18 Jan
Erfahrungsbericht von Lisa B.

California State University Chico


Stadt: Chico
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2016 bis 12/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Der Gedanke für einige Zeit ins Ausland zu gehen, begleitet mich nun schon seit einigen Jahren. Für einen High-School-Aufenthalt in den USA habe ich mich damals mit 16 aber noch nicht bereit gefühlt und auch nach dem Abitur bin ich lieber erst mal noch zu Hause geblieben. Seit ich mein Anglistikstudium begonnen habe, war mir dann aber klar, dass ich auf jeden Fall ein Semester im Ausland verbringen möchte. Die USA standen als Ziel auch schnell fest, da mich das Land schon lange fasziniert und ich bereits einige Urlaube dort verbracht habe. Bei der Wahl der Universität war College Contact dann eine große Hilfe und letztendlich fiel die Wahl auf die CSU im nordkalifornischen Chico. Nachdem ich das Fall Semester 2016 dort verbracht habe, bin ich nun seit knapp einem Monat wieder zurück in Deutschland und würde euch an meinen Erfahrungen gerne teilhaben lassen. Ich werde dafür keinen klassischen Bericht schreiben, sondern versuchen einige Fragen zu beantworten, die mich bei der Planung meines Auslandssemesters beschäftigt haben, und dabei auch einige persönliche Erfahrungen mit euch teilen.

Wie viel Zeit nimmt die Planung für ein Auslandssemester in Anspruch?

Ich habe ca. ein Jahr vorher angefangen mein Auslandssemester zu organisieren. Damit lag ich immer sehr gut in der Zeit und hatte noch einen Puffer, falls mal etwas nicht nach Plan gelaufen wäre. Schwierigkeiten sind bei mir eigentlich nie aufgekommen, aber generell ist der bürokratische Aufwand für ein Semester im Ausland (gerade in den USA) ziemlich hoch. Für den Termin in der Botschaft müsst ihr einen „Aufenthalt“ in Frankfurt, Berlin oder München einplanen und auch Bewerbungen für mögliche Stipendien und/oder Auslands-BAföG nehmen einige Zeit in Anspruch. Wenn ihr also stressfrei in euer Auslandssemester starten möchtet, nehmt euch lieber zu viel als zu wenig Zeit !

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Chico - Pulsierende Großstadt oder öde Small Town?

Wie ihr euch sicherlich schon denken könnt, ist Chico keine Weltstadt. Wenn ihr von großen, aufregenden Städten wie Los Angeles, New York oder San Francisco träumt, solltet ihr euch lieber an den Unis dort bewerben. Außer einer Brauerei (Sierra Nevada Brewery) und einem Jojo-Museum (!) hat Chico touristisch nicht allzu viel zu bieten. Das heißt allerdings nicht, dass euch dort nach einer Woche langweilig wird- Im Gegenteil ! Ich habe mich in Chico super schnell heimisch gefühlt und trotzdem immer wieder neue Läden und Orte kennengelernt. Die Frage nach Großstadt oder Kleinstadt kann ich also mit einem „weder noch“ beantworten. Chico ist eine typische College Town. Nicht so groß und vielseitig wie die bekannten Städte in Kalifornien, aber aufgrund der vielen Studenten wird es dennoch nie langweilig.


Freizeit und Umgebung- Was hat Chico zu bieten?

In Chico „Downtown“ gibt es viele Restaurants (Italienisch, Mexikanisch, Japanisch, Middle Eastern …), Cafés, Bäckereien (die Upper Crust Bakery hat die besten Teilchen!) und Bars. Ich bin nicht wirklich ein Partygänger und trinke kaum Alkohol, deshalb kann ich zu den Bars nicht ganz so viel sagen. Ich weiß allerdings von einigen anderen internationalen Studenten, dass es eigentlich jeden Abend die Möglichkeit gibt auszugehen. Im Madison Bear Garden war eigentlich immer was los und auch die anderen Bars in der Stadt waren nie leer.

Wer sich lieber sportlich betätigt, sollte unbedingt das Gym nutzen (die Mitgliedschaft ist in den Semestergebühren enthalten). Dort gibt es einen großen Pool, eine Kletterwand, ein Basketballfeld und viele moderne Geräte. Ansonsten bietet sich der Bidwell Park zum Wandern, Joggen und Fahrrad fahren an. Im Upper Park gibt es einige Stellen, an denen man im Sommer schwimmen gehen kann und im Lower Park ist der One Mile Pool, den man im Sommer ebenfalls kostenfrei nutzen kann.

Im Auditorium an der Uni sind das ganze Jahr über Konzerte (für die man als Student sehr günstig Tickets bekommt) und im El Rey Theater finden ebenfalls regelmäßig Veranstaltungen statt. Etwas außerhalb von Chico hat man auf einer Gun Range die Möglichkeit mal mit einer Waffe zu schießen, auf ein Rodeo zu gehen, sich ein Highschool Football Game anzuschauen oder auf eine State Fair zu gehen, die im Umkreis im Sommer regelmäßig stattfinden.


Mobilität - Fahrrad, Auto oder beides?

Für mich war ein Grund nach Chico zu gehen der, dass man dort kein Auto braucht. Das stimmt so weit auch, da man in der Stadt alles mit (Supermärkte, Mall, Uni) prima mit dem Fahrrad erreichen kann. Zur Not kann man natürlich auch auf den Bus zurückgreifen, den man als Student kostenfrei nutzen kann. Allerdings ist das mit dem öffentlichen Nahverkehr in den USA so eine Sache für sich und man ist lieber nicht drauf angewiesen. Für mich war es eigentlich nie ein Problem kein Auto zu haben, allerdings war ich dadurch häufig auf andere Leute angewiesen. Ihr solltet euch daher bewusst sein, dass Chico umgeben ist von Farmen und Feldern und man ohne Auto nur schwer aus der Stadt heraus kommt. Der Greyhound Bus ist eine günstige Alternative (nach Sacramento kommt man z.B. problemlos) oder aber ihr teilt euch mit mehreren Leuten ein Auto bzw. mietet vielleicht mal eins für ein paar Tage, wenn ein Ausflug ansteht.

Kleiner Tipp ! Die meisten amerikanischen Studenten haben ein eigenes Auto. Wenn ihr also mit Amerikanern zusammen wohnt oder an der Uni amerikanische Freunde findet, lassen die euch vielleicht das Auto mitbenutzen oder fahren euch mal ab und zu irgendwo hin.

PS: Taxis (Liberty Cab) und Uber gibt es in Chico natürlich auch, aber auf die Dauer wird das natürlich relativ teuer.


Ausflüge/Trips - Wie kann ich von Chico aus das große, weite Amerika bereisen?

In den USA sollte man auf jeden Fall die großen Entfernungen bedenken. Mal eben für einen Tag nach LA oder für ein Wochenende nach New York lohnt sich meiner Meinung nach nicht wirklich. Wenn man mal über ein verlängertes Wochenende wegfahren möchte, gibt es aber natürlich viele Möglichkeiten. Im Fall Semester hat man außerdem die einwöchige Thanksgiving Break, die sich zum Reisen anbietet. Ich bin letztes Jahr mit zwei Freundinnen u.a. zum Yosemite und Sequioa National Park gefahren und außerdem noch nach Las Vegas und San Diego geflogen und den Grand Canyon haben wir auch besichtigt. Von Chico aus ist der Flughafen in Sacramento am nächsten (ca. 1 ½ Stunden entfernt). Andere Ziele in der Umgebung (für die man nicht unbedingt fliegen muss) sind San Francisco (ca. 3 Autostunden entfernt), Lake Tahoe, das Napa Valley oder der Highway 1, an dem einige wunderschöne Küstenorte liegen.

Wenn man für einen Ausflug mal die Uni schwänzen muss, ist das in der Regel kein Problem. Einigen Dozenten ist es ziemlich egal, ob ihr anwesend seid oder nicht, anderen ist es lieber wenn ihr euch abmeldet. Fragt einfach nach, wenn ihr euch unsicher seid, und dann steht eurem Kurzurlaub nichts mehr im Wege.


Kurse, Universität und Dozenten - Was ist anders als in Deutschland?

Mir persönlich gefällt das amerikanische System wesentlich besser als das deutsche. Statt einer großen Prüfung am Ende, von der alles abhängt, schreibt man dort über das Semester verteilt einige kleinere Essays, Tests oder Assignments. Ich muss gestehen, dass ich bei einigen Kursen erst mal in Panik ausgebrochen bin als ich den Syllabus gesehen habe. Allerdings sind die Aufgaben dort alle etwas leichter, als man das aus Deutschland kennt, und nehmen nicht so viel Zeit in Anspruch. Ich hatte außerdem das Gefühl, dass die meisten Dozenten auf Formalitäten und den Schreibstil nicht ganz so viel Wert gelegt haben. Macht euch also keine Sorgen, wenn euer Englisch nicht perfekt ist. Ihr könnt euch auf jeden Fall bei euren Dozenten vorstellen und sagen, dass ihr Austauschstudenten aus Deutschland seid. Meine Dozenten haben darauf alle sehr verständnisvoll und interessiert reagiert.

Wie ich bereits erwähnt habe, studiere ich Anglistik und habe in Chico zwei Literatur- und zwei Linguistikkurse belegt. Wenn ihr spezifische Fragen zu meinen Kursen habt oder wissen wollt, wie ich mit den Dozenten klar gekommen bin, lasst euch doch einfach von College Contact meine Kontaktdaten geben und schreibt mich dann einfach privat an.

Generell habe ich mich als (Austausch-) Student in Chico sehr wohl gefühlt. Das International Office hat während des Semesters einige Veranstaltungen organisiert (Infoveranstaltungen sowie Ausflüge), bei denen man mit vielen anderen internationalen Studenten in Kontakt gekommen ist. Ich hatte eigentlich nie irgendwelche Schwierigkeiten oder Probleme, mit denen ich mich an einen der Betreuer wenden musste, aber ich hatte das Gefühl, dass alle immer ein offenes Ohr für uns hatten.


Anschluss finden - Ist man nur unter Deutschen oder kann man auch internationale Kontakte knüpfen?

Generell würde ich sagen, dass alles möglich ist. Neben mir waren im Herbst noch ca. 15 andere Deutsche in Chico. Mit denen kommt man natürlich leichter ins Gespräch als mit anderen, aber man muss definitiv nicht seine ganze Zeit nur mit anderen Deutschen verbringen. Für mich war es wichtig so viel Englisch wie nur möglich zu sprechen und dabei hat es mir enorm geholfen mit Amerikanerinnen zusammen zu wohnen. In meiner Freizeit habe ich nach wie vor viel Deutsch gesprochen, obwohl ich durchaus auch mit Amerikanern/innen zu tun hatte. Ein bisschen ist das natürlich von jedem selbst abhängig, aber es ist halt auch davon abhängig, wen man so in seinen Kursen, der Freizeit oder durch Freunde trifft. Seid einfach offen gegenüber allen Leuten, dann werdet ihr auf jeden Fall viele interessante Bekanntschaften machen und eventuell sogar wahre Freunde finden.

PS: Meldet euch auf jeden Fall für das Buddy-Programm an der Uni an. Dort bekommt ihr einen amerikanischen Mentor zur Seite gestellt, mit dem ihr dann natürlich auch in eurer Freizeit etwas unternehmen könnt. Ich hatte leider nicht wirklich Glück mit meiner Mentorin, da sie nur selten Zeit für mich hatte, aber ich weiß von anderen Studenten, dass sie ziemlich viel mit ihren Mentoren/innen unternommen haben und teilweise sogar deren Familien kennengelernt haben.


Wohnen - Studentenwohnheim, in einer WG oder in einer Gastfamilie?

Für mich war es das größte Glück, dass ich mit Hilfe von College Contact meine amerikanische Gastfamilie gefunden habe. Okay, eigentlich war es keine richtige Familie, sondern meine Vermieterin und eine andere Mitbewohnerin, mit denen ich zusammen gewohnt habe. Meine Vermieterin war eine super liebe, ältere Dame, die sich nicht besser um mich hätte kümmern können. Sie hat mir immer ihre Hilfe angeboten, einiges mit mir unternommen, aber sie hat mir auch meine Freiheiten gelassen. Von meiner anderen Mitbewohnerin (und ihrer kleinen Tochter) wusste ich anfangs gar nichts, aber ich habe die beide sofort in mein Herz geschlossen. Durch den Familienanschluss habe ich mich in Chico sofort heimisch gefühlt und hatte auch so gut wie gar nicht mit Heimweh zu kämpfen. Natürlich kann ich verstehen, dass einige es vorziehen mit gleichaltrigen Leuten zusammen zu wohnen. Dazu hat man im Studentenwohnheim (University Village) oder in einer privaten WG die Möglichkeit. Eine Freundin von mir hat z.B. mit zwei Amerikanerinnen zusammen gewohnt, eine andere in einer WG aus internationalen Studenten im UV und wieder andere haben sich nur mit Deutschen eine WG geteilt. Was auch immer ihr für Vorstellungen habt, in Chico sind euch alle Möglichkeiten offen. Wenn ihr die Kontaktdaten von meiner Vermieterin haben wollt, könnt ihr euch gerne von CC meinen Namen geben lassen und ich vermittle euch dann weiter.


Fazit

Ich kann jedem nur dazu raten, den Schritt zu wagen und für ein Semester ins Ausland zu gehen. Chico war dabei für mich die perfekte Wahl und ich habe mich dort sofort wohl gefühlt. Da ich ein Familienmensch bin und ziemlich an meinem Zuhause hänge, ist es mir ganz und gar nicht leicht gefallen ins Ausland zu gehen. Anfangs habe ich gedacht, dass ich es nur mache, um die Erfahrung gemacht zu haben und sie mir in den Lebenslauf schreiben kann. Ich dachte mir, dass ich die vier Monate schon irgendwie rum bekomme und danach dann wieder schnell zurück nach Deutschland kann. Letztendlich war das Semester dann tatsächlich super schnell vorbei, aber ich hatte es plötzlich gar nicht mehr so eilig, zurück nach Deutschland zu kommen. Zwar habe ich mich gefreut meine Familie wieder zu sehen, aber ich habe in Chico auf jeden Fall ein zweites Zuhause gefunden, welches ich mit einem weinenden Auge verlassen habe und an das ich wahrscheinlich auch in einigen Jahren noch gerne zurück denken werde.