1 Okt
Erfahrungsbericht von Lea S.

Victoria University of Wellington


Stadt: Wellington
Land: Neuseeland
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2018 bis 07/2018
Heimathochschule: Hamburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Von Februar bis Juli 2018 absolvierte ich ein Auslandstrimester an der Victoria University of Wellington in Neuseeland. Ich befand mich zu diesem Zeitpunkt im 6. Semester meines Bachelorstudiums der Anglistik/Amerikanistik und besuchte in Wellington Veranstaltungen im Fach Englisch. In diesem Bericht möchte ich kurz vorstellen, wie der Organisationsprozess ablief, wie das Studium in Wellington aufgebaut ist und welche persönlichen Erfahrungen ich während meines Auslandsaufenthalts gemacht habe.

Die Idee

Als Studentin der Anglistik/Amerikanistik war es mir wichtig, während eines Auslandssemesters meine Englischkenntnisse zu vertiefen und mich mit der Kultur eines englischsprachigen Landes vertraut zu machen. Meine Wahl fiel auf Neuseeland, weil das Land zwar eindeutig britisch und amerikanisch geprägt ist, aber dennoch eine ganz einzigartige Kultur und Natur bietet, mit der ich mich noch nicht so gut auskannte. Diese Wahl habe ich nicht bereut, weil ich in Neuseeland sehr positive Erfahrungen gemacht und insbesondere Neuseelands Hauptstadt Wellington schnell lieben gelernt habe. Daher möchte ich denjenigen von euch, die einen Auslandsaufenthalt in Neuseeland in Erwägung ziehen, gerne einige Tipps geben und euch von den vielen positiven und einigen wenigen negativen Aspekten des Studiums an der Victoria University of Wellington erzählen.

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Die Planung

Da meine Heimatuniversität, die Universität Hamburg, keine Kooperationsprogramme mit neuseeländischen Universitäten hat, organisierte ich das Auslandsstudium selbst. Dies war zeitweise recht nervenaufreibend, weil ich mit der Organisation recht kurzfristig (ein halbes Jahr vorher) begann und dann noch einiges an Papierkram zu erledigen hatte. Dennoch hat alles problemlos geklappt.

Als erstes kümmerte ich mich um die Bewerbung an den neuseeländischen Universitäten. Um meine Chancen zu steigern, bewarb ich mich sowohl an der University of Auckland als auch an Victoria University of Wellington, Bei der Bewerbung unterstütze mich die Organisation College Contact, die als offizieller Repräsentant von knapp 200 Hochschulen im Ausland kostenlos Hilfe bei der Kommunikation mit ausländischen Universitäten anbietet. Die Mitarbeiterinnen von College Contact beantworteten alle meine Fragen zum Bewerbungsprozess und überprüften meine Unterlagen, bevor sie sie für mich nach Neuseeland schickten. Um sich an der University of Wellington zu bewerben, muss man einen Nachweis über die eigenen Englischkenntnisse schicken sowie das sogenannte „Study Abroad and Exchange Application Form“ ausfüllen, in dem man auch schon seine Wunschkurse angeben muss. Ein Motivationsschreiben ist nicht nötig, sodass die Bewerbung relativ simpel ist.

Nach meiner erfolgreichen Bewerbung erhielt ich von den beiden Universitäten ein Offer of Study. Ich entschied mich dafür, das Angebot der Victoria University of Wellington anzunehmen und bezahlte meine Studiengebühren, die von einer Stiftung übernommen wurden. Mit der Zusage der Universität konnte ich dann mein Student Visa beantragen. Für das Visum muss man nachweisen, dass man einen Studienplatz hat und den Aufenthalt finanzieren kann. Mein Visum erhielt ich recht zügig, sodass ich dann auch die letzten Planungsschritte abschließen konnte. Wichtige Info: Mit meinem Visum durfte ich in Neuseeland nicht arbeiten, weil ich nur ein Trimester lang in Neuseeland studiert habe. Dies sollte bei der Finanzierung des Auslandsaufenthalts also bedacht werden.


Die Unterkunft und die Stadt Wellington

Ende Februar 2018 konnte es dann losgehen. Mit Zwischenhalten in Dubai und Sydney machte ich mich auf den Weg nach Wellington. Nach den langen Flügen war ich froh, dass es einen Shuttle-Service der Universität gab, der die Neuankömmlinge vom Flughafen abholt und zu ihrer Unterkunft bringt. Ich habe während meines Auslandsaufenthalts in einem Wohnheim der University of Wellington gewohnt. Obwohl ich mich erst nach abgelaufener Deadline für einen Platz dort bewarb, habe ich ein Zimmer in meiner Wunschunterkunft, der University Hall, erhalten und war auch sehr glücklich damit. Mit sechs anderen internationalen Studierenden habe ich mir ein kleines Haus in direkter Nähe zum Campus Kelburn geteilt. Die Ausstattung war zwar nicht wirklich auf dem neuesten Stand und die Sauberkeit der Unterkunft ließ auch etwas zu wünschen übrig, aber die University Hall bat den Vorteil, dass wir selbstständig in Wohngemeinschaften leben konnten und nur wenig von unserer Hall kontrolliert wurden. In vielen anderen Halls brauchten alle Gäste einen Besucherausweis, sodass spontane Besuche schwieriger waren. Der Nachteil unseres Hauses war es jedoch, dass wir auf einem Hügel gewohnt haben und somit jedes Mal, wenn wir ins Stadtzentrum oder einkaufen wollten, erst mal einen kleinen Berganstieg hinter uns bringen mussten.

Wellington ist insgesamt eine recht hügelige Stadt mit steilen Straßen, sodass man sich darauf einstelle sollte, dass das Zufußgehen manchmal eher einem Ausdauerprogramm gleicht. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber natürlich daran. Auch das ungemütliche Wetter im Herbst  in Wellington, das nicht umsonst Windy Welly genannt wird, war gewöhnungsbedürftig. Die Winde in Wellington können sehr stark sein und im Herbst und Winter regnet es häufig. Aber, wie die Einheimischen sagen: Nothing beats Wellington on a good day! Daher wäre mein Tipp, wenn möglich lieber im Sommer (also Dezember bis Februar) nach Wellington zu reisen. Vom Sommer in Wellington habe ich leider nur noch den Februar und März mitbekommen, ihn aber dafür umso mehr genossen. Während in Deutschland noch Schnee lag, war ich am Stadtstrand Oriental Bay schwimmen, habe am Hafen in Wellington Eis gegessen und den Mount Victoria bei bestem Wetter bestiegen.

Wellington ist eine schöne Stadt mit fantastischer Lage, von der man auch leicht mit der Fähre auf die Südinsel fahren kann, (ca. 3 ½ Stunden Fahrt) was sehr empfehlenswert ist. Außerdem ist die Stadt das politische und kulturelle Zentrum des Landes. Obwohl Wellington deutlich kleiner ist als die Millionenstadt Auckland, würde ich also Wellington Auckland jederzeit vorziehen.


Das Studium

Auch mit der University of Wellington war ich insgesamt zufrieden. Der Service im Vorhinein war sehr gut und auch die Betreuung der Lehrenden war intensiver, als ich es aus Deutschland kenne. Die Kurse an der University of Wellington waren allerdings etwas weniger anspruchsvoll als in Deutschland. Trotzdem war das Studium recht zeitintensiv, da ein größerer Anteil der Arbeit schon im laufenden Semester absolviert wird. So gibt es die zusätzlich zu den Midterms und Finals zumeist kürzere Assignments oder Tests im Laufe des Semesters. In meinem Studienfach bestanden die Prüfungen aus Essays statt Klausuren, sodass ich schon alle meine Essays vor Beginn der Klausurenphase abgeben konnte und danach noch ein wenig Zeit zum Reisen hatte.

Allerdings hatte ich leider das Pech, dass zwei meiner Kurse nur aus Vorlesungen bestanden und nicht, wie in Wellington üblich, noch ein Tutorium beinhalteten. Dies bedeutete, dass es weniger Diskussionen in den Kursen gab und es schwieriger war, mit den einheimischen Studierenden in Kontakt zu kommen. Akademisch hat mir das Studium in Wellington dennoch viel gebracht, da ich zum ersten Mal nur unter Muttersprachlern Englisch studiert habe, neue Perspektiven auf mein Fach gewinnen konnte und gelernt habe, Essays im angloamerikanischen Stil zu schreiben.


Meine Erfahrungen

Noch viel mehr als im Studium habe ich jedoch im ganz normalen Alltag gelernt. Ich habe sehr gute Freundschaften mit den anderen internationalen Studierenden, insbesondere aus meiner Wohngemeinschaft, geschlossen. Es hat großen Spaß gemacht, sich mit den anderen auszutauschen und auf diese Weise auch viel über die Kultur und Politik ihrer jeweiligen Herkunftsländer und -regionen zu erfahren. Ich fand es unfassbar spannend, mehr über die Welt zu erfahren, mich mit kulturellen Eigenheiten vertraut zu machen und über international relevante Themen zu diskutieren. Das Wohnen und Studieren in einem internationalen Umfeld war für mich eine extrem positive Erfahrung. Ich habe nicht nur viel über Neuseeland und den Rest der Welt gelernt, sondern mich auch selbst neu kennen gelernt. Ich gehe nun noch offener auf andere zu und bin insgesamt ein wenig spontaner und gelassener. Die Erfahrungen, die ich in Neuseeland gemacht habe, möchte ich daher nicht missen. Die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, die mir damals sehr schwer fiel, hat sich somit als eine der besten meines Lebens herausgestellt. Ich kann daher voll und ganz empfehlen, ein Auslandsemester zu machen!


Kurzzusammenfassung

Für mich persönlich war auch die Wahl von Wellington als Studienort die richtige. Ich habe gerne in Wellington gelebt und konnte meine Study Breaks und die Zeit vor meiner Abreise dazu nutzen, auf der Nord- und Südinsel und nach Australien zu reisen. Wer noch schwankt, ob es nach Wellington oder doch lieber in eine andere Stadt gehen soll, kann folgende Punkte in Erwägung ziehen:

Contra Wellington

  • Hohe Lebenshaltungskosten, insbesondere die Lebensmittel sind sehr teuer
  • Für eine Hauptstadt sehr klein, sodass man nach einiger Zeit das Gefühl hat, man hat alles gesehen
  • Im Winter ist es recht kalt, regnerisch und windig
  • Unikurse könnten anspruchsvoller sein

Pro Wellington

  • Guter Service der Uni, einfacher Bewerbungsprozess
  • Ausgezeichnete Lage mit tollen Kurztrip- und Reisemöglichkeiten (die Südinsel ist in dreieinhalb Stunden mit der Fähre zu erreichen; Sydney ist ca. vier Flugstunden entfernt)
  • Wellington ist das politische, kulturelle und kulinarische Zentrums Neuseelands
  • Lebhafte internationale Stadt mit vielen kulturellen Einflüssen aus Europa, Amerika und Asien

Ich hoffe, dieser Bericht ermuntert euch dazu, ein Auslandsemester zu machen und erleichtert euch die Entscheidung, wohin es gehen soll!