Bond University
Hintergrund
Ich bin ein MBA-Student an einer privaten Finanzhochschule in Bonn. Den Studiengang absolviere ich berufsbegleitend. Ein verpflichtender Teil des Studiums ist ein Auslandssemester/Summer School. Ich habe bereits 2016 eine Summer School in Kalifornien absolviert, um mein Englisch zu verbessern. Damals habe ich mich selbständig bei der Stanford University beworben. Ich hatte also schon eine Auslandserfahrung, auf die ich äußerst positiv zurückblicke. Gerne wollte ich eine neue Universität und eine neue Umgebung ausprobieren. Da die Semester in Australien kürzer sind als in vielen Ländern, habe ich mich für Australien an der Bond University entschieden.
Australien und die Gold Coast
Australien ist ein sehr sicheres Land und eines der beliebtesten Einwanderungsländer. Die Einwanderung ist sehr streng reguliert und gesteuert. Also ganz anders als in Europa und Deutschland. Wenn man mal da ist, weiß man auch warum: die Geschäfte haben kürzere Öffnungszeiten und es gibt deutlich weniger Arme in der Gesellschaft. Die Gold Coast ist eine sehr ruhige Gegend. Es kann auch langweilig sein. Ich selbst bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und wohne in einer Kleinstadt und selbst für mich war die Gegend etwas langweilig. Der große Vorteil sind jedoch die vielen schönen Strände. Nirgendswo sieht man viele Menschen auf einmal. Alles ist etwas weitläufiger. Das ist typisch für Australien, da hier nur 22 Millionen Menschen wohnen.
Das Wetter ist im australischen Winter (Mai-August) sonnig und sehr trocken. Es regnet fast nie. Allerdings geht die Sonne um 15:30 Uhr unter und es ist dann sehr kalt. Ich war schon hin und wieder am Strand und im Wasser. Warme Sommerabende sind allerdings ausgeschlossen. Der australische Herbst, Sommer, Frühjahr sind allesamt wärmer, aber regenreicher. Das haben mir viele Menschen erzählt, die dort leben.
Brisbane ist ca. 1,5 Stunden per Auto oder Zug entfernt. Dort ist auch ein wenig mehr los.
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Unterbringung
Auf dem Campus in den Wohngebäuden der Universität leben nur sehr junge Studenten bis 19 Jahre. Generell empfiehlt es sich sich anderweitig etwas zu suchen, da man verpflichtet wird auch Essensguthaben für das kleine Restaurant am Campus zu kaufen, wenn man On-Campus wohnt. Ich habe mich für The Reserve entschieden. Das ist direkt am Campus gelegen und bietet 2- oder 3-er Zimmer an. Jeder hat ein eigenes Schlafzimmer. Meistens auch eine eigene Dusche. Ist nicht gerade günstig und teilweise sind die Zimmerausstattungen etwas älter. Ich habe dort mit einer Kanadierin gewohnt. Wir hatten uns auf flatmates.com.au gefunden und entschlossen die Zimmerpartnersuche nicht dem Zufall zu überlassen. Hin und wieder habe ich auch gehört, dass Leute mit ihren Mitbewohnern nicht wirklich zurechtkommen. Aber das war eher die Ausnahme. The Cape and The Retreat liegen direkt daneben und sind ähnlich. Ich war da aber nie drin. Die Varsity Shores sind sehr cool. Allerdings habe ich dort viel Negatives gelesen. Ich war in zwei verschiedenen Häusern und habe auch dort mit den Leuten geredet. Die Häuser waren alle schön und es lebt sich sehr gut. Allerdings ist das Management nicht sehr hilfsbereit und es ist zehn Minuten Fußweg zum Campus. Man lebt dort mit eigenem Schlafzimmer und eigenem Bad und teilt sich die Gemeinschaftsräume mit mehreren Studenten. Das ist schon nicht schlecht.
Lebensmittel kann man im Robina Town Centre einkaufen. Die Busverbindung dahin ist sehr gut. Für Studenten gibt es Rabatt. Man kauft sich eine aufladbare Karte für den Nahverkehr und gibt dann online an, dass man Student ist. Fertig. Uber ist in Australien teurer als in den USA und nicht so verbreitet wie in Kalifornien.
Bond University und Studenten
Die Universität hat in Australien den Ruf, dass sie nicht gerade günstig ist. Das stimmt auch. Das zeigt sich auch in der Qualität der Ausstattung. Die Uni selbst ist Ende der 80er-Jahre gegründet worden. Das Fitnessstudio mit Außenpool und Kursen wurde 2017 eröffnet. Ansonsten verfügt die Uni über Bibliotheken mit Lernmöglichkeiten, Sicherheitsdienst, Arztpraxis sowie ein kleines Restaurant mit Kaffeeversorgung und eine Bar. Die Universität ist allerdings äußerst klein. Zunächst hatte ich das als Vorteil verstanden. Allerdings ist dort wirklich wenig los auf dem Campus und man sieht immer die gleichen Leute. Die Studenten sind dort jünger als in Europa und den USA. Geschätzt 90 Prozent der Studenten sind jünger als 21 Jahre.
Das sollte man berücksichtigen, da auch die wenigen Events der Uni sich an diese Zielgruppe richten. Die wenigen Studenten im Alter 22 plus, mit denen ich gesprochen habe, waren wenig glücklich mit diesem sehr niedrigen Altersschnitt. Ich kann die Uni also für Studenten ab 24 und älter definitiv nicht empfehlen. Man muss außerdem bedenken, dass es auch schwieriger wird Leute/Freunde kennenzulernen und zu finden, da hier die Auswahl wirklich sehr beschränkt ist. Bzw. man muss mit den wenigen Leuten in seinem Alter klarkommen, die da sind. In den USA ist der Altersschnitt deutlich höher und man hat mehr Auswahl.
Campusleben ist faktisch nicht vorhanden. Auf dem Campus wohnen wirklich nur sehr junge Studenten. Alle anderen wohnen weiter weg und kommen nur für die Kurse kurz dorthin. Das einzige kleine Restaurant auf dem Campus hat mittelmäßige Speisenqualität und hohe Preise. Ein Campusleben wie an US-amerikanischen Universitäten ist nicht vorhanden.
Das wurde auch deutlich als ich mit Studenten und ehemaligen Studenten gesprochen habe. Mit einigen habe ich mich gut angefreundet. Ich hatte eher Kontakt zu den regulären Studenten und weniger zu anderen Austauschstudenten, weil im Mai-Semester nur wenige Austauschstudenten da sind. Diese Studenten habe allesamt mein Bild bestätigt. Wer sich für die Bond University entscheidet, sollte das machen, weil er Australien mit seiner Natur und seinen Stränden liebt. Ein richtiges Unileben hat man hier nicht.
Bond University und Kurse
Es gibt im Masterbereiche sehr viele Kurse. Die Online-Einschreibung ist komfortabel. Ich habe mich für die Kurse Marketing Fundamentals und Behaviour in Organisations entschieden. Ich kann beide weiterempfehlen. Allerdings hat sich an der Universität JEDER über die Gruppenarbeiten beschwert. Man kann in den Kursinfos auf der Webseite der Uni nachschauen welche Kurse Gruppenarbeiten beinhalten. Ich hatte bewusst Kurse MIT Gruppenarbeiten gewählt. Im Nachhinein muss ich aber festhalten, dass dies keine gute Idee war. Die Gruppenmitglieder werden manchmal vom Dozenten zusammengestellt. Man hat dann immer mindestens 1-2 Gruppenmitglieder, die sich nur wenig beteiligen oder nicht erscheinen. Die Arbeit bleibt dann an den anderen hängen. Außerdem haben einige nur den Anspruch den Kurs zu bestehen. Es ist äußerst einfach eine 2 zu bekommen. Eine 1 ist mit Mühe auch drin. Gruppenarbeiten können einem die Note runterziehen. Jedes Gruppenmitglied erhält nämlich auf die Gruppenleistung die gleiche Note.
Ansonsten findet für die meisten Kurse einmal pro Woche Unterricht statt. Das sind dann drei Stunden pro Kurs pro Woche. Ich empfehle nicht mehr als drei Kurse in einem Auslandssemester zu absolvieren. Man hat schon einiges an Hausarbeiten, Präsentationen und Klausuren zu tun. Es ist aber alles gut machbar. Mein Englisch war jetzt nicht das Beste. Der akademische Anspruch ist geringer als in Deutschland. Aber man hat kontinuierlich zu tun. Quantität statt Qualität beschreibt das ganz gut.
Die Betreuung durch die Professoren ist sehr gut. E-Mails werden sofort beantwortet und man kann Termine vereinbaren. Außerdem gibt es einen Student Learning Support (SLS), der Hausarbeiten Korrektur liest. Hier merkt man deutlich, dass man an einer privaten Uni studiert. Der Campus ist sehr sauber und gepflegt.
Fazit
Insgesamt habe ich dort nach einigen Tagen oder Wochen tolle Menschen kennengelernt und viele Erfahrungen gemacht. Mit meinem vorherigen Sommersemester in Kalifornien kann ich diese Zeit aber nicht vergleichen, da Australien wirklich deutlich ruhiger ist, die Uni sehr klein und der Altersschnitt der Studenten äußerst jung ist. Die Gegend ist besonders ruhig. Wer nicht älter als 22 ist und Australien mag, ist hier auf jeden Fall richtig. Für mich selbst habe ich entschieden, dass es zum Studieren in den USA deutlich cooler ist. Allerdings ist Australien gerade zum Leben und zum Arbeiten die viel bessere Wahl. Alleine schon diesen Vergleich machen zu können ist eine sehr wichtige Erfahrung. Das kann man in keinem Buch lesen, was man selbst erlebt. Ich hoffe, dass ich von den Menschen, die ich dort kennengelernt habe, einige mal wiedersehe. Wohlgefühlt habe ich mich dort und ich würde die Gegend auch gerne nochmal besuchen.