„Mit dem Otago-PPE kannst du überall landen“
Wirtschaft, Politik und Philosophie in Einem?! Ganz klar, eine zunehmend komplexere Welt mit immer kniffeligeren Problemen und Challenges braucht innovative Lösungen. Vom Klima über die internationalen (Wirtschafts-) Beziehungen bis hin zur Parteienlandschaft befindet sich heute vieles im Umbruch – mit ungewissem Ausgang. Um auf die facettenreichen Fragen und Konflikte der Gegenwart und der Zukunft angemessene Antworten zu finden, brauche es multi-perspektivisches Denken, findet auch Professor Elisabeth („Lisa“) Ellis, die Direktorin des Studienganges Philosophy, Politics and Economics (PPE) der neuseeländischen University of Otago.
Was ihren Studiengang sowohl für ein Auslandssemester als auch für ein ganzes Studium in Neuseeland besonders spannend und einzigartig macht, erklärt Professor Ellis im Experteninterview.
College Contact:
Philosophie, Politik und Wirtschaft in Einem – was ist die Idee hinter dieser interessanten Kombination von Disziplinen?
Professor Ellis:
In Philosophy, Politics and Economics bereiten wir die Studenten darauf vor, die Probleme der Welt zu lösen, indem sie das logische Denken der Philosophie mit den sozialen Einblicken der Politikwissenschaft und der methodischen Strenge der Wirtschaftswissenschaft kombinieren. In diesem herausfordernden interdisziplinären Studiengang beschäftigen sich die Studenten mit Logik, Ethik, kollektivem Handeln, menschlichem Verhalten, politischer Theorie, Ökonomie und Ideengeschichte. Der ursprünglich in Oxford entwickelte Studiengang wird mittlerweile auf der ganzen Welt angeboten - in Neuseeland allerdings nur an der University of Otago. Heute vermittelt er Grundlagen in klassischen Texten der Humanwissenschaften verbunden mit den besten neuen Ideen über Gesellschaft und der Analyse aktueller politischer Herausforderungen. Jede der Disziplinen bereichert die andere: Finanzmärkte werden beispielsweise von mehr oder weniger demokratischen Staaten reguliert, deren Politik wiederum auf einer Vielzahl häufig gegensätzlicher ethischer, sozialer und ökonomischer Prinzipien basiert. Die politischen Herausforderungen von heute sind komplizierter denn je, darauf bereitet das interdisziplinäre PPE-Studium die Studenten vor. In der New York Times gab es beispielsweise kürzlich einen Artikel zu PPE und dem Klimawandel: The New York Times: What Kind of Problem is Climate Change?
College Contact:
Der Studiengang scheint immer beliebter zu werden. Was glauben Sie, warum das Thema zurzeit so „in“ ist?
Professor Ellis:
Da gibt es ein paar Gründe. Erstens erleben wir alle zurzeit eine Phase der Transformation, in welcher unsere Institutionen – Multilateralismus in den internationalen Beziehungen, freie Handels- und Investitionsmöglichkeiten in der Wirtschaft, Netzwerke staatlicher und privater Mainstream-Medien in der öffentlichen Sphäre, um nur einige zu nennen – nicht so funktionieren, wie wir es gerne hätten. Die multidisziplinäre Perspektive von PPE gibt den Studenten das nötige Handwerkszeug, um zu verstehen, wie diese Institutionen entstanden sind und wie sie ursprünglich legitimiert waren, zu erkennen, wie sie sich wandeln sowie um sie kritisch zu analysieren und neue vorzuschlagen. Zweitens sind enge Skill-Sets auf dem heutigen Job-Markt weniger nützlich als flexible Fähigkeiten. PPE-Absolventen sind vertraut mit quantitativer Analyse, aber sie sind auch kritische Denker, können gut kommunizieren und überzeugen und sind in der Lage, sich schnell neue Informationen und Fähigkeiten anzueignen. Drittens ist PPE aber auch einfach in sich sehr interessant: ob die Studenten nun Adam Smiths und Karl Marx’ moral-psychologische Hypothesen mit den neuesten empirischen Erkenntnissen der Verhaltensökonomie vergleichen, die Wirksamkeit eines universellen Grundeinkommens debattieren oder an simulierten Verhandlungen zur Entschärfung gefährlicher internationaler Konflikte teilnehmen, es gibt immer etwas zu tun. Da kommt nicht so schnell Langeweile auf.
College Contact:
Welche Karrieremöglichkeiten haben PPE-Absolventen?
Professor Ellis:
PPE-Absolventen arbeiten in Neuseeland oder im Ausland, in oder für Regierungen, als politische Analysten, Anwälte, Geschäftsinhaber, Banker, Berater, Redakteure, Diplomaten und vieles mehr. Beinahe die Hälfte unserer Absolventen arbeitet oder studiert in Übersee. Der üblichste Karriereweg ist die Arbeit als politischer Analyst in Wellington. Danach kommen Stellen im juristischen Bereich, gefolgt von Traineeprogrammen in der Managementberatung oder in anderen Unternehmen. Manche Lebensläufe sind ungewöhnlicher als andere: PPE-ler veranstalten Yoga Retreats, arbeiten als Musikproduzenten, fördern den internationalen Transfer von Luftfahrtequipment, führen ihre eigene IT-Firma, designen effiziente Fertighäuser oder machen Filme hier oder im Ausland. Eine ganze Menge unserer Alumni betreibt weiterführende Studien an Universitäten wie Oxford, Harvard, Cornell, Toronto, Auckland, Victoria und anderen.
PPE-Absolventen arbeiten auf allen Regierungsebenen in Neuseeland und außerhalb, manche in politischen Jobs, aber die meisten arbeiten in der Verwaltung als Diplomaten, finanzielle Berater, Kommunikationsmanager und in vielen anderen Rollen. Es gibt PPE-Absolventen, die als Forscher oder Manager bei NGOs arbeiten sowie ziemlich viele, die professionell schreiben – als Journalist oder im Marketing. Als ersten Job hatten PPE-ler kürzlich Anstellungen als politische Berater im Finanzministerium, als Managementberater bei EY, Dozent an der Uni, Trainee bei Kensington Swan oder Redakteur bei Castleford Media.
College Contact:
Wie wird der Studiengang an der University of Otago umgesetzt?
Professor Ellis:
Wir bieten PPE als Hauptfach mit verschiedenen Abschlüssen an: Bachelor of Arts, Bachelor of Commerce, Bachelor of Arts and Science oder Bachelor of Commerce and Science. Manche Studenten kombinieren den Bachelor of Arts in PPE auch mit einem LLB (Bachelor of Laws).
Zu Beginn belegen die Studenten einführende Kurse in den drei Disziplinen, wobei sie aus einer ganzen Reihe von Optionen in Politik und Philosophie wählen können und je nach schulischem Hintergrund ein bis zwei einführende Kurse in Wirtschaft machen. Im zweiten Jahr nehmen sie an einem kleinen Kernseminar teil, das von einem interdisziplinären Team von Dozenten in politischer Philosophie und Wirtschaft geleitet wird und suchen sich fünf weitere Kurse aus dem Angebot der drei Bereiche heraus. In diesem Jahr entscheiden sie sich auch zwischen zwei verschiedenen Tracks innerhalb ihres Economics-Studiums – der eine ist thematischer, der andere formaler. Am Ende des dritten Jahres belegen die Studenten fortgeschrittene Kurse in allen drei Disziplinen. Sie haben die Möglichkeit, selbständig zu forschen, ein Praktikum zu machen (zum Beispiel bei einer lokalen staatlichen Institution) oder schon während des Bachelors einen Masterkurs aus ihrem Lieblingsbereich zu belegen.
PPE ist eine starke Lerngemeinschaft, eine sehr offene Direktorin eingeschlossen. Wir unterstützen unsere Studenten dabei, sich für akademische und nicht-akademische Stellen, Stipendien und umkämpfte Studienplätze im Postgraduate-Bereich zu bewerben.
College Contact:
Warum sollten unsere Studenten für ihr Auslandssemester oder Studium in PPE die University of Otago wählen? Was sind besondere Stärken des Studiengangs?
Professor Ellis:
Anders als an anderen Universitäten studieren unsere Studenten alle drei Fächer bis zum höchsten Niveau. Ab dem dritten Jahr sind sie dazu in der Lage, ihre analytischen Fähigkeiten bei praktischen Tätigkeiten anzuwenden, wenn sie möchten. Einige unserer Studenten haben zum Beispiel NGOs dabei geholfen, ihre Governance-Praktiken zu reformieren, sie haben die Katastrophenbereitschaft lokaler Stadtverwaltungen analysiert oder sie haben eine kooperative Game App entwickelt, die zu klimafreundlicherem Wohnen anregt.
Was uns außerdem von einigen anderen Programmen unterscheidet, ist, dass wir wissenschaftlich sind, nicht ideologisch. Wir nehmen keinerlei Spenden von Lobbygruppen (wie viele unserer Kollegen es tun, vor allem von libertären Gruppen, aber auch von involvierten Akteuren). Unsere Dozenten sind beispielsweise auch unterschiedlicher Meinung bezüglich der heutigen Relevanz einer Klassenanalyse oder auch der Wirksamkeit globaler Marktmechanismen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen. Anstatt unsere Studenten zu indoktrinieren oder einseitig zu informieren, diskutieren wir unsere Differenzen öffentlich (insbesondere in den Kernseminaren) und stützen unsere Argumente auf Fakten statt auf Ideologie. Ich freue mich deshalb, berichten zu können, dass Otago PPE-Absolventen bereits als leitende Forscher sowohl für das relativ linksgerichtete McGuiness Institute als auch für die relativ rechtsgerichtete New Zealand Initiative gearbeitet haben. Beide sind neuseeländische Think-Tanks.
Unsere Dozenten sind international anerkannte Experten ihres Bereichs und die Studenten arbeiten eng mit ihnen zusammen – nicht nur mit ihren Mitarbeitern. Die Seminare werden von etablierten Professoren und aufstrebenden Junior-Stars gegeben und die Uni ist auch klein genug, damit wir unsere Studenten persönlich kennen können. Wir begleiten sie ihr gesamtes Studium hindurch und unterstützen sie – oft sogar noch nach ihrem Abschluss, wir bleiben häufig in Kontakt. Ich persönlich habe schon eine ganze Menge PPE-Studenten als Forschungsassistenten beschäftigt, was viele meiner Kollegen ebenfalls tun. Sie publizieren auch gemeinsam mit ihnen.
Mit dem Otago-PPE kann man überall landen: Unsere Alumni setzen ihr Studium an den besten Institutionen der Welt fort, unterstützen Regierungen in strategischen oder politischen Funktionen, beraten Unternehmen weltweit, machen auch politische Beratung für Notenbanken, arbeiten als Anwälte bei Regierungen, Unternehmen und Kanzleien in Neuseeland oder außerhalb und vieles mehr.
College Contact:
Bietet die Uni zusätzliche Aktivitäten an, die für PPE-Studenten besonders interessant sind?
Professor Ellis:
Otago bietet mehr Aktivitäten als ein Student jemals wahrnehmen könnte. Viele PPE-ler machen bei der Otago Debating Society mit, bei Ignite Consulting, bei Critic (einem Studentenmagazin), Radio One, der Theatergruppe, Musikgruppen oder der OUSA, der Studierendenvertretung. Genauso viele sind aber auch in Klubs rund ums Wandern, Skifahren, Langstreckenlauf, Surfen, Paddeln oder Rugby aktiv: Kurz gesagt, die Outdoor-Möglichkeiten auf der neuseeländischen Südinsel sind außergewöhnlich und PPE-ler sind davon ebenso begeistert wie alle anderen auch.
College Contact:
Was sind Ihre persönlichen Forschungsinteressen und welche Kurse unterrichten Sie?
Professor Ellis:
Ich leite den PPE-Studiengang und unterrichte Theorie der Umweltpolitik, politische Ideengeschichte und Ökologie. Im nächsten Jahr beginne ich einen neuen Kurs namens „Nature, Conflict and the State“. In meiner Forschung beschäftige ich mich zurzeit mit dem Thema „Kollektive Implikationen von Einzelentscheidungen“ in den Bereichen Klimaschutz und –anpassung, dem Management invasiver Spezies und der Bewertung von Ökosystemleistungen. Ich interessiere mich außerdem seit Langem für deutsche Politik und Kultur, woraus bereits drei Bücher über Kants politische Philosophie entstanden sind. Gerne bin ich bereit, neben Englisch auch auf Deutsch zu kommunizieren, auch wenn ich den Eindruck habe, dass meine deutschen Studenten lieber Englisch sprechen, solange sie hier sind.
Ihr möchtet mehr über den PPE-Studiengang oder eure weiteren Studienoptionen im Auslandssemester an der University of Otago erfahren? Unsere Neuseeland-Expertin Stephanie Bussler hilft euch gerne weiter – natürlich wie immer völlig kostenlos und unverbindlich!
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