17 Jun
Erfahrungsbericht von Benjamin K.

San José State University

Stadt: San José
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2015 bis 05/2015

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das Auslandssemester an der San Jose State University (SJSU) war bereits mein vierter Auslandsaufenthalt, seit dem Beginn meines Bachelorstudiums (3 mit Studienhintergrund, 1 aus Spaß). Aus diesem Grund wird dieser Bericht wahrscheinlich aus einer etwas anderen Perspektive verfasst, als die übrigen Berichte hier. Ich werde nicht darüber schreiben, wie man sein Visa bekommt, wie man einen Flug bucht oder wie aufregend es ist, fünf Monate weg von Mama zu sein. Ich empfehle etwas erfahreneren Internationalen Studenten.

San José

Für mein letztes Auslandssemester habe ich mich für die SJSU entschieden, weil mir vor allem deren Lage im Silicon Valley zugesagt hat. Leider musste ich bereits kurz nach meiner Ankunft feststellen, dass San José von dem futuristischen und innovativen Flair, das man vielleicht mit dem Silicon Valley verbindet nur sehr wenig gemeinsam hat. Die Stadt bietet wenig von einem wirklichen Großstadtflair und ist übersät von Obdachlosen. Schöne Orte wie der zentral gelegene St. James Park sind quasi unbenutzbar, da er von Obdachlosen geradezu besetzt ist. Diese Umstände wirken sich selbstverständlich negativ auf die Sicherheit in der Stadt aus. Trotz regelmäßig patroulierenden Polizeistreifen kam es während meiner Zeit dort sowohl auf dem Campus (der genau in der Innenstadt liegt) als auch in Downtown zu mehreren Vorfällen. Weibliche Kommilitonen haben mir berichtet, dass sie Downtown quasi nie passiert haben ohne nicht auf seltsame Art und Weise angesprochen worden zu werden.

Die Bevölkerung in San José ist, abgesehen von den Obdachlosen, sehr vielseitig und interessant. Neben Indern und Asiaten (die gut 70% der Bevölkerung darstellen), leben dort Menschen aus allen Teilen der Welt, vor allem selbstverständlich aus Mexiko. Wenn man nach einer multikulturellen Erfahrung sucht, ist San José also der richtige Ort. Um den ganz typischen American way of life kennenzulernen, ist es wohl aber nicht ganz die richtige Adresse.

Ein Aspekt, der San José attraktiv macht, ist die geographische Nähe zu San Francisco und den „besseren“ Teilen der Bay, wie Palo Alto oder Mountain View. Mit dem Auto ist San Francisco in gut einer Stunde zu erreichen, interessante Orte wie das Google Headquarter oder die Stanford University in weniger als 30 Minuten. Sollte man Lust auf Strand- und Surferfeeling haben liegt Santa Cruz nur eine Auto/Busstunde entfernt.

Schon Fernweh bekommen?

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San José State University

Die SJSU verfügt über einen sehr schönen und großflächigen Campus im Herzen von San José. Neben zahlreichen Foodcourts und Grünflächen verfügt der Campus auch über eine Bibliothek, die zugleich auch die öffentliche Bibliothek der Stadt ist. Das bedeutet, dass auch die Obdachlosen der Stadt Zugang zu den Einrichtungen und dem Medienangebot der Bücherei haben. Das führt dazu, dass je nach Jahres- und Tageszeit die Bücherei voll mit Personen ist, die man so nicht darin erwarten würde. Glücklicherweise sind die oberen beiden Stockwerke der Bibliothek für SJSU Studenten reserviert und daher nicht von Pennern besetzt.


Studieren

Wer an die SJSU geht, sollte nicht erwarten, intellektuell oder thematisch vor besondere Herausforderungen gestellt zu werden. (zumindest im Businessbereich). Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass der Anspruch der Kurse ca. mit dem deutschen Gymnasium zu vergleichen ist, was allerdings auch an meiner, nicht ganz freiwilligen (siehe unten), Kurswahl gelegen haben mag. Was ebenfalls an das Gymnasium erinnert ist die Struktur der Kurse. Hausaufgaben, Quizzes, Paper, Midterms und co. sorgen dafür, dass man das gesamte Semester beschäftigt ist. Der Vorteil ist selbstverständlich, dass nicht die gesamte Note von einer Prüfung am Ende des Semesters abhängt.


Ich habe die folgenden Kurse gewählt:

Global Entrepreneurship: Sehr hoher Arbeitsaufwand, geringes Lernpotential -> nicht zu empfehlen

Marketing in New Ventures: Sehr geringer Arbeitsaufwand, moderates Lernpotential -> zu empfehlen

Entrepreneurship Lab: Hier hat man keinen Kurs sondern macht ein unbezahltes Praktikum in einem Silicon Valley Startup -> sehr zu empfehlen

Advanced Spanish Conversation: Moderater Arbeitsaufwand, moderates Lernpotential-> abhängig von eigenen Spanischlevel, zu empfehlen

Die Organisation an der SJSU ist grundsätzlich katastrophal und aufgrund eines Präzedenzfalles im Spring-Semester 2015, war unser Auslandssemester fast vorbei bevor es begonnen hatte. Wie bereits in anderen Berichten beschrieben, ist es auch an der SJSU normal, Kurse zu crashen und diese über add-codes nach dem amerikanischen Studenten zu adden. Der Dekan der Business-Fakultät hatte nun Anfang Januar entschieden, da die Kurse bereits overenrolled waren (d.h. sich zu viele Studenten eingeschrieben hatten) keinerlei add-codes mehr herauszugeben. Faktisch bedeutete das, dass keiner der Visiting students einen Kurs der Business-Fakultät adden konnte. Das International Gateways Office konnte an diesem Zustand nichts ändern und war bei der Lösung des Problems auch nicht wirklich von Hilfe. Das führte dazu, dass alle Austauschstudenten für zwei Wochen in einem äußerst ermüdenden und nervenaufreibenden Kampf um das Hinzufügen in irgendwelche Kurse ringen mussten. Letztendlich haben es wohl alle Visiting Students geschafft, in ausreichend Kurse zu kommen um ihren F1-Visa Status behalten zu können, auch wenn das einen zweiwöchigen Spießrutenlauf erforderte.


Kalifornien

Im Allgemeinen ist Kalifornien wohl einer der schönsten, wenn auch teuersten Staaten der USA. Wer an der Westküste studiert, sollte auf jeden Fall die Chance nutzen und ausgiebig reisen. Orte wie LA, San Francisco, San Diego, Big Sur oder Yosemite sind auf jeden Fall ein Must-see. Aber auch über die Grenzen Kaliforniens hinaus gibt es an der Westküste sehr viel sehenswerte Orte in relativer Nähe, wie Las Vegas (Nevada), den Grand Canyon (Arizona) oder Hawaii.


Leben

Das Silicon Valley ist eine der hochpreisigsten Regionen der USA. Das lässt sich in allen Bereichen des Lebens feststellen, begonnen bei den Mietpreisen (ca. 800-1500$) bis hin zu den Preisen für Lebensmittel (2 Paprika 5$).

Wie in den USA so üblich, ist das öffentliche Leben darauf ausgerichtet, dass man ein Auto hat. Das South Valley (die erweiterte Region um San José) hat zwar öffentliche Verkehrsmittel, die man als Student der SJSU auch kostenlos nutzen kann, diese sind allerdings im Vergleich zu Deutschland unterentwickelt und von Personen mit zweifelhaftem sozialem Hintergrund frequentiert.

Es ist daher dringend zu empfehlen ein eigenes Auto zu Verfügung zu haben. Allerdings sind die damit verbundenen Kosten (Anschaffung, Versicherung) nicht zu unterschätzen.

Sollte man Interesse an einem regen Nachtleben haben bietet San José entweder im Zentrum oder etwas weiter südlich in einem Stadtteil (Campell) einige Möglichkeiten. Aufgrund der Gesetzgebung schließen alle Clubs und Bars allerdings spätestens um 2:00. Wer nach langlebigeren oder ausgefalleneren Partys sucht, wird entweder in San Francisco oder auf Privatpartys fündig.


Fazit

Wie dem Bericht vielleicht bereits zu entnehmen ist, ist es eine spezielle Erfahrung an der SJSU zu studieren. Ich möchte nicht sagen, dass es zwingend eine schlechte Erfahrung ist, allerdings bin ich der festen Überzeugung, dass es in Kalifornien weitaus bessere Orte gibt, um ein Auslandssemester zu verbringen. Studenten der Betriebswirtschaftslehre möchte ich allerdings direkt empfehlen die SJSU zu meiden, da es aufgrund der ungewissen und keinesfalls gelösten Problematik an der Business-Fakultät sein kann, dass der Studienerfolg eines Auslandssemesters grundlegend gefährdet ist.