University of Winnipeg
Winnipeg hat knapp 800 000 Einwohner und ist mit Abstand die größte Stadt, in der ich je gewohnt habe.
Hier gibt es zwei Universitäten und die University of Winnipeg ist die kleinere, aber zentraler gelegenere Universität. Die philosophische Fakultät hier hat einen interessanten Fokus auf Geschichte und so sind viele Seminare und Vorlesungen nach dem Schema „Philosophie des 20. Jahrhunderts“ aufgebaut. Das braucht nicht weiter abzuschrecken, nachdem zumindest an meiner Universität in Deutschland stark auf einzelne Philosophen eingegangen wurde und Originaltexte gelesen wurden, hat das philosophische Seminar hier mir einen hervorragenden Überblick geben können. Ich hatte das Seminar „Metaphysics“ gewählt.
Die Dozenten werden von den Studenten verehrt und haben eine große Vorbildfunktion, mit dem kleinen Extra, dass die Philosophiestudierenden hier ihr Studium wirklich wollen müssen, weil ein entsprechend großer finanzieller Aufwand damit verbunden ist. Es gibt Diskussionsabende und die Philosophy Association ist ziemlich aktiv, was Veranstaltungen aller Art angeht. Das war bei mir eines der Highlights meines Besuchs, unter anderem, da durch Covid nur einer meiner drei Kurse in Präsenz stattfinden konnte. Also selbst unter Corona-Bedingungen hat sich die Reise nach Kanada definitiv gelohnt.
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Winnipeg
Winnipeg selbst hat eine Berg- und Talfahrt hinter sich und gerade ist viel im Umbruch. In ganz Kanada spielen Proteste der indigenen Bevölkerung eine große Rolle, aber das politische Zentrum der Unruhen scheint Winnipeg zu sein. Hier wohnt eine besonders große Population und zudem ist dies der einzige Bundesstaat, in dem die Metis einen anerkannten Status als indigene Nation haben. Wer sich also für ein Studium in dieser Richtung interessiert (das kann bis in die Richtung „Criminal Justice“ oder „Umweltpolitik“ gehen), ist hier am richtigen Fleck. Nicht nur die Universität hat ein breites Angebot, sondern auch die Stadt sprüht vor Energie, was diese Themen angeht. Alles in Allem sind soziale Themen allerdings präsenter als Umweltthemen. Vegetarismus oder gar Veganismus sind hier nach wie vor Fremdwörter – am leichtesten an der Speisekarte von McDonalds zu sehen: für Vegetarier gibt es nur Salat oder Pommes.
Organisatorisches
Noch kurz ein bisschen was Organisatorisches: Die University of Winnipeg verlangt keinen TOEFL Test, was das Anreisen etwas einfacher gestaltet und auch eine finanzielle Entlastung ist. Auch die Studiengebühren hier sind vergleichsweise sehr günstig. Dafür sind die Lebenshaltungskosten in Kanada generell etwas höher als bei uns. Gerade Gemüse ist sehr teuer und auch die Fleischpreise haben in letzter Zeit sehr angezogen, auch wenn das – genau wie in Deutschland – in keinem Verhältnis steht.
Bewerbung
Das Bewerbungsverfahren an der Universität verlief ebenfalls sehr unkompliziert. So lange man sich frühzeitig bewirbt, besteht auch kein Grund zur Sorge, nicht genommen zu werden, wenn man die entsprechenden Dokumente vorbereitet hat. Es gibt eine Anmeldegebühr, das kann etwas unangenehm sein, wenn man sich bei mehreren Gasthochschulen für ein Auslandssemester bewerben möchte. Ansonsten ist das International Office der University of Winnipeg oder die Abteilung Student Records immer für mich da gewesen, wenn man etwas gebraucht hat. Beim Bewerbungsprozess habe ich Unterstützung von College Contact bekommen, die auch immer zügig und zuverlässig auf meine Nachrichten geantwortet haben, mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben und die gesamte Bewerbungskommunikation mit der Gasthochschule übernommen haben. Eine Reduzierung der Semestergebühren gibt es über College Contact aber leider nicht.
Freizeit-Tipps
Zu den sehenswerten Attraktionen der Stadt selbst zählt im Winter auf jeden Fall das Schlittschuhlaufen auf dem Fluss. Die längste Schlittschuhbahn der Welt muss man einfach ausnutzen und der Red River bietet sich dazu hervorragend an. Bei anhaltenden -20 Grad (Durchschnittstemperatur im Winter) ist der Fluss auch wirklich bockelhart und kann bedenkenlos befahren werden. Sonst gibt es aber in der Stadt auch kleinere Eisflächen. Die Bisons und die Jets kann man in Winnipeg auch anfeuern, das sind die lokalen Eishockey Teams. Sonst gibt es hier noch eine Anzahl von sehenswerten Museen. Einmal ist da die Kunstgalerie Winnipegs mit einer supercoolen Ausstellung zu Inuitkunst. Das zweite Museen-Highlight ist das Museum of Human Rights. Hier kann man Tage damit verbringen, sich Einzelberichte von Missetaten, Genoziden und Menschenrechtsverletzungen auf der ganzen Welt anzuhören. Die Museumsstruktur ist darauf ausgelegt, dennoch mit einem positiven Gefühl aus der Ausstellung zu gehen, weil man auch dazu angeleitet wird, wie man Gegenmaßnahmen gegen entsprechende Gräueltaten einleiten kann – selbst als Einzelne.
Abgesehen davon gibt es eine große Vielzahl an Restaurants, also die Nahrungsvielfalt in ganz Kanada ist atemberaubend. Ich kann auch nur empfehlen, sich selbst eine WG zu suchen und nicht die Uni-Angebote zu nutzen, dann kommt man auch nochmal besser mit dem kulturellen Mix in Kanada in Berührung.
Viel Spaß bei deinem Auslandssemester und falls du noch etwas spezielles wissen möchtest, dann schreib mir am besten einfach.