16 Jun
Erfahrungsbericht von Stefanie L.

California State University Fullerton


Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsinformatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2016 bis 05/2016
Heimathochschule: Stuttgart DHBW

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Die Entscheidung an die CSUF zu gehen war simple: Die Universität hat einen sehr guten Ruf im Bereich Wirtschaft, die Stadt selber liegt 40 Minuten von Los Angeles und 10 Minuten von Disneyland entfernt und die Berge als auch der Strand sind in unmittelbarer Nähe. Die Bewerbung lief ohne Probleme. Für die DHBW musste lediglich ein Interessenformular ausgefüllt werden und anschließend übernahm die Organisation College Contact die weiteren Schritte. Die benötigten Unterlagen konnten elektronisch per Email an die Organisation weiter gereicht werden. Die aufgekommen Fragen konnte College Contact schnell beantworten und gut war auch, dass eine Mitarbeiterin uns in der Uni besucht hat, um letzte Dinge zu klären. Die ausländische Universität akzeptierte uns ohne weiteren Bewerbungsprozess. Der schwierige Teil war der Behördengang. Zuallererst mussten alle Dokumente gesammelt werden, wie z.B. ein gültiger Reisepass, der Ausbildungsvertrag und eine Bestätigung der Bank über einen ausreichenden Kontostand. Online musste ein Termin beim Konsulat vereinbart werden. Danach musste ein aufwendiges Formular online ausgefüllt werden. Der ganze Prozess trägt Kosten über 300€, geschweige denn von der Fahrt zum Konsulat mitten in der Woche. Der Termin im Konsulat verging ohne Probleme. Solange man die Unterlagen hatte und sich im Interview auf Englisch gut angestellt hat, war man nach 10 Minuten fertig. Das Visum kam eine Woche später an die angegeben Adresse.

Die Wohnungssuche war recht einfach. Ich ging mit 2 Kommilitonen nach Amerika. Wir  haben wir uns dafür entschieden, nicht zusammen zu leben sondern mit Amerikanern, um die amerikanische Lebensart und die Kultur besser kennen zu lernen. Zum Glück gab es auf Facebook eine Fullerton-Gruppe, die von College Contact gegründet wurde. Darin fanden wir ehemaligen Studenten, die ihr Zimmer in einer amerikanischen WG weiter vermietet haben. Die Wohnsituation in Fullerton ist recht teuer. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ich habe mich für das University House entschieden, da es möbliert war, 5 min vom Campus weg, es viele kostenlose Extras gab und das Gebäude recht neu und dementsprechend sauber und sicher war. Weitere Möglichkeiten sind on Dorms Wohnungen, UCA Wohnungen, University Village oder sich privat etwas zu suchen. Für das UH zahlte ich 1000$ im Monat, hatte dafür mein eigenes Zimmer und ein eigenes Bad. Man hatte zudem freien Zugang zu Pools, Gyms, Grillplätzen, einem Computer Raum und zwei Tanning Räumen. Leider musste man die Miete weiter zahlen, auch wenn man nicht mehr dort wohnte, weil es Jahresverträge sind, die abgeschlossen werden. Dies konnte man jedoch umgehen, wenn man einen Nachmieter gefunden hatte.

Wie man oft hört, ist die Infrastruktur in Amerika nicht sonderlich gut. Wir Mädels haben uns entschieden, kein Auto zu kaufen. Da wir alle unter 25 (ab 25 sind die Kosten deutlich geringer) als auch unter 21 Jahre alt sind, haben wir uns für den Autoverleih „Dirty Cheap Car Rental“ in San Diego entschieden. Sie haben top Konditionen für internationale Studenten unter 21. Für 16 Wochen haben wir insgesamt 3300$ inklusive Versicherung, die alle Schäden deckt, bezahlt. In der ersten Woche haben wir uber (private Taxifahrer, die man über die gleichnamige App bestellen kann) oder den Bus genutzt. Der Bus ist recht günstig mit 2 Dollar für jede Strecke, egal wie lang sie ist.

Die Kurse konnten wir vorab online auswählen. Das war jedoch nur die Wunschliste und hieß nicht, dass wir auch sicher diese Kurse bekommen. Vor Ort mussten wir durch das Verfahren namens „Class Crashing“. Das bedeutet, dass wir am ersten Schultag zum Professor des Kurses gehen mussten und fragen, ob noch Platz für uns im Kurs war.

Das Studium an der California State University

Der Campus der CSUF war für mich, im Vergleich zu dem was ich kannte, groß aber für amerikanische Verhältnisse jedoch noch recht klein. Die Fakultäten jeder Studienrichtung befanden sich in unmittelbarerer Nähe zueinander, es gab zusätzlich noch eine Bibliothek, ein Baseballfeld, ein Footballfeld, Fußballfelder, ein Foodcourt, eine Turnhalle und ein riesen Fitnessstudio mit allem was das Herz begehrt. Das Gebäude in dem wir Unterricht hatten, das Mihaylo College of Business and Economics, war das schönste und neuste Gebäude. Vor jeden Unterricht darf natürlich nicht vergessen werden, bei Starbucks vorbeizuschauen. Das war ziemlich einfach, da wir 3 Starbucks hatten und 2 Kaffees, die Starbucks Kaffee ausschenkten. Der ganze Campus wurde stets sauber gehalten, es gab Orangenbäume und viele Sitzgelegenheiten auf dem Campus. Alles wurde in einem wüstenähnlichen Stil mit Palmen gestaltet, um Wasser zu sparen, da die Wassersprinkler nicht viel in Einsatz kommen mussten. Weiterhin gab es alle paar hundert Meter ein Notrufsäule für die campuseigene Polizei.

Die CSUF ist eine Universität mit sehr viel Spirit und einem Gefühl für Gemeinschaft und Soziales. Wie man es aus den Filmen kennt, gibt es an der Uni viele Verbindungen, die auch viele Spendenverkäufe auf dem Campus durchgeführt haben. Aber auch neben diesen sozialen Aktionen, wurde viel kostenlos an die Studenten verteilt. Dies lag auch an den Promotion-Aktionen der Sponsoren, die kostenlos ihre Produkte verteilt haben.

Angekommen an der Schule, ging es auch schon zum Class Crashing. In der ersten Woche haben wir in jeden möglichen Kurs reingeschnuppert und die Kurse behalten, die uns am besten gefallen haben und in denen noch Platz für uns war. Zusätzlich haben wir uns die Bücher, die in manchen Fächern gefordert waren, beim amerikanischen Amazon ausgeliehen. Amerikanische Studenten haben Vorrang bei der Kurswahl, mit der Begründung, dass sie dort ihren Abschluss machen. Am Ende haben wir keinen unserer Wunschkurse bekommen oder behalten, sondern mussten alles umplanen.  Wir hatten Unterricht von Montagabend bis Donnerstagvormittag.

Management 444 – Project Management

Auch wenn vorhin gesagt wurde, dass CSUF eine sehr gute und bekannte Wirtschaftsfakultät hat, konnte ich das in diesem Fach leider nicht sagen. Das lag sicherlich auch daran, dass der Professor neu war und seine Notenvergabe nicht nachvollziehbar war. Nichtsdestotrotz habe ich etwas gelernt, nämlich wie man es nicht richtig macht. Es gab zu jedem Unterricht ein Quiz über den Inhalt vom vorherigen Unterricht. Zusätzlich gab es Hausaufgaben und Assignments. Weiterhin mussten wir Studenten uns die Software MS Project runterladen, was nicht so einfach war, da auch der Professor nicht wusste, wie er uns die Software zugänglich machen kann. Zum Glück konnten uns die Professoren der IT-Fächer helfen. Die Schule besitzt ein Softwarepool, aus dem Studenten kostenlos Software runterladen können. Auf der Internetseite dreamspark.com kann kostenlos ein Account erstellt werden. Einige Klicks weiter, musste über die Schule ein Sonderzugang gefordert werden, sodass MS Project gedownloaded werden konnte. Es gab ein Midterm und ein Final Exam in diesem Kurs. Sie bestanden aus Multiple-Choice-Fragen und einer frei gestellten Fragen, zu dem ein einseitiger Text geschrieben werden sollte.

Accounting 301A – Intermediate Accounting

Accounting in USA ist anders als in Deutschland. Wir in Deutschland benutzten das internationale System wobei Amerika das System GAAP (General Accepted Accounting Principles) benutzt. Einige Accountingregeln sind gleich oder ableitbar aus dem Deutschen, somit war es doch halbwegs verständlich. In diesem Fach gab es 2 Midterms und 1 Final Exam. Zusätzlich musste noch ein 2-seitiges Assignment angefertigt werden, wie üblich double Space versteht sich. Es gab jedes Mal Hausaufgaben, die online über ein Portal gemacht werden mussten. Zusätzlich musste ein Buch beschafft werden. Ich habe mich dafür entschieden, nur den Onlinezugang zu kaufen, da dazu das Buch in der Onlineversion dazukommt. Es kostete 140$ für 2 Semester. Ansonsten hat mir der Kurs sehr gut gefallen. Der Professor war trotz seinem indischen Akzent gut zu verstehen. Er wiederholte die Grundlagen, sodass es einfach war, in das Thema einzusteigen.  

ISDS 406 – Systems Analysis and Design

Das Fach hatte ich schon in Deutschland und die Inhalte haben sich genau überschnitten. Das Fach wurde in einem Klassenraum gehalten mit schuleigenen Computern. Es war eines der organisiertesten Fächer mit den organisiertesten Professor den ich dort hatte. Er kam stets vorbereitet zum Unterricht und benutzte PowerPoint Präsentationen, die es auch als Studentenversion mit Lücken gab, sodass während des Vortrags die Studenten die Lücken ausfüllen mussten. Zum Beginn des Kurses, wurde per Zufall 3 Studenten ausgewählt, die eine aktuelle IT-Story der Klasse mitteilen sollten. So war man immer up to date, wenn es um die neuesten IT-News ging. Weiterhin wurde die Klasse in Kleingruppen aufgeteilt, die im Laufe des Semesters ein Systemproposal anfertigen sollte. Weiterhin wurden Hausaufgaben individuell aber auch als Gruppe aufgegeben. Die konnten wiederum für das Gruppenprojekt benutzt werden. Ein Midterm und ein Final Exam wurden in der Klasse an den Schulcomputern genommen.

ISDS 454

Das Fach wurde nach einem Seminarkonzept Unterricht. Der Professor hielt keine Vorlesung, war jedoch in der Klasse anwesend, um Fragen der Studenten zu beantworten. Die Klasse wurde in Kleingruppen aufgeteilt. Die Aufgabe war, eine Applikation zu entwickeln und diese zu dokumentieren. Was für eine Applikation es sein sollte, wurde uns Studenten überlassen. Somit konnte ich die Erfahrung machen, wie es ist, mit Amerikanern in einem Team zu arbeiten. Außerhalb des Unterrichts sich zu treffen, war nicht der Fall. Oft hat man die Aufgaben mit nach Hause genommen oder die Zeit im Unterricht verwenden können. Somit war dieser Kurs auf der einen Seite sehr entspannt, auf der anderen Seite verlangte es jedoch gute Kommunikation zu den anderen Teammitgliedern und eine gewisse Disziplin und Eigenverantwortung, dass die Aufgaben auch eigenständig zu Hause in der Freizeit erledigt. Es gab keine Prüfungen, jedoch gab es Termine, an denen bestimme Zwischenergebnisse abgegeben werden musste. Am Ende des Semesters musste jede Gruppe eine Präsentation über deren Arbeit halten und ein Live Demo der Applikation vorführen.

Rückblickend muss ich sagen, dass ich, obwohl ich weniger Fächer hatte als in Deutschland, vergleichsweise für die Uni genauso viel gemacht habe wie in Deutschland. Leider stellt sich Multiple-Choice nicht immer als einfacher heraus als offen gestellte Fragen. Negativ war auch, dass durch das Class Crashing 3 unserer Kurse am Abend von 19 – 21:45 Uhr stattfanden. Somit hatte ich leider nicht die Möglichkeit, die Sportteams meiner Wahl beizutreten. Trotzdem habe ich viel über das amerikanische Bildungssystem gelernt. Durch die Lerngruppen, habe ich auch neue Freunde dazu gewonnen.

Die amerikanische Kultur und die Menschen

Die amerikanische Kultur ist sehr anders und die Menschen tendenziell verrückter aber in positiver Hinsicht. Amerikaner sind nett und besonders die in Kalifornien sind sehr offen und locker. Kleine Gespräche führt man mit jedem, ob man sich kennt oder nicht. Zudem empfand ich es als sehr höflich, dass man sich stets dafür entschuldigt hat, wenn man einem im Weg stand. Weitere Klischee,s die sich bewahrheitet haben, waren die großen Autos, die breiten Highways und die großen Verpackungsgrößen in den riesen Supermärkten. Ich denke, das hat viel damit zu tun, dass die Amerikaner ein sehr starkes Konsumverhalten besitzen und die Wirtschaft und Kultur auch darauf setzt.

Meine Mitbewohner haben viele Lebensmittel gekauft, obwohl wir noch genug hatten. Am Ende, wurde viel vom Essen weggeschmissen, da es verschimmelt war, abgelaufen ist oder sie einfach keine Lust mehr hatten, es am 3. Tag erneut zu essen. Zu meiner Überraschung fanden fast alle Amerikaner, die ich kennengelernt habe, es nicht schlimm, Essen wegzuwerfen. Zudem gehen viele Amerikaner außerhalb essen und kochen eher weniger.

Was ich empfehlen kann sind die Burger von In’n’Out. Sie sind gut und günstig und es gibt sie nur in Kalifornien und einmal in Las Vegas. Sehr bekannt sind sie auch für ihr Secret Menu, wie z.B. der Burger in Animal Style. Meine Mitbewohner waren sehr nett. Sie waren an meine Kultur genauso viel interessiert wie ich an ihre. Somit haben wir uns viel ausgetauscht und viel dazugelernt. Neben der Schule besuchte ich noch einige Business Clubs, da sie so zahlreich angeboten wurden an der CSUF. Vor allem wenn es darum ging, Kontakte für die Zukunft zu knüpfen, waren die Clubs die beste Anlaufstellen. Dort habe ich auch Freundschaften fürs Leben geknüpft.

Desweiteren gibt es viel zu unternehmen und zu sehen. Ich war im Disneyland, Universal Studios und dem Freizeit Park Six Flags, welche mit dem Auto gut zu erreichen sind. Natürlich darf man die Strände nicht vergessen, Laguna Beach, Newport Beach, Huntington Beach und viele mehr. Das Wasser war leider immer ziemlich kalt, um darin zu schwimmen, aber es war warm genug zum Sonnen oder für ein Lagerfeuer mit den Clubs oder Freunden am Strand.

Während des Spring Breaks hatten wir Studenten eine Woche frei. Gemeinsam mit 2 Freundinnen, haben wir uns entschieden, ein Road Trip zu machen. Um alle unsere Ziele abhaken zu können, mussten wir viele Meilen fahren, dafür gab es jeden Tag etwas Neues zu sehen: Von Fullerton ging es zuerst nach San Francisco, Lake Tahoe, Yosemite National Park, Sequoia National Park, Death Valley, Las Vegas, Zion National Park, Hoover Dam, Grand Canyon, Antelope National Park und zum Schluss noch Horseshoe Bend. Es war ziemlich anstrengend, aber es hat sich definitiv gelohnt. Aber auch in der Nähe von Fullerton gibt es viele Orte mit schönen Wanderwegen und Aussichtspunkten.  

Falls man 21 Jahre alt war oder älter, kann man super in LA und Umgebung feiern gehen. Auch Downtown Fullerton war recht beliebt. Es gab aber auch 18+ Partys, die meiner Meinung nach überteuert und nicht so sonderlich niveauvoll waren. Zudem darf nicht vergessen werden, dass fast alle Clubs um 2 Uhr morgens schließen. Somit beschloss ich mit meinen Leuten auf Housepartys zu gehen.  

Zusammenfassung

All die Erfahrungen, dich ich dort gemacht habe, waren unglaublich und es wäre viel zu viel für diesen Bericht. Obwohl es doch ein sehr teurer Spaß war, muss ich sagen, dass ich es wieder tun würde und keinen Cent bereue (außer das 80$ teure Ticket fürs Parken auf dem Schulparkplatz ohne Plakette). Ich habe Freunde fürs Leben gewonnen und Kalifornien lieben gelernt. Ich bin wieder zurück in Deutschland, wünsche mir jedoch, dass ich wieder dort wäre. Mein Leben dort war sonderbar sorgenfrei und ich war stets glücklich dort. Langeweile kam nie auf, da es so viel zu tun und zu sehen gibt. Vor allem kann ich sagen, dass ich innerhalb dieser 5 Monate persönlich viel gewachsen bin, sich einige meiner Sichtweisen verändert haben und andere sich umso mehr befestigt haben. Es war eine Chance, die ich jedem empfehlen würde, auch zu nutzen.