8 Sep 2020
Top Ziele für MINT-Studierende

Auslandssemester an der australischen University of Newcastle

Dr. Michael Ruppert arbeitet als Postdoctoral Researcher an der australischen University of Newcastle.

An der University of Newcastle schätzt der deutsche Ingenieurwissenschaftler Dr. Michael Ruppert neben ihrer herausragenden fachlichen Stärke im MINT-Bereich besonders die tolle Work-Life-Balance, die sie Studenten und Forschern bietet: Ein lebendiger Campus, eine tolle Community sowie nicht zuletzt die super Lage der Universitätsstadt Newcastle direkt am Meer machen die Uni für ihn zu einem großartigen Ort zum Lernen und Arbeiten.

Dr. Ruppert studierte ursprünglich an der Universität Stuttgart, als ihn die Leidenschaft für sein Fach gepaart mit einer Portion Abenteuerlust an die australische University of Newcastle führte und länger als geplant bleiben ließ. Heute arbeitet Dr. Ruppert als Postdoctoral Researcher im Bereich Electrical Engineering der Universität und unterrichtet auch selbst.

Wie es dazu gekommen ist und warum die Uni seiner Ansicht nach auch für ein Auslandssemester im MINT-Bereich eine wirklich tolle Wahl ist, hat er uns im Interview verraten.


College Contact:
Stellen Sie sich doch bitte einmal kurz vor – was genau machen Sie an der University of Newcastle und woran arbeiten Sie zurzeit?

Dr. Ruppert:
Mein Name ist Michael Ruppert und ich arbeite seit drei Jahren als Postdoc im Forschungslabor für Präzisionsmechatronik der School of Electrical Engineering and Computing der University of Newcastle. Ich bin außerdem Koordinator und Dozent des Kurses ELEC 3240 – einem Kurs für analoge Elektronik im dritten Studienjahr. Meine Forschungsarbeit dreht sich vor allem um das Design, die Anwendung und die Steuerung Mikro-Elektromechanischer Systeme (MEMS), die in hochleistungsfähigen Sensoren und insbesondere dem Rasterkraftmikroskop verwendet werden.


Die tolle Lage der Uni im entspannten Küstenort Newcastle ist nur einer von vielen Gründen für die Uni.

College Contact:
Sie sind ursprünglich aus Deutschland und haben Ihren Dipl.-Ing. Abschluss an der Universität Stuttgart erworben. Wie kam es, dass Sie im Anschluss nach Australien gegangen sind?

Dr. Ruppert:
Genau, ich habe an der Universität Stuttgart „Automatisierungstechnik“ (heute „Mechatronik“) mit den Hauptfächern „Steuerungstechnik“ und „Regelungstechnik“ studiert. Ich war wohl einer der letzten, die einen Dipl.-Ing. Abschluss erhalten haben. Für diesen traditionellen ingenieurwissenschaftlichen Studiengang mussten zwei Studienarbeiten – je eine pro Fach – und eine finale Diplomarbeit eingereicht werden. Als ich gerade an meiner zweiten Arbeit saß, kam Prof. Reza Moheimani von der University of Newcastle zu Besuch an die Universität Stuttgart, um dort einen Vortrag zum Thema „Dynamics and Control at the Nanoscale“ zu halten, den ich begeistert verfolgt habe. Obwohl ich mich im Studium eigentlich mit Themen aus dem Bereich Mikrotechnologie beschäftigte, war es für mich faszinierend zu sehen, mit welcher Präzision Steuerungstechnik in nanometrologischen Systemen arbeiten muss.

Im Anschluss an seinen inspirierenden Vortrag ging ich für meine Masterthesis zu Prof. Moheimani an die University of Newcastle und blieb dann ganz selbstverständlich als ich das Angebot für ein Promotionsstipendium bekam. Dieses Stipendium und die Tatsache, dass ich hier ein exzellentes Forschungslabor gefunden hatte, haben mir diese Entscheidung recht leicht gemacht, würde ich sagen. Außerdem muss ich zugeben, dass der Küstenort Newcastle mit seinen vielen wunderschönen Stränden (und Surfspots), seiner relaxten Atmosphäre und seinem netten Kleinstadtflair meine Entscheidung zu bleiben auch positiv beeinflusst hat.


"MEMS" sind Dr. Rupperts Spezialgebiet. Nur wenige Universitäten weltweit können mit der Forschung der University of Newcastle im Bereich "Automation and Control" mithalten.

College Contact:
Was macht Ihrer Ansicht nach das Studieren und Arbeiten an der University of Newcastle besonders spannend?

Dr. Ruppert:
In meiner Rolle als Postdoktorand bin ich an das Precision Mechatronics Lab (PML) angebunden, eine der zentralen Forschungseinrichtungen innerhalb des Priority Research Centre for Complex Dynamic Systems and Control (PRC CDSC). Mit seiner technischen Top-Ausstattung im Wert von über 3,3 Millionen Dollar zur Analyse, Instrumentierung und dem Design von Mikro- und Nanosystemen sind die Kapazitäten des PML einzigartig in Australien. Besonders der Fachbereich „Automation and Control“ schneidet daher in internationalen Hochschulrankings wie dem Shanghai Ranking 2019 in Bezug auf seine Forschungsergebnisse mit einem weltweiten Platz 8 (vor Harvard und Stanford) sehr gut ab. Folglich gibt es buchstäblich keinen anderen Ort in Australien (und nur wenige weltweit), der besser für mein Forschungsgebiet geeignet ist.

Abgesehen vom Forschungsumfeld ist die Universität aber auch ein sehr integrativer und sozialer Arbeitsplatz und der Campus, gelegen in ursprünglichem Buschland, ein wunderschöner Ort zum Arbeiten. Es gibt viele Programme zur Unterstützung von Studenten und Nachwuchsforschern. Der Campus selbst ist während des Semesters außerdem ein sehr lebendiger Ort mit vielen gemeinschaftlichen Events oder Konzerten zur Mittagszeit, welche die Pausen sehr angenehm machen.


Nicht nur Weltklasse, sondern ein Ort, an dem man sich wohlfühlt: Der Campus der University of Newcastle.

College Contact:
Inwieweit denken Sie, dass ein Auslandssemester gerade auch für deutsche MINT-Studierende eine entscheidende Erfahrung ist? Welche wichtigen Skills und Erkenntnisse können sie daraus für sich mitnehmen?

Dr. Ruppert:
Generell sollte jeder Student von jeder Universität dazu ermutigt werden, ein Semester im Ausland zu verbringen – sei es, um Kurse zu belegen oder um Forschungsarbeit in einem anderen Labor zu machen. Es wird ihren intellektuellen und sozialen Horizont erheblich erweitern und Netzwerke schaffen, die ihnen zweifellos sehr nützlich sein werden. Ich persönlich habe gleich mehrere Semester im Ausland verbracht: Ich habe ein sechsmonatiges Praktikum bei ABB in Singapur gemacht, ich habe sechs Monate lang an der University of Newcastle an meiner Masterarbeit gearbeitet, gefolgt von, nun ja, vier Jahren PhD. Zusätzlich bin ich im Laufe dieser Zeit hier noch zweimal an die University of Texas in Dallas gegangen. Jeder dieser Aufenthalte war etwa vier Monate lang – ich habe also im Grunde genommen Auslandsaufenthalte während meines Auslandsaufenthalts gemacht.


College Contact:
Das klingt interessant! Was macht denn gerade Australien zu einer spannenden Destination für ein Auslandssemester in MINT-Fächern? Stimmt es, dass das MINT-Studium in Australien sehr viel praxisorientierter ist und selbst im Bachelor viel mehr Einbindung in tatsächliche (Forschungs-) Projekte umfasst, als wir es aus Deutschland kennen?

An der University of Newcastle heißt Lernen weit mehr als nur Bücher lesen und zuhören: Praxiserfahrung steht hier im Mittelpunkt.

Dr. Ruppert:
Ja, ich würde sagen, es gibt mehrere praktische Vorteile, insbesondere an der University of Newcastle, wenn man von einer deutschen Universität kommt. Die technische Ausbildung an unseren deutschen Universitäten ist zwar Weltklasse, aber sehr theorielastig. Und obwohl ich der Überzeugung bin, dass eine solide theoretische Basis die Grundlage von Wissen ist, erfordert die „reale Welt“ praktische Erfahrung und die Fähigkeit, das Gelernte anzuwenden. Beispielsweise musste ich in meinen zwei Jahren Elektrischer Schaltungstheorie an der Universität Stuttgart nicht ein einziges Mal einen Operationsverstärker (oder irgendeine andere elektrische Komponente) löten oder eine Leiterplatte von Grund auf neu entwerfen. In Newcastle hingegen gibt es zahlreiche projektbasierte Kurse und Praxiserfahrung steht im Mittelpunkt des Lernens. Diese sehr praktische und erfrischende Herangehensweise erschien mir als eine großartige Ergänzung zu konventionellen theoretischen Vorlesungen.


College Contact:
Können Sie etwas mehr dazu sagen, was die University of Newcastle zu einer besonders tollen Wahl macht, auch im Vergleich zu anderen australischen Universitäten?

Dr. Ruppert:
Ich kann leider nicht besonders viel über andere australische Universitäten und deren akademische Qualität sagen, da ich nur eine Handvoll von ihnen zu Forschungszwecken besucht habe. Wenn man sich die Zahlen anschaut, kann man allerdings sehen, dass Newcastle eine eindeutige Ausrichtung auf die Disziplinen Science-Technology-Engineering-Mathematics-und-Medicine (STEMM) hat. Erkennbar ist das beispielsweise an dem neuen 180 Millionen Dollar STEMM-Gebäude, welches die größte Infrastrukturinvestition in der Geschichte der University of Newcastle darstellen wird. Den starken Forschungsfokus der University of Newcastle im STEMM-Bereich kann man auch an den Ergebnissen des Excellence in Research Australia (ERA)-Berichts von 2018 sehen, aus dem die Uni als Nummer 8 in Australien für Forschung hervorgeht, die „weit über dem weltweiten Standard“ liegt. 100% der STEMM Forschungsbereiche der Uni werden dort als „dem Weltstandard entsprechend oder besser“ bewertet. Zusätzlich erreichte Engineering die höchste Punktzahl in allen drei Kategorien des kürzlich erschienenen Engagement and Impact Assessments 2018-19.


In den Kursen der University of Newcastle ist Selbermachen angesagt. Nutzt euer Auslandssemester um an spannenden Projekten zu arbeiten!

College Contact:
Fallen Ihnen spezielle Kurse oder andere spannende Optionen ein, die unsere MINT-Studierenden im Auslandssemester an der University of Newcastle auf keinen Fall verpassen sollten?

Dr. Ruppert:
Allgemein würde ich empfehlen, ein Auslandssemester eher in einer späteren Phase des Studiums zu absolvieren, also im vorletzten oder letzten Studienjahr. Auf diese Weise haben die Studierenden die Gelegenheit, Kurse zu belegen oder an (Forschungs-)Projekten zu arbeiten, die ihnen für ihre Abschlussarbeit helfen.

Da ich selbst aus dem Bereich Electrical Engineering komme, bin ich nur mit den Kursen meines unmittelbaren Umfelds vertraut. Wenn wir bei den praxisbezogenen Kursen bleiben wollen, dann würde ich Mechatronics Design 1 & 2 (MCHA3500, MCHA4000), Advanced Estimation (MCHA6100) und Electronics Design (ELEC4210) empfehlen. All diese Kurse haben einen erheblichen Anteil an projektbezogener Arbeit – sei es die Entwicklung eines autonomen Roboters, der eine bestimmte Aufgabe erfüllen soll, die Implementierung eines modellprädiktiven Reglers (MPC), die eines Partikelfilters oder die Entwicklung einer Hochfrequenz-Leiterplatte. Während meiner eigenen Studienzeit in Stuttgart hatte ich solche Gelegenheiten höchstens, wenn ich sie im Rahmen meiner Abschlussarbeiten verfolgt habe.


College Contact:
Bonusfrage: Gibt es noch weitere Gründe, warum unsere Studierenden die University of Newcastle unbedingt für ihr Auslandssemester in Betracht ziehen sollten?

Dr. Ruppert:
Soweit ich weiß, ist Newcastle eine der sehr wenigen Städte mit einer bedeutenden Universität in Australien, die direkt am Meer liegt. Für mich hieß das, ich konnte bei Sonnenaufgang surfen gehen und trotzdem noch pünktlich um 9 Uhr in der Uni sein, erfrischt und bereit für einen produktiven Tag. Ich denke, Motivation ist alles und jeder muss seine eigene Motivationsquelle finden. Für mich war es, in einem wunderschönen Teil der Welt zu leben und eine großartige Work-Life-Balance zu haben, die man als wesentlich für meinen Erfolg betrachten könnte.

College Contact:
Das klingt wunderbar! Vielen Dank für das interessante Interview.


Ihr möchtet mehr über eure Studienoptionen im Auslandssemester an der University of Newcastle erfahren? Dann schreibt uns eine E-Mail oder ruft uns an.

Unsere Australien-Expertin Stephanie Bussler hilft euch gerne weiter – individuell und völlig kostenlos.

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