California State University Long Beach
Für mich stand schon anfangs meines Studiums in Deutschland fest, ein Semester in den USA zu machen. Wir werden so sehr durch dieses Land in Unterhaltung, Technologie und vielen weiteren Themen beeinflusst, das sollte man sich vor Ort anschauen. Die Auswahl der richtigen Universität war trotz der zahlreichen Informationen schwierig. Letztendlich landete ich an der California State University Long Beach aufgrund eines Zufalls durch Corona, was in der Nachbetrachtung der perfekte Ort war.
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Vor dem Semester
Die Bewerbung und Ausfüllen aller Formulare ist einfach und alle Vorgaben sind klar ersichtlich. College Contact prüft dann auch die Dokumente auf Vollständigkeit, damit alles sicher klappt. Einer der ersten Schritte, nachdem man akzeptiert wurde, ist die Beantragung des F-1 Visums. Man muss einige Fragen beantworten und neben der Visumsgebühr die SEVIS-Gebühr bezahlen, das kostet Zeit und Geld, sollte aber wirklich keine Hürde oder Bedenken darstellen. Vorgaben der Universität wie Impfungen sollte man auch rechtzeitig auf dem Schirm haben, da teilweise mehrere nötig sind. Hier werden aber ebenso alle Vorgaben klar kommuniziert und die entsprechenden Personen sind bei Rückfragen schnell zu erreichen.
Generell gab es zwei Zoom-Calls im Voraus in der Kelly und Christoph (die zuständigen Personen für uns) alles Wichtige erwähnten und auch direkt Fragen beantworteten (was natürlich jederzeit auch per Mail möglich ist). Mit Visum, bezahlter Krankenversicherung (hier empfiehlt sich zur Uni-eignen noch eine deutsche, insbesondere weil nur die direkte Semesterzeit Versicherungszeitraum ist, aber vor allem wegen des Heimtransports nach Deutschland im ernsten Krankheitsfall), bezahlter Studiengebühr und Impfvoraussetzungen hat man fast alles und ist bereit für das Auslandssemester. Zusammengefasst bin ich sehr glücklich mit den Informationen und den Kontaktmöglichkeiten im Voraus.
Wohnen
Wie in Deutschland, gibt es in Long Beach die Herausforderung bezahlbaren und guten Wohnraum zu finden. Ich nutzte die von der CSULB bereitgestellten Ressourcen und Portale. Grundsätzlich ist es relativ schwer, zum einen ist man nicht vor Ort für eine Besichtigung oder Kennenlernen von WGs, zum anderen sucht man bei einem Auslandssemester eine Unterkunft für nur circa vier Monate, was für keine:n Wohnungsgebenden oder WG attraktiv ist. Die meiste Zeit nutzte ich Facebook, dort werden vor allem viele WG-Zimmer angeboten. Sehr oft auch Zimmer, die geteilt werden.
Am Ende entschloss ich mich aber bewusst in den Dorms der Uni zu bewerben. Es gibt drei Hauptwohnheime (Parkside, Hillside und Beachside) und man konnte sich nicht aussuchen, wo man wohnen möchte. Es gibt ebenso Communities, die sich Häuser teilen (zum Beispiel LQBTQIA oder internationales Haus). Die Rückmeldung und Unsicherheit dauert etwas, aber danach ist alles gut organisiert. Direkt nach meinem Check-In stellte sich meine Resident Assistant vor, die mich sehr willkommen hieß und während des Semesters immer zur Verfügung stand.
Ich teilte mir ein relativ kleines und altes Zimmer mit einem Nordkalifornier. Es ist sehr ungewohnt mit einem Fremden das Zimmer zu teilen, aber entwickelte sich ziemlich gut. Wir fanden schnell Themen und für mich eröffnete sich die Gelegenheit, ausführliche Fragen über die USA und Amerikaner:innen zu stellen. Verpflichtend wählt man einen Mealplan, der günstigste bietet zehn Essen (Früh-, Mittag- oder Abendessen, wobei am Wochenende Brunch ist) pro Woche, der teuerste 19. Anfangs war der Zwang und die fehlende eigene Küche einer meiner Bedenken, aber sich Essen abholen hat sich am Ende als bequem herausgestellt. Man kann entweder direkt in der Mensa essen oder nimmt sich das Essen und Getränk einfach mit. Es gab in der Regel drei Hauptspeisen, Pizza, vegetarische Angebote und Salate. Zwar führte unser Gebäude einige Events durch, aber ich hatte weniger den Eindruck dort eine Community zu sein, sondern jede:r hat eigenständige Freundinnen und Freunde.
Universität
Im Syllabus findet man alles Wichtige zu den Kursen, neben Inhalt also vor allem auch die Art der Bewertung und welche Leistungen gefordert sind. Im Vergleich zu Deutschland fand ich die Kurse einfach und obwohl der Lernaufwand wegen der Schwierigkeit weniger sein sollte, war er wegen ständiger Hausaufgaben, Assignments oder Quizzes doch höher als in Deutschland. Grundsätzlich habe ich aber nur wenige Stunden pro Woche außerhalb meiner vier Module für die Uni verwenden müssen. Die Lehrform erinnert eher an Schulunterricht als an Vorlesungen. Drei meiner vier Klassen hatten Anwesenheitspflicht. In Insurance Principles hatten wir wöchentlich eine Hausaufgabe und insgesamt vier Tests verteilt auf das Semester. Die Benotungsarten variieren sehr nach Kurs, deswegen vorher prüfen und nach persönlichem Empfinden auch mit in die Kurswahl einbeziehen. Die ständigen Leistungsnachweise sind zwar nervig, aber führen so zu nahezu perfekten Noten.
Die Wahl erfolgt bereits im Voraus mit zehn Wunschfächern. Während des Starts des Semesters erfährt man dann, welche Kurse für einen gebucht sind. Man hat dann die Möglichkeit nach Kontaktaufnahme zum Dozenten Kurse zu wechseln. So baute ich mir einen Stundenplan mit zwei freien Tagen in der Woche zusammen. Ich war rundum zufrieden mit meinen Dozenten. Sie sind rücksichtsvoll, leicht zu erreichen und gut ausgebildet. Vorher kann man auch für die meisten im Internet Bewertungen abrufen. Im akademischen Bereich hatte ich zusammenfassend keine Probleme und habe gerne die neuen Themen gelernt.
Der Campus ist nicht nur ein riesiger Parkplatz, sondern hat auch Vieles zu bieten. Vom japanischen Garten über ein kleines Kunstmuseum bis hin zur Bowlingbahn gibt es hier wirklich ein großes Angebot. Ich muss gestehen aber wenig auf dem Campus gewesen zu sein, weil meine Unterkunft und mein Gebäude (College of Business) am Rand liegt und der Weg sonst zu weit gewesen wäre. Im Bookstore kann man vieles kaufen, auch vor allem viele CSULB-branded Produkte. Das Fitnessstudio steht uns kostenlos zur Verfügung und ist sehr groß. Generell hat die CSULB ein großes und weites Sportangebot. Regelmäßig gibt es Wettkämpfe gegen andere Universitäten, die wir als Studierende kostenlos besuchen dürfen. Ich ging gerne zum Basketball in der Walter Pyramide, ein wirklich dynamisches und unterhaltsames Sportevent.
Freizeit
Das Freizeitangebot ist wirklich extrem groß, schließlich ist man in einer der größten Metropolregionen Nordamerikas. Von touristischen Zielen wie das Hollywood-Sign oder der Walk of Fame über Unterhaltungshotspots wie das Disneyland oder Universal Studios (die ich sehr empfehlen kann) bis hin zu Standardfreizeitgestaltungsmöglichkeiten hat man wirklich keine Lücken. Der Pazifik ist stets schnell zu erreichen, wobei ich den Strand von Long Beach weniger angenehm fand und oft Richtung Malibu oder Orange County dafür fuhr.
Während meiner Zeit dort habe ich eine Leidenschaft fürs Wandern entwickelt. Ich konnte so viele atemberaubend schöne Routen erleben. Der Los Angeles Raum hat auch topographisch viel zu bieten, von wunderschön großen Stränden braucht man nicht lange in eine bergige und im Winter schneeweiße Landschaft im Angeles National Forest. Meine wöchentlichen Wanderungen vermisse ich wirklich sehr, stets begleitet von Sonne und einem tollen Ausblick. Ich habe auch viele Museen erkundet, mein absolutes Highlight war ein echtes Space Shuttle im California Science Center zu sehen.
Besonders die einwöchige Pause im Semester und die Zeit nach dem Studium lohnt sich für das Reisen. Las Vegas, der Hoover Dam und Grand Canyon sind Ziele in Richtung Osten; Richtung Norden Kaliforniens fährt man schön über den Pacific Highway 1 entlang der Küste nach San Francisco oder sieht atemberaubende Landschaften im Yosemite Nationalpark. Kalifornien hat so viel zu bieten, aber man muss auch bedenken, dass der Staat größer als Deutschland ist, weswegen man sich nicht überschätzen sollte und lieber weniger als mehr planen sollte.
Transport
Ich hatte anfangs versucht, auf ÖPNV und Fahrrad zu setzen. Fahrrad habe ich direkt ausgeschlossen, ich hätte mich nicht auf 4-spurigen Straßen bei 40 Meilen pro Stunde der Autos sicher gefühlt. In Long Beach fahren Busse, die zusammenfassend okay waren. Zum Strand bin ich des Öfteren damit gefahren und hatte keine Probleme. Nach Los Angeles nutzt man die Metro, die nicht nur sehr lange braucht, sondern die auch oft voller Obdachloser war. Ich fühlte mich nicht wohl und nicht sicher sie zu nutzen.
Grundsätzlich sind amerikanische Städte aber auch nicht wie europäische, dort funktioniert ÖPNV schlichtweg kaum. Städte sind riesig, Abstände groß und entsprechend ist ein Auto absolut nötig. Deswegen mietete ich mir für 1.199 US-Dollar pro Monat inklusive Versicherung einen Mietwagen. Ein happiger Preis, aber der gab mir so viel Freiheit, um überhaupt meine Zeit dort wirklich nutzen zu können mit Ausflügen oder einfach Fahrten des täglichen Bedarfs. Die Los Angeles Area ist eine der staureichsten Regionen schlechthin, deswegen wird man nach dem Aufenthalt ein Experte in Stop-Go-Traffic, aber man gewöhnt sich daran, auch wenn es nervig ist und extrem die Fahrzeit verlängert. Fahren in den USA hat mir im Vergleich zu Deutschland keine Probleme bereitet.
Praktisches
Man kann die Notwendigkeit eines Autos nicht oft genug betonen. Direkt nach meiner Ankunft in den Dorms war ich superdurstig und wie in europäischen Städten gewöhnt öffnete ich Maps und suchte nach dem nächsten Supermarkt. Ein Target im Norden des Campus war das Ergebnis, also machte ich mich auf dem Weg und brauchte circa 25 Minuten per Fuß dorthin. Nach meinem Semester würde ich das so nicht mehr machen, nicht nur weil der Weg schlicht zu lange ohne Auto oder wenigstens Uber/Lyft ist, sondern vielmehr auch, weil nicht jedes Viertel in den USA sicher ist. Glücklicherweise scheint aber die Umgebung um den Campus sehr sicher, also dort war es weniger das Problem.
In Los Angeles bei einem Ausflug war es aber komplett anders. Ich erkundete das Finanzdistrikt, also Wolkenkratzer und teure Restaurants. Ich suchte nach Fast Food Restaurants und wie gewohnt startete ich einfach die Routenführung. Nach zwei Metrostationen war ich in einer komplett anderen Umgebung. Es war ein großer Markt und ich war die einzige weiße Person dort. Es war wirklich ein komisches Gefühl, denn von einem so diversen Land wie den USA erwartet man nicht eine deutliche Trennung von sozialen Schichten und Menschen. Nachdem ich wieder wegfuhr, erfuhr ich über dieses Viertel, dass es wegen der sozial ärmeren Bevölkerung einer der Kriminalitätsschwerpunkte von LA war. Deswegen mein Hinweis, nicht einfach dem Navi folgen, vor allem wenn per ÖPNV oder Fuß unterwegs, aber auch im Auto.
Fazit
Das Auslandssemester war wirklich die beste Zeit meines Studiums. Alles war gut organisiert und verlief nach Plan. Das Akademische war sehr gut machbar und hat auch Spaß gemacht. Aber was ich wirklich vermissen werde, sind die Freizeitmöglichkeiten dort. Die Region ist unglaublich schön und vielfältig. Man kann wirklich alles machen, was einen selbst erfüllt - vorausgesetzt man hat ein Auto. Die Menschen in den Staaten sind wirklich sehr nett, offen und hilfsbereit. Insbesondere war die Wahl der Dorms die richtige Entscheidung, denn so ist man „gezwungenermaßen“ in direkten und starken Kontakt mit einem Local. Ich habe mich rundum willkommen gefühlt und würde jederzeit das Semester erneut antreten. Ich kann die Uni, die Stadt und das Land wirklich wärmstens empfehlen.