25 Nov 2021
Informatik in Island studieren

Die Reykjavik University im Interview

Zahlreiche Gründe sprechen für ein Auslandsstudium an der Reykjavik University.

Du bist angehende*r Informatiker*in und denkst darüber nach im Ausland zu studieren? Eine Uni, die du dafür unbedingt in Betracht ziehen solltest, ist die Reykjavik University in Island!

Egal ob du dich mehr für theoretische Informatik oder Artificial Intelligence interessierst, ob du tief in die Forschung gehen oder lieber praktische Erfahrungen in der Industrie sammeln möchtest – die Reykjavik University bietet dir viele spannende Optionen! Neben den zahlreichen Möglichkeiten dein Studium flexibel zu gestalten, profitierst du von dem starken Netzwerk der modernen Universität und ihrer internationalen Ausrichtung. On top studierst du in der nördlichsten Hauptstadt der Welt und bist von den spektakulären Landschaften Islands umgeben.

Wir wollten mehr über die Masterstudiengänge aus dem Department of Computer Science an der Reykjavik University wissen und haben uns dazu mit Dr. Grischa Liebel zu einem Interview verabredet. Er selbst kommt aus Deutschland, hat in Schweden promoviert und lehrt seit 2018 an der Reykjavik University an der Fakultät für Informatik. Im Interview erfährst du, warum es ihn nach Reykjavik verschlagen hat, in welchen Bereichen das Department of Computer Science besonders stark ist und warum seiner Ansicht nach jeder mindestens einmal im Ausland studieren sollte.


Im Interview stellt uns Grischa das Department of Computer Science an der Reykjavik University vor.

College Contact:
Du bist selbst nicht aus Island, sondern aus Deutschland. Wie es dazu gekommen, dass du an der Reykjavik University unterrichtest? Ist das Land besonders stark im Bereich Computer Science?

Grischa:
Ich bin vorher in Schweden gewesen. Also ich war schon im nordischen Raum. Ich war auch vorher schon mehrmals in Island im Urlaub. Und mir gefällt das Land und es hat sich die Möglichkeit ergeben, dass hier eine Stelle antreten konnte.

Die Uni ist eine relativ kleine, junge Uni. Deshalb taucht sie natürlich in den weltweiten Rankings (noch) nicht unbedingt ganz vorne auf. Aber es gibt hier mehrere Stärken in verschiedenen Bereichen. Wir haben zum Beispiel eine sehr starke theoretische Informatik-Abteilung, die auch weltweit bekannt ist.


College Contact:
An der Reykjavik University werden im Department of Computer Science unterschiedliche Masterprogramme angeboten. Kannst du vielleicht das Department of Computer Science kurz vorstellen und ein bisschen was zu den Forschungsschwerpunkten der einzelnen Programme erzählen?

Grischa:
Klar! Die Studiengänge MSc Computer Science, also das klassische Informatikstudium, und der MSc Software Engineerings sind beide sehr flexibel. Es gibt dort sehr wenige Pflichtkomponenten. Und je nachdem, was einem gefällt oder welche Themen man vertiefen will, kann man den Fokus unterschiedlich legen. Außerdem kann man hier zwischen einer eher kurzen 30-Credit-Masterarbeit und einer 60-Credit-Masterarbeit wählen, die dann über ein ganzes Jahr geht. Insbesondere wenn man in Richtung Forschung gehen und zum Beispiel eine Promotion dranhängen will, ist das eine sehr schöne Möglichkeit. Bei einem Jahr Masterarbeit kann man so richtig in die Tiefe gehen.

Neuerdings gibt es im Department of Computer Science auch den MSc Artificial Intelligence and Language Technology. Da geht es auf der einen Seite um Artificial Intelligence, Machine Learning und diese ganzen Themen, die derzeit sehr gefragt sind. Auf der anderen Seite geht es eben um Language Technology. Und das ist ein relativ wichtiger Fokus hier in Island, dass die Sprache bewahrt und weiterentwickelt wird. Wir haben hier auch ein paar Forscher*innen, die in Richtung Spracherkennung, Spracharbeit und Isländisch stark forschen und in diesem Bereich sehr gut aufgestellt sind.

Dann gibt es noch den MSc Data Science, der in Zusammenarbeit mit dem MIT in den USA entstanden ist. In diesem Master kann man sehr viele Kurse am MIT beziehungsweise remote mit dem MIT machen. Hierbei werden viele klassische Themen behandelt, die momentan sehr gefragt sind.

Generell haben wir viele gute Kooperationen, wie eben mit dem MIT. Es bestehen gute Verbindungen zu verschiedenen Universitäten, was ein bisschen mit dem Hintergrund unserer Leute zusammenhängt, denn wir haben hier Leute vom MIT, von Berkeley und so weiter. Und das ist ein guter Mix.


Die flachen Hierarchien an der Reykjavik University tragen zu einer angenehmen Atmosphäre bei.

College Contact:
Das klingt nach vielen spannenden Möglichkeiten! Wie sieht es denn mit den praktischen Erfahrungen aus? Ist ein Praktikum während des Masterstudiums am Department of Computer Science vorgesehen? Und wenn ja, wo können denn die Studierenden ihr Praktikum absolvieren?

Grischa:
Praktika sind auf alle Fälle möglich. Die isländische Industrie ist insbesondere im Service- und Finanzbereich sehr gut aufgestellt. Aber auch ein Praktikum im Bereich Luftfahrt könnte für die Studierenden spannend sein. Es gibt zum Beispiel Ísavia. Das ist die Firma, die alle Flughäfen in Island betreibt, aber gleichzeitig auch den gesamten Nordatlantikluftraum überwacht. Das ist einer der größten Korridore in der Weltluftfahrt.

Außerdem haben wir auch eine Kooperation mit dem Fraunhofer Forschungsinstitut in Maryland in den USA. Das ist ein sehr starkes Institut in der Softwaretechnik. Auch dort wäre ein Praktikum möglich. Ist jetzt nur die Frage, ob Studierende, die aus Deutschland kommen, gleich wieder wegwollen (lacht).

Ansonsten läuft im Prinzip alles über die isländische Industrie, über Kontakte hier. Und das ist etwas, wo die Uni wieder sehr stark ist. Besonders durch die Größe der Uni und von Island selbst haben wir im Grunde Kontakte in allen Firmen. Zudem ist die Hierarchie flach. Das heißt, man ist schnell bei dem CEO der Firma.


College Contact:
Wie sieht es denn so in puncto Sprachbarrieren aus? Kommt man dann in Reykjavik generell gut allein mit Englisch zurecht oder wäre es sinnvoll, isländisch zu können?

Grischa:
Also es ist natürlich immer so: So richtig integriert wird man, wenn man die Sprache kann. Aber gerade in Island kommt man sehr gut mit Englisch zurecht. Das heißt du, du kannst mit einem Kind, das fünf Jahre alt ist, Englisch sprechen teilweise. Und Leute, die achtzig sind, sprechen genauso gut Englisch. Das ist also kein Problem. Und an der Uni ist es ähnlich. Es kann immer natürlich mal passieren, dass irgendwas nur in Isländisch ist, aber insgesamt funktioniert es hier sehr gut mit Englisch.


College Contact:
Wir beobachten, dass es gerade in MINT-Fächern oft weniger stark verbreitet ist, für das Studium ins Ausland zu gehen. Wo siehst du denn vielleicht persönlich den Vorteil gerade auch für MINT-Studierende, einen Teil des Studiums im Ausland zu verbringen? Was würdest du aus deiner eigenen Erfahrung den Studierenden auf den Weg geben?

Grischa:
Also da spreche ich jetzt als jemand, der selbst Erasmus gemacht hat und ich bin da vielleicht ein bisschen beeinflusst, denn ich habe dadurch meine Promotionsstelle gefunden und ich habe dadurch meine Frau kennengelernt (lacht). Ich glaube, für das Studium schadet es nie, mal etwas anderes zu sehen. Einfach, damit man ein bisschen in Frage stellt, wie alles zu Hause funktioniert.

Ansonsten ist es einfach eine der besten Sachen, die man im Leben machen kann. Man erweitert seinen Horizont so extrem dadurch, dass man alle möglichen Leute von überall aus der Welt trifft. Das sollte eigentlich jeder machen. Und ich glaube, was man den Studierenden auf den Weg geben sollte, ist, dass man sich erstmal keine Gedanken darüber machen sollte, ob man jetzt dadurch ein halbes oder ein Jahr lang länger braucht. Ich meine in Deutschland gibt es die Regelstudienzeit und es gibt die ganzen Diskussionen. Aber sobald man irgendwo in der Industrie ist – und gerade im MINT-Bereich ist es in der Regel kein Problem einen Job zu finden – dann fragt niemand mehr danach, ob man jetzt fünf oder zehn Jahre studiert hat, das ist vollkommen egal. Und deswegen würde ich das einfach jedem empfehlen. Besonders, wenn man davor ein bisschen Respekt hat. Einfach mal ins kalte Wasser springen!


College Contact:

Wenn du an der Reykjavik University studierst, bist du obendrein von einer spektakulären Landschaft umgeben.

Und warum sollten die Studierenden, deiner Ansicht nach, nach Island gehen? Was macht die Reykjavik University oder auch Reykjavik als Standort zu einem besonders guten Ort, um dort Informatik zu studieren?

Grischa:
Eines vorweg: Die Namen von Unis werden oft in der Lehre überschätzt. Nur weil eine Uni vielleicht nicht in den Rankings auftaucht, ist die ist die Lehre nicht unbedingt schlechter. Wir haben eine starke Gruppe in der Theorie, in der theoretischen Informatik, und wir haben gute Leute in der Language Technology, in der ganzen Sprachübersetzung. Wenn man sich für die zwei Sachen interessiert, dann sind wir auf jeden Fall ganz oben mit dabei.

Ansonsten hat Island als Land gewisse Reize. Wenn man zum Beispiel Interesse an Meteorologie oder Geologie hat und das mit Informatik verbinden will, dann ist Island auch eine gute Wahl.


College Contact:
Was gefällt dir denn persönlich an der Reykjavik University am besten?

Grischa:
Ich würde sagen, die Freiheiten, die die Uni einem gibt. Die Uni-Hierarchie ist sehr flach. Wenn ich jetzt zum Beispiel in der Lehre irgendwas Neues machen will, dann kann ich das in der Regel ziemlich schnell machen, ohne dass ich jetzt zehn Leute um Erlaubnis fragen muss. Solange man damit einigermaßen verantwortungsvoll umgeht, ist das eine gute Sache.

Das haben wir jetzt zum Beispiel ganz deutlich aufgrund von Corona gesehen, dass die meisten von uns innerhalb von einer halben Woche einfach alles komplett umgestellt haben. Man ist extrem flexibel und das bescheinigen uns auch die Studierenden.


College Contact:
Gibt es sonst noch etwas, dass die Studierenden über die Reykjavik University wissen sollten?

Grischa:
Es ist sehr angenehm, dass die ganze Uni in einem sehr schönen und modernen Gebäudekomplex untergebracht ist. Die Idee dahinter ist, dass du von überall schnell in die anderen Bereiche gelangst. Ich bin jetzt gerade am Ende der einen Seite, aber ich bin trotzdem innerhalb von drei Minuten in der Mitte der Uni, wo das Leben spielt.

Und dann haben wir eine ganz tolle Lage in der Stadt. Wir haben hier so einen Wald beziehungsweise Berg direkt nebendran, wo man eben ganz schön spazieren gehen kann. Und wir haben direkt hinter der Uni einen der wenigen Geothermie-Strände in Island. Das heißt, man kann praktisch an den Strand gehen, auch im Winter, weil das alles beheizt ist. Gleichzeitig sind wir nah am Zentrum. Und wir sehen wir sehen von unserem Gebäude aus den Vulkan. Das das ist was Tolles.


College Contact:
Klasse – vielen Dank für das schöne Interview!



Wie du siehst, sprechen zahlreiche Gründe für ein Informatikstudium an der Reykjavik University. Möchtest du mehr erfahren? Alle weiteren Infos zum Studium in Island bekommst du von unserer Island-Expertin Sabrina.


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