Saint Marys University
Einmal für ein paar Monate in Kanada leben. Da kommen viele schöne Vorstellungen auf - und die haben sich alle während meines Auslandssemesters an der St. Mary’s University (SMU) in Halifax, Nova Scotia, erfüllt!
Doch der Reihe nach:
Der Bewerbungsprozess
Nachdem ich mich für Kanada und insbesondere für die SMU in Halifax entschieden hatte, habe ich im Mai 2015 den Bewerbungsprozess gestartet (das Semester fing im Januar 2016 an). Dank meiner FH und dem Auslandsamt habe ich von College Contact (CC) erfahren. Es folgte ein Info-Tag an meiner FH und kurz darauf habe ich einfach eine Mail an CC geschrieben und mein Anliegen erklärt. CC hat super schnell reagiert und mir alle nötigen Unterlagen zugeschickt. Dazu gehörten die Bewerbung für die SMU, eine zugehörige Erklärung für den Bewerbungsprozess an der SMU und ein Zeitplan für die verschiedenen noch ausstehenden Erledigungen. Anschließend gingen die Bewerbungsunterlagen wieder an CC zurück, die diese nach Halifax weitergeleitet haben. Wenige Wochen später war meine Aufnahmebestätigung per Post da und ich konnte mit der Kurswahl fortfahren. Im Dezember stand dann nur noch die Zahlung der Studiengebühren an.
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Die Unterkunftssuche
Ich wollte gerne im Voraus eine Unterkunft haben und nicht auf dem Campus leben, da ich lieber in der Stadt wohnen wollte.
An meiner FH gab es noch drei weitere Studentinnen, die im gleichen Zeitraum an der SMU sein sollten. Mit einem Mädchen aus der Gruppe habe ich nach etwas längerem Suchen eine möblierte Ferienwohnung über fewo.de gefunden. Die war sehr teuer (700€ pro Monat), aber in einem guten Zustand und perfekter Lage.
Ein kleiner Tipp: Achtet bei eurer Suche auf die Nähe zur Uni, da der ÖPNV in Halifax z.T. etwas zu wünschen übrig lässt. Da kann es schon mal gut sein, dass der Bus gar nicht kommt oder zu früh oder viel zu spät. Ich musste glücklicherweise nur ca. 15 Minuten laufen.
Andere Freunde haben auch über kijiji.ca oder über AirBnB eine WG gefunden.
Ansonsten empfehle ich euch, ein paar Tage vor dem Start der Uni anzureisen und vor Ort zu suchen.
Die Saint Mary’s University
Die SMU ist eine Campus-Uni mit ca. 5 000 Studenten. Damit ist sie um einiges größer als meine kleine FH in Deutschland, aber ich kam mir nie verloren vor, da der Campus doch sehr übersichtlich ist. Nach einiger Zeit konnte ich mich ganz gut orientieren. Ansonsten findet ihr auch immer jemanden, der euch hilft. Kanadier sind sehr freundlich und höflich.
Laut SMU kommen 25% der Studenten aus 100 verschiedenen Ländern. Im Business-Bereich waren es gefühlt mehr. Ich würde ca. 40 - 50 % schätzen. Es hängt stark vom Kurs ab. In den Economics-Kursen waren wesentlich mehr internationale Studenten als in den Management oder Marketing-Kursen. Aber so kommt man leicht mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt.
Auf dem Campus könnt ihr außer der Vorlesungsräume noch vieles mehr finden. Darunter ein Pub, wo es sich gut und verhältnismäßig günstig essen lässt und die netteste Kellnerin der Welt arbeitet (Carol). Außerdem gibt es einen Tim Hortons, das ist DER kanadische Coffeshop, einen Bookstore, wo ihr auch „Fanartikel“ der SMU kaufen könnt, ein gut ausgestattetes Gym, eine große Bibliothek, eine Eishockeyhalle und ein Footballfeld sowie natürlich alle Dienste der SMU, wie das Medical Center mit mehreren Ärzten.
Die Uni bietet zudem ein Bus-Ticket an, das im ganzen Stadtgebiet und auch für die Fähren nach Dartmouth gilt (eine kleine Gemeinde auf der anderen Hafenseite).
Die Betreuung seitens der SMU
Insgesamt war die Betreuung vor Ort gut, da ihr immer einen hilfsbereiten Ansprechpartner findet, wenn ihr einen benötigt - ganz egal in welcher Abteilung.
Vor der Abreise gab es die Möglichkeit, sich von der Uni am Flughafen kostenlos abholen zu lassen. Nehmt das unbedingt in Anspruch, da eine Taxifahrt in die Stadt sehr teuer ist und der Bus ca. 1,5 Stunden dauert.
In Halifax angekommen, wusste ich nur, dass ich mich am Tag vor dem Unistart im Student Centre melden sollte. Leider kamen von der Uni keine weiteren Informationen, da dort alle bis zu diesem Tag im Weihnachtsurlaub waren. Durch eine andere Deutsche, die schon seit mehreren Monaten dort war, habe ich die Uhrzeit erfahren. Klärt das am besten noch vor Weihnachten direkt mit dem Student Centre ab, wenn ihr nirgendwo Infos finden könnt. Ihr solltet eigentlich einen Plan mit Veranstaltungen für die ersten zwei Wochen erhalten. Die Kontaktdaten findet ihr auf der SMU-Homepage.
An diesem Tag werdet ihr auch über die Krankenversicherung der SMU informiert. Das könnt ihr euch schenken, wenn ihr in Deutschland bereits eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen habt. Dann müsst ihr nur die Bestätigung darüber vorzeigen. Die Auslandskrankenversicherung der HanseMerkur ist dabei am günstigsten. Damit dürft ihr auch zu den Ärzten im Medical Center gehen, müsst allerdings für euren Termin ca. 20 Euro bezahlen.
In der zweiten Woche stellte die Uni Busse zur Verfügung, mit denen wir zu einer Behörde etwas außerhalb der Stadt gefahren wurden. Dort konnten wir die Nova Scotia ID, eine Art Personalausweis, beantragen. Fahrt auf jeden Fall dort hin, da ihr mit der ID besser in Kneipen und Clubs reinkommt, da sonst nur der Reisepass akzeptiert wird.
Während des restlichen Semesters gab es wöchentlich alle möglichen Veranstaltungen, an denen ich aber nicht immer teilgenommen habe, da sie meistens eher durchschnittlich besucht waren.
Das Studium
Ich hatte vier Kurse im Bereich Business gewählt: Marketing Management (Dozent: Suzanne Milner), Family Business (Claudia De Fuentes), The Atlantic Economy (Armand Pinard) und International Economic Issues (Atul Dar).
Die ersten drei Kurse würde ich immer wieder wählen, aber International Economic Issues hatte ich mir etwas interessanter vorgestellt. Es war im Prinzip erweiterte Makroökonomie und der Professor war zwar nett, aber etwas schwer zu verstehen und hat die Vorlesung auch nicht wirklich spannend gestaltet. Die Note setzte sich aus vier Hausarbeiten (Assignments), dem Mid-Term und dem Final Exam zusammen.
Marketing Management war interessant und lehrreich, also empfehlenswert. Hier störte nur die Gruppenarbeit, in der wir für ein neues Produkt eine Marketingstrategie ausarbeiten sollten. Meine Gruppe war zwar nett, aber nicht wirklich fleißig, so dass die Zusammenarbeit meistens etwas zäh verlief. Dieses Projekt hatte großen Anteil an der Note, neben den kleineren Test während mancher Vorlesungen, den Assignments und dem Mid-Term.
Family Business war ziemlich einfach, da das Niveau nicht sehr hoch war. Es war ganz interessant und wer eine sehr gute Note erreichen wollte, schaffte das hier bereits mit verhältnismäßig wenig Aufwand. Hier gab es wieder ein Projekt in Gruppenarbeit, was den größten Teil der Endnote ausmachte. Des Weiteren gab es ein Mid-Term und zwei Fallstudien.
Der beste Kurs war The Atlantic Economy unter Armand Pinard. Der Professor ist eigentlich pensioniert, aber ihm macht das unterrichten so viel Spaß, dass er immer noch ein paar Kurse hält. Und diesen Spaß und sein unglaubliches Wissen merkt man ihm auch an! Es war zwar mehr ein geschichtlicher Wirtschaftskurs, aber es war wirklich interessant mehr über die kanadischen Atlantik-Provinzen zu erfahren. Die Note setzte sich ausschließlich aus Hausarbeiten zusammen, da der Prof keine Klausuren mag.
Insgesamt war der Arbeitsaufwand während des Semesters hoch, vergleichbar mit meiner FH. Ich hatte das Glück, dass ich in der Klausurenphase am Ende des Semesters nur eine Klausur hatte, da die Prüfungen in allen anderen Kursen schon während der Vorlesungen stattfanden, darunter auch mehrere mündliche Vorträge.
Ihr habt relativ viel Zeit für die Hausarbeiten und die Vorbereitungen, da die Vorlesungen max. 2x in der Woche sind und jeweils 1:15 Stunde dauern. Wenn der Kurs nur 1x in der Woche stattfindet, dauert die Vorlesung 2:30 Stunden. Freitags haben die Business-Studenten zudem immer frei ;)
Die Freizeitmöglichkeiten
Nun endlich zu dem Wichtigsten: der Freizeit.
Halifax bietet eine reiche Auswahl an Kneipen und Bars aller Art. Das kanadische Bier ist Geschmackssache, aber Cocktails und Schnäpse schmecken ;) Aber passt auf: so ein Abend/eine Nacht kann ganz schön ins Geld gehen, da Alkohol in Kanada sehr teuer ist. Nutzt also Happy Hours. Leider gibt es in Halifax nur ein paar Clubs, die okay sind, aber nicht immer so mein Fall waren. Aber man kann das Beste daraus machen, wenn man mit einer coolen Gruppe unterwegs ist.
Nun mal weg vom Feiern hin zu anderen Aktivitäten: Halifax und die SMU haben jeweils ein Eishockey-Spiel. Die Halifax Mooseheads sind zwar nur ein Juniorenteam, aber bereits um Längen besser als der deutsche Eishockey! Es lohnt sich also mal zu den Spielen zu gehen oder auch zu denen der SMU Huskies.
Wenn ihr selbst gerne Sport treiben möchtet, könnt ihr für 20 Dollar im Gym der Uni das ganze Semester trainieren.
Halifax hat außerdem einen schönen Hafen und zwei Parks (Point Pleasant Park und Public Gardens), wo es sich an sonnigen Tagen gut aushalten lässt. Außerdem empfehlenswert ist das Canadian Immigration Museum am Pier 21, wo auch ein Farmer’s Market ist, wo ihr lokale Produkte einkaufen könnt (u.a. Schinken!)
Etwas außerhalb ist die Halifax Shopping Mall mit einer tollen Auswahl an Geschäften. Also lasst noch Platz im Koffer ;)
Ansonsten kann ich euch nur empfehlen: reist so viel wie möglich! Kanada ist ein unglaublich schönes und vielfältiges Land, was euch tolle Möglichkeiten bietet. Schnappt euch ein paar Freunde und mietet ein Auto. Wir haben das immer über ADAC.de gemacht und konnten das Auto bei Hertz im Marriott Hotel am Hafen abholen. Am Wochenende ist das auch gar nicht so teuer und mit mehreren Freunden lässt sich der Betrag ja auch aufteilen.
An einem Wochenende sind wir Richtung Süden gefahren und hatten ein Haus über AirBnB direkt am Strand. Leider war im Winter in Lunenburg, Mahone Bay usw. noch nicht wirklich etwas los, aber Peggy’s Cove war wunderschön. Außerdem war es am Strand im Winter einfach klasse und man lernt die anderen in der Gruppe auch besser kennen.
Über Ostern waren wir auf Cape Breton. Fahrt auf jeden Fall dahin! Ich glaube, das war einer der schönsten Landstriche, die ich je gesehen habe. Aber fahrt besser, wenn nicht mehr viel oder gar kein Schnee mehr liegt, falls ihr im Spring Semester an der SMU seid.
In dem Spring Semester habt ihr zudem im Februar noch eine Woche Winterferien, in denen ich mit drei Freunden nach Calgary geflogen bin und von dort aus in die Nationalparks Banff und Jasper gereist bin, wo wir Ski fahren und wandern waren. Einfach nur super!
Nach dem Semester bin ich außerdem noch nach Toronto, in den Algonquin Provinical Park, nach Ottawa und Montreal sowie New York und Washington gereist. Falls ihr dazu Fragen habt, könnt ihr euch gerne melden.
Also ihr seht, ihr werdet fast keine Langeweile haben :)
Fazit
Ich würde jederzeit wieder ein Auslandssemester an der Saint Mary’s University und in Halifax verbringen, da Land und Leute mir einfach ans Herz gewachsen sind und ich eine unfassbar tolle Zeit hatte. Ich durfte viele neue Erfahrungen machen und habe nette Menschen kennenlernen dürfen, wofür ich sehr dankbar bin. Aber seid euch bewusst, dass in Kanada alles ziemlich teuer ist und auch die Studiengebühren sehr hoch sind. Dennoch hatte ich unvergessliche 5 Monate und es hat sich nicht nur im Hinblick auf meine akademische Ausbildung sondern auch auf meine persönliche Entwicklung gelohnt.