27 Okt
Erfahrungsbericht von Freya W.

University of California, Irvine

Stadt: Irvine
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Biowissenschaften
Studientyp: Summer Sessions
Zeitraum: 08/2010 bis 09/2010

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe vom 02.08. – 08.09.2010 an der Summer Session II der UC Irvine teilgenommen. Da ich Biowissenschaften (Bachelor) studiere und ich meinen Master im biomedizinischen oder mikrobiologischen Bereich abschließen möchte, bewarb ich mich für die Kurse Virology und Analytical and Applied Epidemiology (AAE). Leider wurde AAE im Laufe der ersten Woche wegen Krankheit des Dozenten abgesagt. Stattdessen habe ich dann Brain and Dysfunction belegt. Da der Betreuer der Summer Session, Chris Vetter, kompetent und hilfsbereit war, verlief der nötige Kurswechsel (um den F1-Visum-Status zu behalten) sehr unkompliziert.

Meine zwei Vorlesungen waren sehr gut. Besonders Virology hat mir persönlich fachlich viel Neues gebracht, die Vorlesung war gut strukturiert und die Dozentin hat sich auch nach den Vorlesungen, neben ihren Sprechstunden, immer Zeit für die Fragen der Studenten genommen. (Amerikanische Studenten fragen deutlich mehr nach, auch während der Vorlesung, als deutsche.) Die Vorlesungen sind allgemein interaktiver und es findet (mehr) Dialog statt. Abgesehen von Hausaufgaben, die es nicht gab, fühlte ich mich ein wenig in die Schulzeit zurück versetzt. Besonders in Brain and Dysfunction haben wir viele Filme geguckt und immer eine „Question of the Day“ bekommen, die später auch alle in den Exams dran kamen.

Für meine zwei Fächer waren die Vorlesungsfolien völlig ausreichend zur Prüfungsvorbereitung. Die Dozenten stellen sie vor der Vorlesung bei EEE (sprich: triple I) rein, so dass man sie sich schon vor der Vorlesung anschauen oder ausdrucken kann. Es gab kaum einen Studenten, der sich die Folien nicht vorher ausgedruckt hatte. Das Drucken ist im Housing Office (direkt bei den Arroyo Vista Wohnheimen) kostenlos. Man muss nur sein eigenes Papier mitbringen.

Allgemein ist es üblich, sich die Bücher für die Vorlesungen zu kaufen und nach Abschluss des Kurses für die Hälfte an speziellen Ständen auf dem Campus wieder zu verkaufen. In der Bibliothek (Naturwissenschaften) kann der Dozent Bücher zurück legen lassen, die dann für 2 Stunden (!) ausgeliehen werden können. (Trick: nach 18 Uhr das Buch ausleihen, dann enden die „2 Stunden“ erst am nächsten Morgen um 8 Uhr, wenn die Bibliothek wieder öffnet. Wer das Buch zu spät abgibt, muss ordentlich zahlen: $2 pro angefangene überschrittene Stunde). Um ein zurück gelegtes Buch zu bekommen, müsst ihr am Empfang einfach nur euren Kurs nennen, die Bücher sind dort gelagert. Natürlich gibt es auch „normale“ Bücher. Die Plastik-ID Card ist gleichzeitig auch euer Bibliotheksausweis.

Nach zwei Wochen wurden die Midterm Exams geschrieben, am letzten Tag der Summer Session die Finals. Die Dozenten haben zur Prüfungsvorbereitung jeweils einen Studyguide erstellt, in dem alle Themen der Vorlesungen zusammen gestellt waren und die Aufgabentypen mit Beispielen dargestellt waren. Außerdem wurde jeweils (fast) die ganze Vorlesung vor einem Exam zur Wiederholung und für Fragen genutzt.

Gewohnt habe ich mit anderen Summer Session Studenten und Sprachkursteilnehmern in einem Haus im Arroyo Vista Wohnheim Komplex. Es waren jeweils Doppelzimmer mit einem Etagen-Badezimmer. Das Wohnzimmer und die Küche wurde von allen Hausbewohnern genutzt – ca. 30 Leute. Der Sauberkeitszustand hängt natürlich immer von den Benutzern ab. (Wer deutsche Wohnheime kennt, weiß so ungefähr, was ich meine.) Für die Reinigung des Wohnheims (außer den Zimmern) war eine Putzkolonne zuständig, die ihr Möglichstes gab.

Da alle Internationalen (Summer Session Studenten und Sprachkursteilnehmer) in einem Haus zusammengefasst wurden, waren wir ziemlich isoliert von den amerikanischen Studenten, die den Hauptstudentenanteil bei der Summer Session ausgemacht haben - insgesamt gab es nur 15 internationale Summer Session Studenten. Auch alle Veranstaltungen und Ausflüge waren nur für die Internationalen. Daher war der Kontakt zu den Amerikanern leider minimal. Vor oder nach der Vorlesung ins Gespräch zu kommen ist schwierig. Man sagt sich zwar Hallo und lächelt sich auch an, das war es dann aber auch schon. Erst am Montag der letzten Woche bin ich dann mit einem Studenten aus San Diego ins Gespräch gekommen, beim Kauf eines Kaffees. (Der ist übrigens sehr zu empfehlen; „Café Espresso“ bei der Rowland Hall.) Ich habe zwar so gut wie keine Amerikaner kennen gelernt, dafür aber Studenten aus Taiwan, Indien, Dänemark, Brasilien, Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland.

Einen kleinen Einblick in den „American Way of Life“ konnte man im Supermarkt und im Fitness Studio bekommen. Die Benutzung des Anteater Recreation Center ist für Summer Session Studenten kostenlos! Sobald ihr eure Plastik-ID Card habt, könnt ihr dort Alles nutzen. An der Information müssen lediglich jedes Mal eure Daten manuell eingegeben werden - Dauer ca. 30 Sekunden.

Arroyo Vista ist mit zügigem Schritt ca. 20 Minuten von der Rowland Hall und ca. 13 Minuten vom Extension Office entfernt, wenn man die „Geheimwege“ kennt. Ich bin mit einer Mitstudentin den Weg zu meinen Hörsaalgebäuden am Abend vor dem Beginn der Kurse abgelaufen, was sich als nötig erwies, da man sich auch mit „Karte“ (Übersichtsplan, den man zum Einzug ins Wohnheim bekommt) auf dem riesigen Gelände anfangs verlaufen kann.

Die Entfernungen sind teilweise immens und das öffentliche Verkehrssystem (www.octa.net) ist mit dem deutschen nicht zu vergleichen! Für ca. 7 Meilen bis zum Strand in Newport braucht man ca. 1 Stunde mit dem Bus (wenn alles klappt). Die Busse haben nur ungefähre Abfahrtszeiten, daher sollte man in jedem Fall 10 Minuten eher da sein. Das Geld für das Ticket, das beim Fahrer gekauft wird, muss immer passend sein, da Wechseln nicht möglich ist. Es werden auch keine Haltestellen angesagt, sondern immer nur die Straßenkreuzungen, zwischen denen dann die Stopps liegen. Besonders, wenn ihr abends mit dem Bus fahrt, bittet den Busfahrer beim Einsteigen euch an eurer Haltestelle bescheid zu sagen und raus zu lassen. Wo die Haltestellen sind, sieht man im Dunkeln so gut wie gar nicht und auch das Ziehen an der Haltewunsch-Leine statt Knöpfen sind links und rechts an den Fenstern durch den Bus Leinen gespannt, an denen man FEST ziehen muss, um dem Busfahrer anzuzeigen, dass man am nächsten Stopp raus möchte) führt leider nicht immer dazu, dass der Bus auch anhält.

Neben den schlechten Verbindungen und Fahrplänen ist zu erwähnen, dass hauptsächlich ärmere Leute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Ohne eigenes Auto ist man quasi kein (halbwegs wohlhabender) Mensch - es werden auch kurze Strecken nicht zu Fuß zurück gelegt. Man fällt laufend und Bus- fahrend in jedem Fall auf. Andererseits habe ich dadurch viel von Land und Leuten gesehen. Ein wenig Abenteuer war es natürlich auch, so ohne Karte durch Newport und Umgebung zu wandern …. .

Sich für die Zeit des Aufenthaltes ein Auto zu mieten, ist eine Überlegung wert. Bei Zip Car (http://www.zipcar.com/uci/) kann man Autos für $ 8 die Stunde inklusive Benzin mieten. Es wird eine einmalige Anmeldegebühr von $ 35 fällig. Wir hatten davon leider zu spät erfahren, aber wenn sich mehrere direkt am Anfang zusammen schließen, könnte es eine kostengünstige Alternative zum Taxi sein, mit dem man am schnellsten zu den Stränden und z.B. dem Einkaufscenter in Costa Mesa kommt. Ein Großraumtaxi zu bestellen, ist auch nicht immer leicht, weil manche Taxiunternehmen einen scheinbar nicht verstehen wollen, wenn man mehrfach betont, dass man ein Taxi für 5 Personen braucht. Aber Erfahrungen sind unbezahlbar und wenn man mit den richtigen Leuten auf das Taxi wartet, ist es einfach nur lustig und man kommt gar nicht dazu sich zu ärgern. Spätestens, wenn der Taxifahrer anfängt mit euch über Präimplantationsdiagnostik zu diskutieren wird´s spannend.

Wer nicht immer auf eigene Faust auf Tour gehen möchte: das Activities Center bietet jedes Wochenende Ausflüge z.B. zu den Universal Studios, nach Disneyland oder nach San Diego an. Sie sind gut organisiert und günstig, so dass sie eine bequeme Möglichkeit darstellen (besonders ohne Auto) etwas von Kalifornien zu sehen. Von der enthusiastischen Vorstellung des Activities Center bei der Einführung solltet ihr euch allerdings nicht blenden lassen - die Unterstützung für Ausflüge in Eigeninitiative ist gleich Null - egal, was sie vorher erzählen.

Von der Anmeldung über College Contact bis zur Übersendung des Official Transcripts nach der Summer Session funktionierte alles problemlos. Für jede Frage und jedes Problem gab es sowohl in Deutschland (Annika Uhlig), als auch in Irvine einen passenden Ansprechpartner (besonders Chris Vetter).

Den angebotenen Pickup Service kann ich nur empfehlen, da man direkt vom Flughafen zu den Wohnheimen gebracht wird und auf der Fahrt auch schon neue Leute kennen lernt.

Da ihr im Wohnheim nur einen LAN-Internetzugang habt, solltet ihr euch am besten aus Deutschland schon ein LAN-Kabel mitbringen. Sonst müsst ihr es erst im Bookshop auf dem Campus kaufen. Auf dem Campus habt ihr WLAN.

Nach meiner Summer Session bin ich noch 2 Wochen rumgereist, um mir den Grand Canyon, das Death Valley, Las Vegas, den Yosemite National Park und San Francisco anzuschauen. Je mehr Zeit ihr habt, desto besser. (Ich musste leider direkt danach noch eine Klausur in Deutschland schreiben, weshalb ich nicht noch länger dort bleiben konnte.)

Ich hatte bewusst vor meiner Reise nach Irvine noch keinen Rückflug gebucht, damit ich flexibel bin. Ich ging davon aus, jemanden dort kennen zu lernen, mit dem ich dann noch herum reisen kann. Das hat auch wunderbar geklappt. Meinen Rückflug hatte ich dann nach den ersten 2 Wochen gebucht, als die Grundplanung für unsere Reise stand. Hierzu empfiehlt es sich ein Tourenset beim ADAC zu bestellen (für Mitglieder kostenlos), weil neben den Karten auch gute Reiseführer dabei sind.

Wir hatten uns ein Auto durch meine Eltern über den ADAC in Deutschland buchen lassen, da dann alle Versicherungen schon mit inbegriffen sind und es nicht so teuer wird, wenn man noch keine 25 ist. (Die Konditionen für eine Wagenmiete in Amerika weichen deutlich von denen in Deutschland ab.) Ein Internationaler Führerschein ist ratsam.

Da es noch so viele Dinge gibt, die wichtig sein könnten, oder die euch vielleicht interessieren, beende ich meinen Erfahrungsbericht jetzt hier. Wer mehr wissen möchte kann mir gerne eine E-Mail schreiben, College Contact kann euch meine Adresse geben.

Sowohl fachlich, sprachlich, als auch menschlich war die Summer Session an der UC Irvine ein voller Erfolg, für den sich die Kosten und Mühen (Visum, etc.) in jedem Fall gelohnt haben.