhe kennenzulernen oder auch einfach noch ein bisschen rumzureisen. Im Verlauf des Semesters hat man durchaus auch noch die Zeit für Wochenendtrips, aber ohne jegliche Verpflichtungen reist es sich doch sehr entspannt. Vor dem Semesterstart waren schon viele aus unserer College Contact-Gruppe vor Ort, was allerdings nach dem Semester nur noch sehr vereinzelt der Fall war. Wenn man also Gesellschaft beim Reisen sucht, bietet es sich vielleicht eher an, dies vor dem Semesterstart zu tun. Mit dem Visum ist eine frühere Einreise auch problemlos möglich.

Bei der Unterkunftssuche gab es für mich persönlich nur zwei Alternativen: ESL Townhouse oder eigene Wohnungssuche, da in den Unterkünften der BU nur ein Gruppenzimmer möglich war und man stets einen sehr teuren Meal Pass buchen musste, um in den Food Courts der Uni essen zu können.

Da dies mein erstes Auslandssemester war und ich somit keine wirkliche Erfahrung bei der Wohnungssuche im Ausland hatte und dies auch nicht erst vor Ort tun wollte, habe ich mich schlussendlich für das ESL Townhouse entschieden. Möchte man sich selbst eine Wohnung im Vorfeld suchen, kann man dies über gängige Internetportale tun (College Contact und die BU haben hierzu eine Liste), nimmt aber in Kauf, dass man allerhöchstens eine „Skypetour“ durch das Zimmer bekommt. Bei vielen anderen hat dies aber auch problemlos geklappt und somit kann auch dies eine Option sein, wenn man ein wenig risikofreudiger ist. Selbst erst eine Wohnungssuche vor Ort kann klappen.

Das ESL Townhouse liegt direkt am Fenway Park und bietet so eine sehr schöne Umgebung und auch Ruhe. Gute 20 Gehminuten benötigt man vom ESL zu dem Mittelpunkt der BU, der GSU Union. Der Weg nach Boston Downtown ist sehr kurz - maximal 15 Minuten mit der U-Bahn, welche drei Gehminuten von dem Townhouse entfernt hält (hinter dem Park, daher kein Problem mit dem Lärm vorhanden.). Die Mietpreise im ESL Townhouse sind leider doch etwas erhöht. Über die Qualität der Zimmer kann man keine pauschale Aussage treffen. Manche Apartments sind relativ gemütlich und zum Teil frisch renoviert und andere (vermutlich aber eher der Großteil) sind doch etwas veraltet. Nichtsdestotrotz wird dort alle zwei Wochen geputzt und wenn man ein paar Abstriche macht, kann man sicherlich sehr angenehmen dort wohnen. Man kann sehr schnell Kontakte zu anderen Studenten knüpfen und besonders die Lage im Stadtteil Fenway, welcher wirklich sehr sicher ist (Man kann sich dort auch spät abends/ nachts ohne Probleme bewegen.), sind Pluspunkte. In der Umgebung gibt es auch zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. Besonders wichtig ist, dass man bei der Reservierung angibt, dass man ein Zimmer in den oberen Stockwerken haben möchte, da es im Erdgeschoss leider ab und an mal vorkam, dass Mäuse in den Apartments waren. Dies liegt zum Teil sicher am Townhouse selbst, zum anderen ist dies aber in Boston nicht ganz unüblich und sicher einer der Malus-Punkte der amerikanischen Wohnsiedlungen. Der Inhaber des Townhouse und das Personal sind im Grunde genommen sehr freundlich, hat man allerdings einen Mangel an der Wohnung zu beklagen, hilft leider nur eine wirklich sehr deutliche und direkte Kommunikationsweise, da sonst doch öfters nicht viel passiert.

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Aufenthalt

Die Boston University ist eine sehr renommierte Universität in den USA und bietet ihren Studenten wirklich viel. Neben den normalen Vorlesungen kann man das großräumige und sehr gut ausgestattete Fitnessstudio kostenlos nutzen (Großer Gerätebereich, Freihantelbereich, ausreichend Cardio-Geräte, Schwimmbad, Laufbahn, Kletterwand und Mehrzweckhallen), welches meiner Meinung nach ein absoluter Mehrwert war. Der Universitätssport wird in den USA sehr groß geschrieben und so kann man zahlreiche Spiele der diversen BU Mannschaften kostengünstig oder zum Teil umsonst besuchen.

Wohnt man in einer eigenen Wohnung (ESL Townhouse oder andere) kann man sich selbstverständlich komplett selbst verpflegen, aber ebenso gut von Frühstück bis Abendbrot alles an der Uni bekommen. Je nach dem wie viel man isst, kommt man mit einem ordentlichen Mittagessen für um die $10 davon (Frühstück und Abendbrot ungefähr das gleiche).

Die Universität zieht sich entlang einer gut 1,5 Km langen Straße, der Commonwealth Avenue und bietet diverse Essens- und Sitzmöglichkeiten. Besonders schön ist die direkte Lage am Charles River. An diesem gibt es einen komplett ausgebauten Lauf- und Radfahrweg und somit bietet es sich an, die eine oder andere Joggingeinheit dort zu absolvieren (Besonders morgens ist es sehr schön nach Harvard oder auch in die City zu joggen.).

Zur Kurswahl kann ich folgendes sagen:

Als Undergraduate-Student muss man mindestens drei Kurse belegen und ist auf fünf limitiert. Die Kurse sind in Schwierigkeitsstufen unterteilt, wobei diese von 100 (keine Vorkenntnisse nötig) bis 500 (Fortgeschrittener Kurs) reichen. Ist man aber an das deutsche Universitätsniveau gewöhnt, dann sollten auch die 500er-Kurse sehr gut zu schaffen sein, wobei man sagen kann, dass die 300er-Kurse zum Teil anspruchsvoller waren als mancher 500er-Kurs. Sämtliche Kurse für uns als Exchange Students fanden am Metropolitan College statt und wurden meist abends zwischen 18-21 Uhr gehalten oder morgens von 11-14 Uhr. Hintergrund ist, dass dieses College für Berufstätige und Auslandsstudenten gegründet wurde. Das akademische Niveau ist sicherlich nicht annähernd dem in Deutschland gleichzusetzen, was man aber nicht mit einem niedrigen Arbeitspensum verwechseln sollte, da es stets Hausaufgaben, Präsentationen und Paper (2-5 Seiten) vorzubereiten galt. Dazu kamen die regelmäßigen Tests, da die Abschlussklausur meist nur einen Bruchteil der Note ausmachte und somit das auf der Höhe bleiben mit dem Unterrichtsstoff sehr zu empfehlen ist.

Ich habe die folgenden drei Kurse belegt:

MET MG410 - Entrepreneurial Management (Prof. Bonyhay):

In dem Kurs geht es um Start-Up-Gründung und Management. Der Professor hat noch nie in seinem Leben eines von beidem gemacht (Eigentlich ist er Professor in Harvard für Biologie.). Nichtsdestotrotz ist er sehr bemüht gewesen und hatte stets ein offenes Ohr für Studenten. Der Mehrwert des Kurses ist sicher nicht der Erfahrungsschatz des Professors, sondern die vielen bearbeiteten Case Studies, die diverseren gehaltenen Präsentationen, die Erstellung eines Business Planes und die Gastredner. Gleich zu Beginn des Kurses wird man in Gruppen eingeteilt und bestreitet dann mit dieser Gruppe alle Aufgaben (Von den Präsentation bis zur Erstellung des Business Planes). Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, mit Menschen aus anderen Kulturen zusammen zu arbeiten, man sollte sich nur schnell von deutscher Pünktlichkeit und Genauigkeit verabschieden, wenn man der einzige Deutsche in der Gruppe ist. Im Großen und Ganzen ein empfehlenswerter Kurs, aber man sollte Lust auf die Gruppenarbeit haben.

MET EC341 - Monetary and Banking Institutions (Prof. Constantino):

Mein fachlich anspruchsvollster Kurs an der BU. Der Professor arbeitete lange Zeit bei diversen namenhaften Vermögensverwaltungen und Banken und bringt einen breiten Erfahrungsschatz in dem Themengebiet mit. Der gesamte Kurs beruht auf einem Lehrbuch und auch sämtliche Tests werden über das dazugehörige Onlineportal abgewickelt. Herr Constantino hat den Kurs wirklich nicht schlecht gehalten, allerdings ist es extrem schwierig, zum Teil komplexen makroökonmischen Themen, drei Stunden am Stück zu folgen. Die Organisationsfähigkeit des Professors lässt manchmal sehr zu wünschen übrig, aber er geht sehr intensiv auf Studentenfragen ein und ist wirklich bemüht, jedem Kursteilnehmer einen Mehrwert aus dem Kurs zu bieten.
Alles in Allem ein hoch empfehlenswerter Kurs, wenn man sich für die Thematik interessiert und das Selbststudium nicht scheut, um den Unterrichtsstoff bis ins Detail zu verstehen.

MET MG517 - Investment Analysis and Portfolio Management (Prof. Passacantando):

Prof. Passacantando war ein Meister des ausschweifenden Geschichtenerzählens, was aber mitunter einen hohen Belustigungswert bot. Nichtsdestotrotz hat Mr. Passacantando bei diversen Firmen im Finanzsektor gearbeitet und hat in manchen Themenbereichen durchaus ein hohes Fachwissen. Für das Thema Vermögensverwaltung und Investments zeigt er hohe Begeisterung und weiß auch diese an seine Studierenden weiterzureichen. Der Kurs ist Case Study-basiert und es ist durchaus sehr interessant, diese in Gruppen zu bearbeiten. Nach dem Kurs hat man einen guten Einblick in unterschiedlichste Anlageklassen bekommen und sicherlich auch ein paar praktische Tipps mitgenommen. Die Gastredner haben den Kursinhalt sehr gut ergänzt und es war zum Beispiel auch sehr interessant, dem Vermögensverwalter der Kennedy Familie 1,5h lang zuzuhören. Im Großen und Ganzen ein sehr lohnenswerter Kurs, wenn auch sicherlich nicht annähernd auf 500er Niveau.

Empfehlungen

  • Trident Bookstore - Sehr gut um amerikanisch zu frühstücken (Nicht davon abschrecken lassen, dass es von außen wie ein reiner Buchladen aussieht; unbedingt oben sitzen).
  • „Tavern in the Square“ in Allston - Sehr coole Bar, wo jeden Donnerstag immer viele Studenten feiern.
  • Tasty Burger - Ein wirklich sehr leckerer Burgerladen direkt in Fenway.
  • Footballspiel der Patriots besuchen - Mitunter nicht ganz günstig, aber eine sehr lohnende Erfahrung. Es gibt auch einen Patriots Train aus Boston direkt zum Stadium. Die Tickets frühzeitig (mind. Zwei Monate vorher) buchen.
  • Thanksgiving - Frühzeitig Pläne machen, da die Stadt wirklich wie ausgestorben ist in dieser Woche und die Uni auch zu hat. Bei Reisen empfiehlt sich frühes Buchen, da sonst die Flüge noch teurer sind.
  • Öffentlicher Nahverkehr - Von der Uni gibt es diverse „Pässe“ für den Nahverkehr. Der Link Pass (ca. $270 pro Semester) ist meines Erachtens nach die beste Wahl. Man kann die „T“ (U-Bahn) und den Bus in dem Semester unbeschränkt benutzen. Sollte man also nicht nur in der Uni und seinem Apartment sitzen, lohnt sich das Ticket auf jeden Fall, insbesondere spart man es sich, dauernd ein Ticket zu kaufen, sondern kann einfach immer direkt durch die Zugangsschranken gehen. Generell kann man sagen, dass die „T“ sehr regelmäßig fährt, mitunter aber nicht die schnellste ist.
  • Buddy Programm - Im Grunde genommen eine super Sache, da man nochmals viele andere Exchange Students kennenlernt. Leider hängt der Erfolg bzw. die Häufigkeit der Aktivitäten sehr stark vom Gruppenleiter ab und somit kann es passieren, dass man im ganzen Semester nur drei Treffen hat oder aber eventuell auch jede Woche eins. Nichtsdestotrotz, Ausprobieren schadet in dem Fall nie.
  • Kreditkarte - Eine gründliche Recherche im Vorfeld der Reise lohnt sich, da die Transaktionsgebühren für den Auslandseinsatz sonst doch auf Dauer signifikant sind!