California State University Long Beach
Bewerbungsprozess
Ich wusste schon lange, dass ich ein Auslandssemester in den USA machen möchte, allerdings habe ich mich erst circa ein halbes Jahr vor Abreise endgültig entschieden. Das war aber kein Problem, denn der Bewerbungsprozess ging ziemlich schnell. Ich musste nur die gesammelten Unterlagen an College Contact schicken, die dann die Unterlagen an die CSULB weitergeleitet haben. Als ich dann die Zusage von der CSULB hatte, musste ich mich noch um das Visum und den Flug kümmern. Der Antrag für das Visum scheint erstmal kompliziert, aber eigentlich wird jeder Schritt erklärt und College Contact hilft bei Fragen immer weiter, weswegen ich mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Normalerweise muss man zu einem kurzen Interview zur amerikanischen Botschaft, aber wegen Corona musste ich das nicht. Insgesamt hat die Beantragung rund 450 Euro gekostet.
Zur finanziellen Unterstützung habe ich mich über meine Uni für das PROMOS Stipendium beworben und auch bekommen. Die Verantwortliche meiner Uni sagte mir, darauf hat man meistens gute Chancen, allerdings weiß ich nicht, ob das bei allen Unis der Fall ist. Trotzdem lohnt es sich, es zumindest zu versuchen.
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Studium
Ich hatte bei der Bewerbung schon einige Kurse, die ich gerne belegen würde, auf die Wunschliste geschrieben. Von diesen Kursen bin ich leider nur in einen auf Anhieb reingekommen, das heißt drei haben noch gefehlt. Da zu dem Zeitpunkt immer noch alles online war, konnte ich nicht persönlich auf die Professoren zugehen und habe einige E-Mails geschickt. Das hat sich leider etwas gezogen, da ich nicht von allen eine Antwort erhalten habe. Nach ein bis zwei Wochen war ich dann aber in allen Kursen eingeschrieben. Die ersten Wochen waren wegen Corona noch komplett online, aber irgendwann ging es dann auch wieder mit Präsenzkursen los, allerdings waren nur zwei meiner Kurse in Präsenz, einer war hybrid, der letzte nur online. Dementsprechend war ich leider nicht sehr oft auf dem Campus, aber es lohnt sich definitiv öfter hinzufahren, zum Lernen beispielsweise.
Der Campus ist riesig, total schön und eigentlich so, wie man es aus Filmen kennt. Es gibt zum Beispiel eine große Bibliothek, eine Bowlingbahn, einen Gaming Room und natürlich einige Kaffee Spots (zum Beispiel Starbucks) und Möglichkeiten zum Essen. Manchmal waren auch verschiedene Food Trucks auf dem Campus, die kostenlos Essen angeboten haben, wenn man beispielsweise einem Instagram Account folgt. Außerdem gibt es den Bookstore, der alle möglichen Schreibwaren, aber auch über zwei Etagen verteilt Merch Artikel der Uni verkauft. Man bekommt dort wirklich alle Artikel, die man sich vorstellen kann, mit dem Logo der Uni.
Meine Kurse:
MKTG 405-Green Marketing and Sustainability: Dieser Kurs bestand hauptsächlich aus vielen kleinen Gruppenarbeiten und essays, die man schreiben musste. Klausuren gab es keine und die Abschlussleistung war eine Präsentation, an der wir während des Semesters gearbeitet haben. Die Vorlesungen waren meistens offene Diskussionen über bestimmte Themen und dementsprechend haben wir nie sehr viel Input bekommen. Trotzdem habe ich aus dem Kurs einiges mitgenommen und der Prof war wirklich sehr nett.
COMM 337-Professional Event Planning: Die Inhalte in diesem Kurs wurden zum großen Teil über ein Programm vermittelt, das man leider für 100 Dollar kaufen musste. Darin wurden Videos abgespielt und man wurde danach mit einem kurzen Quiz dazu abgefragt. Die Hauptleistung war das Planen eines Online-Events, das dann wirklich stattgefunden hat. Vor Corona waren diese Events immer in Präsenz, deswegen hatte ich wirklich Glück, da ich mir das sehr stressig vorstelle. Trotz allem war es über das Semester hinweg sehr aufwendig, da wir zusätzlich einige Zwischenleistungen erbringen mussten. Die Vorlesungen wurden hauptsächlich für die Gruppenarbeit genutzt.
COMM 422-Media Effects: Media Effects war so ziemlich mein Lieblingskurs. Es war der einzige Kurs, der ähnlich wie in Deutschland gestaltet war, das heißt wie eine Vorlesung, in der man einfach zuhört. Trotzdem wurde über viele Themen offen diskutiert, was wirklich Spaß gemacht hat. Jess, die Professorin war super nett, aufgeschlossen und interessiert an ihren Studenten. Auch wenn der Kurs nicht direkt in meinen eigentlichen Studiengang passt, habe ich hier am meisten gelernt.
AMST 300-Introduction to American Studies: Den Kurs habe ich nur belegt, weil mich das Thema sehr interessiert. Die Inhalte waren auch wirklich interessant, da man viel über die amerikanische Geschichte gelernt hat. Leider bestand der Kurs fast nur aus readings, also man musste jede Woche einiges lesen, was ich aus meinem Studiengang nicht kenne und dementsprechend war es für mich etwas anstrengend. Klausuren hatten wir in dem Kurs auch keine, stattdessen einige essays und Gruppenarbeiten.
Im Allgemeinen muss ich sagen, dass es relativ leicht ist, gute Noten zu bekommen. Die Inhalte (zumindest in meinen Kursen) waren nicht sehr schwer, aber der Nachteil dabei ist, dass man jede Woche Abgaben oder Ähnliches hat und deshalb fast immer etwas zu tun hat. Wenn man aber dranbleibt, bekommt man das gut hin und hat trotzdem noch mehr als genug Zeit, um seine Freizeit zu genießen. Ein Tipp, den ich auch schon öfter gelesen habe: Wartet erstmal damit, die Bücher zu kaufen, die die Profs euch vorstellen, denn sie können sehr sehr teuer sein und manchmal braucht ihr sie gar nicht. Wenn ihr sie dann wirklich braucht, kann man sie sich auch teilweise online leihen, das ist sehr viel günstiger.
Unterkunft
Zur Unterkunftssuche bin ich allen möglichen Facebook Gruppen für housing und roommates der CSULB beigetreten. Dort gibt es täglich einige Anzeigen von Leuten, die Mitbewohner suchen. Leider bin ich daran erstmal verzweifelt, da die Zimmer meistens schon vergeben waren oder ich gar keine Antwort bekommen habe. Eine Woche vor Abflug hat mich dann eine andere Deutsche angeschrieben, die doch eine andere Unterkunft gefunden hatte und dementsprechend war ein Platz frei. Das Apartment war allerdings noch nicht gemietet, sondern wir mussten es erst anfragen. Das hat glücklicherweise alles funktioniert, allerdings war es etwas kompliziert und ohne meine amerikanische Mitbewohnerin wäre es wahrscheinlich noch schwieriger gewesen, da für manches ein amerikanisches Bankkonto benötigt wurde.
Das Apartment war im Beverly Plaza, wo sehr viele internationale Studenten wohnen, und ich kann es wirklich sehr empfehlen. Die Apartments sind nicht weit von der Uni entfernt und direkt beim Traffic Circle, wo es Möglichkeiten zum Einkaufen und Essen gibt. Es gibt einen Fitnessraum und mehrere Pools und die Wohnungen sind sehr schön. Ich habe letztendlich mit zwei Däninnen, zwei Französinnen und einer Amerikanerin zusammengewohnt. Zuerst war ich skeptisch, mir ein Zimmer zu teilen und mit so vielen Personen zusammen zu wohnen, aber ich bin so dankbar für diese Erfahrung. Ich hatte unfassbar viel Glück mit meinen Mitbewohnerinnen und wir sind über die Zeit sehr zusammengewachsen. Ich kann es daher nur empfehlen mit anderen zusammenzuziehen und wenn möglich auch mit weiteren internationals. Mit Amerikanern lernt man zwar eventuell die Kultur besser kennen, aber meistens haben sie nebenbei noch einen Job und natürlich eigene Freunde, dementsprechend fällt es eventuell schwerer, Anschluss zu finden. Als international kennt man meistens noch niemanden und alle haben ähnliche Ziele und wollen möglichst viel reisen zum Beispiel.
Für mein geteiltes Zimmer habe ich circa 700 Dollar plus Nebenkosten (Strom, Wasser, WLAN) im Monat gezahlt, was für deutsche Verhältnisse sehr viel ist, aber ich denke dort bekommt man es nicht viel günstiger. Denkt aber daran: Wenn ihr ein neues Apartment mietet, sind die natürlich nicht möbliert, das heißt ihr müsst so ziemlich alles kaufen.
Freizeit
In und um Long Beach gibt es sehr viele Möglichkeiten seine Freizeit zu gestalten. Dadurch, dass ich nur an vier Tagen Uni hatte, konnte ich immer das lange Wochenende ausnutzen. Eigentlich war ich fast jedes Wochenende mindestens einmal in LA. Es gibt dort so viel zu sehen, dass man wirklich immer beschäftigt ist und jedes Mal andere Orte sehen kann. Mit dem Auto fährt man, je nachdem wohin man möchte und wie der Verkehr ist, zwischen 45 Minuten und eineinhalb Stunden. Wenn wir zum Strand wollten, sind wir meistens nach Huntington Beach gefahren (circa 15 Minuten), aber es gibt noch andere sehr schöne Orte rund um Long Beach, wie zum Beispiel Laguna Beach oder Manhattan Beach. Disneyland ist nur 20 Minuten entfernt, aber leider sehr teuer, die Universal Studios sind da etwas günstiger, da es auch Angebote für Studenten gibt. Für mich hat sich aber trotzdem beides sehr gelohnt.
Long Beach hat eine sehr gute Lage, dementsprechend bietet es sich an, einige Roadtrips zu machen. Wir waren unter anderem in Santa Barbara, San Diego, San Francisco, Las Vegas, Grand Canyon und Joshua Tree Nationalpark und ich würde es jedem nur empfehlen, diese Orte zu besuchen. Über Spring Break bin ich mit ein paar Freundinnen nach Cancun und Tulum in Mexiko geflogen, was auch sehr schön war. Andere internationals sind in dieser Zeit nach Miami oder Hawaii geflogen, also es lohnt sich definitiv diese Woche für längere Reisen zu nutzen.
Einer der Vorteile am Beverly Plaza ist, dass man sehr viele internationals um sich hat und dementsprechend immer spontan etwas unternehmen kann. Außerdem haben viele Partys dort stattgefunden. Meistens haben wir uns am Pool getroffen und sobald die Security kam, sind wir zu jemandem ins Apartment gegangen. Über Kontakte kam man oft auch auf Hauspartys von Amerikanern, die meistens wirklich so waren, wie man es aus Filmen kennt. In Long Beach gibt es auch Möglichkeiten zum Feiern, wir waren meistens im Panama Joes, aber in Huntington Beach gibt es das Bungalow, was ich auch absolut empfehlen kann. Allerdings muss man wissen, dass so ziemlich alle Bars und Clubs spätestens um 2 Uhr schließen. Außerdem werden die Ausweise meistens wirklich streng kontrolliert, unter 21 ist es also schwierig, irgendwo reinzukommen.
Gut zu wissen
Ich habe zwar gewusst, dass die USA, speziell Kalifornien, teuer sind, aber war trotzdem etwas überrascht. Man muss für alle möglichen Kleinigkeiten bezahlen und immer kommen zusätzliche Gebühren dazu, bei denen mir nicht immer klar war, wofür. Lebensmittel sind auch eher teuer, aber bei Walmart zum Beispiel bekommt man einige Sachen günstiger.
Ich hatte Glück, dass zwei meiner Mitbewohnerinnen ein Auto hatten, denn ohne Auto kommt man fast nicht aus. Die Busverbindungen zur Uni waren super, aber für Freizeitaktivitäten ist es schwierig ohne Auto, denn die öffentlichen Verkehrsmittel in und um LA sind nicht die Besten. Außerdem war der Supermarkt um die Ecke ziemlich teuer und wenn man mal zu einem anderen wollte, war man zu Fuß oder mit dem Bus sehr lange unterwegs.
Ich habe lange überlegt, welchen Handyvertrag ich nehmen soll und habe mich letztendlich für mintmobile entschieden. Zu der Zeit, als ich ihn abgeschlossen habe, gab es ein gutes Angebot, aber auch sonst ist es relativ günstig. Das Gute daran ist, dass man eine esim beantragen kann, das heißt ihr könnt eure deutsche und die amerikanische Nummer parallel nutzen und müsst sie in der Zeit nicht wechseln.
Während des Semesters bleibt eigentlich nur Spring Break, um größere Reisen zu machen also nutzt die Zeit vor und nach dem Semester, um das zu machen. Das Visum erlaubt euch einige Zeit außerhalb des Semesters zu bleiben und es lohnt sich definitiv, sie zu nutzen.
Fazit
Es war schon so lange mein Traum, einige Zeit in den USA zu verbringen und ich bin so froh, dass ich es gemacht habe. In so kurzer Zeit so viele Orte zu sehen und Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen kennenzulernen ist wirklich einmalig. Ich bin so dankbar für alle Erlebnisse und Erfahrungen, die ich machen durfte. Es ist zwar teuer, aber für mich jeden Cent wert gewesen. Auch wenn es erstmal beängstigend ist, sobald ihr da seid, werdet ihr es nicht bereuen. Also: Macht diesen Schritt und genießt jede Sekunde, denn es geht leider viel schneller vorbei, als man gerne hätte!