Universitat Autònoma de Barcelona
Planung (Bewerbung)
Durch meinen obligatorischen, studienintegrierten Auslandsaufenthalt in Barcelona erhoffte ich mir eine umfassende persönliche und fachliche Weiterentwicklung. Neben der Festigung meiner Spanischkenntnisse wollte ich vor allem mehr über die spanische und katalanische Kultur erfahren, was trotz eines sehr internationalen Studienumfelds mit vielen international hoch angesehenen Universitäten sehr gut möglich war. Das mediterrane Klima, die Lage direkt am Mittelmeer und die Vielzahl an Denkmälern und Sehenswürdigkeiten überzeugten mich zudem von einem Auslandssemester in Barcelona. Da die Hochschule Trier keine Partnerschaft mit der UAB besitzt, habe ich mich als Freemover beworben. Hierbei agierte College Contact als kostenfreier Vermittler und Ansprechpartner. Dabei wurden mir umfassende Informationen und eine hilfreiche Beratung zur Verfügung gestellt, wodurch sich der Bewerbungsprozess relativ einfach gestaltete. Neben guten akademischen Leistungen war zusätzlich ein Sprachtest notwendig (in meinem Fall TOEFL iBT), um in das Pre-Established Programme der UAB aufgenommen zu werden.
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Vorbereitung
NIE
Obwohl ich vor meinem Aufenthalt in Barcelona noch nie in Spanien war, ging ich relativ unvorbereitet in mein erstes Auslandssemester. Dies war aufgrund der Vorteile der Europäischen Union auch nicht von großem Nachteil, da ich kein Visum benötigte. Da ich jedoch vorhatte, innerhalb von sechs Monaten länger als drei Monate in Spanien zu bleiben, war jedoch der Erwerb einer sogenannten NIE (Número de Identidad de Extranjero), einer Ausländeridentifikationsnummer notwendig. Diese wird zudem für den Erwerb verschiedener Services wie dem Verleihsystem für Fahrräder oder dem T-Jove der Metro in Barcelona benötigt. Mit genügend Vorlaufzeit ist eine Beantragung in einem spanischen Konsulat in Deutschland möglich, wodurch sich unangenehme Wartezeiten oder komplizierte Amtsgespräche auf Spanisch vermeiden lassen. Zudem werden Termine in Barcelona nur montags genau um 8:00 Uhr auf der Website der Einwanderungsbehörde vergeben, was wöchentlich einen großen Ansturm auf nur wenige Termine verursacht und gegebenenfalls mehrere Versuche notwendig sind. Da die NIE theoretisch von allen ausländischen Studierenden in Spanien beantragt werden muss (was bei weitem nicht der Realität entspricht), ist der Ansturm vor allem zu Semesterbeginn sehr groß.
Unterkunft
Eine Unterkunft in Barcelona zu finden ist durchaus möglich, kann sich jedoch je nach persönlichen Vorlieben als nervenaufreibend darstellen. Viele meiner Kommilitonen sind mit ein bis zwei Wochen Vorlaufzeit nach Spanien geflogen, um sich vor Ort eine Unterkunft zu suchen. Dies verspricht eine höhere Gewissheit über die Korrektheit von Vermieterangaben, ist jedoch ohne ausreichende Spanischkenntnisse nicht zu empfehlen. Viele Vermieter antworten auf gängigen Portalen wie Idealista überhaupt nicht auf Mails oder Nachrichten, weshalb eine flüssige Kommunikation auf Spanisch via Telefon notwendig ist. Obwohl in Barcelona bei den meisten Einheimischen relativ gute Englischkenntnisse vorhanden sind, ist dies bei weitem nicht bei allen Spaniern der Fall.
Ich persönlich habe meine Wohnung über HousingAnywhere und RentRoomBarcelona gebucht, was ich nur weiterempfehlen kann. Aufgrund der sehr zentralen Lage in Eixample direkt neben einem Campus der UAB war meine Unterkunft relativ teuer, weswegen ich eher andere Gegenden weiterempfehlen würde. Sichere und preiswertere Gegenden mit guter Lage sind hierbei Gracia, Poble Sec oder El Born. Gotic, die Altstadt von Barcelona, würde ich aufgrund der Touristenmassen und der fehlenden nächtlichen Ruhe eher vermeiden. Von einer Wohnung in El Raval, eines der beliebteren Ausgehviertel Barcelonas, kann ich nur abraten. Obwohl ich sehr gerne Gast in einer der vielen verschiedenen Bars und Restaurants dort war, kann es dort nachts sehr gefährlich werden. Viele ausländische Studierende aus meine Freundeskreis unterschätzten das Gefahrenpotential von Barcelona, was sie leider oft mit dem Verlust ihrer Wertsachen bezahlen mussten. Weitere hilfreiche Portale bei der Suche nach einer Unterkunft sind ResaHousing, Spotahome oder Idealista. Meine Auslandskrankenversicherung bezog ich über ERGO Reiseversicherungen, die im Vergleich das beste Preis-Leistungsverhältnis boten.
Situation am Ort
Universität
Durch College Contact wurde ich relativ gut über die Anforderungen und Kurse vor Ort informiert. Ebenfalls erhielt ich den Zugang auf eine WhatsApp-Gruppe, in der alle Studierenden, die über College Contact an die UAB gekommen sind, aufgenommen wurden. So war es möglich, bereits vor Semesterbeginn erste Kontakte zu knüpfen. Eine Woche vor Beginn der Vorlesung gab es eine Einführungsveranstaltung am Sant Pau-Campus der UAB, bei der alle Teilnehmer des Study-Abroad-Programme anwesend waren. Da ich meinen „Stundenplan“ bereits vor der Abreise nach Spanien erhalten habe, wurden wir lediglich kurz über die UAB und Barcelona an sich informiert, um uns einen guten Start ins Semester zu ermöglichen. Diese Veranstaltung war leider relativ kurz gehalten, wobei viele Studierende die fehlenden Networking-Möglichkeiten bemängelten. Da das Pre-Established-Programme sich nur an dem Campus in Eixample und Sant Pau abspielt, war ein Besuch des Hauptcampus in Bellaterra nicht notwendig. Freizeit- und Sportmöglichkeiten gab es hierbei nur am Hauptcampus, zudem ist die Bibliothek in Sant Pau relativ klein und bietet nicht viele Arbeitsplätze. Hier ist vor allem die Bibliothek der Universität Pompeu Fabra zu empfehlen.
Kurse
Ich habe die Kurse Managing Services, Human Resource Management, E-Commerce and Online Businesses und Spanisch A2 belegt, die ich rundum empfehlen kann. Durch die projektbasierte Struktur der Kurse kommt man schnell mit anderen internationalen Studierenden in Kontakt und erarbeitet sich selbst neue Inhalte. Abgabefristen waren hierbei in eine Midterm- und eine Final-Woche aufgeteilt. Durch das konstante Arbeiten in Gruppen ist der Workload während des Semesters gefühlt höher, jedoch lässt sich so eine nervenaufreibende Klausurenphase vermeiden.
Leben
Soziale Kontakte habe ich vor allem durch das WG-Leben und ESN geknüpft, weshalb ich unbedingt einen Erwerb der ESN-Karte zu Beginn des Semesters empfehle. Das Erasmus Student Network bietet viele Rabatte für Studierende, wie zum Beispiel billigere Flüge inklusive Gepäck bei RyanAir, Rabatte auf Bus- oder Zugtickets und vergünstigte Getränkepreise in verschiedenen Bars. Zudem bietet ESN verschiedene Ausflüge in das Umland von Barcelona, die ohne ein eigenes oder gemietetes Auto nur schwer realisierbar sind. Eine unglaublich günstige und vertrauenswürdige Autovermietung in Barcelona war für uns Centauro Rental (am Flughafen!), mit denen wir nie Probleme hatten.
Ein großer Kritikpunkt an meinem Auslandsstudium in Barcelona ist jedoch die große Anzahl an Touristen in Barcelona, die die Stadt an ihre Belastungsgrenzen bringt. Viele Einwohner scheinen zudem genervt von Touristen, die durch Portale wie AirBnB die Wohnungspreise in Barcelona exponentiell ansteigen lassen. Zudem war es teilweise schwierig meine Spanischkenntnisse zu verbessern, da viele Personen auch Auslandsstudenten für Touristen halten und daher relativ schnell zu Englisch übergehen. Aufgrund der katalanischen Kultur in und um Barcelona ist vor allem die Verbreitung der katalanischen Sprache nicht zu unterschätzen, die an vielen Orten Spanisch vorgezogen wird.
Dass Barcelona eine Touristenstadt ist, sieht man vor allem an den Wohnungspreisen. Für mein Exterior-Zimmer in La Dreta de l’Eixample habe ich im Monat 650€ bezahlt, wobei dieses relativ schlicht eingerichtet war. Bei der Wohnungssuche ist zu beachten, dass in Spanien zwischen exterior- und interior-Zimmern unterschieden wird. Exterior-Zimmer besitzen ein Fenster mit Tageslicht, während interior-Zimmer meist ein Fenster in den Flur oder einen Schacht im Inneren des Gebäudes besitzen. Günstig einkaufen lässt sich vor allem bei Aldi, Lidl oder Mercadona, die sich preislich mit den Discountern in Deutschland vergleichen lassen. Carrefour, eine französische Supermarktkette, ist ungefähr auf einem Edeka- oder Rewe-Preisniveau anzusiedeln, jedoch in der Innenstadt eher selten vorhanden.
Ausgehen
Ausgehen in Barcelona ist auf vielerlei Arten möglich, wobei ich von Touristenfallen abraten möchte. Auf keinen Fall kann ich die Clubs und Bars am Strand (zum Beispiel Pacha oder Opium) empfehlen, da die Preise und die Chance auf gestohlene Wertsachen jeweils sehr hoch sind. Empfehlenswerte Gegenden für Bars sind Raval oder Gotic, für Tapas bietet vor allem Poble Sec fast unbegrenzte Möglichkeiten. Poble Nou wird von vielen Studierenden und Toursiten oft nicht beachtet, bietet jedoch mit der Club- und Konzertlocation Razzmatazz und verschiedenen Bars eine sehr gute Möglichkeit auszugehen. Andere empfehlenswerte Locations sind vor allem auf dem Poble Espanyol-Gelände (La Terrrazza, Input, Hivernacle), Sala Apollo oder die City Hall. Zudem finden im Sommer viele Outdoor-Veranstaltungen wie Brunch in the Park oder La Merce, das im September stattfindende Stadtfest Barcelonas, statt.
Situation nach der Rückkehr (Erkenntnisse)
An meiner Hochschule gab es keine Probleme mit der Anerkennung der im Ausland erlangten ECTS, da ich die Kurse und deren Inhalte vorher mit einem Auslandsbetreuer festgehalten habe. Aufgrund der fehlenden Partnerschaft der Hochschule Trier und der UAB war zudem kein Learning Agreement via Erasmus notwendig. Da zwei studienintegrierte Auslandsaufenthalte in meinem Studiengang vorgeschrieben sind, wurde ich durch vorherige Semester bereits auf die Auslandserfahrung vorbereitet. Jedoch war es für mich trotzdem sehr aufregend, an einer anderen Universität als meiner Heimathochschule neue Erfahrungen sammeln zu dürfen. Ich habe mit Sicherheit meine Spanischkenntnisse verbessern können und auch persönlich viele Erkenntnisse mit zurück nach Deutschland genommen. Hierzu zählt vor allem das Wissen über die katalanische Kultur und spanische Lebensweise, die im Vergleich zur deutschen Mentalität einige Unterschiede bietet. Sobald man sich jedoch an die im ersten Moment unstrukturierten Abläufe gewöhnt hat, ist das Studium in Spanien qualitativ in jedem Fall zu empfehlen.