1 Apr
Erfahrungsbericht von Janek E.

San Diego State University


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: St. Gallen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das Austauschsemester an der San Diego State University war in vielerlei Hinsicht eine unvergessliche Erfahrung. Vieles entsprach den Erwartungen - vieles war auch total anders. Gerade deshalb möchte ich in diesem Erfahrungsbericht vor allem auch auf Aspekte eingehen, die mir persönlich in den Erfahrungsberichten früherer Austauschstudenten gefehlt haben.

Vor dem Austausch

Wie die meisten Austauschstudierenden der HSG habe ich meinen Freemover-Austausch an der SDSU mithilfe der Organisation College Contact (www.college-contact.com) aufgegleist, welche einem den Anmeldeprozess erleichtert und stets mit Checklisten und Remindern zur Seite steht.

Das Visum und allfällige Bestätigungen von Versicherungen und Banken sollten möglichst frühzeitig organisiert werden. Es macht hingegen wenig Sinn, sich schon von zuhause aus um Unterkunft oder Fahrzeug zu kümmern. Jedoch ist es ratsam, für die ersten 7-10 Tage ein Hostel zu buchen, da diese schnell ausgebucht sind (beispielsweise Lucky D’s Downtown oder Banana Beach Bungalow Pacific Beach).

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San Diego

Im Süden von Kalifornien erfreut sich San Diego das ganze Jahr sehr warmen bis milden Temperaturen. Dass man jedoch das ganze Jahr Shorts tragen kann ist ein Irrtum: Spätestens im November wird es bei Nacht relativ kühl (teilweise unter 10 Grad). Nichtsdestotrotz können die Temperaturen selbst noch in Dezember auf über 20 Grad steigen.

Trotz San Diegos Grösse kommt hier selten Grossstadt-Feeling (wie etwa in Los Angeles) auf. Die Stadt ist von Hügeln und Buchten durchzogen und ist überraschend vielseitig. San Diego ist sehr sauber und zeigt Kalifornien von seiner schönsten Seite.

Ausserdem ist anzumerken, dass Kalifornien - insbesondere San Diego - nicht zwangsläufig „typisch amerikanisch“ (wie etwa der Mittlere Westen) ist: Die Bevölkerung ist sehr international, viele achten stark auf ihre Gesundheit und legen Wert auf Lifestyle und Prestige.


Unterkunft

Bei der Wohnungssuche ist vor allem Geduld und Durchhaltevermögen gefragt. Auch wenn sich die Wohnungssuche - sei es über Craigslist oder Facebook - etwas anstrengend gestaltet, lohnt es sich, nicht gleich auf das erstbeste Angebot einzugehen und sich die Räumlichkeiten jeweils vor Ort anzusehen.

Wie die meisten Austauschstudierenden habe ich mich entschieden in Pacific Beach zu wohnen. Mit seinen Surf-Spots, unzähligen Strand- und Sportbars und mit Palmen gesäumten Strassen bietet Pacific Beach die ‚Califorina-Experience’ schlechthin. Entsprechend hoch sind auch die Mieten: Für ein Doppelzimmer muss mit 500-800 Dollar, für ein Einzelzimmer mit bis zu 1400 Dollar gerechnet werden.

Wer surfen will oder allgemein viel Zeit am Strand verbringen möchte, sollte darauf achten, sich in Fussdistanz zum Meer eine Unterkunft zu suchen, da selbst in Pacific Beach Distanzen entscheidend für den Alltag sind.

Es ist wichtig zu wissen, dass in Pacific Beach sehr viele Austauschstudierende (neben Schweden, Schweizern und Dänen vor allem viele Deutsche) leben und die Ortschaft auch sonst eher Ferien- als Wohnort ist, weshalb man hier grundsätzlich wenige Amerikaner trifft und kennenlernt. Wem dies wichtig ist, sollte in Betracht ziehen, in einen Stadteilt wie Hillcrest oder Northpark (beides sehr belebte und junge Ortschaften) oder gar an die College-Area zu ziehen, mit dem Trade-Off, etwas weniger vom Strand mitzubekommen.


Mobilität

Wie bereits angesprochen, haben Distanzen in den USA eine andere Bedeutung. Ein Auto (mindestens pro WG) ist fast unumgänglich. (Die Fahrt von Pacific Beach zur Universität dauert je nach Verkehr 20-30 Minuten.)

Hierbei gibt es einerseits die Option, risikofrei ein Auto zu mieten (besonders günstig bei www.dirtcheapcarrental.com ) oder sich für die Zeit in den USA selbst ein Fahrzeug zu kaufen, mit der Chance, dieses zu einem guten Preis wieder zu verkaufen, was im Endeffekt günstiger als ein Mietwagen sein kann, aber auch viele Risiken birgt.

Der Autokauf und -verkauf ist relativ unkompliziert und schnell erledigt, weshalb man darauf achten sollte, hier nicht in einem Impulskauf übers Ohr gehauen zu werden. (Gerne gebe ich persönlich genauer Auskunft zum Thema Autokauf in Kalifornien.)

Achtung: Parkzonen und -Zeiten werden von der Polizei streng kontrolliert und mit hohen Bussen bestraft.


Geld

Neben den Kosten für Unterkunft, Universität und Transport dürfen vor allem Alltagskosten nicht vernachlässigt werden: Besonders Nahrungsmittel sind in Kalifornien erstaunlich teuer (insbesondere wer sich gesund ernähren möchte, zahlt im Supermarkt grundsätzlich mehr als in der Schweiz!), weshalb es oft günstiger kommt, Auswärts zu essen als selber zu kochen.

Bezahlt wird typischerweise mit Kreditkarte. Bei der Frage, ob es sich lohnt ein US-Bankkonto zu eröffnen, gehen die Meinungen auseinander, wobei bei Bezahlung mit Visa oder Master Card - im Gegensatz zum Bargeldbezug - grundsätzlich wenig Gebühren anfallen.


Universität

Die Universität liegt auf einem Hügel 20 Minuten landeinwärts und ist mit rund 33'000 Studierenden entsprechend gross und anonym. Die Studierenden besuchen grundsätzlich die Vorlesungen und verschwinden sogleich wieder in ihren Dorms, weshalb es auch hier wenig Gelegenheit gibt, mit Amerikanern Kontakte zu knüpfen. Zwar besteht theoretisch die Möglichkeit, sich für eine Fraternity oder Sorority zu bewerben, was jedoch sehr teuer (Semesterbeiträge bis zu 700 Dollar) ist und praktisch voraussetzt, an der Universität zu leben. (Ganz abgesehen vom ‚Hazing’ - dem Bewerbungsprozedere, welches praktisch das ganze Semester in Anspruch nehmen würde.)

Die San Diego State hat neben dem Football-Team vor allem ein sehr erfolgreiches Basketball-Team, wobei vom typisch amerikanischen ‚School-Spirit’ wenig zu spüren ist und Talegates relativ spärlich ausfallen. Diese Faktoren trugen dazu bei, dass ich mich im Endeffekt wenig mit der Universität an sich identifizieren konnte und sich mein Alltag mehr in Pacific Beach abspielte.


Kurse

Grundsätzlich sind das Studienniveau und der Arbeitsaufwand an der SDSU - im Gegensatz zur HSG - unglaublich tief, was vor allem an den sehr einfachen Multiple-Choice Prüfungen liegt. Folgend eine kurze Übersicht über die Kurse, welche ich besucht habe, wobei anzumerken ist, dass Form und Inhalt stark vom jeweiligen Dozenten abhängig sind:

BA 323 - FUNDAMENTALS OF FINANCE bei K. Haddad
(Special Session, 3 Units = 6 ECTS, Finance)

Der Kurs behandelt ein weites Spektrum an Themen im Bereich Finance anhand eines Lehrbuchs. Dies jedoch eher oberflächlich: Die meisten Aufgaben können durch simples Eintippen in den erforderlichen Finanztaschenrechner gelöst werden. Es handelte sich hierbei um eine Special Session (d.h. nur Austauschstudierende in der Klasse) wodurch sich die Gesamtmotivation der Klasse in Grenzen hielt. Auch das Engagement des Dozenten war hier eher bescheiden. Tipp: Vor allem die erste Prüfung ist sehr leicht, es lohnt sich hier möglichst volle Punktzahl zu holen, da diese bereits ein Drittel der Endnote ausmacht.

ECON 320 - INTERMED MACRON THEORY bei R. Gordon
(3 Units = 6 ECTS, Makro II)

Obwohl als Makro II angerechnet, wird hier kaum mehr als für Makro I an der HSG gefordert. Es wird nur wenig gerechnet, lediglich Zusammenhänge müssen verstanden werden. Der Dozent ist jedoch engagiert und erklärt Inhalte auf sehr verständliche Weise. Die Prüfungen sind entsprechend leicht und die Anwesenheit wird vom Dozenten nicht kontrolliert (ist jedoch empfehlenswert, da sich die Prüfungen ausschliesslich auf die im Unterricht behandelten Konzepte beziehen).

BA 405 - INTL BUS STRAT & INTRAGRA bei E. Nicasio-Mercier
(3 Units =  6 ECTS, Strat. Mngt)

Als ‚Königsdisziplin’ des Business-Bachelors der SDSU wurde dieser Kurs neuerdings als ‚zu schwer’ für Austauschstudierende eingestuft, weshalb ich mich nur dank einem Gespräch mit dem Kursverantwortlichen einschreiben durfte. Mit regelmässigen Papers und einer Gruppenarbeit mit Präsentation gab dieser Kurs am meisten zu tun. Trotzdem kann mit mässigem Aufwand eine gute Note erzielt werden. Neben Multiple-Choice-Aufgaben müssen hier an den Prüfungen auch Konzepte auf Fallstudien angewendet werden.

MGT 358 - FUNMNTLS OF ENTREPNRSHP bei L. Hoffman
(Special Session, 3 Units = 6 ECTS, Wahl- oder Kontextbereich)

Nachdem der ursprüngliche Dozent unerwartet ausfiel, wurde der Kurs von einem selbst erfolgreichen Unternehmer übernommen, der die Lektionen mit vielen Praxisbeispielen ausschmückte und insgesamt einen interessanten Einblick in die amerikanische Gründer-Szene gewahr. Konzepte werden in relativ leicht lösbaren Multiple-Choice-Prüfungen abgefragt, weshalb auch hier leicht eine sehr gute Note erzielt werden kann.


Sozialleben

Da sich der Arbeitsaufwand an der SDSU in Grenzen hält, nimmt der soziale Aspekt des Austausches in San Diego natürlichen einen entsprechend grossen Stellenwert ein. Unter den Internationals in Pacific Beach wird viel gefeiert, sei es in den unzähligen Bars an der Garnet Ave, in den Clubs Downtown oder auf Hausparties.

Von der vermeintlichen ‚Partyuniversität’ bekommt man als Austauschstudent - vor allem in Pacific Beach - leider wenig mit. Wer an einer der berüchtigten amerikanischen Hausparties teilnehmen will, muss diese regelrecht auf dem sehr weitläufigen College-Areal aufspüren, wobei gerade Fraternities nur geladene Gäste den Eintritt gewährten. Dies erweckte unter vielen Austauschstudierenden den Eindruck, dass die amerikanischen Studierenden lieber unter sich blieben, was aber aufgrund zahlreicher Alternativen wenig ins Gewicht fiel.

Abschliessend noch ein paar „Geheimtipps“ meinerseits:

CRSSD Fest: Das jeweils im Oktober und März stattfindende Musikfestival wartet mit einem atemberaubenden Line-Up von Techno, Deep-House und Mainstream Acts auf. Die Location und Aufmachung erinnert an das berühmte Coachella. Der Weekend-Pass kostet rund 130 Dollar und ist ein absolutes Must! (http://crssdfest.com)

Poolparties in Las Vegas: Wer an einer der legendären Poolparties in Las Vegas teilnehmen will (Wet Republic, Encore Beach Club, etc.) sollte die Party-Stadt möglichst in den warmen Sommermonaten besuchen, da diese bereits ab Oktober nicht mehr stattfinden.

Sunday-Gameday: Während der Football-Season wird vor allem sonntags in den Beachbars in Pacific Beach bereits zur Mittagszeit gefeiert. Besonders zu empfehlen sind die Lokale PB-Shore Club und PB Local. Im Gegensatz zum allbekannten Taco-Tuesday trifft man hier tendenziell weniger Internationals und mehr Amerikaner.

Suburbs: Neben Pacific Beach und Downtown lohnt es sich abends ab und zu die weniger bekannten Nachbarschaften Hillcrest und North Park zu besuchen.


Ist die San Diego State University die richtige Wahl? - Fazit

Wer in erster Linie Bekanntschaften mit Amerikanern machen und das typische ‚College-Life’ erleben möchte, sollte sich besser für eine Uni im Mittleren Westen oder im Speziellen die UC Santa Barbara entscheiden.

Wer sein Austauschsemester vor allem viel reisen und feiern, das ‚Cali-Life’ leben und mit wenig Aufwand trotzdem gute Noten mit nach Hause nehmen möchte, für den ist die San Diego State University die richtige Wahl! Auch wenn nicht zwingend akademisch, ist ein Austausch in San Diego auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung.

Gerne bin ich bereit - sei es bei einem Kaffee oder Budweiser - weitere Eindrücke zu schildern und spezifische Fragen zu beantworten.