15 Jan 2016
Kleinstadt-Uni auf Weltklasseniveau

Interview mit Sheila Young von der Brock University

Dank des milden Klimas der Niagara-Region können Studenten an der Brock University ausgiebig Sonne tanken.

Dass es in Kanada mehr als Schnee und Kälte gibt, weiß Sheila Young von der Brock University ganz genau - schließlich liegt die kanadische Hochschule inmitten einer Region voller Weinberge und bunter Obstplantagen. College Contact sprach mit der Leiterin von Brock International Services über das Leben und Studium in der Niagara-Region.

Im Interview verrät Sheila, wie es der Brock University gelingt, die Balance zwischen Weltklasseniveau und familiärer Atmosphäre zu halten. Sie erklärt, was es mit dem „Townhome-Style“ auf sich hat und weshalb gerade auch jüngere Studenten an der kanadischen Hochschule sehr gut aufgehoben sind.


College Contact:
In Deutschland bringt man Kanada oft mit knackig kalten Wintern in Verbindung. Viele Menschen gehen davon aus, dass in Kanada quasi durchgängig Schnee liegt. Wie ist es wirklich, in der Niagara-Region zu leben und zu studieren?

Sheila Young:
Das ist die Frage, die mit Abstand am häufigsten gestellt wird: Wie ist das Wetter in Kanada? Heutzutage ist es teilweise schwierig, eine Antwort darauf zu geben, weil das Wetter sehr wechselhaft ist. Aber wir haben vier deutlich voneinander zu unterscheidende Jahreszeiten und natürlich gibt es einen Winter in Kanada. Aber das ist eben nur eine der vier Jahreszeiten.

Die Niagara-Region gehört zu den Gegenden in Kanada mit dem mildesten Klima, da sie ganz im Süden des Landes liegt. Hier werden Trauben angebaut, um Wein und Traubensaft herzustellen. Außerdem haben wir alle möglichen Früchte, beispielsweise Kirschen, Pflaumen und Aprikosen, aber auch Hartobst wie Äpfel und Birnen. Es liegt vielleicht von Januar bis Ende März oder April Schnee. Die restliche Zeit über haben wir Frühling, einen herrlichen Sommer und einen wunderschönen Herbst. Hier bekommt man alles mit.

Die meisten internationalen Studenten kommen während unseres Fall Terms hierher, also von September bis Dezember. Das ist auch eine tolle Zeit, um nach Kanada zu kommen, weil wir Ende August, Anfang September immer noch angenehme Temperaturen haben, um die 20°C und wärmer. Dann wird es Herbst und es ist um die 15°C warm, manchmal auch etwas kälter. Das Klima ist im Allgemeinen sehr ähnlich wie in einigen Teilen von Deutschland. Auf jeden Fall leben wir hier nicht ständig im tiefen Schnee. Dafür muss man weiter in den Norden gehen.


College Contact:
Die Brock University liegt in St. Catharines. Die Stadt soll ein toller Ausgangspunkt zum Reisen sein. Stimmt das?

Sheila Young:
Die Lage von St. Catharines ist toll! St. Catharines ist eine kleine Stadt mit nur etwa 130.000 Einwohnern. Wir liegen direkt an einem der großen Seen, dem Lake Ontario. Man fährt einmal halb um den See herum und schon ist man in Toronto. Toronto ist heute eine der bevölkerungsreichsten Städte Nordamerikas. Ich glaube, allein in Toronto selbst leben rund 3,6 Millionen Menschen.

Und wenn man von der Brock in die andere Richtung über die Grenze fährt, gelangt man ohne große Umstände in die USA - nach Buffalo. Dort gibt es sehr günstige Flüge überall in die Staaten. Aus diesem Grund entscheiden sich Studenten oftmals dafür, nach Buffalo zu fahren und dann für einen Tag oder ein Wochenende nach New York City oder in den Süden zu fliegen, zum Beispiel nach Florida.


College Contact:
Auf der Website der Brock University gibt es ein interessantes Zitat, das besagt, dass die Universität klein genug ist, um eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, aber groß genug, um sich auf Weltklasseniveau zu bewegen. Kannst du erklären, wie das gemeint ist?

Attraktiver Standort: Von der Brock University ist es nicht weit bis zum Lake Ontario und nach Toronto.

Sheila Young:
In Ontario gibt es ziemlich viele unterschiedliche Universitäten - von recht kleinen bis hin zu sehr großen Einrichtungen. Wir werden heute als mittelgroße Einrichtung eingestuft mit etwa 19.000 Studierenden, plus ungefähr 2000 internationalen Studenten, die aus mehr als 80 Ländern stammen und in den verschiedensten Studiengängen eingeschrieben sind. Und natürlich haben wir noch unsere Visiting Study Abroad und Exchange Students, die nur für ein oder zwei Semester bei uns an der Brock studieren.

Aber obwohl wir eine mittelgroße Universität sind, fühlen wir uns noch immer als eine kleine Einrichtung. Das hängt zum Teil mit der Kleinstadtlage zusammen, mit dem ländlichen Gefühl und der ländlichen Umgebung. Aber auch unser Seminarsystem ist ein Stück weit verantwortlich für die familiäre Atmosphäre an unserer Hochschule.

Ein Student mag die Vorlesung eines Professors mit 100 oder mehr Studierenden besuchen, aber daran ist dann ein Seminar mit einem Teaching Assistent oder dem Professor selbst gekoppelt, in dem die Studenten in kleineren Gruppen zusammenkommen. Dann ist man in einer Gruppe von zehn bis 15 Leuten und jeder kennt jeden. Das Seminarsystem wird als eine Möglichkeit gesehen, den Unterrichtsstoff wirklich zu erfassen, denn jeder Student im Kurs präsentiert das Material der Gruppe alleine oder zu zweit.

Gleichzeitig sind wir aber auch eine recht große Universität mit mehr als 600 Vollzeit-Lehrkräften und viele von ihnen sind in ihrem jeweiligen Gebiet als erstklassige Forscher bekannt. Wir haben einige hoch gerankte Professoren, die von Organisationen im In- und Ausland ausgezeichnet worden sind oder die von Seiten der Regierung Auszeichnungen für ihre Arbeit als Dozenten und Wissenschaftler von Weltrang erhalten haben.

Und auf Graduate-Niveau können die Studenten, wie an anderen Hochschulen auch, aus einer Vielzahl von Master- und Promotionsstudiengängen wählen. Es ist immer toll, wenn Studenten zu uns kommen, weil sie zu einem bestimmten Professor wollen, dessen Journal-Artikel, Buchkapitel oder ganzes Buch sie vor fünf Jahren während ihres Bachelorstudiums irgendwo auf der Welt gelesen haben, und dann mit genau diesem Professor während ihres Masters oder ihrer Promotion zusammenarbeiten möchten. Daran zeigt sich, inwiefern wir uns auf Weltklasseniveau bewegen - es gibt Studenten von überall auf der Welt, die hierherkommen und sagen: „Das ist der Grund, warum ich hier bin.“


College Contact:
Lass uns ein bisschen über das Study Abroad-Programm sprechen. Viele Studenten, die wir an die Brock University vermitteln, sind noch recht jung und waren bislang noch nicht in Kanada. Warum würdest du sagen, ist die Brock University gerade auch für jüngere Studenten ein geeigneter Studienort?

Sheila Young:
Auch das hängt, denke ich, wieder damit zusammen, dass wir als ein kleiner und sicherer Standort wahrgenommen werden. Wir haben viele internationale Studenten, die hier ihr komplettes Bachelorstudium absolvieren und ihre Eltern sind in ihre Entscheidung, im Ausland zu studieren, mit eingebunden. Sie entscheiden sich für die Brock, weil ihnen die Idee einer kleineren Universität gefällt und die Tatsache, dass wir uns in einer Umgebung befinden, in dem man sich sicher und willkommen fühlt und die einladend wirkt.

Wir haben auch ein ziemlich neues International Center, das vor fünf Jahren gebaut wurde. Dort sind eine Reihe von Büros und Programmen untergebracht, die verschiedene Services für internationale Studenten anbieten. Dort organisieren wir das ganze Jahr über eine Menge sozialer und kultureller Events, damit sich die Studierenden wie zu Hause fühlen können.

Wenn die Studenten hier ankommen, organisieren wir zuerst einen Orientierungstag extra für neue internationale Studierende. Den gibt es zusätzlich zu einer kompletten Orientierungswoche von der Brock University mit etlichen Aktivitäten - der „Frosh Week“, vergleichbar mit der „Freshman Week“ in den USA. Natürlich sind viele der Aktivitäten für alle Universitätsstudenten gedacht, aber gleichzeitig bietet unser Büro - Brock International Services - auch andere Events an, die sich speziell an internationale Studenten, Study Abroad und Exchange Students richten.

In diesem Jahr kamen einige unserer deutschen Study-Abroad-Studenten nach dem dritten Event in der ersten Woche zu mir und fragen mich: „Bietet ihr direkt nach der Ankunft immer so viele Aktivitäten für Studenten an?“, woraufhin ich entgegnete: „Aber ja! Wir machen das, weil wir wissen, wie wichtig es für euch ist, erst einmal ‚anzukommen‘ und euch einzuleben, bevor die Kurse losgehen. Und wir wollen, dass ihr euch als Teil der Community fühlt und viele Gelegenheiten habt, Leute zu treffen und Freunde zu finden.“

Die erste Woche ist sehr intensiv und danach ist an fast jedem Wochenende im Studienjahr etwas los. Man kann sich einer Bustour nach Canada’s Wonderland oder zu einem Weingut in der Niagara-Region anschließen oder die Niagara Falls besuchen oder was es sonst noch Interessantes und Lustiges zu tun gibt.

Klein und gemütlich: Auf dem Universitätsgelände der Brock University findet man sich schnell zurecht.


College Contact:
Und das Study-Abroad-Programm der Brock University ist für Studenten aller möglichen Disziplinen geöffnet.

Sheila Young:
Ja, genau. Viele Studenten, die über College Contact zu uns kommen, studieren BWL, aber wir haben auch Studenten von Partnerhochschulen in Deutschland und anderen Ländern, die sich zum Beispiel für Sportmanagement oder Tourismusmanagement interessieren. Oder auch für Informatik, Physik und alle möglichen anderen Fachrichtungen. Wir sind ziemlich offen und flexibel in Bezug auf die Kurse und Fächer, die die Studenten belegen möchten, während sie hier sind. Und wir unterstützen sie auch bei der Kurswahl und der Anmeldung.


College Contact:
Der Bewerbungsprozess für Semesterstudenten scheint sehr einfach und unkompliziert zu sein. Könntest du uns das Verfahren kurz erklären?

Sheila Young:
Wir können Semesterstudenten einen sehr stark vereinfachten Bewerbungsprozess anbieten, die sogenannte Accelerated Admission. Auch wenn die akademischen Standards, die wir dabei anlegen, dieselben sind wie für alle anderen Programme und wir genauso gut qualifizierte Studenten haben möchten, sind wir bei Semesterstudenten etwas flexibler in Hinblick auf einzelne Bewerbungsvoraussetzungen. Wir berücksichtigen die Tatsache, dass sie Gaststudenten sind und keine Studenten, die ihr komplettes Studium an der Brock University absolvieren wollen.

Der Bewerbungsprozess ist also sehr einfach und die Studenten bekommen viel Hilfe in Bezug auf die Auswahl der Kurse und die Kursregistrierung - einerseits von uns, aber auch von College Contact, gerade wenn es um die Auswahl der richtigen Kurse geht, die die Studenten für die Anrechnung an ihrer Heimathochschule brauchen. Und wenn sie dann Kontakt mit uns aufnehmen, helfen unsere erfahrenen Mitarbeiterinnen Koreen und Christina den Studenten dabei, sich im Vorfeld ihres Auslandssemesters für die Kurse zu registrieren, die sie belegen möchten. Das ist sehr hilfreich für sie.


College Contact:
Wann und wie können Study-Abroad-Studenten ihre Kurse denn auswählen?

Sheila Young:
Einige Monate vor Beginn ihres Auslandssemesters. Wenn ein Student beispielsweise im September an die Brock kommt, fängt Koreen bereits Ende Juni an, mit ihm über die Kurswahl zu sprechen. Die Kurswahl selbst erfolgt dann typischerweise im Juli, weil wir warten müssen, bis das Registrierungssystem für alle geöffnet wird. Das ist für Brock-Studenten genauso. Die Kursregistrierung ist also ungefähr zwei Monate im Voraus möglich und sollte dann auch schnellstmöglich erfolgen.


College Contact:
Wo können internationale Studenten während ihres Studiums an der Brock University wohnen?

Sheila Young:
Zum einen können sie direkt auf dem Campus wohnen. Dort haben wir Plätze für Semesterstudenten reserviert, die dort leben möchten - und einige wollen das. Wir haben eine Reihe verschiedener Unterkunftsoptionen auf dem Campus: einerseits ganz traditionelle Studentenwohnheimzimmer mit Bett, Schreibtisch, Schrank und einem geteilten Badezimmer. Die Studenten essen dann mit allen anderen in einer der Cafeterien.

Beliebter bei unseren Visiting Students ist jedoch die andere Option, die wir anbieten. Sie nennt sich „Townhome-Style“. Die Studenten leben dort mit vier oder fünf anderen Studenten zusammen und teilen sich eine gemeinsame Küche, sodass sie selbst kochen können, wenn sie das möchten. Dann gibt es ein gemeinsames Badezimmer und alle kümmern sich gemeinsam um die verschiedenen Hausarbeiten, die anfallen. Das läuft also wie in einer Familie.

Unsere Wohnheimmitarbeiter, die für die Verteilung der Zimmer zuständig sind, sorgen dafür, dass die Studenten wirklich „durchgemischt“ werden und nicht alle Studenten einer Nationalität zusammen bleiben. Einerseits lernt man so andere Leute kennen, andererseits hilft es dabei, die Sprache zu üben.

Parkähnlich gestaltet: Der Campus der Brock University lockt mit vielen Grünflächen.

Das sind die Unterkunftsmöglichkeiten auf dem Campus. Eine weitere Möglichkeit sind privat vermietete Wohnungen und Häuser in der Nähe der Universität, da gibt es eine ganze Menge. Zum Teil ist das ein bisschen günstiger, als On-Campus zu wohnen. Ein anderer kleiner Stadtteil mit vielen Studentenwohnungen und Apartments namens Thorold ist auch beliebt. Man kann von dort aus zur Uni laufen, aber es gibt auch eine gute Busverbindung.

Eine dritte Möglichkeit ist das „Homestay“-Programm - auch wenn die Nachfrage danach bei Visiting Students geringer ist, was glaube ich daran liegt, dass sie schon reifer sind und gerne mit ihren Freunden zusammen sein möchten. Aber manchmal gibt es Studenten, die sich in einem Familienumfeld wohler fühlen und es gut finden, dass sich jemand anderes um die Mahlzeiten kümmert. Und natürlich geht es auch hier um die Sprache. Manchen Studenten ist es wirklich wichtig, ihr Englisch zu verbessern. Dafür bietet sich das „Homestay“-Programm ebenfalls gut an.


College Contact:
Welche anderen Studienoptionen gibt es an der Brock University für Studenten aus Europa, die nicht nur für ein Semester, sondern für längere Zeit an der Universität studieren möchten?

Sheila Young:
Manche Studenten, die während ihres Undergraduate-Studiums für ein Auslandssemester bei uns waren, haben ihre Professoren so gut kennengelernt und die vertraute Atmosphäre und das Seminarsystem so schätzen gelernt, dass sie sich einige Jahre später dafür entscheiden, zurückzukommen. Sie möchten mit dem Professor zusammenarbeiten, von dem sie wissen, dass er auf einem bestimmten Gebiet forscht. Und daher wollen sie in diesem Bereich ihren Abschluss machen.

Wir bieten 46 Graduate Programs an, überwiegend Masterstudiengänge, aber bald auch unseren neunten Promotionsstudiengang. Studenten können also aus einer großen Auswahl von Programmen und Fächern auf Master- und Ph.D.-Level wählen. Als Nächstes führen wird den Studiengang Child and Youth Studies ein. Das wird ein sehr beliebtes Programm werden.

College Contact:
Das kann ich mir vorstellen. Danke für das Interview, Sheila.


Ein erstklassiges Seminarsystem, ein umfangreiches Serviceangebot und eine sehr vielseitige Region - wenn das nicht vielversprechend klingt! Auf dem Hochschulprofil der Brock University könnt ihr euch über die kanadische Universität und die verschiedenen Studienoptionen informieren. Unser Beraterteam beantwortet gerne eure Fragen zum Thema.