1 Feb
Erfahrungsbericht von Martina G.

Capilano University


Hochschule: Capilano University
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Passau U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe im Wintersemester 2015/2016 die Capilano University (CapU) in Vancouver für ein Auslandssemester besucht. In Deutschland studiere ich Politikwissenschaft und Kulturwissenschaft. Im Programm Liberal Studies habe ich passende Kurse sowohl für Politik als auch den Kulturraum Anglistik gefunden. Allerdings werden in Politik nicht viele Kurse pro Semester angeboten. Hier sollte man sehr flexibel sein und vorab mehrere Alternativen raussuchen und auch mit der Heimatuniversität oder Hochschule abklären bezüglich der Anrechenbarkeit.

Meine Dozenten an der CapU waren alle sehr kompetent und haben den Unterricht auch interessant gestaltet. Der Unterricht findet in Klassenzimmergröße statt. Ich habe für das eine Semester 3 Kurse belegt, das waren insgesamt 9-Wochenstunden. Der Hauptgrund dafür waren die Studiengebühren. Allerdings ist man mit 3 Kursen auch schon gut beschäftigt. Die kanadischen Studenten belegen pro Semester 4-5 Kurse, sind dann aber auch im Dauerstress. Ich musste beispielsweise in Literatur / Kultur 5 Bücher lesen, eine Präsentation halten, ein Essay verfassen und eine Zwischenprüfung sowie eine Abschlussprüfung absolvieren und teilweise noch kleinere Hausaufgaben erledigen. Alle Leistungen zählen in die Gesamtnote mit ein. In Politik waren die Prüfungsleistungen nicht ganz so viel wie in Literatur. Zusammengefasst ist der Arbeitsaufwand wirklich um einiges höher als in Deutschland, jedoch erhält man auch einfacher bessere Noten.

Der Campus ist allgemein sehr klein. Ich persönlich habe das für ein Semester nicht schlecht gefunden, gerade im fremden Terrain ist das von Vorteil, da man anderen Austauschstudenten oft zufällig über den Weg läuft. Das Sportangebot ist eher dürftig und muss auch extra bezahlt werden. Es gibt eine Mensa, die jedoch im Vergleich mit deutschen Unis etwas teurer ist. Unsere zuständige Betreuerin an der Capilano Universität war sehr nett und hilfsbereit. Die organisatorischen Details haben alle gut funktioniert, allerdings kamen nach dem Orientierungstag auch nicht mehr viele Informationen. Das hat man auch nicht unbedingt gebraucht, dennoch war es komisch, da wir ohne eine jegliche Abschiedsveranstaltung einfach einzeln abgereist sind.

Der Campus befindet sich in North Vancouver. Vancouver ist eine sehr breit gefächerte Stadt und die Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind ewig. Von Downtown nach North Vancouver kann man gut 40-50 Minuten einfache Wegstrecke einplanen. Auch der Stadtteil North Vancouver ist groß und man sollte vorab mit z. B. Google Maps checken, wie lange der Fahrweg von der Unterkunft bis zur Universität ist.

Ich habe damals in einer Gastfamilie gewohnt, die direkt gegenüber von der Universität war. Das war super praktisch für mich, da ich nur 7 Minuten zu Fuß gehen musste. Allerdings war mein Fahrweg nach Downtown 40-50 Minuten einfach. In North Vancouver ist nicht viel geboten, für Unterhaltung muss man schon nach Downtown fahren. Da muss jeder selbst entscheiden, was einem lieber ist. An der Capilano University gibt es kein Studentenwohnheim. Um die Unterkunft muss sich jeder selbst kümmern. Es gibt die Möglichkeit, bei einer Gastfamilie zu leben, sich eine Wohnung mit anderen Studenten zu teilen oder sich eine eigene Wohnung suchen. Man sollte frühzeitig mit der Suche anfangen, da das Wohnungsangebot zu bezahlbaren Preisen in Vancouver nicht gut ist. Ich habe meine Gastfamilie über die Studentengruppe „CSU“ = Capilano Students‘ Union gefunden. Ich habe mit mehreren Familien geschrieben und letztendlich eine super Gastfamilie gefunden. Ob man auf einer Wellenlänge ist, stellt man oft im E-Mail-Kontakt fest. Es sollte aber erwähnt werden, dass ich eine der Glücklichen war, die mit ihrer Gastfamilie komplett zufrieden war. Ich habe von einigen anderen Kommilitonen auch mitbekommen, dass sie vieles an der Gastfamilie gestört hat. Ich würde empfehlen, die Annoncen genau durchzulesen und im E-Mail-Verkehr Fragen und No-Gos vorab zu klären. Manche vermieten wirklich nur das Zimmer und wollen sonst nicht viel Kontakt mit den Bewohnern, andere binden einen in die Familie komplett ein. Das muss wieder jeder für sich entscheiden. Ich war bei der Suche sehr flexibel und habe damals bei einer Single-Mom mit Hund in einer kleinen Wohnung gewohnt. Die Frau hatte schon einige Erfahrung mit Austauschstudenten und war sehr offen und herzlich. Wobei diese Charakterzüge auf viele Kanadier zutreffen.

Was mir nicht gefallen hat:

Ein negativer Aspekt war, dass es sehr viele andere deutsche Austauschstudenten gab. Ein Ziel von mir war es, mein Englisch zu verbessern. Da die internationalen Studenten zu 70 % aus deutschen Studenten bestanden, hat man doch sehr viel deutsch während des gesamten Aufenthaltes gesprochen.

Ein weiterer halb-negativer Aspekt war, dass man mit 3-4 Kursen schon relativ wenig Freizeit hat. Für Sightseeing in Vancouver selbst findet man natürlich schon Zeit. Für alles außerhalb wird es etwas knapper. Kanada ist ein wahnsinnig großes Land mit weiten Strecken. Viele Ausflüge kann man (je nach Stundenplan) nur am Wochenende unternehmen, v. a. für die Nationalparks sollte man sich mindestens 5-7 Tage Zeit nehmen.

Insgesamt hat mir mein Auslandssemester in Kanada super gefallen und ich würde es nicht missen wollen. Ich hoffe, dieser Bericht ist eine Unterstützung für eure persönliche Entscheidung.