University of Essex
Vorbereitung
Ich hatte schon von Anfang meiner Studienzeit vor, ein Auslandssemester zu absolvieren. Durch den Beginn der Pandemie hatte ich diese Pläne aber zunächst in der Schublade verschwinden lassen. Spät im Lockdown kickte das Fernweh dann aber irgendwann doch so richtig rein, weshalb ich mich relativ kurzfristig um einen Auslandsplan für mein fünftes Semester bemühte.
Die Website von College Contact bot für eine erste Übersicht eine hervorragende Orientierung, meine Beraterin Stephanie war für alle folgenden Schritte eine hervorragende Unterstützung! Sie war immer schnell und unkompliziert zu erreichen und führte mich mit großer Hilfsbereitschaft zur erfolgreichen Bewerbung.
Schon Fernweh bekommen?
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Hochschule
Die University of Essex kam mir sehr gelegen aufgrund des späten Semesterbeginns und der kurzfristigen Bewerbungsfrist, die nicht solch einen großen Vorlauf benötigt. Neben der Unterstützung von College Contact stand ich dann nach der erfolgreichen Bewerbung mit den Study Abroad Advisern der Essex im Kontakt, die bei der Uni angestellt sind, im Vorfeld eine Info-Session über zoom abhielten und auch sonst für alle Fragen erreichbar waren.
Ich kam am Sonntag unmittelbar vor Beginn des Semesters an, im Wissen das gleich am nächsten Morgen die sogenannte „Freshers Week“ beginnen würde. Dort wird man offiziell an der Hochschule willkommen geheißen und hat in verschiedenen Veranstaltungen die Möglichkeit, Uni, Menschen und Eigenheiten der Essex kennenzulernen.
Besonders herausstellen möchte ich an dieser Stelle den Fakt, dass die University of Essex eine vollständige Campus-Universität ist. Ein Großteil der Studenten wohnt auf dem Campus, sämtliche Lehrveranstaltungen finden innerhalb der Gebäude auf dem Campus statt, es gibt mehrere kleine Supermärkte, einen großen Sportkomplex mit Fitnessstudio, Kaffees, Bars, einen Club und noch vieles mehr. Ein Großteil des Studentenlebens spielt sich also auf dem malerischen Campus ab. Dadurch, dass insgesamt nur rund 15.000 Studenten an der Hochschule studieren und sich die eben häufig irgendwo auf dem Campus rumtreiben, entsteht schnell eine familiäre Atmosphäre und man kann jederzeit zufällig jemanden treffen, den man aus den Kursen oder Societies kennt.
Die Societies werden neben den normalen Studieninhalten angeboten und sind komplett selbstverwaltet. Es gibt dort Angebote für jedes, wirklich jedes Interesse. Auf der „Freshers Fair“ am Ende der Freshers Week werden euch alle vorgestellt und ich kann nur schwerstens empfehlen, der einen oder anderen beizutreten. Ich war zum Beispiel Teil der Handballmanschaft der Uni und habe beim Student Media „REBEL“ mitgearbeitet. Das bietet eine gute Möglichkeit, der berühmten „Internationals-Bubble“ etwas zu entfliehen und tolle Erfahrungen über den Unialltag hinaus zu machen.
Unterbringung
Als Study abroad-Studenten wird euch ein Wohnheimplatz auf dem Campus garantiert. Es gibt ein vielfältiges Angebot an verschiedenen Häusern, die dann natürlich auch verschiedene Vor- und Nachteile aufweisen. Darüber informiert ihr euch am Besten auf der Website der Uni selbst, dort werden alle Möglichkeiten ausführlich vorgestellt. Erwartet dann nur nicht zu viel – die Wohnungen sind auf den Websites natürlich maximal schön dargestellt, letztendlich aber eben recht normale Studentenwohnheime.
Ich habe in den „South Courts“ gewohnt und kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen. Sie bieten den perfekten Mix aus einer gewissen Ruhe und der Möglichkeit, Leute kennenzulernen und Spaß mit den Mitbewohnern zu haben. Auch die Lage war für meine Bedürfnisse perfekt, das Sportzentrum ist direkt nebenan und der Central Campus ist nur fünf Gehminuten entfernt. Einzig nach Colchester ins Stadtzentrum ist es natürlich etwas weiter als von den Meadows zum Beispiel, aber mit einem kleinen Spaziergang oder mit dem Bus ist auch das natürlich kein Problem.
Studieninhalte
Als Study abroad-Studenten habt ihr die Möglichkeit, komplett frei aus dem Kursangebot sämtlicher Fächer zu wählen. Die einzigen Einschränkungen liegen natürlich in der Frage, ob ihr Bachelor- oder Masterstudenten seid. Sofern es denn mit der Anrechnung an eurer Heimatuni klappt, kann ich euch nur raten, ein bisschen mal andere Fächer auszuprobieren und über euren Tellerrand hinauszublicken.
Ich zum Beispiel habe einen „Split“ vorgenommen: Ihr müsst in der Regel vier Kurse belegen. Ich habe zwei Kurse aus meinem Heimatfach Sport gewählt und zwei andere Kurse aus dem Bereich Politik, der mich eben auch sehr interessiert. Wie die Inhalte selbst dann aussehen, ist natürlich individuell von eurer Kurswahl und den jeweiligen Dozenten abhängig. Ich hatte zum Beispiel auf der einen Seite Kurse, die ich total gut verstanden habe, wo ich eine gute Bindung zu den Dozenten aufbauen und ohne Probleme mitarbeiten konnte. Auf der anderen Seite gab es aber auch ein Modul, in dem ich die Inhalte auf der Fremdsprache kaum verstehen konnte.
Generell gilt es an dieser Stelle noch zu erwähnen, dass es in England ein übliches Modell ist, dass die Prüfungsleistungen schon während des Semesters und nicht erst am Ende erbracht werden. Immer wenn bei euren Kursen in der Modulbeschreibung unter der Rubrik Prüfungen von „coursework“ die Rede ist, sind das solche Essays oder Forschungsberichte, die während des Semesters abgegeben werden müssen.
Studienbedingungen
Die Studienbedingungen habe ich im ersten Impuls allein schon deshalb als großartig empfunden, weil ein Großteil der Kurse in Präsenz stattfand. Nach drei pandemiebedingten Onlinesemestern war das wirklich Balsam für meine Studentenseele. Die Räumlichkeiten reichten von klassischen Seminarräumen bis zu modernen und wunderbaren Gebäuden wie der Ivor Crewe Lecture Hall oder der Essex Business School. Erstere erinnerte mich an einen Kinosaal, letzteres an ein beeindruckendes Startup.
Ein großer Freund war ich von der „Listen Again“-Funktion. Sämtliche Veranstaltungen werden nämlich währenddessen aufgezeichnet und konnten dann auch live von zuhause verfolgt werden, falls man zum Beispiel gerade in Quarantäne wäre. Diese Videodatei wird dann aber aufgezeichnet und später hochgeladen, sodass man auch persönlich zur Veranstaltung hingehen kann und dann später zuhause alles ohne Probleme noch einmal anhören konnte.
Die Stimmung in den Kursen war gut und angenehm. Manchmal muss ich jedoch sagen, dass ich mich als „Study abroad“-Student im akademischen Bereich etwas allein gelassen gefühlt habe. Ich hätte mich zwar bei ernsthaften Problemen immer ans International Office wenden können, aber einfach so für die kleinen alltäglichen Dinge hätte ich mir manchmal schon einen akademischen Ansprechpartner gewünscht, der sich auch um mich kümmert und wissen will, wie ich zurechtkomme. Für genau dieses Szenario hat die Uni zwar in der Theorie ein „personal tutor“-Konzept vorgesehen, umgesetzt wurde das in der Praxis jedoch nicht. Immerhin hat die Uni zum Ende des Semesters genau dazu eine Umfrage unter den Studierenden gestartet, ob wir unseren tutor denn schon getroffen haben – die Hoffnung auf Besserung ist also durchaus gegeben, denke ich.
Freizeit
Die Lage der Uni im Südosten Englands mag im ersten Moment nicht die naheliegendste Wahl für ein Auslandssemester sein, ich würde es im Nachhinein aber jedes Mal wieder so tun! Wie schon erwähnt, spielt sich auch in der Freizeit vieles auf dem Unicampus ab, allein schon, weil es dort so viele tolle Möglichkeiten gibt!
Da man aber natürlich im Auslandssemester auch noch andere Sachen sehen will, gibt es von der Essex auch dafür jede Menge Gelegenheiten. Erste Option ist natürlich Colchester, die an das Unigelände angrenzende Stadt. Mit rund 120.000 Einwohnern ist sie sicher keine klassische Großstadt, hat aber doch jede Menge zu bieten. Sie gilt als älteste Stadt Englands und hat daher neben vielen tollen Pubs und Restaurants auch eine große Anzahl an schlichtweg tollen alten Gebäuden zu bieten.
Abseits der bekannten Großstädte zu leben, ist ein echtes Plus und lässt einen wirklich in das klassisch englische Leben eintauchen. Dennoch ist die gute Verbindung nach London natürlich wichtig und wurde von mir auch immer wieder genutzt. Mit dem Zug kann man von Colchester aus in knapp einer Stunde die Hauptstadt erreichen, die billigsten Tickets kosten nur fünf Pfund.
Spaß
Dadurch, dass ein Großteil der Studenten mit euch auf dem Campus untergebracht ist, entsteht schnell eine familiäre Atmosphäre, in der sich dann auch abseits des Unialltags natürlich allerhand Schabernack treiben lässt. Für mich als begeisterten Sportler waren vor allem die Angebote des Hochschulsports eine große Freude, der irgendwie deutlich cooler organisiert ist als in Deutschland und für wirklich jeden Geschmack ein Angebot bietet.
Aber auch die beiden Bars und der Club „Sub Zero“ auf dem Campus dürfen unter dieser Kategorie natürlich auf keinen Fall fehlen, hier habe ich zahlreiche Nächte mit meinen Freunden von der ganzen Welt verbracht und es war absolut wunderbar!
Kosten
Hier dürft ihr wirklich nicht zu knapp planen, ihr müsst euch der höheren Lebenshaltungskosten in England echt bewusst sein. Dieser Aufschlag wird natürlich nochmal größer, wenn ihr nach London fahrt. Auch im Kopf haben muss man die Währungsumstellung: Wenn etwas fünf Pfund kostet, setzt man das als Auslandsstudent in den ersten Wochen häufig im Kopf mit fünf Euro gleich – man muss sich aber eben vergegenwärtigen, dass fünf Pfund deutlich mehr als fünf Euro sind.
Auch auf dem Unigelände werdet ihr leider nicht von den hohen Kosten befreit. Es gibt zwar zahlreiche gastronomische Angebote auf dem Campus, eine klassische Mensa wie ihr sie aus Deutschland kennt, wo ihr für einen schmalen Taler ein solides Mittagessen bekommt, ist aber nicht dabei. Auch Basisbedarf wie Bettwäsche oder Küchenutensilien haben an der Uni einen durchaus hohen Preis, hier wäre etwas mehr finanzielles Entgegenkommen wünschenswert. In Sachen Miete könnt ihr natürlich einigermaßen selbst wählen, wie viel ihr zu zahlen bereit seid – dennoch sind auch hier die Preise, die man aus deutschen Studentenwohnheimen kennt, kein guter Vergleichswert.
Absolut positiv herauszuheben beim Thema Finanzen ist aber der Fortschritt der Engländer beim bargeldlosen Bezahlen. Ich habe am Anfang meines Semesters einmal sechzig Pfund in bar abgehoben und die tatsächlich bis zum Ende nicht vollständig ausgegeben, weil man einfach überall mit Karte zahlen kann! Dabei solltet ihr aber darauf achten, dass euch dann keine Transaktionskosten entstehen.
Fazit
Auch wenn es hier und da kleinere Einschränkungen gibt, kann ich die University of Essex wirklich wärmsten Herzens für euren Auslandsaufenthalt weiterempfehlen. Das Leben auf dem Campus integriert euch schnell in die „We are Essex“-Family und lässt euch Erinnerungen kreieren, die ihr niemals wieder vergessen werdet. Wenn ihr mit dieser Einstellung auch an die finanziellen Fragen herangeht, sind die Kosten wirklich gut zu verkraften. Denkt immer daran, dass ihr für Erinnerungen für eurer Leben im Ausland seid, und nicht für einen vollen Geldbeutel. Mit den zahlreichen Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung habt ihr dann eine wirklich unvergessliche Zeit in England!