29 Jan
Erfahrungsbericht von Lisa F.

Universitat Autònoma de Barcelona


Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Wirtschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Bonn-Rhein-Sieg HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Bewerbungsverfahren

Das Bewerbungsverfahren für Barcelona ist sehr einfach. Nachdem ich mir sicher war, dass ich nach Barcelona möchte, habe ich mich mit Hilfe der kostenlosen Agentur „College Contact“ beworben. Das Auslandssemester startete am 3. September und ich habe mich im März, direkt zu Beginn der Bewerbungsphase, beworben. Ich habe mich für das „Pre-established study abroad program“ beworben, bei welchem fast alle Kurse auf Englisch sind und der Campus der Universität direkt im Zentrum Barcelonas liegt.

Zur Bewerbung musste ich lediglich folgende Dokumente einreichen:

  • Liste der gewählten Kurse
  • Kopie der Studienbescheinigung
  • Kopie des Notenspiegels
  • Kopie eines Ausweisdokuments
  • Passfoto
  • Englisch Test (der DAAD-Test reicht)

Darauf hin schickt die Agentur die komplette Bewerbung nach Barcelona und man muss sich erst mal um nichts mehr kümmern.

Nachdem man eine Zusage bekommen hat muss man 500€ anzahlen. Dies sollte man recht schnell machen, da die Studenten, die zuerst zahlen auch in ihre gewünschten Kurse kommen. Dies war bei mir kein Problem und ich konnte meine gewünschten Kurse belegen. Circa 4 Wochen vor Beginn des Semesters werden die restlichen Studiengebühren, je nach Kurswahl, fällig.

Zu Beginn des Semesters gibt es die sogenannte „Add-and-Drop-Period“, wo man versuchen kann, die Plätze in Kursen mit anderen Studenten zu tauschen. Darauf würde ich mich jedoch nicht verlassen.

2. Beschreibung der Stadt und Region

Barcelona liegt im nord-östlichen Teil Spaniens und direkt am Mittelmeer. Es ist die Hauptstadt der Region Kataloniens und innerhalb des Stadtgebietes leben ca. 1,6 Millionen Menschen. Meiner Meinung nach ist Barcelona eine der schönsten Städte überhaupt. Sie bietet unendlich viele Erkundungsmöglichkeiten und ein riesiger Pluspunkt ist natürlich auch der Strand. Ich habe die Menschen als durchweg aufgeschlossen empfunden. Jeder war hilfsbereit, offen und freundlich.

Das deutsche Wetter ist nicht mit dem spanischen Wetter zu vergleichen. Ich hatte in meinen 4 Monaten nur 4 Regentage und nie Wolken am Himmel. Selbst Mitte November konnten wir noch im Bikini am Strand liegen. Somit hat man in Barcelona eine ganz andere und positivere Lebenseinstellung.

3. Wohnungssuche

Die Wohnungssuche in Barcelona hat sich als sehr einfach, das Wohnen eher als kompliziert herausgestellt. Es gibt im Internet unzählige Seiten und auch viele Gruppen bei Facebook auf denen man nach Wohnungen / WGs suchen kann. Hierzu gehören z.B. idealista, loquo.com, wg-gesucht und pisocompartido. Ich habe mich vorher im Internet erkundigt und für die ersten Tage Besichtigungstermine vereinbart.

Vorweg muss ich sagen, dass der spanische Standard nicht dem deutschen entspricht und ich war zunächst etwas geschockt. Nach einigen Besichtigungen habe ich ein kleines Zimmer in einer WG in der Nähe der Sagrada Familia mit 2 Südamerikanern und einem Inder gefunden und auch noch am gleichen Tag bezogen. In Barcelona gibt es unendlich viele freie Zimmer und man kann sehr schnell ein freies Zimmer finden. Im Nachhinein würde ich eher die Altstadt zum Wohnen bevorzugen und auch das für etwas gefährlich gehaltene Viertel „Raval“ fand ich sehr schön.

Generell würde ich bei der Wohnungssuche empfehlen auch darauf zu achten, ob es eine funktionierende Heizung gibt und wie laut es in dem Zimmer ist. In Barcelona kommen Müllabfuhr etc. immer in der Nacht und es kann sehr laut werden und im Winter ohne Heizung auch kalt. Viele meiner Freunde und ich hatten Probleme in den Zimmern / Wohnungen, viele haben sich aber auch sehr wohl gefühlt.

Ich habe mich letztendlich nicht mehr mit meinen Vermietern verstanden und bin kurzerhand für Dezember umgezogen. Ich würde empfehlen, sich alles schriftlich bestätigen zu lassen. Sowohl Miete als auch Kaution und ggf. auch auf einen schriftlichen Mietvertag zu bestehen.

4. Beschreibung der Hochschule/ Fakultät


Die Autonome Universität Barcelona unterteilt sich in mehrere Standorte.

Der Hauptcampus liegt ca. 30 km von Barcelona entfernt. In der Stadt befinden sich 2 Gebäude, an denen die Kurse des „Pre-established“-Programm stattfinden. An diesem Programm nehmen nur ausländische Studenten teil, keine Spanier. Generell sind es ca. 70% Amerikaner, viele Brasilianer, Niederländer, Deutsche etc. Der erste Campus heißt „Sant Pau“ und ist ein wirklich sehr schönes Gebäude in Barcelona in dem es auch eine Bibliothek gibt.

Der Zweite Campus, „Eixample“ befindet sich direkt im Stadtzentrum und ist eher schlicht, kleiner und modern gehalten. Meine Kurse fanden alle an diesem Campus statt. Die Unterrichträume sind vergleichbar mit deutschen Klassenräumen in der Schule. Pro Kurs sind es ungefähr 20/25 Studenten und es ist alles sehr persönlich. Eine Vorlesung dauert 1:40 Stunden und die erste Stunde beginnt morgens um 9 Uhr. Zwischen jeder Stunde gibt es eine 20 minütige Pause und mittags 1 Stunde Pause. Die letzte Vorlesung geht bis 19:25 Uhr.

5. Einbindung in den Studienverlauf (BA)

Das „Pre-established“-Programm bietet sehr viele Kurse für ausländische Studenten an. Pro Kurs werden 6 Credits anerkannt. Das Semester an der UAB kann nur im September belegt werden, da das 1. Semester immer im Januar startet. Insgesamt gestaltete sich die Einbindung als sehr einfach.

6. Beschreibung der belegten Lehrveranstaltungen

Die Kurse an der UAB sind sehr ähnlich wie in der Schule. Es gibt Anwesenheitspflicht und man sollte mündlich mitarbeiten. Anders als in Deutschland gab es nicht nur Klausuren am Ende des Semesters sondern die Noten haben sich aus vielen einzelnen Bewertungen zusammengesetzt. In den meisten Fächern gibt es ein Final und ein Midterm Exam, sowie viele Case-Studien und Referate.

Insgesamt ist es während des Studiums „stressiger“ als in Deutschland, weil man kontinuierlich arbeiten muss. Dafür ist es am Ende des Semesters deutlich weniger. Ein Kurs findet jeweils montags und mittwochs oder dienstags und donnerstags statt. Freitag ist frei und somit ist alles sehr gut machbar.

Ich habe vor Ort 4 Kurse belegt:

a) Doing Business in Emerging Markets

In diesem Kurs haben wir uns mit wirtschaftlich aufkommenden Ländern und Märkten beschäftigt. Der Kurs bestand aus zwei Teilen. Zu Beginn des Semesters bekamen wir einen Partner und ein Land zugeteilt und mussten wöchentlich News aus diesem Land vorstellen. Zusätzlich zu Theorie haben wir jede Woche eine Case Study gemacht und ebenfalls abgegeben. Nach dem Midterm musste jedes Team ein Referat über den Eintritt einer spanischen Firma in unser Emerging Country halten.

In diesem Kurs gab es sowohl eine Midterm als auch eine Final Klausur. Die Dozentin war sehr nett und legte viel Wert darauf, dass nicht auswendig gelernt sondern verstanden wird. Mir hat der Kurs sehr gut gefallen.

b) Cross-Cultural Management

Dieser Kurs war mein Lieblingskurs. Wir haben verschiedene kulturelle Dimensionen besprochen und durch die vielen Nationalitäten im Unterricht war es wirklich nie langweilig und immer interessant. Wir mussten ein Einzelreferat, ein Gruppenreferat inklusive einer Hausarbeit halten und abgeben und haben am Ende eine Klausur geschrieben.

c) Managerial Skills for International Business

Dieser Kurs hat mir auch sehr gut gefallen. Die Dozentin war wirklich sehr gut und wir haben neben Theorie auch viele Rollenspiele gemacht, um die Theorie zu festigen. Es ging hauptsächlich um „alltägliche“ Situationen im Berufsleben und wie man diese am besten meistert. Dazu gehörte z.B. Time Management und Leadership Skills. Die Dozentin hat zwischen vielen Medien variiert und es war somit immer interessant. Hier gab es einen Midterm und einen Finalterm.

d) International Marketing Strategies

Mit dieser Kurswahl bin ich ebenfalls sehr zufrieden. Er war mit CCM der zeitintensivste Kurs für mich. Wir haben neben Theorien sehr viele Case Studies bearbeitet und hierbei Marketing Strategien angewendet.Innerhalb des Kurses mussten wir einen Midterm und ein Finalexam schreiben. Darüber hinaus haben wir in Gruppen eine Hausarbeit erarbeitet und mussten dazu jeweils zwei Referate halten. Jede Woche wurde uns eine neue Firma und deren Strategie vorgestellt zu dem wir Fragen beantworten und abgeben mussten.

Insgesamt haben mir alle Kurse sehr gut gefallen. Es ist ein deutlicher Unterschied, wenn der Lehrer alle Studenten mit Namen kennt. Darüber hinaus ist es eine Umstellung, dass sowohl Anwesenheit als auch Mitarbeit mit in die Endnote einfließen. Es war eine sehr persönliche Atmosphäre und ich habe wirklich viel mitgenommen. Mir hat es gut gefallen, dass es meist weniger theoretisch als in Deutschland war. Ich kann diese Kurse auf jeden Fall weiterempfehlen und vor allem als Europäer (meist fleißig und pünktlich im Gegensatz zu vielen Amerikanern) ist es wirklich einfach, eine gute Note zu bekommen.

7. Kostenaufstellung und Finanzierungsmöglichkeiten

Da die UAB keine Partnerhochschule unserer Hochschule ist, musste ich die Studiengebühren selber zahlen. Ich habe 4 Kurse (24 ECTS) vor Ort belegt und habe 2605 € gezahlt.

Für die Miete habe ich in den ersten 3 Monaten 370 € bezahlt und für Dezember nochmal 200 €, da ich nicht den ganzen Monat da war. Ich würde auf jeden Fall empfehlen, den Vermieter zu Fragen, ob es möglich ist, die Miete zu kürzen, wenn man keinen kompletten Monat mehr vor Ort ist. Viele Vermieter sind da sehr kulant. Hier würde ich ebenfalls den Tipp geben, sich dies schriftlich bestätigen zu lassen.

Das öffentliche Verkehrsnetzt in Barcelona ist sehr gut ausgebaut. Unter 25-Jährige können ein 3-Monatsticket für 105 € kaufen, was ich auch auf jeden Fall empfehlen würde. Hiermit kann man sowohl die Metro, den Bus, den Nachtbus und die Tram nutzen.

Ich habe im Monat circa 400 € für Leben, Essen und Trinken ausgegeben. Ich muss dazu sagen, dass wir sehr oft Essen waren, viel ausprobiert haben, in vielen Museen und Ausstellungen waren. Wenn man oft selber kocht, ist es wahrscheinlich um einiges günstiger.

Ich war die meiste Zeit in Barcelona und habe nur einmal eine Freundin übers Wochenende in Valencia besucht. Von daher habe ich sehr wenig für „Trips“ ausgegeben.

Für Trips kann ich jedem empfehlen, die Fernbusse zu nutzen, die, wie auch in Deutschland sehr günstig sind.

Kostenaufstellung

  • 4 Kurse: 2605€
  • Miete  für 4 Monate: 1310€
  • 3-Monatsticket: 105€
  • 1-Monatsticket: 50€
  • Leben / Essen / Trinken: 400€ / Monat
  • Trips: 60€
  • Kaution: 370€
  • Flüge: 150€
  • Spanischlehrerin: 400€
  • Insgesamt: 6650€ (inkl. Kaution)

Wer Auslands-BAföG beantragen möchte, sollte dies möglichst früh tun.

8. Fachliche und persönliche Erfahrungen

Ich finde, dass Barcelona mir sowohl fachlich als auch persönlich sehr viel gebracht hat.

Der Unterricht war nicht, wie in den meisten deutschen Universitäten, überwiegend theoretisch, sondern oft wurden Theorien anhand von Cases, Übungen, Referaten oder Filmen vorgestellt und danach analysiert. Dadurch war es möglich, viel Stoff schon während des Semesters zu verstehen und man musste weniger für Klausuren lernen.

Persönlich hat mir Barcelona auch viel gebracht. Für mich war es das erste Mal, auf „eigenen Beinen zu stehen“ und alleine zu wohnen. Ich bin viel selbstständiger und offener geworden.

9. Tipps für Interessierte

In Barcelona gibt es sehr viel zu sehen und zu entdecken. Ich würde vor allem folgende Plätze / Restaurants empfehlen:

  • Bunkers del Carmel (ein Must-do!!)
  • Restaurant „La Luna“ (Carrer Abaixadors 10)
  • Restaurant Bun Bo (Vietnamese) und Rosa Negra (Mexikaner)
  • La Xampaneyeria und für die beste Paella O’toxo tres hermanos
  • Girona (Dali Museum), Kloster Montserrat (Tagestrip)
  • FC Barcelona Fußballspiel
  • Sitges (bzw. Costa Brava für schöne Strände)

Ich kann Barcelona als Auslandssemester absolut empfehlen!