15 Mai
Erfahrungsbericht von Charlotte A.

Universitat Autònoma de Barcelona


Stadt: Barcelona
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2019 bis 04/2019
Heimathochschule: Stuttgart DHBW

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Einmal in Spanien leben – das war lange Zeit ein großer Wunsch von mir. Mit meinem Auslandssemester an der Universitat Autònoma de Barcelona habe ich mir genau diesen Wunsch erfüllt und jeden Tag in der katalanischen Hauptstadt genossen. Nach einer Studienfahrt im Jahr 2015 hatte ich mich so in diese wunderschöne Stadt am Mittelmeer verliebt, dass ich unbedingt wiederkommen musste!

Doch bevor das Abenteuer losging, gab es natürlich einiges zu erledigen. Neben dem Organisatorischen, welches mithilfe der Agentur College Contact einfach war, galt es sich für Kurse zu entscheiden, eine Wohnung zu suchen, den Flug zu buchen, zu packen etc.. Begonnen habe ich mit der Kurswahl und die UAB hat es einem da in keinem Falle leichtgemacht, denn die Auswahl ist riesengroß. Für Studenten aus dem Ausland gibt es an der UAB ein besonderes Programm, das Pre-Established-Program. Das hat zur Folge, dass alle Kurse ausschließlich mit Studenten aus dem Ausland zusammen stattfinden und man nicht an dem großen Campus, der außerhalb der Stadt liegt, unterrichtet wird, sondern in zwei unterschiedlichen Gebäuden, die zentral liegen (das eine, Eixample, befindet sich nur drei Fußminuten zur Station Passeig de Gràcia entfernt, das zweite, Sant Pau, befindet sich in der Nähe der Sagrada Familia).

Zusätzlich hat dieses Programm zur Folge, dass die Kurse ähnlich groß sind wie an der DHBW, also maximal 30 Personen. Durch die Internationalität des Programms ist Englisch die Kurssprache, alle Fächer fanden auf Englisch statt, man musste sich zunächst an den spanischen Akzent gewöhnen, danach lief die Verständigung aber problemlos. Wer zusätzlich zum Alltags-Spanisch noch einen Spanischkurs belegen möchte, kann das auch, dieser wird in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen angeboten.

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Kurse

Durch meinen Studiengang hatte ich bezüglich der Kurswahl drei konkrete Kriterien zu beachten: Die Fächer HR und Finance mussten abgedeckt sein und ich musste 20 ETCS erreichen. Da jeder Kurs an der UAB mit 6 ETCS bewertet wird, waren somit mindestens vier Fächer zu wählen. Ich habe mich für folgende Wahl entschieden:

  1. International Finance
  2. Human Resources Management
  3. Business in Action – Local Companies in a Global World
  4. Managerial Skills for International Business

Jeder der Kurse hatte eine Dauer von zwei Mal 1,5 Stunden pro Woche, wodurch man auf zwölf Wochenstunden kommt, die verteilt von Montag bis Donnerstag stattfinden, freitags ist generell kein Unterricht. In beiden Gebäuden gibt es Räume, in denen man zusätzlich zum Unterricht noch arbeiten kann, im ersten Gebäude hat es einen kleineren Computerraum, im zweiten Gebäude gibt es eine große Bibliothek. Diese werden auch regelmäßig benötigt, denn was ich als großen Unterschied zur DHBW wahrgenommen habe, ist der Fakt, dass viele Aufgaben außerhalb des Unterrichts zu erledigen waren, es viele Hausarbeiten, auch mal Gruppenprojekte und Berichte zu verfassen gab. Ebenfalls zu erwähnen ist, dass es Midterms gibt, also eine zweite Prüfungsphase in der Mitte des Semesters. Insgesamt kann ich sagen, dass ich jedes der oben genannten Fächer interessant fand und es wieder wählen würde, hierzu nun aber eine genauere Beschreibung.

International Finance bei Cristina Vinyes (SA2008E):

Dieses Fach hatte hauptsächlich Wechselkurse, deren Berechnung in unterschiedlichen Weisen und durch unterschiedliche Mittel, die wirtschaftlichen Auswirkungen und involvierte Risiken zum Thema. Durch Case Studies zu aktuellen Themen wurde die Bedeutung von unterschiedlichen Währungen deutlich. Der Unterricht an sich ist sehr praktisch gestaltet, meist bestand eine Einheit aus einem kurzen Theorieteil, dem gemeinsamen Rechnen einiger Aufgaben und einer Revision, oft ergänzt durch einen kleinen Test.

Human Resources Management bei Maydo Arderiu (SA2044E):

Dieses Fach überraschte mich inhaltlich am meisten, da ich von HRM eigentlich eine klare Vorstellung der Inhalte hatte. Die Dozentin Maydo gestaltet ihren Unterricht ein bisschen anders, als man es hier gewohnt ist und somit wurde HRM zu einer sehr interaktiven und abwechslungsreichen Veranstaltung. Das gesamte Semester war durch ein Dokument geprägt, die drei Monate erarbeitete jeder einen Marketing Plan für sich selbst. So bearbeiteten wir alle zentralen Elemente des HRM, doch waren sie stets mit uns als Individuen verbunden. Dieser Marketing Plan enthielt beispielsweise eine persönliche berufliche und private Vision, Werte, die uns wichtig sind und eine Lebensstrategie. Die anfängliche Skepsis verschwand schnell und ich konnte viel über mich, mein privates Umfeld und meine Arbeitswelt lernen.

Business in Action: Local Companies in a Global World bei Gabriel Izard (SA2043E):

Wie der Name schon sagt, ging es bei diesem Fach darum, lokale, also spanische und katalanische, Unternehmen kennenzulernen und zu analysieren. Hierbei halfen einerseits Case Studies, die im Unterricht und mittels Hausarbeiten bearbeitet wurden und andererseits Besuche von lokalen Unternehmen, die wir mittels Gruppenarbeiten und Präsentationen analysierten und verglichen. Durch Diskussionen versetzten wir uns in die Lage unterschiedlicher Stakeholder, verglichen die Unternehmen mit US-amerikanischen, deutschen und asiatischen Firmen und entdeckten Trends für unterschiedliche Industrien. Der Unterricht war sehr interaktiv gestaltet, der Dozent brachte ein breites Wissen mit und die lokalen Unternehmen, darunter der Autohersteller Seat oder die lokale Bierbrauerei Damm, die weltweit exportiert, haben spannende und sehr aufschlussreiche Führungen vorbereitet. Dieses Fach hat mir besonders gezeigt, dass spanische Unternehmen sehr anpassungsfähig sind und die spanische Wirtschaft alles tut, um ihre momentane Lage zu verbessern.

Managerial Skills for International Business bei Maydo Arderiu (SA2041E):

Als „Credit Filler“ konnte ich diesen Kurs komplett frei wählen und ähnlich wie schon bei HRM hat Maydo auch Managerial Skills sehr abwechslungsreich gestaltet. Theorie wurde durch Indoor- und Outdoor-Aktivitäten, Filmsequenzen und Praxisbeispielen aus ihrer Karriere ergänzt. Das Ziel dieses Kurses war es, uns wichtige Management-Theorien näher zu bringen und Fähigkeiten, die einen guten Manager ausmachen, zu verstärken. Nicht nur methodisch, sondern auch inhaltlich ist dieser Kurs sehr abwechslungsreich gestaltet, neben Motivation, Leadership und Teamarbeit wurden auch Themen wie Verkaufsstrategien oder Expatriates behandelt.


Unterkunft

Nachdem die Kurse gewählt waren, machte ich mich langsam auf die Suche nach einer Wohnung. Recht schnell war klar, dass ich mit drei Kommilitonen zusammenziehen werde. Uns war es wichtig, dass wir relativ zentral wohnen wollen, am liebsten in Barcelonas Altstadt oder am Strand. Verschiedene Seiten bieten eine Kurzzeitmietung an, wie beispielsweise www.airbnb.com, www.spotahome.de oder www.shbarcelona.de. Wir haben uns letztendlich für Letztere entschieden, eine lokale Agentur, die zwar eine relativ hohe Agenturgebühr verlangt, jedoch Zuverlässigkeit und, noch wichtiger, gleich große Zimmer bietet. Für eine Wohnung mit vier Schlafzimmern, einem großen Wohnzimmer mit Fernseher, einer modernen Küche mit Esstisch, einem Lernraum mit größerem Tisch und zwei Bädern haben wir jeweils knapp 490€ pro Monat gezahlt.

Unsere Wohnung lag im Viertel El Raval, man vergleicht es gerne mit Kreuzberg in Berlin, ein Viertel, das gerade im Umbruch ist und das Zuhause für viele verschiedene Kulturen und Nationalitäten ist. Tagsüber tobt hier das Leben, durch die Nähe zur Rambla und der Station Liceu treiben sich vor allem ab März viele Touristen herum, nachts jedoch empfiehlt es sich vorsichtig zu sein – wobei dieser Aspekt eindeutig für ganz Barcelona und nicht nur ausschließlich für El Raval zutrifft. Von unserer Wohnung waren wir in wenigen Minuten an der Rambla, in zehn Minuten am Hafen, in sechs Minuten bei der nächsten Bus- und Metro-Station, in zwanzig Minuten bei der Uni und in zehn Minuten bei Lidl.


Mobilität

Für Metro, Bus und Zug haben wir uns ein Jugend-Trimester-Ticket gekauft, für 105€ konnten wir drei Monate lang so oft fahren, wie nötig. Trotz Großstadt lässt sich in Barcelona auch sehr viel zu Fuß erreichen, Fahrrad oder E-Scooter lassen sich ab 10€ pro Tag (bei E-Scooter eher 10€ pro Stunde) problemlos mieten. Da wir zwei Mal auch mit dem Auto Roadtrips gemacht haben, einmal entlang der Costa Brava mit Girona als Endziel und einmal Richtung Süden mit dem Ziel Valencia, mussten wir uns dafür ein Auto mieten. Dies ging problemlos und auch wenn man spontan ein Auto braucht, kann man sich eines für den nächsten Tag mieten. Je nach Auto, Alter des Fahrers und Versicherungsumfang fällt der Preis unterschiedlich aus, wir waren beide Male bei ungefähr 80€ pro Tag. Hier hinzu kommen natürlich noch Spritkosten und wenn man Autobahn fährt auch Mautkosten. Diese können je nach Strecke relativ hoch ausfallen, das sollte man auf alle Fälle beachte und vielleicht auch vorher recherchieren.


Freizeit

Doch auch außerhalb der Vorlesungen konnte ich vieles lernen, habe spannende Erfahrungen gemacht und meine drei Monate in Barcelona vollends genossen. Barcelona bietet ein riesiges Freizeitangebot, die Kultur der Spanier ist etwas ganz Besonderes und durch die viele Freizeit hatten wir auch genug Zeit, in Spanien, Portugal und Marokko zu reisen. Jetzt aber erstmal wieder zurück zu Barcelona.

Wenn ich fünf Dinge nennen müsste (überhaupt nicht einfach, sich auf fünf Punkte zu beschränken!), die mir dort am meisten gefallen haben und die ich am stärksten vermisse, wären es folgende:

Den Sonnenuntergang von den Bunkern anschauen

Die Bunker sind eine verfallene Anlage auf einem der Hügel Barcelonas und mittlerweile ein echter Treffpunkt für Studenten, da die Aussicht atemberaubend und die Stimmung echt toll ist.

Wie die Spanier feiern bis es wieder hell wird

In Spanien scheinen die Uhren ein bisschen anders zu gehen, zu Abend isst man meist erst um 21:30 Uhr und dementsprechend ist man auch frühestens um 1:30 Uhr auf der Party. Das kann schon einmal dazu führen, dass man mit Sonnenaufgang nach Hause kommt, nachdem man zu spanischem Reggaeton die Nacht durchgetanzt hat. Nicht nur in Sachen Clubs hat Barcelona einiges zu bieten, auch unendlich viele Bars mit beeindruckenden Cocktailkarten laden dazu ein, die Nacht zum Tag zu machen.

Fahrradtour am Strand und am Hafen entlang

Wie oben beschrieben, lässt sich ein Fahrrad blitzschnell mieten und die Promenade ist perfekt geeignet fürs Fahrradfahren.

Eis essen mit Blick auf die Sagrada Familia

Neben der Sagrada Familia gibt es kleine Parks und wenn man Glück hat, bekommt man auch ein Plätzchen mit Blick auf das wunderschöne, allerdings immer noch nicht fertige, Gebäude.

Durch Barrio Gotico und El Born schlendern

Diese beiden Viertel gehören zur Altstadt Barcelonas und haben neben wunderschöner Architektur, kleinen Gässchen und einladenden Restaurants kleine Geschäfte zu bieten, die nicht nur Souvenirs, sondern noch viel mehr verkaufen. Man muss nur aufpassen: Verlaufen ist hier garantiert, also einfach weiterlaufen, irgendwann kommt man am hoffentlich richtigen Ende wieder raus!


Ausflüge

Wie zuvor bereits erwähnt, nutzten wir unsere Wochenenden teilweise auch dazu, Spanien zu erkunden. Neben der Hauptstadt Madrid, die uns mit ihrem königlichen Charakter beeindruckte und unseren Roadtrips nach Girona und Valencia, besuchten wir Sevilla, eine Stadt im südlichen Andalusien. Alle vier Orte sind wunderschön und haben ihren ganz eigenen besonderen Charme, doch vor allem Sevilla hat mich sehr beeindruckt und ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Auch Lissabon in Portugal und Fès in Marokko waren wunderschöne Erlebnisse, beide Städte auf ihre Art sehr außergewöhnlich und wunderschön.


Tipps

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die man bei der Wahl beachten sollte. Barcelona ist eine sehr touristische Stadt, ab Mitte März wird das besonders deutlich, denn dann ist die Rambla voll mit Touristen und man hört mehr Deutsch und Englisch auf den Straßen als Spanisch beziehungsweise Katalan, die Amtssprache Kataloniens, die in Barcelona weitverbreitet ist. Das hat zur Folge, dass die Preise für den Nahverkehr, Restaurants und Eintritte im Vergleich zu Deutschland noch durchschnittlich, im Vergleich zum Rest Spaniens jedoch hoch ausfallen. Zusätzlich locken die vielen Touristen auch Taschendiebe an, weshalb man wirklich zu jeder Zeit, vor allem aber auf öffentlichen Plätze und in der Metro, auf seine Wertsachen aufpassen muss. Die Studiengebühren in Barcelona fallen, vor allem im Vergleich zu Sevilla, mit etwa 2850€ relativ hoch aus und das Semester ist zusätzlich noch etwa 1,5 bis 2 Monate kürzer als das in Sevilla.

Trotzdem würde ich mich immer wieder für Barcelona entscheiden und bin mehr als dankbar für die wunderschöne Zeit in einer der schönsten Städte Europas.