28 Mär
Erfahrungsbericht von Fiona I.

California State University Los Angeles


Stadt: Los Angeles
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Ingenieurwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2017 bis 12/2017
Heimathochschule: Südwestfalen FH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Aufgrund verschiedener Voraussetzungen traf ich meine Entscheidung ein Auslandssemester zu absolvieren erst sehr spät. Deshalb kontaktierte ich die kostenfreie Beratungsagentur College Contact, da ich in kurzer Zeit meine Optionen abklären wollte. Da ich ein englischsprachiges Land bevorzugte, entscheid ich mich recht schnell für die USA (nach England wollte ich nicht, Australien ist mit einem höheren Kostenaufwand verbunden und hat komplett andere Semesterzeiten, in Kanada gab es kein passendes Studienprogramm für mich). 

Innerhalb der USA gab es dann mehrere Universitäten in Kalifornien, die ein passendes Masterprogramm anboten. Von dieser Auswahl blieb eigentlich nur eine Universität übrig, deren Studiengebühren in meinem persönlichen Budget lagen. Nachdem die Entscheidung gefallen war, musste alles ganz schnell gehen, da die Bewerbungsfrist bereits seit mehreren Wochen abgelaufen war. 

Die Bewerbungsphase

Für die Bewerbung an einer amerikanischen Universität sind viele Unterlagen notwendig. Die Beantragung einiger Dokumente kann sehr lange dauern, weswegen es wichtig ist, so früh wie möglich zu beginnen. In den geforderten Unterlagen befinden sich auch Dokumente, die notwendig sind, damit die Gastuniversität das elementare Formular ausstellen kann, welches zur Beantragung des Studentenvisums dient. Aus diesem Grund sollte man diese Dokumente sehr sorgfältig zusammenstellen. College Contact hat meine Dokumente noch einmal überprüft, bevor sie dann an die Gast-Universität geschickt wurden. Danach musste ich viele Wochen warten, bis ich schließlich eine Zusage erhalten habe. 

Zusammen mit der schriftlichen Zusage erhielt ich das bereits erwähnte Dokument (I-20) zur Beantragung des Studentenvisums. Um ein Visum zu erhalten, muss man einige Onlineformulare ausfüllen, mehrere Gebühren bezahlen und anschließen in eine US-Botschaft fahren, um einen persönlichen Interviewtermin wahrzunehmen. Dieser Prozess ist zwar sehr aufwendig und kostet Zeit, es ist allerdings alles machbar und man braucht wirklich keine Angst davor zu haben. Da es speziell zum Interviewtermin bereits viele Berichte online gibt, möchte ich darauf nicht weiter eingehen.

Die Gast-Universität - Lage und Anbindung:

Ich entschied mich für die California State University Los Angeles. Diese Uni liegt wie der Name bereits vermuten lässt mitten in Los Angeles und scheint auf den ersten Blick in alle erdenklichen Richtungen gut angebunden. Dies stimmte leider nur bedingt, da ich kein Auto hatte und somit auf das sehr schlecht ausgebaute Netz der öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen war. Laut meiner Recherche vorab sah die Anbindung sehr gut aus, vor Ort musste ich leider lernen, dass die theoretische Existenz einer Anbindung lange nicht heißt, dass es diese dann auch tatsächlich gibt. Viele „gute“ Anbindungen existieren nur einmal am Tag, Busse fahren unregelmäßig und nach Einbruch der Dunkelheit gar nicht mehr. Die Fußwege zu den Haltestellen waren teilweise sehr weit, unbeleuchtet und oft ohne Bürgersteige. Mit einem eigenen PKW ist die Anbindung durch Stadtautobahnen sehr gut, leider dauert trotzdem alles ewig, da in Los Angeles immer Stau ist.

Kurswahl

Ich musste vorab eine Wunschliste einreichen mit mindestens acht Kursen, die ich während meines Aufenthaltes belegen könnte. Damit man seinen Visastatus als Student aufrechterhalten kann, muss man im Bachelor mindestens vier und im Master mindestens zwei Kurse tatsächlich belegen. Gelingt dies nicht, muss man das Land wieder verlassen. Da ich auf meine Wunschliste keine negative Rückmeldung erhalten habe, ging ich davon aus, dass alles gut klappen würde. Vor Ort angekommen erfuhr ich dann, dass die Hälfte meiner Kurse im Wintersemester gar nicht angeboten wurde und die anderen bereits voll waren. Man bot uns internationalen Studenten dann an, die Kurse trotzdem zu besuchen und die Dozenten zu bitten uns dennoch aufzunehmen. Dieses Vorgehen ist an den amerikanischen Gastuniversitäten leider normal.

Unglücklicherweise erwies es sich als extrem schwierig nachträglich in die Kurse im Masterlevel aufgenommen zu werden, da die meisten Dozenten den Mehraufwand durch zusätzliche Studenten gescheut haben. Ich habe es persönlich geschafft drei Kurse zu bekommen, die mir laut Absprache mit dem zuständigen Dozenten aus Deutschland auch anerkannt werden können. Viele andere Studenten haben am Ende zwei Kurse ausgesucht, um ihr Visum zu behalten, die jedoch nichts mit ihrem Studium zu Hause zu tun haben und somit natürlich nicht angerechnet werden können. Als Tipp möchte ich also an dieser Stelle anmerken, dass man bereits bei der Bewerbung an der Gast-Universität sehr klar kommunizieren sollte, dass man bestimmte Kurse belegen muss, um spätere Probleme zu vermeiden.

Arbeitsaufwand und Schwierigkeit

Der zeitliche Arbeitsaufwand für einen einzelnen Kurs ist in den USA definitiv deutlich höher als in Deutschland. Dafür ist das Schwierigkeitslevel nach meiner persönlichen Einschätzung deutlich niedriger. Wer regelmäßig an den Vorlesungen teilnimmt, alle geforderten Abgaben einreicht und sich angemessen auf die durchschnittlichen drei Klausuren pro Semester vorbereitet, bekommt in jeden Fall eine sehr gute Note.

Wohnen

Da es in Los Angeles viele Gegenden gibt, die für deutsche Verhältnisse als „schlechte“ Wohngegenden gelten, viel es mir sehr schwer online ein Zimmer auszuwählen. Hinzu kam die Unsicherheit, ob ich am Ende mit den Mitbewohnern (mit denen man oft auch das Zimmer teilt) gut auskommen würde. Wohnen in Los Angeles ist sehr teuer. Allein für die Miete muss man zwischen 600 und 1.200 USD Dollar einplanen, je nach Lage und privatem oder geteiltem Zimmer. In Facebook-Gruppen, über Anzeigen der Universität sowie über Craigslist.com kann man Angebote für Zimmer finden. Viele Angebote erwiesen sich leider als unseriös, weshalb ich persönlich niemandem dazu raten würde vorab einen Mietvertrag einzugehen. Das lässt nur drei weitere Möglichkeiten offen. Erstens, man fliegt etwas früher in die USA und sucht vor Ort nach einem Zimmer, sodass man sich immerhin alles ansehen kann. Zweitens, man bekommt ein Zimmer im Wohnheim der Uni, was oft schwierig ist. Die Universitäten blocken die Betten sehr lange für amerikanische Studenten und geben sie erst wenige Wochen vor Semesterbeginn für alle Studenten frei. Ich persönlich wollte so lange aber nicht warten. Also entscheid ich mich für Option drei, eine Gastfamilie.

Die Vermittlung von Gastfamilien für Studenten wird in den USA durch private Agenturen organisiert. Manchmal bekommt man eine Liste von Agenturen zusammen mit der Studienplatzzusage der Gast-Universität. Vereinfach gesagt füllt man einen Informationsbogen der Agentur aus, bezahlt die Anmeldegebühr und eine Kaution und wartet, bis die Agentur ein „Match“ gefunden hat. Dies wird per Mail bestätigt, jedoch ist es leider vollkommen üblich, dass man bereits den gesamten Mietpreis in einer Zahlung leisten muss, bevor man genauere Informationen bekommt. Dies sollte man bei seiner finanziellen Planung unbedingt beachten.

Ich hatte Glück und habe bei einer sehr netten Familie von den Philippinen gelebt, deren Kinder an eine Uni in einem anderen Bundesstaat gingen. Ich hatte ein eigenes Zimmer und ein eigenes Badezimmer. Die Mahlzeiten waren in der Miete mit einbegriffen, wobei ich mir morgens und mittags einfach etwas machen konnte und wir abends alle zusammen gegessen haben. Besonders in Los Angeles gibt es fast keine Amerikaner ohne Migrationshintergrund, was die Stadt aber auch den gesamten Bundesstaat sehr multikulturell prägt. Ich habe die Zeit mit meiner Gastfamilie sehr genossen und neben vielen typisch amerikanischen Dingen auch viele typisch philippinische Dinge gelernt.

Kosten und Finanzierung

Ein Auslandssemester bringt sehr hohe Kosten mit sich, die man vorab sehr sorgfältig recherchieren und kalkulieren sollte. Da dies teilweise sehr schwierig ist, möchte ich die notwenigen Kosten und meine regelmäßigen Ausgaben beispielhaft darstellen. Außerdem möchte ich aufzeigen, welche Fördermöglichkeiten ich nutzen konnte und hoffe damit beweisen zu können, dass nicht nur Studenten aus wohlhabenden Familien einen Auslandsaufenthalt finanzieren können.

Kosten

  • Bewerbungsgebühr und Studiengebühren der Gast-Universität ca. $5.800 (für drei Kurse im Master-Level)
  • Visumskosten ca. $350 (inkl. Passbilder, Beglaubigungen etc. aber exkl. Reisekosten nach Frankfurt) 
  • Reisekosten ca. €950 (für Hin- und Rückflug sowie Flughafentransfer)
  • Auslandskrankenversicherung (ADAC) ca. €160
  • Wohnkosten ca.$950 (monatlich; für die Unterbringung in der Gastfamilie inkl. Mahlzeiten)
  • Plus Anmeldegebühren für die Agentur (einmalig) ca. $300
  • Mobilität ca. $70 (monatlich; für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie Uber)
  • Handy ca. $45 (monatlich; pre-paid über AT&T)
  • Sonstiges ca. $200 (monatlich; für Ausflüge und Kurzreisen am Wochenende)

Finanzierung

  • BAföG-Zuschuss für die Studiengebühren €4.600
  • Bafög-Zuschuss für die Reisekosten €1.000
  • Bafög-Höchstsatz ca. €878 (monatlich; inkl. Aufschläge)
  • KFW-Studiendarlehen €650 (monatlich)
  • PROMOS-Stipendium €1.200 (einmalig) 
  • eigene Ersparnisse ca. €1.000