Academic Gap Year statt Studienabbruch
Am 01. Juni ist eine neue, bundesweit repräsentative Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zum Thema „Studienabbruch – Umfang und Motive“ erschienen. Im Vergleich zu vorherigen Studien ist die Zahl der Studienabbrecher insgesamt von 28 auf 29 Prozent gestiegen. Das ist zwar nur ein minimaler Anstieg, dennoch sind vor allem die Zahlen in den MINT-Fächern bedenklich. In keiner Fächergruppe brechen so viele Bachelorstudenten ihr Studium ab.
Die Studie nennt vor allem zwei Hauptgründe für einen Studienabbruch – zum einen Leistungsüberforderung und zum anderen fehlende Motivation. Beides ließe sich bei einer guten Studienvorbereitung und -orientierung vermeiden.
Ein Academic Gap Year als unverbindliches Schnupperstudium stellt hier eine gute Option dar. Dieses bietet nämlich nicht nur die Möglichkeit, sich ohne Druck in verschiedenen Fachbereichen auszuprobieren, sondern auch die Chance, bereits früh wertvolle Auslandserfahrungen zu sammeln. Denn egal ob als Mathematiker, Informatiker, Chemiker oder Bauingenieur, ob nun in der Forschung oder in der Wirtschaft – interkulturelle Kompetenzen sind in den MINT-Branchen mittlerweile unabdingbar.
Studienabbruch: Zahlen und Ursachen
Fast jeder dritte Bachelorstudent verlässt laut Studie nach durchschnittlich 3,8 Fachsemestern die Hochschule ohne Abschluss. Noch frappierender sind die Quoten in den MINT-Fächern, vor allem an den Fachhochschulen. In den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften konnte ein Anstieg der Abbrecherquote von 34 auf 42 Prozent festgestellt werden. In den Ingenieurwissenschaften ist die Anzahl der Abbrecher gleich geblieben, liegt aber mit 33 Prozent dennoch deutlich über dem Durchschnitt. An den Universitäten sieht es etwas besser aus: Während die Quote in Mathematik und Naturwissenschaften mit 39 Prozent konstant blieb, sank sie in den Ingenieurwissenschaften von 36 auf 32 Prozent.
Doch was für Motive stecken hinter dem Entschluss, das Studium abzubrechen? „Die Zahl der Gründe ist groß, aber gerade in den technischen Fächern spielt die unzureichende Vorbereitung auf die Anforderungen des Studiums eine große Rolle“, meint Dr. Pascal Hetze vom Stifterverband, zuständig für den Programmbereich „Analysen und Innovationspolitik“. „Der empfundene Schwierigkeitsgrad scheint in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern doch größer zu sein, als viele am Anfang erwarten.“ Dr. Hetze weiß, wovon er spricht. Mit Programminitiativen wie „Nachhaltige Hochschulstrategien für mehr MINT-Absolventen“ und „MINTernational“ setzt er sich für Deutschlands MINT-Nachwuchs ein. Dabei geht es ihm sowohl um Verbesserungen der Studienbedingungen für junge MINT-Studenten als auch um die Internationalisierung der MINT-Fächer.
Die neue Studie des DZHW bestätigt Dr. Hetzes Annahme: 30 Prozent der Studienabbrecher scheitern an den hohen Anforderungen sowie an fehlenden fachlichen Vorkenntnissen – und dies bereits zu Beginn ihres Studiums. Ein weiteres ausschlaggebendes Motiv ist die mangelnde Studienmotivation, die sich häufig aus falschen Vorstellungen über das Studienfach und einer daraus resultierenden fehlenden Identifikation mit diesem ergibt. Die Wahl des Studienfachs sollte also nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn eine starke Identifizierung ist wichtig, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Doch vielen Abiturienten fällt die Entscheidung für einen Studiengang nicht leicht. Häufig kennen sie zwar ihre persönlichen Vorlieben und Stärken, können aber nicht einschätzen, ob diese auch für ein theorielastiges Studium ausreichen. Oder aber die Interessen sind so breit gefächert, dass allein schon eine grobe Orientierung in Richtung Natur- oder etwa Gesellschaftswissenschaften schwer fällt.
Warum ein Academic Gap Year sinnvoll sein kann
Ebenso erging es Martin, der sich nach seinem Abitur 2016 noch nicht dazu in der Lage fühlte, sich direkt für einen Studiengang zu entscheiden. „Als ich dann auf das Modell des Academic Gap Years aufmerksam wurde, sah ich darin die Möglichkeit, verschiedene Fächer, in denen ich meine Interessen gesehen habe, auf Universitätsniveau auszuprobieren, ohne dabei direkt für ein jahrelanges Studium verpflichtet zu sein“, erzählt er. „Es sah einfach genau nach dem aus, was ich brauchte, um mich zu entscheiden.“ Seit Januar studiert er nun als Gap-Year-Student an der University of Essex und besucht dort die Kurse Mathematical Skills, Discovering Psychology, Critical Reasoning and Logical Argument sowie Navigating the Digital World – sein Stundenplan ist ein Querschnitt aus Natur- und Gesellschaftswissenschaften. Vor allem in der Mathematik stieß er bald auf fachliche Schwierigkeiten: „Die Universität ist nun mal doch deutlich schwerer als die Oberstufe“, räumt er ein.
Eine Erkenntnis, zu der viele MINT-Studenten im Verlauf ihrer ersten beiden Semester gelangen. Gerade in den MINT-Fächern ist die Studieneinstiegsphase eine Herausforderung. Die meisten Erstsemester wissen nicht, was sie an der Hochschule erwartet und Misserfolge können gerade zu Beginn des Studiums äußerst frustrierend sein. Auch Dr. Hetze sieht darin ein essenzielles Problem: „Eine zentrale Rückmeldung, die wir gerade von den Hochschulen bekommen und die man auch in vielen Studien belegt sieht, sind in der Tat unterschiedliche Vorstellungen, insbesondere mit Blick auf die Bedeutung von mathematischen Kompetenzen und die Rolle der Mathematik auch jenseits des Mathematikstudiums, insbesondere in den technischen Fächern“, erzählt er.
Wer weiß, welches fachliche Niveau auf einen zukommt und wer bereits entsprechende Vorkenntnisse besitzt, ist besser dazu in der Lage, anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden. Ein Academic Gap Year verhilft zu wichtigen Einsichten hinsichtlich der eigenen Stärken und Schwächen. Denn – und das ist das Entscheidende – im Academic Gap Year steht nichts auf dem Spiel! Während eines „Probestudiums“ gehört die Feststellung „Das ist wohl doch nichts für mich!“ einfach dazu. Wer hier an seine Grenzen stößt, tut sich nicht weh.
Auch Dr. Hetze sieht in einem Academic Gap Year durchaus eine Option: „Jede Form von Orientierung hilft. Jede Form von internationaler Erfahrung hilft auch“, so Dr. Hetze. Zum „Schock“ am Studienanfang könne es natürlich trotzdem kommen, meint er. Immerhin hätten die deutschen Hochschulen von Anfang an einen starken fachlichen Bezug, während die britischen oder amerikanischen Hochschulen eher einen breiten Einstieg geben. „Es gibt natürlich trotzdem einfach die Frage: Ist die Hochschule als Institution ein Ort, mit dem ich mich irgendwie identifizieren kann? Und deswegen macht die Orientierungsphase ja durchaus immer Sinn“, fügt Dr. Hetze noch hinzu.
Hat Martin das Gefühl, dass ihn das Academic Gap Year bei seiner Orientierung geholfen hat? „Definitiv. Der Einblick in die Fächer, von denen ich dachte, sie könnten richtig für mich sein und in denen ich meine Interessen gesehen habe, erleichtert natürlich die jetzige Auswahl sehr“, bestätigt er. „Selbst wenn es nur der Ausschluss eines Fachbereiches ist.“ Martin ist sich mittlerweile sicher, in welche Richtung es an der deutschen Hochschule für ihn gehen wird und in welche eben nicht: „Für mich persönlich kann ich sagen, dass ich ein pur mathematisches Studium ad acta legen kann, ich mich aber trotzdem in die Richtung des Logischen, Rechnerischen bewegen möchte, da meine Interessen doch eher dort liegen als in den puren Geisteswissenschaften.“
Wie MINT-Studenten von Auslandserfahrung profitieren
Neben der Möglichkeit, ganz unverfänglich in verschiedene Fachbereiche hineinzuschnuppern und dabei herauszufinden, ob ein bestimmtes MINT-Studium die richtige Wahl ist, bietet das Academic Gap Year weiterhin die tolle Option, frühzeitig Auslandserfahrung zu sammeln. Gerade in diesem Punkt sieht Dr. Pascal Hetze nämlich noch Handlungsbedarf: „MINTler fallen in vielen Fächern dadurch auf, dass sie weit weniger geneigt sind, auch mal über den nationalen Tellerrand zu gucken als Studenten anderer Fächer“, konstatiert er. „Was natürlich gerade vor dem Hintergrund eine Rolle spielt, dass sie eigentlich diejenigen sind - egal ob sie später in die Wirtschaft oder Wissenschaft gehen - die in einem Aufgabenfeld landen, das überdurchschnittlich stark international orientiert ist.“
Ein Academic Gap Year im Ausland macht sich also nicht zuletzt auch auf dem Lebenslauf sehr gut, denn Auslandserfahrung zeugt von Eigenständigkeit und interkultureller Kompetenz. Wer eine Zeit lang allein im Ausland lebt und studiert, wird an dieser Erfahrung reifen sowie an Selbstvertrauen gewinnen und deshalb sicherlich auch souverän mit eventuellen Schwierigkeiten im MINT-Studium umgehen können. Gerade wer ein Academic Gap Year im anglophonen Ausland macht, profitiert zusätzlich von neu hinzugewonnen Sprachkenntnissen. Immerhin ist Englisch die Wissenschaftssprache und in den meisten MINT-Fächern sind solide Englischkenntnisse längst unumgänglich.
Ihr seid noch unsicher in der Wahl eures Studienfachs und wollt nach eurem Abitur erst einmal in verschiedene Fachbereiche hineinschnuppern? Ihr wollt nicht nur Auslands-, sondern auch erste Studienerfahrungen sammeln? Ein Academic Gap Year an einer unserer Partnerhochschulen könnte genau das Richtige für euch sein. Lasst euch unverbindlich und kostenlos von uns beraten – via E-Mail, am Telefon und natürlich auch ganz persönlich.