Wirtschaftsprüfung im Ausland studieren

Wirtschaftsprüfer? Die interessieren sich ausschließlich für Zahlen, arbeiten nur im Winter und machen selbst dann nichts anderes als Häkchen setzen. Soweit die Vorurteile. Doch der Beruf des Wirtschaftsprüfers ist weitaus vielfältiger, als es die gängigen Klischees vermuten lassen. Eine Hauptaufgabe der unabhängigen Wirtschaftsprüfer ist tatsächlich die gesetzlich vorgeschriebene Jahresabschlussprüfung von Wirtschaftsunternehmen, die in den Wintermonaten stattfindet. Doch auch außerhalb der sogenannten „busy season“ haben Wirtschaftsprüfer viel zu tun. Sie beraten etwa Firmen in Finanz- und Steuerangelegenheiten oder beurteilen als unabhängige Gutachter den Wert eines Unternehmens.

Wie werde ich Wirtschaftsprüfer?

Zum Jahresabschluss steht für jedes Unternehmen eine Wirtschaftsprüfung an.

Wirtschaftsprüfer gehören zu den freien Berufsständen. Ihre Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten gelten als gut. Doch um als unabhängige Wirtschaftsprüfer vereidigt zu werden, müssen sie eine lange und anspruchsvolle Ausbildung hinter sich bringen. Der klassische Weg zum Wirtschaftsprüfer besteht aus einem Studium aus dem Bereich Wirtschaft. Nach einer anschließenden Assistenzzeit von mindestens drei Jahren in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft können die Absolventen sich dann zum Wirtschaftsprüferexamen anmelden. Die Vorbereitung auf diese gefürchtete Prüfung findet größtenteils zuhause und in kostspieligen Repetitorien statt. Doch auch bei intensiver Vorbereitung bestehen nur etwa fünfzig Prozent der Kandidaten die Prüfung beim ersten Versuch.


Neue Wege zum Wirtschaftsprüfer: Bachelor und Master

Seit kurzem bieten einige Universitäten und Fachhochschulen Bachelor- und Masterprogramme an, die die Studierenden gezielt auf ihre spätere Berufstätigkeit vorbereiten und den langwierigen Bildungsweg verkürzen. Dieser Ausbildungsweg richtet sich nach Paragraf 8a der Wirtschaftsprüferordnung. Demnach müssen angehende Wirtschaftsprüfer zunächst ein Bachelorstudium aus dem Bereich BWL, VWL, Wirtschaftsrecht oder Steuern absolvieren. Nach einer nur einjährigen Assistenzzeit in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft können sie dann einen berufsbegleitenden Masterstudiengang anschließen. Dieser bereitet die Studierenden gezielt auf ihren späteren Beruf und das Examen vor. Die Studienleistungen werden zum Teil auf das Wirtschaftsprüferexamen angerechnet. So fallen bis zu drei von insgesamt sieben Klausuren weg. Auf diesem Wege bestehen immerhin 75 Prozent aller Kandidaten die anspruchsvolle Prüfung.

Bachelorstudium

Die Bachelorprogramme aus dem Bereich Steuern und Wirtschaftsprüfung bereiten die Studierenden bereits intensiv auf Tätigkeiten in der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung vor. Da es sich um wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge handelt, werden zu Beginn des Studiums zunächst die Grundlagenfächer Mathematik, Statistik oder allgemeine BWL vermittelt. Von Anfang an stehen aber auch für den Studiengang spezifische Inhalte aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Wirtschaftsrecht und Steuerlehre auf dem Lehrplan. Die persönlichen und sozialen Kompetenzen werden in Fächern wie Projektmanagement, Rhetorik oder Verhandlungsführung geschult.

Masterstudium

Die berufsbegleitenden Masterprogramme vertiefen die Inhalte aus den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerlehre, Wirtschaftsrecht, BWL und VWL. Typische Module sind Controlling, Rechnungslegung oder Bilanzsteuerrecht. Auch Wirtschaftsenglisch und die Vermittlung von Soft Skills wie Konfliktmanagement spielen in den Masterprogrammen eine große Rolle.


Wer ist für ein Studium der Wirtschaftsprüfung geeignet?

Jeder Wirtschaftsprüfer sollte ein Faible für Zahlen mitbringen und in der Lage sein, wirtschaftlich zu denken. Davon abgesehen müssen Wirtschaftsprüfer im späteren Berufsleben auch über soziale Kompetenzen wie etwa Kommunikationsfähigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Integrität verfügen. Zu den Voraussetzungen für das Studium gehören neben Mathekenntnissen auch gute Englischkenntnisse.


Berufsfelder

Nach bestandenem Wirtschaftsprüferexamen müssen die Absolventen zwei weitere Jahre als Prüfungsassistenten arbeiten, bis sie offiziell zum Wirtschaftsprüfer bestellt werden können.

Als unabhängige Wirtschaftsprüfer stehen ihnen dann verschiedene Berufsfelder offen. Viele sind in Wirtschaftsprüfer- oder Steuerberatungsgesellschaften, selbstständigen Kanzleien, genossenschaftlichen Prüfungsverbänden oder der Wirtschaftsprüferkammer tätig. Sie erstellen gesetzlich vorgeschriebene und freiwillig beantragte Jahresabschlüsse für kleine und größere Unternehmen, Banken und Versicherungen.

Aufgrund ihres Berufsethos und ihrer umfassenden rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnisse sind sie oft auch als Berater tätig. Sie ermitteln beispielsweise im Auftrag von Investoren oder Fusionskandidaten den Wert eines Unternehmens und beraten Firmen in Steuerangelegenheiten und Rechtsfragen. Auch treuhänderische Tätigkeiten wie etwa die Vermögensverwaltung oder Testamentsvollstreckung sind möglich.


Warum ein Auslandsstudium absolvieren?

Deutsche Unternehmen, die am New York Stock Exchange notiert sind, sind dazu verpflichtet, nach den Grundsätzen der US-amerikanischen Rechnungslegung zu bilanzieren. Auch in anderen börsennotierten Unternehmen werden häufig international anerkannte Rechnungslegungsvorschriften verwendet. Wer in der Lage sein möchte, später auch für international aufgestellte Unternehmen zu überprüfen, kann einen Teil des Studiums im Ausland verbringen. Während eines oder zweier Auslandssemester haben Studierende nicht nur die Gelegenheit, das fachliche Wissen zu erweitern. Sie schulen gleichzeitig ihre Fremdsprachenkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen, die für das Berufsleben immer wichtiger werden.